Kampf gegens Motivationstief - Hilfe

BlueBerry
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Kampf gegens Motivationstief - Hilfe

Beitrag von BlueBerry »

Liebe Alle,

ich habe das Gefühl, seit über 2 Jahren einen Durchhänger mit meiner Diss zu haben. Ich habe ein Stipendium erhalten und zeitgleich mit Stipendienbeginn mein erstes Kind bekommen (eine Verschiebung war nicht möglich). Irgendwie ist mir jede Menge Pech passiert. Schlimme Schwangerschaftsübelkeit bis zum Schluss, dann jede Menge Startprobleme inkl. kleiner OP. Dann ist die Eingewöhnung bei einer Tagesmutter mit einem Jahr gescheitert, mein Kind hat dort einfach nur geschrien obwohl eigentlich alles nach Lehrbuch lief. Mittlerweile hab ich Kinderbetreuung, mein Partner unterstützt mehr und so weiter und als ich gerade in den Startlöchern für eine Reihe von Forschungsreisen quer durch Deutschland stand, kam Corona.

Kurz: Ich habe das Gefühl, ich konnte meine Anfangsmotivation nie in die Tat umsetzen. Ich wurde dauernd unterbrochen und kratze jedes Mal wieder Motivation und Kraft zusammen, und so langsam merke ich, wie ich resigniere. Es fällt mir total schwer, gut und konzentriert zu arbeiten, wenn ich mal Zeit zum arbeiten habe. Ich wollte längst ein zweites Kind haben und schiebe wegen der Diss auf. Ich habe manchmal fast Angst, diese Konzentration und das "wissenschaftliche Arbeiten" verlernt zu haben.

Ich weiß eigentlich: Wenn das noch was werden soll, muss ich abends arbeiten wenn das Kind schläft. Ich nehme mir das oft vor, aber ich schaffe es nach einem langen Tag nie, mich noch aufzuraffen.

Ich wollte euch fragen, wie ihr so tiefe Motivationskrisen überwindet? Wie schafft ihr es, mit sagen wir mal 15 Stunden pro Woche, verteilt auf 4 Tage, zu arbeiten? In anderen Abschlussarbeiten hab ich an guten Tagen durchgepowert und dafür einige Tage nur prokrastiniert, das geht ja nicht mehr. Eigentlich brenne ich noch für meine Arbeit, aber die Umstände nehmen mir die Freude und ich hätte auch viel lieber etwas Zeit für mich als bei der Diss zu versuchen, mit einer Gießkanne den Waldbrand zu löschen – wenn ihr versteht, was ich meine.

Danke für eure Hilfe!
flip
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Re: Kampf gegens Motivationstief - Hilfe

Beitrag von flip »

BlueBerry hat geschrieben: ↑10.05.2020, 16:34
Ich wollte euch fragen, wie ihr so tiefe Motivationskrisen überwindet? Wie schafft ihr es, mit sagen wir mal 15 Stunden pro Woche, verteilt auf 4 Tage, zu arbeiten? In anderen Abschlussarbeiten hab ich an guten Tagen durchgepowert und dafür einige Tage nur prokrastiniert, das geht ja nicht mehr.
Und damit hat sich die Diss erledigt, wenn du das kategorisch ausschließt. Wenn du am Anfang steht, kannst du nicht immer nur in zwei, drei Stunden-Schichten daran arbeiten. Du musst doch jeden Mal von neuem in das Theme eintauchen. Das ist extrem inffektiv. Du usst ja einen Weg hinein finden?
Des Weiteren willst du latent ein zweites Kind und behandelst die Diss so, als müsstest du sie irgendwie nebenbei abschließen. Du hast mit einem Kind bereits zwei Jahre gemerkt, dass es nicht geht. Jetzt willst du ein zweites und baust dir gleichzeitig Druck auf. Und ein erstes Kind ist ja auch noch da.

:?:
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Re: Kampf gegens Motivationstief - Hilfe

Beitrag von donkeydoeshisphd »

BlueBerry hat geschrieben: ↑10.05.2020, 16:34 Ich wollte euch fragen, wie ihr so tiefe Motivationskrisen überwindet? Wie schafft ihr es, mit sagen wir mal 15 Stunden pro Woche, verteilt auf 4 Tage, zu arbeiten?
Ich bin ein sehr viel höheres Pensum gefahren - Ich hätte gesagt, dass ich ca. 20 Stunden mit meinem wiss. MA Job beschäftigt war und dann ca. 30-40h pro Woche Arbeit für die Diss dazukam - so unterm Strich. Und das dann für 4 Jahre. mit 15 h pro Woche wäre es sehr eng für mich geworden geworden. Alleine die Unmengen an teilweise recht komplexer Literatur hätte ich nie mit einem so geringen Pensum bewältigen und verstehen können. Hinzukommt, dass ich manche Kapitel später ganz gelöscht oder vollständig überarbeitet habe. Diese Überarbeitungsschleifen haben mich ebenfalls sehr viel Zeit gekostet. Aber es gibt sicher Menschen, die konzentrierter und effektiver sind als ich. "Gekostet" hört sich vielleicht zu negativ an - es war oft wirklich schön zu sehen, wie die Kapitel verständlicher und prägnanter geworden sind. Insgesamt gehöre ich zu den Menschen, die wirklich Spaß an der Diss hatten, daher hatte ich recht wenige "Durchhänger".

Aber zu deiner Ausgangsfrage:
Ich habe mich so motiviert, dass ich die Diss in verschiedene "Häppchen" geteilt habe und mich jedes Mal beim Schreiben damit motiviert habe, dass ich ja bald wieder zu einem besonders spannenden "Häppchen" komme bzw. im Zuge eines bestimmten Kapitels endlich eine bestimmte Studie/eine bestimmte Theorie lesen könnte, mit der ich mich schon immer beschäftigen wollte oder bei der ich als Student gedacht hatte "Das ist ja interessant". Während meiner Erhebungen habe ich mich damit motiviert, dass ich mir gesagt habe "bald weißt du, ob deine Theorie sich bestätigt oder nicht" - das war eigentlich die noch bessere Motivation.
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Re: Kampf gegens Motivationstief - Hilfe

Beitrag von johndoe »

BlueBerry hat geschrieben: ↑10.05.2020, 16:34 Wie schafft ihr es, mit sagen wir mal 15 Stunden pro Woche, verteilt auf 4 Tage, zu arbeiten?
Was hindert dich daran, mehr Stunden zu spendieren? Kind ist versorgt, Papa hilft mit, von anderen Ablenkungen (Job?) lese ich nichts.
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Re: Kampf gegens Motivationstief - Hilfe

Beitrag von daherrdoggda »

Bei uns haben alle 4-5 Jahre lang 50-60 h in der Woche gearbeitet (davon 20 bezahlt).
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Re: Kampf gegens Motivationstief - Hilfe

Beitrag von Eva »

Ich habe den Eindruck, dass dein Problem nicht fehlende Motivation ist, sondern unpassende Rahmenbedingungen und fehlende Energie. Das habe ich auch lange verwechselt. Es ist aber ein Unterschied, ob du für dich gerade keinen ausreichend guten Grund hast, um dich an die Diss zu setzen, oder ob du aktuell gar nicht die Energie dafür hast, nicht die Zeit, den Raum und einen freien Kopf. Meines Erachtens solltest du dir erst einmal die richtigen Voraussetzungen schaffen, um überhaupt wieder konzentriert an der Diss arbeiten zu können.

1) Wie viele Stunden pro Woche ist dein Kind in Betreuung? Kannst du das 1:1 für die Diss nutzen oder musst du in der Zeit noch anderes erledigen? (Muss das wirklich in dieser Zeit sein?) (Tipp am Rand: "Diss first", also die Diss nicht bis zum Abend schieben, sondern möglichst früh am Tag mit frischem Kopf dransetzen!)
2) Was ist mit deinem Partner? Wie viel Zeit kann er dir für die Diss freischaufeln, d.h. das Kind verlässlich übernehmen? (z.B. jeden Samstag komplett)
3) Brauchst du vielleicht erst 1-2 Monate (oder länger), um dich physischr auf das nötige Energielevel zu bringen? Du setzt dir also einen Termin, wann du wieder mit der Diss loslegst, lässt sie bis dahin aber ohne schlechtes Gewissen (!) ruhen und kümmerst dich erstmal um dich selbst (Schlafen, Sport etc.)
4) Klär das für dich mit dem 2. Kind - wie dringend ist dieser Wunsch? Wichtiger als die Diss, oder kann es noch warten? Das könnte dich unterbewusst blockieren, solange du hier nicht klar bist.

Ich denke, dass man auch mit 2-3 Stunden-Einheiten pro Tag vorankommt, wenn dazwischen nicht allzu viel Zeit verstreicht (im Idealfall: täglich oder mind. 5x/Woche) und wenn du grundsätzlich schon im Thema drin bist. Für den Anlauf würde ich dir auch raten, ganze Tage freizuschaufeln, also vielleicht mal 3-5 Tage Vollzeit Diss und dann ein Wechsel auf die 2-3 Tages-Einheiten. Könnte das klappen?

Alles Gute! :blume:
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Re: Kampf gegens Motivationstief - Hilfe

Beitrag von BlueBerry »

flip hat geschrieben: ↑10.05.2020, 18:18
BlueBerry hat geschrieben: ↑10.05.2020, 16:34
Ich wollte euch fragen, wie ihr so tiefe Motivationskrisen überwindet? Wie schafft ihr es, mit sagen wir mal 15 Stunden pro Woche, verteilt auf 4 Tage, zu arbeiten? In anderen Abschlussarbeiten hab ich an guten Tagen durchgepowert und dafür einige Tage nur prokrastiniert, das geht ja nicht mehr.
Und damit hat sich die Diss erledigt, wenn du das kategorisch ausschließt.

:?:
Ich stehe leider gerade etwas auf dem Schlauch, was genau schließe ich kategorisch aus? :oops:


Liebe Alle,

danke für die Rückmeldungen. Ich war zuerst richtig aufgebracht irgendwie, weil ich mich unverstanden fühle. Lieben Dank an Eva, die das wieder etwas relativiert hat! Ich glaube, ich habe nicht deutlich genug ausgedrückt wie viel Zeit ich zur Verfügung habe. Es ist keinesfalls so, dass ich freie Zeit habe und davon nur mal so ein bisschen 15 Stunden arbeiten will - ich dachte das ist sowieso klar, aber vielleicht war das, vor allem wenn man keine eigenen Kinder hat, nicht so ersichtlich.

Also das Kind wird an vier Tagen pro Woche für jeweils 4 Stunden betreut. Abzüglich der Fahrtzeit macht das 15 Stunden Arbeitszeit die ich habe. Wir haben keinerlei Familie oder andere Personen in der Nähe, die mal zur Betreuung einspringen könnten. Mein Mann, der mich unterstützt, macht das seit Anfang des Jahres so dass er einen Nachmittag pro Woche nicht arbeitet sondern sich ums Kind kümmert - das war für mich, für ihn und vor allem für den Arbeitgeber ein riesiger Schritt auch wenn es so hingeschrieben wahrscheinlich wenig klingt. Außerdem übernimmt mein Mann gerne am Wochenende das Kind um mir Arbeitszeit zu verschaffen. Das Wochenende sieht in der Realität aber leider so aus, das wir zumindest am Samstag einen halben Tag damit beschäftigt sind, nachzuholen, was liegen geblieben ist. Einkäufe, Garten, Haushalt. Und DANN kommt ein Problem meinerseits, und zwar sagt mein Mann oft Sonntags, jetzt ist alles fertig, ich fahre mit dem Kind in den Zoo. Oder zu den Großeltern (300km). Das macht mich SO traurig weil ich mit will statt zu arbeiten. Ich wünsche mir auch Familienzeit! :oops: Das heißt nicht, das meine Priorität ausschließlich bei Familie/Kind liegt, aber nur ein Hin- und Her reichen und gar keine Zeit gemeinsam, auch mit meinem Mann, das fällt mir schwer. Manchmal fahre ich dann mit statt zu arbeiten, Papier ist ja geduldig.... :oops:

Was mir noch als "Zeit für mich/Arbeitszeit" bleibt ist dann der Abend ab ca. 20:00. Allerdings versuche ich auch abends zu duschen und nicht zu spät ins Bett zu gehen, ich erledige außerdem Online-Einkäufe (Kinderkleidung etc.) und manchmal Lebensmittelbestellungen und Essensplan-Erstellung in der Zeit - alles Dinge, mit denen ich dann über die Woche wieder Zeit spare.

Ich habe mich im Laufe der Monate schon immer besser organisiert. Ich habe immer das nötige Pensum für die Weiterbewilligung vom Stipendium geschafft, aber eher mit Ach und Krach. Trotzdem, in die Literatur einlesen muss ich mich nicht mehr, ich bin in dem Thema zu Hause und publiziere darin auch regelmäßig und habe schon Textteile fertig. Am Ende muss ich alles aktualisieren, klar, aber das ist ja immer so.

Anfang des Jahres habe ich mir viel erkämpft, unter anderem den freien Nachmittag von meinem Mann. Außerdem habe ich mein Kind an 2 Babysitter gewöhnt (anstrengend, da das Kind schüchtern ist und nicht gerne von anderen als Mama oder Papa betreut wird), die Babysitter sollten die Forschungsreisen ermöglichen. Dann kam Corona. Ich müsste von vorn anfangen mit der Gewöhnung, bei meinem Kind, zu viel Zeit ist schon wieder vergangen. Ich habe zeitweise die Hälfte bis 2/3 des Stipendiums für Betreuungskosten aufgebracht. Ich habe außerdem angefangen die Zeit abends nicht mehr vor mich hinzuvegetieren in meiner Erschöpfung sondern auch mal Sport gemacht oder gebadet.

Sicherlich hat Eva auch Recht, ich bin müde. Erst seit Anfang des Jahres schläft unser Kind mal 3-4 Nächte pro Woche durch. Aufgestanden wird natürlich vor 6 Uhr morgens.

Warum dann ein zweites Kind? Das hat überhaupt nichts mit meiner Priorität Diss oder Kind zu tun, mir ist beides im Leben wichtig. Unser Lebensplan hat immer 2 Kinder enthalten, und zwar im Abstand von 2 Jahren was wir jetzt schon lange verpasst haben eben wegen der Arbeitssituation. Was mir immer sehr wichtig war: Geschwister die näher beieinander liegen vom Alter. Zum einen hoffe ich auf eine schöne Geschwisterbeziehung, zum anderen ist der Grund egoistisch. Ich will irgendwann "fertig" sein, arbeiten, nicht in 10 Jahren wieder mit Kleinkind zu Hause sitzen. Das ist der Grund warum das Thema 2. Kind ganze Zeit in unserem Kopf herumschwirrt. Die Betreuungsituation ist zurzeit sowieso schwierig. Wenn das Kind endlich mehr betreut wird, wäre es ja denkbar blöd, genau dann ein 2. zu kriegen. Während die Betreuung zurzeit ja sowieso gering ist.

Aussicht auf Besserung: Kindergarten ab Herbst würde - nach wahrscheinlich wieder langer Eingewöhnung :stressed: - dann bis 13:00 gehen statt bis 12:00. Und an 5 statt 4 Tagen/Woche stattfinden (wenn Corona nicht eh einen Strich durch die Rechnung macht). Wenn wir da einmal einen Platz haben würde das Geschwisterkind schneller einen Platz kriegen und wir würden nicht wie bei unserem 1. wegen der überfüllten Krippen und Kitas leer ausgehen.

So jetzt habe ich super viel privates hier ausgeplappert. Zurück zu meiner Frage, die ich vielleicht etwas umstellen sollte: Wie behalte ich trotz der Umstände meine Motivation? Wie schaffe ich es, direkt konzentriert zu arbeiten in der wenigen Zeit die mir bleibt? Wenn ich sowas lese wie "bis 50 Stunden pro Woche an der Diss gearbeitet" dann wird mir ganz schlecht... das kann ich ja gar nicht leisten. Andererseits gab es schon immer Leute die viel und Leute die wenig gearbeitet haben (zeitlich betrachtet, mein Gehirn z.B. denkt tagelang mit auch wenn ich nicht zum Schreibtisch komme ;). Meine Masterarbeit habe ich in 6 Wochen geschrieben, andere brauchten ein Jahr... ich hoffe, ich kann trotz der Gegebenheiten irgendwie die Diss schaffen. Muss auf keinen Fall summa cum laude sein ;) nur fertig werden wäre gut.
Wierus
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Re: Kampf gegens Motivationstief - Hilfe

Beitrag von Wierus »

BlueBerry hat geschrieben: ↑11.05.2020, 17:13Wie behalte ich trotz der Umstände meine Motivation? Wie schaffe ich es, direkt konzentriert zu arbeiten in der wenigen Zeit die mir bleibt?
Die Arbeitseinheiten in kleine Portionen aufteilen und dazu am besten jedes mal am Ende einer Arbeitsphase auf einem Merkzettel festhalten, was als nächstes ansteht - Exzerpt eines Artikels, Beginn/Abschluss eines Unterkapitels etc.pp. Klingt banal, ist aber das A und O des kontinuierlichen Arbeitens.
BlueBerry hat geschrieben: ↑11.05.2020, 17:13Wenn ich sowas lese wie "bis 50 Stunden pro Woche an der Diss gearbeitet" dann wird mir ganz schlecht... das kann ich ja gar nicht leisten.
Also ich muss immer schmunzeln, wenn ich so etwas lese. Bei solchen Aussagen sind dann ein oder zwei extreme Arbeitswochen direkt vor Abgabe im Langzeitgedächtnis hängen geblieben und werden dann unbewusst auf die ganze Dissertationsphase ausgeweitet. Oder es stimmt tatsächlich, aber dann ist das eher die Sparte "Ritalin & Co" auf dem besten Weg zum selbstverschuldeten Burn-Out.

'Effektives Schreiben' bedeutet nach meiner Erfahrung plus Unterhaltung mit anderen Promovierenden plus Forumsbeiträge ungefähr vier Stunden am Tag. Nur so als Faustregel. Wer sich zwischendurch einen Kaffee macht und mal bisschen organisatorisches zwischendurch macht, der hat auch mal sechs oder acht Stunden zusammen. Dazu kommen andererseits aber die langen Schreibpausen, die alle paar Wochen notwendig sind. Und ja, selbst erfolgreiche Romanautoren, die keine wissenschaftliche Recherche zu betreiben genötigt sind, sitzen nicht 50h die Woche direkt am bloßen Schreiben.
BlueBerry hat geschrieben: ↑11.05.2020, 17:13ich hoffe, ich kann trotz der Gegebenheiten irgendwie die Diss schaffen. Muss auf keinen Fall summa cum laude sein ;) nur fertig werden wäre gut.
Wenn du keinen festen Abgabetermin hast und der DV bzw. die DM dir den Freiraum lässt, dann mach das einfach weiter vor dich hin bis es irgendwann fertig ist. Nur eines sollte nicht (!) der Fall sein: Hinter der Diss sollte bis zu ihrem Abschluss schon erkennbar mehr Motivation stehen als nur das blanke 'endlich fertig werden'. :wink:
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Re: Kampf gegens Motivationstief - Hilfe

Beitrag von Linchen88 »

Liebe BlueBerry,

ich habe keine Kinder, aber ich kann dir nur wärmstens den Podcast von Cathy Mazak empfehlen (einfach mal googlen) :blume:

Viel Erfolg,
Linchen
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Re: Kampf gegens Motivationstief - Hilfe

Beitrag von Phia123 »

Wie wichtig wäre denn die Forschungsreise für deine Diss gewesen? Wie weit bist du mit der Diss schon gekommen?
Ansonsten kann ich Wierus nur zustimmen.
Niemand kann 8-10 Stunden am Tag effektiv an der Diss arbeiten. Ich habe meistens so 3-4 Stunden konzentriertes Schreiben am Stück geschafft (wenn es gut lief, natürlich gab es auch schlechte Tage...) und musste dann den restlichen Tag kognitiv weniger anspruchsvolle Aufgaben bearbeiten.

Ich habe neben der Diss noch 2-3 Tage in der Woche gearbeitet, also auch nur in Teilzeit an der Diss gearbeitet. Während der Durchführungsphase meiner Diss musste ich dann ein Jahr lang auf Vollzeit Diss umstellen. Danach habe ich wieder nebenbei gearbeitet. Manchmal habe ich mich nebenbei auch noch in vielen Weiterqualifikationen verstrickt. Die vielen Dinge nebenbei haben viel Energie abgezogen. Jetzt bin ich froh, dass ich doch alles angegangen bin.
Vielleicht kannst du dir auch Phasen schaffen in denen du mehr an der Diss arbeitest und dann wieder Phasen wo du mehr andere Dinge machst.

Mach dir eine Liste mit ganz kleinschrittigen Zielen. Mir hat das Abhaken dieser Ziele sehr bei der Motivation geholfen.
Zwischendurch war ich auch mal frustriert, weil keins der Ziele schnell zu erreichen war und alles so lang dauerte. Ich habe mich dann mit der Pomodora-Technik völlig wertfrei einfach für meine investierte Zeit belohnt, unabhängig von dem Output. Das muss auch mal sein.
Vielleicht hast du auch Lust hier im Schreibtrefff morgens deine Liste zu posten und von uns Motivation zugesprochen zu bekommen. Das "Veröffentlichen" meiner Listen hat mir auf jeden Fall noch einmal geholfen, dann auch wirklich damit anzufangen.

Wegen den Wochenenden: Vielleicht kannst du ja auch vereinbaren, dass du jedes zweite Wochenende auf dem Familienausflug dabei bist und jedes andere Wochenende wirklich effektiv für die Diss nutzt. So kannst du zwischendurch deine Energie aufladen. Familienzeit ist auf jeden Fall sehr wichtig und kann ja auch emotionale Motivation geben.
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