Gedanken zum Abbruch bei späteren Bewerbungen/Antragspartner ansprechen?

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Phoebe693
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Gedanken zum Abbruch bei späteren Bewerbungen/Antragspartner ansprechen?

Beitrag von Phoebe693 »

Liebe alle,

ich promoviere jetzt seit einiger Zeit, es gab aber eine Zeit, wo ich ernsthaft über einen Abbruch nachgedacht und dies auch mit meinem Doktorvater besprochen habe. Er hat damals sehr verärgert reagiert, dass er das nicht verstehe, weil er doch mit meiner Arbeit zufrieden sei, mich sehr gut finde und mit meinem Abbruch das Projekt scheitern würde. Ich habe die Diss allerdings danach in Griff bekommen, (vor allem weil er sagte, er wäre zufrieden), habe wieder Spaß dran und bin sehr motiviert. Ich würde auch sehr gerne meinen ursprünglichen Plan folgen und mich nach der Promotion um PostDoc-Stellen bewerben. Bzw. würde ich am liebsten eigenen Antrag stellen und habe da auch schon eine konkrete Person in Sicht, mit der ich sehr gerne zusammenarbeiten würde.

Muss ich es dann vor dieser Person, mit der ich gerne den Antrag stellen möchte, offenlegen, dass ich für 1-2 Monate über einen Abbruch nachgedacht habe?

Ich habe schlechtes Gewissen, dass ich der Person was vormache, wenn ich ihr nur über die tolle Promotion erzähle, in der alles super läuft, dabei aber meine Schattenseiten verstecke (nämlich dass ich niedriges Selbstbewusstsein hatte/habe, mein Anliegen nicht kommunizieren konnte, sondern dies durch eine Flucht und Abbruch lösen wollte. Der Grund war damals tatsächlich, dass ich mich im Projekt unwohl und ungewollt fühlte, was sich dann durch die Aussagen meines Doktorvaters geändert hat. Rein fachlich lief und läuft es bestens).

Ich denke, es ist besser, als sollte die Person es dann von meinem Doktorvater erfahren. Sie kennt meinen Doktorvater auch sehr gut; was ich mir sehr wünsche, den Antrag dann zusammen auch mit meinem Doktorvater und der Person zu stellen.

Danke und liebe Grüße,
Phoebe
johndoe
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Re: Gedanken zum Abbruch bei späteren Bewerbungen/Antragspartner ansprechen?

Beitrag von johndoe »

Phoebe693 hat geschrieben: ↑29.07.2020, 12:44
Muss ich es dann vor dieser Person, mit der ich gerne den Antrag stellen möchte, offenlegen, dass ich für 1-2 Monate über einen Abbruch nachgedacht habe?

Ich habe schlechtes Gewissen, dass ich der Person was vormache, wenn ich ihr nur über die tolle Promotion erzähle, in der alles super läuft, dabei aber meine Schattenseiten verstecke ...
Wer hat denn nicht mal drüber nachgedacht, alles hinzuschmeißen? Der eine ernsthafter, der andere mehr im Jammermodus. Ich meine gelesen zu haben, dass wohl auch 2/3 aller Doktoranden tatsächlich nicht abschließen. Insofern ist das keine Schande, sondern gehört praktisch dazu.

Wie offen du das handhabst in deinem Umfeld, liegt natürlich an dir. Ich hab das immer ziemlich offen ausgelebt.Eine Promotion ist nicht vergleichbar mit einer "normalen" Berufstätigkeit, insofern kann sich ein Außenstehender sowieso nicht wirklich einfühlen in deine Situation.

Ich habe heute erst wieder mit einem ehemaligen Leidensgenossen darüber schwadroniert, wie witzig die "PhD Comics" sind - aber dass man den Witz nur versteht, wenn man selbst diese Tal der Tränen bestritten hat.
Phoebe693 hat geschrieben: ↑29.07.2020, 12:44
Ich denke, es ist besser, als sollte die Person es dann von meinem Doktorvater erfahren. Sie kennt meinen Doktorvater auch sehr gut; was ich mir sehr wünsche, den Antrag dann zusammen auch mit meinem Doktorvater und der Person zu stellen.
Für einen "normalen Job" sollte man keine Schwächen nennen im Anschreiben o. Vorstellungsgespräch, die wirklich negative Auswirkung auf den Job haben. Für Post-Doc würde ich das ähnlich handhaben. Du kannst natürlich auch offensiver vorgehen: bspw. deinen DV um ein Referenzschreiben für eben jenen Kollegen bitten - dann hast du a) seinen Segen und kannst dir b) sicher sein, dass das Thema für ihn irrelevant ist.
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Re: Gedanken zum Abbruch bei späteren Bewerbungen/Antragspartner ansprechen?

Beitrag von daherrdoggda »

Das geht sehr vielen so und ist bei erfolgreichem Abschluss nicht relevant.
Wichtig sind Publikationen und Referenzen, aber keine bereits bewaeltigten Probleme aus der Vergangenheit.
Nomen Nescio
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Re: Gedanken zum Abbruch bei späteren Bewerbungen/Antragspartner ansprechen?

Beitrag von Nomen Nescio »

Bin nah bei der Position von @daherr. Wenn jede(r), der/die während der Diss mehr oder weniger ernsthaft über Abbruch nachgedacht hatte, dies zu Papier bringen würde, wäre das Waldsterben fatal beendet. Die Ansprechpartner in dem Bereich wissen dies sehr gut. Formuliere eine Schwäche(phase) als Stärke. Du hast dein Problem kommuniziert, dass dies aus deiner jetzigen Sicht suboptimal aussieht, braucht nicht breitgetreten zu werden, und hast nach dem Gespräch mit DV deine Diss erfolgreich beendet. PUNKT!
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Re: Gedanken zum Abbruch bei späteren Bewerbungen/Antragspartner ansprechen?

Beitrag von caipirinha11085 »

Ich sehe das tatsächlich eher als Stärke. Für dich hat etwas nicht gepasst, du hast es kommuniziert, konntest im Gespräch das Problem aus der Welt schaffen und hast es so überwunden. Das ist doch was Gutes?!

Diese Phase würde ich nicht proaktiv kommunizieren, aber sollte dich jemand darauf ansprechen, würde ich es so verkaufen.
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