ALG1+Wohngeld oder Hartz4

ardosvn
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ALG1+Wohngeld oder Hartz4

Beitrag von ardosvn »

Hallo Community,

leider finde ich nur noch sehr alte Beiträge zu diesen Themen und wollte einfach mal nach dem aktuellen Stand der Dinge erfragen, welche sich aus Erfahrungsberichten glaubwürdiger speisen. Aktuell geht es sicher nicht wenigen Doktoranden wie mir: kurz vor Ende, noch keine Weiterbeschäftigung in Aussicht, noch am Schreiben, Reisen nicht möglich, etc.

Deshalb liegt es nah, dass man sich erstmal voll auf das Schreiben der Arbeit konzentriert. Diese muss auch finanziert werden! Nun zur eigentlichen Problematik: Kann jemand aus Erfahrung sagen, ob es nachteilig wäre Hartz4 statt ALG1+evtl. Wohngeld zu beantragen? Mir geht es bei der Frage nicht um den rein monetären Aspekt, da ich wahrscheinlich mit Hartz4 etwas besser dastehen sollte. Sondern muss ich vermehrt an Maßnahmen teilnehmen, ist das Amt öfters hinter mir her und versucht mich in unsinnige Beschäftigungen reinzudrücken, oder gibt es zusätzliche Auflagen? Falls es keinen prinzipiellen Unterschied gäbe, würde ich natürlich auf hartz4 ausweichen und die Frage würde sich sofort obsolet machen.

Kurz zur Einordnung: ich bin ledig, ALG1 (bezogen auf eine 50% Stelle), besitze Vermögenswerte (einige tausend €)

Vielen Dank schon einmal im Voraus!
Elira
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Re: ALG1+Wohngeld oder Hartz4

Beitrag von Elira »

Geht das überhaupt? Also, kann man Hartz4 beantragen, wenn man ALG1-berechtigt ist?

Meine Erfahrungswerte, eher spärlich: ein Jahr lang ALG1 bezogen. Das war super entspannt. Ein Termin bei der Agentur, alle drei Monate ein Telefonat, fertig. Aktuell würde ich kein Hartz4 bekommen, weil ich auch "einige Tausend Euro" Vermögenswerte habe - zu viel für Hartz4. Ich sollte, als das ALG auslief, direkt zu einer zweimonatigen Maßnahme verpflichtet werden (Aufwand 2 Tage pro Woche), die mich "auf den Hartz4 Antrag vorbereiten" sollte. Ohne Geld zu bekommen, wohlgemerkt, denn erstmal darf ich ja mein Konto leerräumen. Unter den Umständen hat mir eine Sachbearbeiterin tatsächlich davon abgeraten, Hartz4 zu beantragen - sie müssten mich zu Maßnahmen verpflichten, hätten auf meinem Level aber auch einfach nichts Sinnvolles, es wäre also einfach Beschäftigungstherapie, die mich von meiner Arbeit abhält.
Ich habe dann nur Wohngeld beantragt. Das ist auch nicht so einfach, wie es sich anhört. Ich habe direkt zum Antrag alle angeblich erforderlichen Unterlagen eingereicht, trotzdem noch dreimal Unterlagen nachreichen müssen. Unter anderem völlig krude Sachen, wie z. B. Negativbescheide meiner früheren Wohnorte und dann wollten sie auch noch eine Bescheinigung, dass ich arbeitssuchend gemeldet bin. Bin ich aber ja nicht, da ich mich dem Arbeitsamt nicht für seine Maßnahmen zur Verfügung stellen möchte. Ich bin dann irgendwann einfach etwas pampig geworden, und nach fünf Monaten(!) wurde der Antrag bewilligt. Allerdings nur noch bis zum Jahresende, ich bekomme also seit zwei Wochen Wohngeld und stelle gerade schon wieder den Folgeantrag. Ein Riesenspaß.
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flip
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Re: ALG1+Wohngeld oder Hartz4

Beitrag von flip »

ardosvn hat geschrieben: ↑19.10.2020, 12:25 Kann jemand aus Erfahrung sagen, ob es nachteilig wäre Hartz4 statt ALG1+evtl. Wohngeld zu beantragen? Mir geht es bei der Frage nicht um den rein monetären Aspekt, da ich wahrscheinlich mit Hartz4 etwas besser dastehen sollte.
Erläutere das mal etwas genauer.
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Re: ALG1+Wohngeld oder Hartz4

Beitrag von Wierus »

flip hat geschrieben: ↑20.10.2020, 11:53
ardosvn hat geschrieben: ↑19.10.2020, 12:25 Kann jemand aus Erfahrung sagen, ob es nachteilig wäre Hartz4 statt ALG1+evtl. Wohngeld zu beantragen? Mir geht es bei der Frage nicht um den rein monetären Aspekt, da ich wahrscheinlich mit Hartz4 etwas besser dastehen sollte.
Erläutere das mal etwas genauer.
Darf ich einspringen? :D

Sowas geht doch ruckzuck: Drei Jahre als Doktorand beschäftigt bei 1050,-€, danach hat man zwar Anspruch auf ALG 1, das jedoch fällt dann nach einer gewissen Zeit unter den ALG 2 Regelsatz. D.h. man lebt schon nach wenigen Monaten als ALG 1 Bezieher schlechter als mit Hartz4.

@Elira: ALG 1 + Wohngeld ist tatsächlich möglich!
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Re: ALG1+Wohngeld oder Hartz4

Beitrag von Grounded »

ardosvn hat geschrieben: ↑19.10.2020, 12:25 Kann jemand aus Erfahrung sagen, ob es nachteilig wäre Hartz4 statt ALG1+evtl. Wohngeld zu beantragen? Mir geht es bei der Frage nicht um den rein monetären Aspekt, da ich wahrscheinlich mit Hartz4 etwas besser dastehen sollte. Sondern muss ich vermehrt an Maßnahmen teilnehmen, ist das Amt öfters hinter mir her und versucht mich in unsinnige Beschäftigungen reinzudrücken, oder gibt es zusätzliche Auflagen? Falls es keinen prinzipiellen Unterschied gäbe, würde ich natürlich auf hartz4 ausweichen und die Frage würde sich sofort obsolet machen.
Du wirst wohl nicht auf Hartz IV ausweichen können, allein schon deshalb, weil du nicht die Wahl hast, welche der beiden Leistungen du beziehst. Hartz IV wird grundsätzlich nachrangig gegenüber anderen Sozialleistungen gewährt. Daher musst du zunächst andere Sozialleistungen - wie ALG I - in Anspruch nehmen und dadurch deine Hilfsbedürftigkeit vermeiden, beseitigen, verkürzen oder verringern.
Zuletzt geändert von Grounded am 21.10.2020, 08:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: ALG1+Wohngeld oder Hartz4

Beitrag von Grounded »

Sorry, Doppelposting
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Re: ALG1+Wohngeld oder Hartz4

Beitrag von flip »

Wierus hat geschrieben: ↑20.10.2020, 15:09 Darf ich einspringen? :D

Sowas geht doch ruckzuck: Drei Jahre als Doktorand beschäftigt bei 1050,-€, danach hat man zwar Anspruch auf ALG 1, das jedoch fällt dann nach einer gewissen Zeit unter den ALG 2 Regelsatz. D.h. man lebt schon nach wenigen Monaten als ALG 1 Bezieher schlechter als mit Hartz4.

@Elira: ALG 1 + Wohngeld ist tatsächlich möglich!
Also wir haben 2020 und sind mittlerweile bei 1500€ netto bei auf 50% auf Entgeltstufe 2?
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Re: ALG1+Wohngeld oder Hartz4

Beitrag von Nomen Nescio »

Wierus hat geschrieben: ↑20.10.2020, 15:09 Sowas geht doch ruckzuck: Drei Jahre als Doktorand beschäftigt bei 1050,-€, danach hat man zwar Anspruch auf ALG 1, das jedoch fällt dann nach einer gewissen Zeit unter den ALG 2 Regelsatz. D.h. man lebt schon nach wenigen Monaten als ALG 1 Bezieher schlechter als mit Hartz4.
Dein Erläuterungsversuch liest sich für mich so, als würde deiner Meinung nach ALG (I) mit fortschreitender Bezugsdauer abnehmen. Kannst du das bitte belegen? Oder siehst du die regelmässigen Erhöhungen des ALG II Regelsatzes von zuletzt für 2021 beschlossenen 7€ als ausschlaggebend für deine Behauptung an?
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Re: ALG1+Wohngeld oder Hartz4

Beitrag von Wierus »

Nomen Nescio hat geschrieben: ↑22.10.2020, 13:51
Wierus hat geschrieben: ↑20.10.2020, 15:09 Sowas geht doch ruckzuck: Drei Jahre als Doktorand beschäftigt bei 1050,-€, danach hat man zwar Anspruch auf ALG 1, das jedoch fällt dann nach einer gewissen Zeit unter den ALG 2 Regelsatz. D.h. man lebt schon nach wenigen Monaten als ALG 1 Bezieher schlechter als mit Hartz4.
Dein Erläuterungsversuch liest sich für mich so, als würde deiner Meinung nach ALG (I) mit fortschreitender Bezugsdauer abnehmen.
So habe ich schon mehrfach gehört. Man verzeihe mir aber, dass ich in Sachen Arbeitslosigkeit (zum Glück) noch nicht auf dem aktuellen Stand der Dinge bin.
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Re: ALG1+Wohngeld oder Hartz4

Beitrag von Elira »

Wierus hat geschrieben: ↑22.10.2020, 15:15
Nomen Nescio hat geschrieben: ↑22.10.2020, 13:51
Wierus hat geschrieben: ↑20.10.2020, 15:09 Sowas geht doch ruckzuck: Drei Jahre als Doktorand beschäftigt bei 1050,-€, danach hat man zwar Anspruch auf ALG 1, das jedoch fällt dann nach einer gewissen Zeit unter den ALG 2 Regelsatz. D.h. man lebt schon nach wenigen Monaten als ALG 1 Bezieher schlechter als mit Hartz4.
Dein Erläuterungsversuch liest sich für mich so, als würde deiner Meinung nach ALG (I) mit fortschreitender Bezugsdauer abnehmen.
So habe ich schon mehrfach gehört. Man verzeihe mir aber, dass ich in Sachen Arbeitslosigkeit (zum Glück) noch nicht auf dem aktuellen Stand der Dinge bin.
Nope, das stimmt nicht. Ein Jahr lang 60% des letzten Jahresgehalts, so mein Stand der Dinge.
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