Guttenberg jetzt PhD

johndoe
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Re: Guttenberg jetzt PhD

Beitrag von johndoe »

Falke hat geschrieben: ↑20.08.2020, 09:34
Es gibt ja x Zitierrichtlinien, aber geht das? Direktzitat ohne Seitenangabe?
Ja, wenn die Quelle eine Webseite ist. Ansonsten kenne ich keine Variante, wo das legitim wäre.
Falke
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Re: Guttenberg jetzt PhD

Beitrag von Falke »

johndoe hat geschrieben: ↑20.08.2020, 10:18
Falke hat geschrieben: ↑20.08.2020, 09:34
Es gibt ja x Zitierrichtlinien, aber geht das? Direktzitat ohne Seitenangabe?
Ja, wenn die Quelle eine Webseite ist. Ansonsten kenne ich keine Variante, wo das legitim wäre.
Nein, das war ein Buch.
Sicher wird das aber gerade eine ganze Armee durchprüfen. :D
flip
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Re: Guttenberg jetzt PhD

Beitrag von flip »

Habe gerade noch einmal drüber geschaut. Das mit den Zitaten ist mir nicht aufgefallen und es werden auch sehr viele Fachzeitschriften zitiert, wo eine Seitenangabe nicht zwingend notwendig ist. Man kann sich aber auch vorstellen, dass sich Herr Guttenberg einfach an die Vorgaben der Universität hält. :wink:

In meiner Disziplin sind Seitenzahlen bspw. sehr unüblich, da man nur selten Bücher zitiert.
johndoe
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Re: Guttenberg jetzt PhD

Beitrag von johndoe »

flip hat geschrieben: ↑20.08.2020, 12:04 Das mit den Zitaten ist mir nicht aufgefallen und es werden auch sehr viele Fachzeitschriften zitiert, wo eine Seitenangabe nicht zwingend notwendig ist.
Ich hab da viel mit meiner Lektorin diskutiert, aber bei direkteren Zitaten bzw Ãœbernahme von Grafiken ist es zumindest lt. Harvard-Stil erforderlich, eine Seitenzahl anzugeben. Ausnahme sind wie o.g. Webseiten.

Seitenzahlen weglassen geht aus meiner Sicht nur bei bezugnehmenden Quellenangaben. Ich denke nicht, dass das was mit der Fachrichtung zu tun hat.
johndoe
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Re: Guttenberg jetzt PhD

Beitrag von johndoe »

teilchenphysik196 hat geschrieben: ↑19.08.2020, 18:15 Es wirkt in der Tat schon rein äußerlich durch die grafische Gestaltung wie eine Bachelorarbeit.
Wobei ich das gar nicht problematisch finde. Die Uni gibt die Formatvorgaben vor - wenn da zwischen BA und PhD nicht unterschieden wird, ist das nichts, was man dem Doktoranden vorwerfen könnte. Meine sieht notgedrungen auch so aus. Bei Arial, 12pt, 1,5 Zeilen Abstand etc als Vorgaben gibts nicht viel Spielraum. Es wird halt als Thesis eingereicht und nicht als Buch. Ist vll auch ein Unterschied zwischen UK und D. Dafür ist der Umfang idR größer,gerade in technischen Fächern.
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Re: Guttenberg jetzt PhD

Beitrag von Wierus »

johndoe hat geschrieben: ↑14.08.2020, 13:08Es fehlt eine übergreifende (speziell für die Arbeit entwickelte) Methodik. Ich weiß, dass das in deutschen Dissertationen auch selten exponiert wird,gerade in technischen Fächern, und wenn dann in 2 Seiten als Teil der Einleitung behandelt wird. Aber einen PhD macht das eben aus.
Sehe ich nicht so. Eine einzige, die gesamte Studie übergreifende Methode ist meines Wissens nur dann notwendig, wenn eine Dissertation eine neue Methode erprobt oder entwickelt. Der Umgang mit mehreren unterschiedlichen Methoden ist in meinen Augen aber keinesfalls eine Schwäche, sondern eher sogar eine Stärke: Es zeigt den sicheren Umgang mit verschiedenen Ansätzen und Vorgehensweisen.

Soweit ich das verstehe, hat der KT eine wirtschaftsgeschichtliche Dissertation verfasst und kann daher konstruktivistisch, historisch-analytisch oder sogar überwiegend deskriptiv vorgehen (letzteres aber nur, sofern er nach aufwändiger Recherche sensationelle Archivalien zutage gefördert hat und diese genauer vorstellen möchte). Geht er also weniger (wirtschafts-)theoretisch und mehr historisch vor, dann kann er zu jedem einzelnen Quellenkontingent -je nach Frage an dieses Material- eine spezielle Auswertungsmethode anwenden. Von daher hat er eigentlich kaum etwas falsch gemacht.

Aber es ist erschreckend, dass ich jetzt schon den "Von und Zu" verteidige... bin mittlerweile wirklich tief gesunken hier. :(

Wie gesagt: Das eigentliche Problem ist in meinen Augen nicht die neue Dissertation an sich, sondern die bleibenden und höchst berechtigten Zweifel daran, dass sie wirklich ohne fremde Hilfe angefertigt wurde.
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Re: Guttenberg jetzt PhD

Beitrag von johndoe »

Wierus hat geschrieben: ↑21.08.2020, 20:19
johndoe hat geschrieben: ↑14.08.2020, 13:08Es fehlt eine übergreifende (speziell für die Arbeit entwickelte) Methodik. Ich weiß, dass das in deutschen Dissertationen auch selten exponiert wird,gerade in technischen Fächern, und wenn dann in 2 Seiten als Teil der Einleitung behandelt wird. Aber einen PhD macht das eben aus.
Sehe ich nicht so. Eine einzige, die gesamte Studie übergreifende Methode ist meines Wissens nur dann notwendig, wenn eine Dissertation eine neue Methode erprobt oder entwickelt. Der Umgang mit mehreren unterschiedlichen Methoden ist in meinen Augen aber keinesfalls eine Schwäche, sondern eher sogar eine Stärke: Es zeigt den sicheren Umgang mit verschiedenen Ansätzen und Vorgehensweisen.
Man kann ja verschiedene Methoden einsetzen (Mixed-Methods), bspw für verschiedene Forschungsfragen oder einfach zur Gewinnung vielfältigerer Primädaten. Dennoch ist es im PhD üblich, seine Methodenwahl übergreifend vorzustellen und auch zu begründen. Was ist eigentlich mein Forschungsstandpunkt? Warum setze ich welche Methoden in welcher Reihenfolge ein? Wie ergänzen sie sich ggf? Wie gewinne und analysiere ich meine Daten? Was ist der Rote Faden in meiner Arbeit aus wissenschaftlicher Sicht?

Ich denke aber, dass der Vergleich ohnehin etwas hinkt, denn ein PhD ist nicht identisch zu einer deutschen Individual-Promotion, genauso wenig wie ein britischer Master identisch ist zu einem deutschen Diplom. Selbst UK-Master und D-Master sind nicht "gleich", genauso wenig wie FH-Bachelor und Uni-Bachelor.

Die Unterschiede werden schon visuell klar: wenn ich 10 zufällig gewählte PhD-Arbeiten aus 10 versch. Unis von x-beliebigen Fächern nehme und das Inhaltsverzeichnis vergleiche, sehe ich einen großen Overlap. Bei deutschen Dissertationen sehe ich meist nicht mal einen Overlap bei Arbeiten aus dem gleichen Fachbereich. Exemplarische Gründe dafür: Forschungsstudien sind zentral organisiert, nicht pro Fakultät und es sind _immer_ externe Examiner involviert, die von anderen Unis kommen. Dadurch werden nicht nur Uni- sondern Landes-übergreifende Standards forciert.

Beispiel:
https://www.repository.cam.ac.uk/handle/1810/299111
https://leicester.figshare.com/articles ... 12689369/1

2 Arbeiten aus verschiedenen Fachbereichen und versch. Unis - und dennoch strukturell ähnlich inkl. des Charme einer BA. Vll ist das nicht sofort ersichtlich, aber wie gesagt - wer sich mit den Anforderungen eines PhD auseinandergesetzt hat, sieht sofort die relevanten Inhalte (research questions, research methodology, Refektion der Limiations, ...) all das, was ich eben bei Guttenbergs Arbeit vermisse.
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Re: Guttenberg jetzt PhD

Beitrag von flip »

Naja, das ist wohl eher eine Sache der Organisation, also ob die Uni eine zentrale Archivierung der Dissertationen fokussiert. Die Uni Göttingen macht das meines Wissens nach bspw. so. Auf der anderen Seite gibt es in UK vermutlich auch Unis, die ihr eigenes Ding drehen?
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Re: Guttenberg jetzt PhD

Beitrag von johndoe »

flip hat geschrieben: ↑22.08.2020, 12:49 Naja, das ist wohl eher eine Sache der Organisation, also ob die Uni eine zentrale Archivierung der Dissertationen fokussiert. Die Uni Göttingen macht das meines Wissens nach bspw. so. Auf der anderen Seite gibt es in UK vermutlich auch Unis, die ihr eigenes Ding drehen?
Es geht nicht nur um die Archivierung. Das gesamte Doktoratsstudium wird von einem zentralen Postgraduate Research Office gesteuert. Das beginnt bei der Bewerbung und hört beim Einreichen auf bzw. bei den nachträglich eingereichten Korrekturen nach der Viva Voce. Bspw. wird der Prozess des Einreichens von diesem Office definiert und durchgeführt. Da gibts z.B. Eingabemasken für den Examiner der Fremd-Uni inkl. Begründung, was diese Person dafür konkret qualifiziert. Das Office kann praktisch auch Examiners ablehnen, die der Doktorvater vorschlägt. In diesem Office sitzen natürlich nicht nur Sachbearbeiter, sondern ebenfalls erfahrene Wissenschaftler.

Darüber hinaus ist das nicht auf UK beschränkt, sondern ist nach meinem Verständnis ziemlich identisch in Australien. Ich hab mir öfters mal diese Vlogs angeschaut und all das, was die Professorin sagt, hat mir mein PhD-Supervisor genauso eingetrichtert, z.B. https://www.youtube.com/watch?v=7F3N4lYy_5I ... und dazu muss man eben sagen, dass sie in den Geisteswissenschaften forscht, ich jedoch in der Informatik. Und trotzdem sind die Anforderungen und Beurteilungsmaßstäbe ziemlich identisch.

Aber ja - natürlich wird es auch in diesem System Schlupflöcher geben. Dass KTs Arbeit von den allgemeinen Maßstäben abweicht, demonstriert ja, dass es möglich ist.
Wierus
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Re: Guttenberg jetzt PhD

Beitrag von Wierus »

johndoe hat geschrieben: ↑22.08.2020, 12:05Ich denke aber, dass der Vergleich ohnehin etwas hinkt, denn ein PhD ist nicht identisch zu einer deutschen Individual-Promotion
Hmm... "identisch" vielleicht nicht, aber schon sehr ähnlich. In der Regel ist nur der erste Abschnitt des angelsächsischen PhD verschult - da wird mit Seminaren und Prüfungen zunächst grob ausgesiebt. Das dauert meist 2-3 Jahre. Danach kommt aber trotzdem die relativ solitäre -klassische- Dissertationsphase von in der Regel 4 oder mehr Jahren, genau wie bei uns. Der angelsächsische PhD dauert deshalb nicht selten 9-10 Jahre. Und die klassische Individualpromotion gibt es im übrigen ebenfalls im angelsächsichen Raum. Der PhD an einer akkreditierten Universität ist schlussendlich dem hiesigen Doktorgrad völlig gleichwertig und in manchen Fachbereichen, wie insbesondere der Medizin, sogar klar überlegen.

Was du meinst sind die angelsächsischen Berufsdoktorate MD und JD, die bei uns nicht als eigenständige Forschungsleistungen anerkannt sind.
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