Dubioses Doktorandenprogramm

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Newman
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Dubioses Doktorandenprogramm

Beitrag von Newman »

Hey allerseits,

ich habe Anfang des Jahres schon einmal einen Thread hier eröffnet, löschte diesen da er aber zu explizit war. Sah es aber als nötig an noch einmal einen Neuen zu öffnen da mir die letzten Wochen in der Quarantäne die Nerven durchgehen. Zu meiner Person: Ich bin MINT-ler mit starken naturwissenschaftlichen Hintergrund und habe nach zweijähriger Odyssey in der freien Wirtschaft mich kurzer Hand entschlossen noch einmal promovieren zu wollen. Ich habe mich auf verschiedenste Doktorandenstellen beworben und hatte letzten Ende eine Zusage von einem sehr prestigeträchtig wirkenden EU-Projekt bekommen mit Beteiligung von zwei Instituten international bekannter Industrieunternehmen.

Blos leider stellte sich nach ankommen bei der ausländischen Partneruniversität viel Ernüchterung ein. Angefangen damit, dass ich feststellen musste, dass der Principal Investigator und eigentlich mein direkter Vorgesetzter an eine außereuropäische Universität gezogen ist und seine Stelle in der europäischen Universität seit zwei Jahren nur noch ehrenhalber hat. Zwar ist dieser die Woche darauf zu einem Treffen gekommen, hat jedoch ausgeschlagen jegliche Projektdetails zu diskutieren und mein Thema kurzerhand auf seine eigenen Interessen umdefiniert (was nicht im Einklang mit Projektdokumenten) steht. Ich hatte zwar Zweitbetreuer zugewiesen bekommen, diese agieren aber eher als 'Advisors' und haben weder Zeit noch sind fähig länger offen fachliche Inhalte oder Aspekte des Projekts zu besprechen. Eine Arbeitsgruppe existierte auch nicht, so dass mir jeglicher fachlicher Austausch fehlt. Ich habe mehrmals angesprochen, dass das irgendwie alles so recht nicht passt, wurde aber mehrmals abgewiesen im Sinne von 'ich soll mir nicht so viele Gedanken machen'.

Nach drei Monaten bin ich unruhig geworden und habe wegen mangelndes fachlichen Austausch und weil Dinge einfach schief gelaufen sind meinen Supervisor gebittet sich mehr zu beteiligen. Worauf dieser mir Videokonferenzen anbot. Leider schafften diese auch nicht mehr Klarheit, sondern endeten nur darin, dass er mich wieder auf seine eigenen Interessen lenkte, wohlgemerkt ohne diese offen auszusprechen. Nach 6 Monaten platze mir endgültig der Kragen und ich habe offen thematisiert, dass das ganze Projekt nicht meinen Vorstellungen entspricht. Worauf mir angeboten worden ist ich könnte doch machen was ich wolle. Was komplett hirnrissig ist, da das ganze in ein EU-Projekt eingebettet ist. Letzten Endes habe ich mich entschlossen mit dem vorherigen einfach weiterzumachen.

Ich hatte gehofft, das ganze würde besser werden wenn ich innerhalb des Programms zum Industriepartner wechsle, in gewisser Weise ist es auch, trotz dessen verfügt man auch dort nicht über mehr Ressourcen zur Betreuung und ist eher mit einer Bestellmentalität gegenüber der Universität an das Projekt rangegangen. Zudem findet dort keine Anbindung an irgendein internes Projekt oder des gleichen statt. Die Sachen die ich mache sind daher noch dieselben wie an der Universität, nicht auf sonderlich hohem Niveau und haben keine direkte Anwendung. Jedes mal wenn ich sehe und lese was andere Leute teilweise machen, habe ich das Gefühl, dass es irgendwie einfach nicht passt. Die Supervision läuft zwar weiter und man ist auch respektvoll und freundlich gegenüber mir, dennoch verlaufen diese Gespräche auf diese seltsame Art und Weise, dass ich den Eindruck habe, dass mir Fachwissen aktiv zurückgehalten wird.

Ich habe zwar zwei Konferenzpaper auf empfohlenen Veranstaltungen raushauen können, aber diese sind nicht sonderlich angesehen. Ich habe mich sehr befremdet gefühlt, als ich nach Asien gereist bin um einen Beitrag zu präsentieren, der meiner Meinung nach mangelnde wissenschaftliche Qualität hat. Wegen Besonderheiten beim Reviewverfahren gehe ich stark davon aus, dass der Name von Konferenzvorsitzenden und der Industrieinstitute auf den Papern mehr mitgeholfen hat...

Ich bin nun 1.5 Jahre in dem Programm und die letzten Wochen nur noch mit meinen Nerven am Ende und bedenke zu kündigen. Aber ich weiß nicht, ob das eine gute Entscheidung ist. Auf der einen Seite finde ich das Projekt konzeptionell immer noch gut ist, auf der anderen Seite frustriert es mich riesig, dass ich nicht den fachlichen Austausch und die Tiefe erreiche die ich anstreben möchte. Ich fühlte mich an meiner vorherigen Universität mehr fachlich herausgefordert aber auch aktiv unterstützt. Mich frustriert riesig dieses Hickhack mit der Universität, dass die thematische Ausrichtung einfach nicht passt, mangelnde Anwendung und die schlechte Kommunikation, bei der ich mir manchmal auch unsicher bin, ob das teilweise nicht Machtspielchen sind. Ich gehe mittlerweile auf die 30 zu, und hinterfrage ob es noch Wert hat 1 bis 2 Jahre weiter im Projekt zu bleiben oder ob das danach nur noch zur Blamage auf dem Arbeitsmarkt verkommt. Rückkehren in meine alte Stelle will ich aber auch nicht. Von Seiten älterer wird mir geraten die Promotion zu Ende zu machen. In der Theorie, hat die Universität einen Liefervertrag mit der EU geschlossen und haftet daher dafür, wenn ich nach 3 Jahren nicht zufriedenstellend promoviert werden kann. Aber aus derzeitigen politischen Umständen wäre man nach Projektende dafür wohl auch nur noch bedingt haftbar.
Zuletzt geändert von Newman am 20.04.2020, 20:23, insgesamt 2-mal geändert.
Dell
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Re: Dubioses Doktorandenprogramm

Beitrag von Dell »

Die scheinst nicht der einfachste Doktorand zu sein. Die Uni haftet doch nicht gegenüber der EU dafür, dass du am Ende promoviert wirst. Es kann schon vorkommen, dass man mal einen Doktoranden "verliert", selbst in einem Marie Curie ITN wo die Doktoranden nochmals stärker "verhätschelt" werden. Im ITN sollte es sowohl einen Koordinator als auch einen "Ausbildungsbeauftragten" geben, die du zur Not einbeziehen könntest.
Das die Interessen deines PI keine Schnittmenge mit dem Antrag haben sollen überrascht mich. Natürlich kann sich einiges während dem Projekt ändern und auch vorher, da von Antragsidee bis zur Einstellung der Doktoranden auch mal 2 Jahre vergehen. Aber man sollte zumindest ganz grob am Projekt- oder zumindest dem übergeordneten Konsortiumsthema bleiben.
Klar ist die Situation nicht perfekt, aber das z.B. der PI umzieht passiert häufiger. Da musst du flexibel sein. Promoviert wirst du nicht von der EU sondern deinem PI/Heimatuni. Da ist ein Abgleich mir dem Grant nicht nötig. Die Meldung der Deliverables an die EU ist ebenfalls nicht dein Problem. Anstatt also trotzig auf einem Stück Papier zu beharren, einfach offen auf das gebotene Thema zugehen, die Ideen des PI annehmen,
Navigation dem PI überlassen und gut ist es.

Das man von großen Namen bei jeglichen Auswahlverfahren (nicht nur Konferenzen) profitiert ist die Norm.
Newman
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Re: Dubioses Doktorandenprogramm

Beitrag von Newman »

Dell hat geschrieben: ↑18.04.2020, 23:16 Die scheinst nicht der einfachste Doktorand zu sein.
Mit solchen Kommentaren macht man es sich immer sehr einfach. Aber natürlich wirke ich den Umständen entsprechend etwas zerstreut und bissig.
Dell hat geschrieben: ↑18.04.2020, 23:16 Die Uni haftet doch nicht gegenüber der EU dafür, dass du am Ende promoviert wirst. Es kann schon vorkommen, dass man mal einen Doktoranden "verliert", selbst in einem Marie Curie ITN wo die Doktoranden nochmals stärker "verhätschelt" werden.
Klar haftet die Universität nicht voll gegenüber der EU, aber trotzdem steht sie im gewissen Rahmen in einer Verantwortung die richtigen Leute entsprechend ihrer internen Arbeitskultur einzusstellen. Ich glaube für mein ITN ist die Regelung in diesem Rahmen auch etwas stringenter. Nichtdestotrotz fühlen sich wohl eher wenige Doktoranden in diesem Programm überhaupt verhätschelt und auch Führungskräften bei den Partnern geht die komplett hängende Planung meiner Heimatuniversität auf den Senkel. De facto ist das Projekt ingesamt im halbjährigen Verzug, die vorgeschriebene Öffentlichkeitsarbeit fällt flach und auch mit der Lieferung von Software-Paketen sieht es eher schlecht aus. Ein Student wurde gar in ein Unternehmen geschickt was nicht in dem Projekt ist. Aber alles eigentlich nicht meine Angelegenheit.
Dell hat geschrieben: ↑18.04.2020, 23:16 Im ITN sollte es sowohl einen Koordinator als auch einen "Ausbildungsbeauftragten" geben, die du zur Not einbeziehen könntest.
Es gibt eine auf Teilzeit beschäftigte Projektadministratorin. Koordinator und PI sind natürlich identisch...
Dell hat geschrieben: ↑18.04.2020, 23:16 Das die Interessen deines PI keine Schnittmenge mit dem Antrag haben sollen überrascht mich. Natürlich kann sich einiges während dem Projekt ändern und auch vorher, da von Antragsidee bis zur Einstellung der Doktoranden auch mal 2 Jahre vergehen. Aber man sollte zumindest ganz grob am Projekt- oder zumindest dem übergeordneten Konsortiumsthema bleiben.
Zum groben Thema passt es, allerdings hatte ich mich ursprünglich bei einen Netzwerkpartner auf ein anderes Themengebiet beworben und mir hatte ein ehemaliger Postdoc meines Supervisors zuvor im Bewerbungsprozess vermittelt, dass sich lediglich die Betreuung ändern würde. Es wäre für mich auch okay gewesen, stattdessen das der Universität vorgeschriebene Thema zu bearbeiten. Aber scheinbar war es dann doch ein Fehler gewesen meine Interessen in der Bewerbung offen zu bekundigen. Aber alles eigentlich nicht meine Angelegenheit.

Ursprünglich waren die Themen damals auch modular konzipiert und sollten Kooperationen zwischen den Doktoranden ermöglichen. Das findet in diesem Projekt auch nur noch sehr bedingt statt. Ein Industriepartner hat kurzer Hand entschlossen bei seinen Austauschdoktoranden der zweiten Partneruniversität schlicht die Arbeitsthemen zu wechseln; was so in diesem Sinne eigentlich auch nicht vorgesehen war. Aber alles eigentlich nicht meine Angelegenheit.
Dell hat geschrieben: ↑18.04.2020, 23:16 Klar ist die Situation nicht perfekt, aber das z.B. der PI umzieht passiert häufiger. Da musst du flexibel sein.
Das wäre für mich ja auch noch verständlich. Wenn es blos nicht schon seit 2016 gewesen wäre und mir das 2 Jahre später im Bewerbungsprozess auch transparent vermittelt worden wäre. Stattdessen habe ich Vertragsunterlagen und Dokumente zugeschickt bekommen, welche aussagten dass entsprechende Person an der dortigen europäischen Universität für mich zuständig ist. Nur um bei meiner Ankunft an der Universität festzustellen, dass diese von dort schon lange weggezogen ist. Die Situation ist umso schräger, da es eine über 7,000 km entfernte Universität an der Küste eines östlichen Kontinents ist.
Dell hat geschrieben: ↑18.04.2020, 23:16 Anstatt also trotzig auf einem Stück Papier zu beharren, einfach offen auf das gebotene Thema zugehen, die Ideen des PI annehmen,
Dieses Stück Papier ist leider das letzte greifbare Stück von Sicherheit was ich in diesem Projekt noch habe. Ich fühle mich ehrlich gesagt irregeleitet auf hohem Niveau und befürchte noch schrägeres könnte folgen...
Zuletzt geändert von Newman am 19.04.2020, 12:45, insgesamt 2-mal geändert.
SSCI
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Re: Dubioses Doktorandenprogramm

Beitrag von SSCI »

Ich habe auch auf einem anderen Kontinent, noch etwas weiter weg als 7.000km, promoviert und dort Dinge erlebt, die man mit deutschen Maßstäben nicht messen kann. Bin ebenso kurz davor gewesen, alles hinzuwerfen, habe es dann aber doch bis zu Ende gemacht, etwas über 5 Jahre. Schließlich hat es sich als richtig erwiesen.

Wahrscheinlich gehört es zum Prozess dazu, dass Du durch diese Art von Tal schreitest. Ich wünsche Dir Glück, Geschick und eine gute Hand. Meine Empfehlung wäre, darauf zu achten, dass Dein Hauptziel weiterhin erreichbar ist.
Dell
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Re: Dubioses Doktorandenprogramm

Beitrag von Dell »

Newman hat geschrieben: ↑19.04.2020, 00:59 Klar haftet die Universität nicht voll gegenüber der EU, aber trotzdem steht sie im gewissen Rahmen in einer Verantwortung die richtigen Leute entsprechend ihrer internen Arbeitskultur einzusstellen. Ich glaube für mein ITN ist die Regelung in diesem Rahmen auch etwas stringenter. Nichtdestotrotz fühlen sich wohl eher wenige Doktoranden in diesem Programm überhaupt verhätschelt und auch Führungskräften bei den Partnern geht die komplett verspätete Planung meiner Heimatuniversität auf den Senkel. De facto ist das Projekt ingesamt im halbjährigen Verzug, die vorgeschriebene Öffentlichkeitsarbeit fällt flach und auch mit der Lieferung von Software-Paketen sieht es eher schlecht aus. Ein Student wurde gar in ein Unternehmen geschickt was nicht in dem Projekt ist. Aber alles eigentlich nicht meine Angelegenheit.

Die Regeln sind für alle ITNs gleich. Verzögerungen sind nicht ungewöhnlich. Hast du Zugang zum EU Portal für das ITN? Ansonsten kannst du schwer beurteilen ob nicht doch alles nach (neuem) Plan läuft und Absprachen entspricht.
Newman hat geschrieben: ↑19.04.2020, 00:59Es gibt eine auf Teilzeit beschäftigte Projektadministratorin. Koordinator und PI sind natürlich identisch...
Das Konsortium sollte aus mehreren Partnern bestehen. Deshalb ist es keinesfalls "natürlich" das dein PI und Koordinator identisch sind. Wenn dein PI der Koordinator ist, sollte es andere Partner geben die Ansprechpartner als Ausbildungsbeauftragte oder zur "Schlichtung" vorgesehen sind und als Ansprechpartner dienen.
Newman hat geschrieben: ↑19.04.2020, 00:59 Zum groben Thema passt es, allerdings hatte ich mich ursprünglich bei einen Netzwerkpartner auf ein anderes Themengebiet beworben und mir hatte ein ehemaliger Postdoc meines Supervisors zuvor im Bewerbungsprozess vermittelt, dass sich lediglich die Betreuung ändern würde. Es wäre für mich auch okay gewesen, stattdessen das der Universität vorgeschriebene Thema zu bearbeiten. Aber scheinbar war es dann doch ein Fehler gewesen meine Interessen in der Bewerbung offen zu bekundigen. Aber alles eigentlich nicht meine Angelegenheit.
Wenn dein Projekt grob zum Thema passt ist doch alles gut! Das andere verstehe ich nicht ganz. Dir wurde zugesagt das Projekt eines anderen Partners auch bei deinem Betreuer zu bearbeiten? Postdocs erzählen viel wenn der Tag lang ist.
Newman hat geschrieben: ↑19.04.2020, 00:59 Ursprünglich waren die Themen damals auch modular konzipiert und sollten Kooperationen zwischen den Doktoranden ermöglichen. Das findet in diesem Projekt auch nur noch sehr bedingt statt. Ein Industriepartner hat kurzer Hand entschlossen bei seinen Austauschdoktoranden der zweiten Partneruniversität schlicht die Arbeitsthemen zu wechseln; was so in diesem Sinne eigentlich auch nicht vorgesehen war. Aber alles eigentlich nicht meine Angelegenheit.
Ihr müsst euch von diesem Projektantrag lösen! Vor Jahren saßen ein paar Leute zusammen und haben eine Idee zu Papier gebracht. Diese Ideen müssen dann in die Praxis eingebettet werden. Es wäre höchst verwunderlich wenn es dann Jahre später genauso kommen würde. Partner fallen weg, neue kommen hinzu, Industrie ändert Ausrichtung, Wissenschaft schreitet voran, Profil der PIs passt sich den Grants an,...
Die ITNs tragen Personalkosten aber überwiegend keine Projektkosten. Es ist ein Draufzahlgeschäft und Geld aus anderen Quellen muss zugeschossen werden, dass ebenfalls wieder einem Thema zugeordnet ist.

Newman hat geschrieben: ↑19.04.2020, 00:59 Das wäre für mich ja auch noch verständlich. Wenn es blos nicht schon seit 2016 gewesen wäre und mir das 2 Jahre später im Bewerbungsprozess auch transparent vermittelt worden wäre. Stattdessen habe ich Vertragsunterlagen und Dokumente zugeschickt bekommen, welche aussagten dass entsprechende Person an der dortigen europäischen Universität für mich zuständig ist. Nur um bei meiner Ankunft an der Universität festzustellen, dass diese von dort schon lange weggezogen ist. Die Situation ist umso schräger, da es eine über 7,000 km entfernte Universität an der Küste eines östlichen Kontinents ist.
Hier hätte man in der Tat offen ansprechen sollen, dass der Betreuer seinen Sitz anderswo hat. Spätestens beim Vorstellungsgespräch.
Newman hat geschrieben: ↑19.04.2020, 00:59 Dieses Stück Papier ist leider das letzte greifbare Stück von Sicherheit was ich in diesem Projekt noch habe. Ich fühle mich ehrlich gesagt irregeleitet auf hohem Niveau und befürchte noch schrägeres könnte folgen...
Du verwechselst da etwas. Der Projektantrag, das ITN, dessen Administration und Bewirtschaftung, Koordination der Arbeitspakete, sowie die wissenschaftliche Agenda und Durchführung, wie auch die Verträge zwischen EU und Partnern sind nicht dein Bier. Deine Rechte und Pflichten beschränken sich auf den Inhalt des Arbeitsvertrags zwischen dir und der Uni, die zugewiesenen Arbeiten, Themen und Anordnungen deines Vorgesetzten und die Verfolgung der Promotion unter der Direktion deines Vorgesetzten.

Du wärst von Anfang an besser beraten gewesen den Antrag nur als Hintergrundlektüre einmal zu überfliegen und dich dann auf die Ideen deines PIs einzulassen.
Fokussierte dich auf ein rundes Thema wofür du Unterstützung erhalten kannst, schreibe deine Diss im guten Verhältnis zum PI und fertig. Was im ITN Antrag steht ist nicht dein Problem solange du gut mit dem PI zusammenarbeitest, denn der sorgt am Ende dafür das du promoviert wirst. Nicht ein ITN oder die EU.
Newman
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Re: Dubioses Doktorandenprogramm

Beitrag von Newman »

Dell hat geschrieben: ↑19.04.2020, 12:49 Die Regeln sind für alle ITNs gleich. Verzögerungen sind nicht ungewöhnlich. Hast du Zugang zum EU Portal für das ITN? Ansonsten kannst du schwer beurteilen ob nicht doch alles nach (neuem) Plan läuft und Absprachen entspricht.
Mir ist bekannt, dass gewisse EU-Portale & FAQ's auf EU-Webseiten exsitieren, den Zugang zu einem besagten Ãœberblicksportal zu diesem spezifischen ITN habe ich aber nie erhalten und ist wenn dann eher der Administratorin und Supervisorn vorenthalten.
Dell hat geschrieben: ↑19.04.2020, 12:49 Das Konsortium sollte aus mehreren Partnern bestehen. Deshalb ist es keinesfalls "natürlich" das dein PI und Koordinator identisch sind. Wenn dein PI der Koordinator ist, sollte es andere Partner geben die Ansprechpartner als Ausbildungsbeauftragte oder zur "Schlichtung" vorgesehen sind und als Ansprechpartner dienen.
Das Konsortium oder Projektkomitee besteht nach Vertrag aus insgesamt 5 verschiedenen Personen mit festgelegten Rollen. Und ich bestätige nochmals, dass mein Supervisor mit dem Koordinator identisch ist. Die Verantwortlichkeiten dieser Personen wurden in der Form aber nie offen kommuniziert innerhalb des Projekts. Ich würde mich aber auch nicht verwundern, wenn diese im Projekt etwas im Sinne von 'handwaving' aufgefasst werden. In den meisten Fällen wenden sich sämtliche Doktoranden und Projektmitarbeiter schlicht an die Administratorin.
Newman hat geschrieben: ↑19.04.2020, 00:59 Wenn dein Projekt grob zum Thema passt ist doch alles gut! Das andere verstehe ich nicht ganz. Dir wurde zugesagt das Projekt eines anderen Partners auch bei deinem Betreuer zu bearbeiten? Postdocs erzählen viel wenn der Tag lang ist.
Ja, es passt in den groben Rahmen des Projekts. Jedoch ist der thematische Schwerpunkt anderster gewichtet als ich es im Bewerbungsprozess erwartet habe. Und es fällt schon auf wenn der Rest des Projekts brav die Themen im Vertrag abarbeitet während ich aus dem Rahmen falle. Besagter Postdoc hatte das Bewerbungsverfahren organisiert und den Kontakt mit den Bewerbern verwaltet. War zudem federführend beim Grant Agreement gewesen. Daher gehe ich davon aus, dass dieser es hätte am besten wissen sollen.
Newman hat geschrieben: ↑19.04.2020, 00:59 Du wärst von Anfang an besser beraten gewesen den Antrag nur als Hintergrundlektüre einmal zu überfliegen und dich dann auf die Ideen deines PIs einzulassen.
Fokussierte dich auf ein rundes Thema wofür du Unterstützung erhalten kannst, schreibe deine Diss im guten Verhältnis zum PI und fertig. Was im ITN Antrag steht ist nicht dein Problem solange du gut mit dem PI zusammenarbeitest, denn der sorgt am Ende dafür das du promoviert wirst. Nicht ein ITN oder die EU.
Das glaube ich auch. Aber leider hatte mein Arbeitsvertrag explizit auf Inhalte des Antrags verwiesen, so dass eine Lektüre notwendig war. Meine Motivation war auch hauptsächlich nicht "egal irgendwas mit Unternehmen X oder Universität Y und ich werde Dr." zu machen, sondern mich in einen bestimmten Themenbreich zu vertiefen und dabei Anwendungerfahrung in der Kooperation zu gewinnen.
SSCI hat geschrieben: ↑19.04.2020, 03:02 Ich habe auch auf einem anderen Kontinent, noch etwas weiter weg als 7.000km, promoviert und dort Dinge erlebt, die man mit deutschen Maßstäben nicht messen kann. Bin ebenso kurz davor gewesen, alles hinzuwerfen, habe es dann aber doch bis zu Ende gemacht, etwas über 5 Jahre. Schließlich hat es sich als richtig erwiesen.
Das ganze ist so frustrierend, da es sich alles mitten in Europa abspielt...
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