Imprimatur wird verweigert [mit Happy end]

das_reh
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Imprimatur wird verweigert [mit Happy end]

Beitrag von das_reh »

Hallo in die Runde,

ich habe aktuell das Problem, meine Arbeit nicht veröffentlichen zu können. Sie wurde im Sommer 2019 mit magna cum laude bewertet. Seit fast einem Jahr hänge ich nun in der Korrekturschleife fest.

Nach einem Gespräch mit meinem Erstbetreuer hat sich herausgestellt, dass er das eingereichte Manuskript mangelhaft fand und die Prüfung lediglich als "Vorschusslorbeeren" betrachtet hat. Im Gutachten hatte er allgemein darauf hingewiesen, an welchen Stellen er Ergänzungen erwartet, aber nicht wie umfangreich diese sein sollten. Keine einzige Korrektur meinerseits lässt er gelten, äußert sich aber auch nicht konkret dazu, was er erwartet.

Stattdessen wiederholt er immer wieder, dass ich die Arbeit bitte intensiv und ausführlich überarbeiten soll, bevor ich sie ihm wieder vorlege, da er keine Lust hat, immer wieder unfertige Versionen zu lesen. Jetzt bin ich ratlos. Während der Schreibphase hat er mir eigentlich immer freie Hand gelassen und war mit allen Vorschlägen meinerseits zufrieden. Was würdet ihr mir raten?
Zuletzt geändert von Sebastian am 21.10.2021, 22:23, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Betreff um den Fortgang ergänzt :-)
das_reh
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Re: Imprimatur wird verweigert

Beitrag von das_reh »

Hallo nochmal,

das Problem hat sich offensichtlich erledigt. Ich habe heute den Studiendekan eingeschaltet und bekomme Unterstützung vom Dekanat. Ich bin offensichtlich nicht der einzige Fall in den letzten Jahren. Der Betreuer ist bereits emeritiert und offensichtlich nicht mehr in der Lage, die Betreuung adäquat durchzuführen. Auch solche Fälle gibt's also ...
Zuletzt geändert von Sebastian am 17.05.2021, 21:12, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Beitrag freigegeben um 21:10 h
MeisterLampe85
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Re: Imprimatur wird verweigert

Beitrag von MeisterLampe85 »

Hallo das_reh,

ich kann dich sehr gut verstehen, ich hatte genau das gleiche Problem :D (da gibt es eigentlich auch nichts zu lachen).

Mein Doktorvater hatte auch nach der Verteidigung über einen langen Zeitraum immer wieder seitenweise Änderungen oder -um es in seinen Worten zu sagen "Auflagen"- formuliert. Er wurde dabei ebenfalls nicht wirklich konkret, wurde zusehends ausfallend und beleidigend, die ganze Angelegenheit wurde immer zäher und er hat selbst bestimmt wann die "Auflagen" in seinen Augen erfüllt sind oder nicht, im Zweifel kommen einfach zusätzlich welche dazu :lol: .

Mir war aber leider von Anfang an klar, was hier seine Intention war. Da ich zum Schluss meiner Doktorandenzeit am Insitut in Ungnade gefallen war, wollte er mich mürbe machen, mit dem Ziel dass ich aufgebe. Eigentlich hatte ich gehofft, dass er es iwann gut sein lässt da zur Veröffentlichung auch eine Frist existiert, aber er hat da nicht locker gelassen und sein Spiel weitergespielt.

Nach einem persönlichen Gespräch habe ich ihn mit dieser meiner Vermutung konfrontiert, diese hat er aber vehement bestritten. Es ging und es geht zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr um Wissenschaft, das Promotionsverfahren ist mit der Disputation abgeschlossen. Hab ihn auch mit der PromO konfrontiert und ihn gefragt, ob es denn in seinen Augen Sinn macht, dass ich nach der Verteidigung die ganze Arbeit mehrmals!!! komplett umschreibe: "Er darf ALLES!" war die Antwort und gedroht "du machst das so lange, bis es mir gefällt. Gefallen wird es mir aber nie!". Eine konstruktive Lösungsfindung war zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen.

Da ich zu diesem Zeitpunkt seit Jahren berufstätig war und ich für dieses Affentheater keine Zeit und vor allem Nerv mehr hatte (für Unterwürfigkeit, die eigentlich immer geht, war es schon zu spät. Und in der Industrie habe ich gelernt, nicht lange zu fackeln wirklich scharf zu schießen :D ), habe ich dann an mehreren Stellen gleichzeitig Feuer gelegt (Zweitgutachter, Promotionsausschuss, Dekan, Rechtsabteilung). Ich musste es in dieser Reihenfolge durchziehen, hat noch eine ganze Weile gedauert, aber zu verlieren hatte ich nichts mehr.....und unterm Strich hat´s funktioniert!

Also ich würde an deiner Stelle:
1) erst mal versuchen mit deinem Prof. ganz nüchtern, neutral, sachlich reden. Ihm vielleicht auch (vorsichtig) klar machen, dass ja in Anbetracht der Frist ein Ende existieren muss, du noch die 3-5 Sachen machst und dann ist gut.
2) wenn das nichts hilft, und er sich aus welchen Gründen auch immer, quer und stur stellt, oder du nur das Gefühl hast, dass es so zu nichts führt, dann rate ich dir lieber heute als morgen draufhauen, mit aller Wucht drauf! Nicht unterkriegen lassen, auf Angriff gehen Druck aufbauen, weil mit dem können diese selbstherrlichen Götter nicht umgehen. Sie können es lange ignorieren, aber iwann wird es zu heiß, spätestens dann, wenn einer für den anderen einstehen soll, dann knicken die ein und geben auf.....Das funktioniert aber eben nur, wenn dein Weg dich bereits aus dem akademischen Elfenbeinturm herausgeführt hat und du nicht vor hast iwann dahin zurückzukehren.

Wenn du detailliert wissen willst, wie ich es angestellt habe, kannst mir gerne eine PM schreiben. Dann können wir uns mal darüber unterhalten. Aber das Wichtigste: Gib nicht auf! Du bist kurz vor dem Ziel!

Einen schönen Abend wünscht dir/euch,
MeisterLampe
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Re: Imprimatur wird verweigert

Beitrag von Wierus »

Nur ein kleiner Einwurf meinerseits:
MeisterLampe85 hat geschrieben: ↑17.05.2021, 18:56das Promotionsverfahren ist mit der Disputation abgeschlossen.
Das stimmt so nicht und ich halte das für eines der zählebigsten Missverständnisse im Zusammenhang mit dem formalen Ablauf der deutschen Promotion. Da sich aber Dank Digitalisierung seit mittlerweile über einer Dekade so einiges geändert hat, kommt hier langsam Klarheit in den Prozess.

Heutzutage dürfte die übergroße Mehrheit der Promovierenden online an ihrer Uni oder Graduiertenschule offiziell als Doktoranden registriert sein. Daher lässt sich im Grunde intersubjektiv nachprüfen, wann eine Promotion wirklich abgeschlossen ist.

An meiner Uni gibt es sogar ein eigenes Online-Formular, welches den aktuellen Stand des jeweiligen Promotionsvorhabens festhält. Zwischen dem Schritt "(6) Disputation" und dem finalen Schritt "(10) Promotionsurkunde aushändigen" sind noch weitere Schritte vorgesehen, nämlich "(7) Druckfreigabe", "(8) Veröffentlichung Dissertation" und "(9) Pflichtexemplare eingereicht".

Das alles kann theoretisch schon zwei Wochen nach der Disputation erfüllt sein. Es können aber noch einmal mehrere Monate, schlimmstenfalls -- per Fristverlängerungsanträge -- bis zu drei Jahre ins Land ziehen.

Ich kann also jedem/jeder mitlesenden Promovierenden nur raten, freut euch nach der überstandenen Disputation, aber ruht euch nicht allzu lange darauf aus: Die Promotion ist erst abgeschlossen, wenn ihr die Urkunde als "realweltliches Originaldokument" in euren Händen haltet.
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Re: Imprimatur wird verweigert

Beitrag von Grounded »

Wierus hat geschrieben: ↑18.05.2021, 16:39 Das stimmt so nicht und ich halte das für eines der zählebigsten Missverständnisse im Zusammenhang mit dem formalen Ablauf der deutschen Promotion. Da sich aber Dank Digitalisierung seit mittlerweile über einer Dekade so einiges geändert hat, kommt hier langsam Klarheit in den Prozess.
Das kann ich nur unterstreichen und hinzufügen: Orientiert euch - was solche Fragen angeht - grundsätzlich an der Promotionsordnung eurer Fakultät!
Wie in der PromO vorgegeben habe ich meine Promotionsurkunde auch erst nach Einreichung der Pflichtexemplare erhalten. :dr)
Laut PromO hätte ich für die Veröffentlichung maximal ein Jahr Zeit gehabt - und das ist schnell verstrichen.
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Re: Imprimatur wird verweigert

Beitrag von das_reh »

Liebe Leute,

ihr habt natürlich recht. So sehe ich es auch. Erst mit der Urkunde ist das Verfahren abgeschlossen und der Titel darf geführt werden. Aber die Gegenseite ist trotzdem in der Pflicht, das Verfahren zu einem guten Abschluss zu bringen und den Doktoranden nicht nach der Prüfung jahrelang in der Luft hängen zu lassen und jegliche Nachbearbeitung einfach abzuschmettern.

Die Äußerungen meines Erstbetreuers sind leider viel zu unkonkret, um den Text so überarbeiten zu können, dass er seinen Vorgaben am Ende genau entspricht. Auch hat er mir das Manuskript mit seinen Korrekturen bis heute vorenthalten (!). Da er nun sich seit Monaten überhaupt nicht mehr gemeldet hat, muss ich davon ausgehen, dass er kein Interesse mehr hat. Im Dekanat scheint der Betreuer ja inzwischen auch "bekannt" zu sein ...
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Re: Imprimatur wird verweigert

Beitrag von Wierus »

das_reh hat geschrieben: ↑24.05.2021, 20:40Im Dekanat scheint der Betreuer ja inzwischen auch "bekannt" zu sein ...
Hat dir die Uni schon einen Ersatzbetreuer in Aussicht gestellt oder wird dein Zweitbetreuer einspringen?
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Re: Imprimatur wird verweigert

Beitrag von das_reh »

Wierus hat geschrieben: ↑24.05.2021, 21:53 Hat dir die Uni schon einen Ersatzbetreuer in Aussicht gestellt oder wird dein Zweitbetreuer einspringen?
Bisher nicht. Der Zweitbetreuer hat bereits abgesagt, da er inzwischen zu alt ist, würde mich aber unterstützen, sofern es zu einer Verhandlung kommt. Er versteht überhaupt nicht, wieso die Arbeit nicht schon längst im Druck ist.

Im vorherigen Fall war es wohl so, dass der Dekan versucht hat, mit dem Gutachter zu reden, was monatelang ergebnislos blieb. Dann wurde die Ombudsperson eingeschaltet, die auch keinen Erfolg hatte. Am Ende ging es ins Rektorat, mit dessen Rückendeckung es dann geklappt hat. Die Angelegenheit wäre sonst im Promotionsausschuss geregelt worden. Einen Ersatzbetreuer (Drittgutachter) halte ich auch für eine gute Idee.
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Re: Imprimatur wird verweigert

Beitrag von Wierus »

das_reh hat geschrieben: ↑25.05.2021, 18:56Der Zweitbetreuer [...] würde mich aber unterstützen, sofern es zu einer Verhandlung kommt. Er versteht überhaupt nicht, wieso die Arbeit nicht schon längst im Druck ist.

[...] Dann wurde die Ombudsperson eingeschaltet, die auch keinen Erfolg hatte. Am Ende ging es ins Rektorat, mit dessen Rückendeckung es dann geklappt hat. Die Angelegenheit wäre sonst im Promotionsausschuss geregelt worden. Einen Ersatzbetreuer (Drittgutachter) halte ich auch für eine gute Idee.
Das alles klingt angesichts der Situation, in der du jetzt steckst, mehr als gut. Und wenn du es schwarz auf weiß bestätigt bekommen hast, dass diverse Stellen deiner Universität in das weitere Prozedere eingeschaltet sind, dann brauchst dir zunächst einmal keine Sorgen machen. Doof wäre es nur, wenn die Abgabefrist verstreichen würde, ohne dass du irgend etwas "Offizielles" zu deiner Rechtfertigung vorlegen könntest.
das_reh
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Re: Imprimatur wird verweigert

Beitrag von das_reh »

Hallo in die Runde!

Vielen Dank für die umfangreichen Rückmeldungen, besonders an MeisterLampe85. Inzwischen ist das Verfahren leider immer noch am Laufen. Das Dekanat scheint sich ziemlich Zeit zu lassen. Der erste Kontakt zum Studiendekan erfolgte bereits im Mai und inzwischen hat mein Doktorvater ein Rückschreiben verfasst, von dem ich den genauen Inhalt leider nicht mitgeteilt bekommen habe. Er scheint sich - völlig unverständlich - einen Anwalt genommen zu haben (???) Ich bin drauf und dran weitere Schritte zu gehen ... vielleicht habe ich damit mehr Erfolg. Immerhin möchte sich der Verlag noch einmal mit ihm auseinandersetzen, was vielleicht Erfolg hat.

Über Rückmeldungen von Leuten, denen es ähnlich gegangen ist, bin ich dankbar.
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