Fühle mich extrem unwohl in meiner Promotion

JulianaDenise
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Fühle mich extrem unwohl in meiner Promotion

Beitrag von JulianaDenise »

Liebe alle,

Ich studierte ein MINT-fach, habe Programmierkentnisse und habe mich in meiner MA mit einem Bereich auseinandergesetzt, der sehr gefragt ist. Diese Kenntnisse wollte ich auf jeden Fall durch meine Doktorarbeit vertiefen (direkter Einstieg in solche Jobs wäre schwierig, da ich nicht explizit Informatik studierte, was aber durch Erfahrung ausgleichbar wäre)

Nun hatte ich nach dem Master einen "Kurzschluss" und habe ohne Überlegen sehr schnell eine Stelle angenommen. Nach 15-minutigem Skype, der eigentlich ein Bewerbungsgespräch für eine andere Stelle war, wurde mir meine jetzige angeboten und ich habe aus welchem Grund auch immer zugesagt (ich konnte an meiner Uni bleiben, die Stelle würde frühen losgehen, hab angenommen es wird da doch mit meinen gewünschten Methoden gearbeitet...)

Das war letztes Jahr, ich bin jetzt seit 8 Monaten in dem Projekt und soll folglich (und bis zum Ende meiner Diss) Arbeiten durchführen, die mich wesentlich von meinem studierten Fach wegbringen und vor allem, die mich vom "realen" Arbeitsmarkt wegbringen, weil es Tätigkeiten sind, bei welchen ich in der freien Wirtschaft ausgelacht werde, wenn ich sage, dass ich's gemacht habe (Überhaupt nix mehr mit Info oder sonst etwas, dass in irgendeiner Weise in irgendeinem Job außerhalb der Forschung relevant sein könnte, bzw. für die Forschung sind es auch sehr lächerliche/fragliche Methoden...)

Mit meinem Doktorvater habe ich geredet und die Themen müssen so bearbeitet werden (wäre auch lange Geschichte warum, in die ich nicht gehen will, weil sich sonst jemand erkennt).

Das Thema an sich ist für die Welt auch eigentlich irrelevant und lächerlich, ich rede deswegen auch so ungern über meine Promotion und fühle mich auch im Projektteam sehr unwohl. Mein Lehrstuhl ist allerdings super, aber ich bin sehr neidisch an alle anderen Doktoranden in meiner AG, da sie genau mit den Methoden arbeiten, mit denen ich auch arbeiten wollte; da sie am Lehrstuhl von ihren Zweitbetreuern super betreut werden (ich werde extern betreut von jemandem, der an einer Uni 1000km wegwohnt und die Betreuung ist sehr lapidal) und ich bin die einzige die aus unterschiedlichen Gründen so banale Sachen durchführen muss. Dazu kommt, dass ich neulich an die andere Uni für 6 Monate auf eigene Kosten kommen soll und da Literaturrecherche machen soll. Ich sehe mich schon auf dem Weg zum Amt direkt von der Verteidigung...

Ich hatte so ein tolles und interessantes Studium, habe zielstrebig dran gearbeitet, was ich will, und fühle mich wie ein Zuschauer hinter einem Glas, der alle andere beobachtet, was für tolle Sachen sie machen, die ich auch machen wollte, nur ich werde in eine völlig lächerliche Richtung geführt. Ich bereue so sehr, nicht bei meinem ehemaligen Professor geblieben zu haben, bei dem ich meine MA geschrieben habe. Die Stelle bei ihm würde damals erst nach 7 Monaten losgehen, meine jetzige ging nach 3 Monaten los... wie blöd kann man noch sein...

Hättet ihr Idee, was ich machen soll?
Danke, Juliana

PS-hab mir das grad durchgelesen, und ist mir schon bewusst, dass es wie troll klingt ist leider tatsächlich kein...
SSCI
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Re: Fühle mich extrem unwohl in meiner Promotion

Beitrag von SSCI »

geh in Dich und frag Dich, was das beste für DICH ist...

bist Du Muttersprachlerin?
Nomen Nescio
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Re: Fühle mich extrem unwohl in meiner Promotion

Beitrag von Nomen Nescio »

Hilf mir, deinen Beitrag für mich zu enttrollen! ;)
Was ich herausgelesen habe, ist:
Du bist für Promotion von deiner Master-Uni (A) an eine andere Uni (B) gegangen (plus Projektarbeit, die mit deiner Diss in Uni B in Verbindung steht). (?)
Dein Betreuer sitzt Welten entfernt an Uni C. (? )
--Die Betreuung ist marginal. Das Problem liegt selten auf nur einer Seite.
Methoden, die du anwendest, sowie die Fragestellung deiner DIss an sich, wirken auf dich wenig nach state of the art. (?)

Habe ich das größtenteil richtig extrahiert?

Was ich aber überhaupt nicht verstehe, und mir dazu recht sicher bin, dass ich die entsprechende Passage einigermaßen richtig verstanden habe, ist die Forderung, für Literaturrecherche in einem MINT-Fach vor Ort sein zu sollen.
Trollschutzerklärung: Ich halte mich aus threads mit erhöhtem Trollpotential heraus. Im Fehlerfall möge der Troll bitte "NEIN, ich bin nicht einverstanden." drücken.
JulianaDenise
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Re: Fühle mich extrem unwohl in meiner Promotion

Beitrag von JulianaDenise »

Nomen Nescio hat geschrieben: ↑09.04.2020, 22:09 Hilf mir, deinen Beitrag für mich zu enttrollen! ;)
Was ich herausgelesen habe, ist:
Du bist für Promotion von deiner Master-Uni (A) an eine andere Uni (B) gegangen (plus Projektarbeit, die mit deiner Diss in Uni B in Verbindung steht). (?)
Dein Betreuer sitzt Welten entfernt an Uni C. (? )
--Die Betreuung ist marginal. Das Problem liegt selten auf nur einer Seite.
Methoden, die du anwendest, sowie die Fragestellung deiner DIss an sich, wirken auf dich wenig nach state of the art. (?)

Habe ich das größtenteil richtig extrahiert?

Was ich aber überhaupt nicht verstehe, und mir dazu recht sicher bin, dass ich die entsprechende Passage einigermaßen richtig verstanden habe, ist die Forderung, für Literaturrecherche in einem MINT-Fach vor Ort sein zu sollen.
Hi, nein, leider ganz falsch.

Ich bin an gleicher Uni geblieben, hab die AG gewechselt. Erstbetreuer ist hier, Zweitbetreuerin ist welten entfernt (das musste sein, hatte keine Wahl)

Die Betreuung ist nicht marginal, sondern meine Zweitbetreuerin kann mit Informatik nichts anfangen und lehnt es komplett ab (in meinem ersten paper, den ich schreibe, geht es um machine learning methoden, die sie nicht versteht und die für sie keinen Nutzen haben - mit machine learning wollte ich durchgehend arbeiten, ich studierte Geoinformatik)

Nein, nicht wenig nach state of the art, sondern einfach völlig lächerliche Dinge... ich solle Zäune bauen und Versuche mit Regensimulator durchführen und Bodenproben sieben. Weil eben machine learning für sie keinen Sinn macht, will sie jetzt mit für sie mit "realen" Daten arbeiten.

Natürlich macht es keinen Sinn, für Literaturrecherche wegzuziehen. Mit dem Aufenthalt ist es ein Machtspiel, ich habe erzählt, ich würde gerne meine gesamte Promotion hier an der Uni machen und da antwortete sie "Du weißt schon, dass du von mir am Ende benotet wirst?"
JulianaDenise
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Re: Fühle mich extrem unwohl in meiner Promotion

Beitrag von JulianaDenise »

SSCI hat geschrieben: ↑09.04.2020, 20:52 geh in Dich und frag Dich, was das beste für DICH ist...

bist Du Muttersprachlerin?
Nein, ich bin keine Muttersprachlerin
Sebastian
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Re: Fühle mich extrem unwohl in meiner Promotion

Beitrag von Sebastian »

Bitte achtet auf Eure Anonymität!
Im Zweifel bitte Beitrag ändern und keine Vollzitate!
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Re: Fühle mich extrem unwohl in meiner Promotion

Beitrag von johndoe »

JulianaDenise hat geschrieben: ↑09.04.2020, 23:33
(...)meine Zweitbetreuerin kann mit Informatik nichts anfangen und lehnt es komplett ab (in meinem ersten paper, den ich schreibe, geht es um machine learning methoden, die sie nicht versteht und die für sie keinen Nutzen haben - mit machine learning wollte ich durchgehend arbeiten, ich studierte Geoinformatik)

Nein, nicht wenig nach state of the art, sondern einfach völlig lächerliche Dinge... ich solle Zäune bauen und Versuche mit Regensimulator durchführen und Bodenproben sieben. Weil eben machine learning für sie keinen Sinn macht, will sie jetzt mit für sie mit "realen" Daten arbeiten.

Natürlich macht es keinen Sinn, für Literaturrecherche wegzuziehen. Mit dem Aufenthalt ist es ein Machtspiel, ich habe erzählt, ich würde gerne meine gesamte Promotion hier an der Uni machen und da antwortete sie "Du weißt schon, dass du von mir am Ende benotet wirst?"
Ganz ehrlich - für mich klingt das nach einer toxischen Konstellation. Ein bitteres Ende kündigt sich hier ja praktisch schon an. Wenn du die Promotion anstrebst, um dich auf Maschine Learning zu spezialisieren, deine Zweitbetreuerin das aber ablehnt, wird am Ende jmd. unzufrieden sein - und in beiden Fällen musst du das ausbaden.

Kann ich davon ausgehen, dass dieser Satz aus deinem ersten Post sich auf ML bezieht?
"Diese Kenntnisse wollte ich auf jeden Fall durch meine Doktorarbeit vertiefen (direkter Einstieg in solche Jobs wäre schwierig, da ich nicht explizit Informatik studierte, was aber durch Erfahrung ausgleichbar wäre)"


Hast du das denn auch mal versucht? Also einfach mal bewerben auf solche Jobs? Es liest sich nämlich so, als hätte das der Schwager eines Cousins behauptet und deshalb hast du dich für die Promotion entschieden.

Berichte von der Front: IT-Berufe sind nicht Informatikern vorbehalten. Da habe ich u.a. schon mit einem Wirtschaftsingenieur als Datenbankadmin und einem promovierten Physiker als Software Engineer gearbeitet. Im IT-Consulting ist es noch bunter, da sind mir schon Bankkaufleute und ehemalige Medienberufler begegnet. Und bzgl. ML: für welche Art Job interessierst du dich denn da genau? Modelle entwickeln? Algorithmen bauen? also eher Data Scientist? Da sind nämlich eher originäre Mathematiker gefragt. Wenn du allerdings schon Vorkenntnisse hast, können spezielle Fortbildungen sinnvoll sein, um deine Qualifizierung zu verbessern (Tipp: IBM Cognitive Class --> hier kannst du Kurse zu ML etc. besuchen und dich zertifizieren mit IBM-Siegel + es ist for free)

Ich will dir deine Promotion ja nicht ausreden - aber für mich klingt das wie eine Notlösung, die lt. deiner Schilderung zum Scheitern verurteilt ist, wobei du die Alternativen wohl nicht betrachtet hast.
drado
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Re: Fühle mich extrem unwohl in meiner Promotion

Beitrag von drado »

Hallo,
hast du mal den Kontakt zu deinem alten Betreuer der MA gesucht? Wenn ich richtig nachrechne, würdest du dadurch netto etwa 4 Monate verlieren (die unterschiedlichen Startzeitpunkte betrachtet) - also nicht schlimm! Vielleicht gibt es noch oder demnächst wieder eine Möglichkeit, dich hier in deinem ursprünglichen Thema mehr verwirklichen zu können?
flip
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Re: Fühle mich extrem unwohl in meiner Promotion

Beitrag von flip »

JulianaDenise hat geschrieben: ↑09.04.2020, 23:33 Ich bin an gleicher Uni geblieben, hab die AG gewechselt. Erstbetreuer ist hier, Zweitbetreuerin ist welten entfernt (das musste sein, hatte keine Wahl)
Warum? Wenn es jetzt daran liegt, dass die Zweitbetreuerin die Sache finanziert, dann raus da. Du bist ja dann vollkommen fach- und interessenfremd unterwegs.
Nomen Nescio
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Re: Fühle mich extrem unwohl in meiner Promotion

Beitrag von Nomen Nescio »

OK, die Fehlinterpretation von A und B Uni schlägt nicht allzu sehr ins Gewicht. ;)

Ich bin bei der Einschätzung weitgehend bei John Doe: TOXISCH! Es ist kein Pflichtkriterium, aber in den Dürreperioden, die so ziemlich jede Diss haben wird, ist es IMMENS hilfreich, wenn du für die Problemstellung brennst. Davon sehe ich dich Welten entfernt! Der Gedanke an Abbruch sollte zumindest kein Tabu sein!

Ich komme aus hardcore Informatik (Robotik + KI). Quereinsteiger in Robotik kommen zu 95% aus E-Technik und/oder Maschenbau. In Data science F&E streiten sich in der Tat Informatiker und Mathematiker um die Plätze, in cyber security gibt es vom Abschluß her fast ausschliesslich Informatiker, die Quereinsteiger kommen dort von der "dunklen Seite". :lol: Die anderen Bereiche (Theoretische Informatik ausgenommen) sind sehr durchlässig, bei software engineering/Programmierung verblasst zunehmend (auch wg. der Marktlage) der Informatiker-Standortvorteil des Vorurteils "Informatiker können sämtlich programmieren." ;) Bei IT-Projektmanagement/-leitung hat Inf-Abschluß für mich keinerlei inhärente Vorteile (eher im Gegenteil).

Weiterbildung ist in Zeiten von open university, open courses, MOOC kein Problem mehr. Vorreiter war IIRC das MIT mit seinem opencourseware Programm, sollte leicht im Netz zu finden sein. Ich bin ein wenig voreingenommen, empfehle aber, speziell im ML/data science Bereich zumindest den Besuch von https://cognitiveclass.ai/ Niemand wird ein IBM-Zertifikat kleinreden wollen. Die ersten Stufen sind kostenfrei.

*edit
Auch drados Vorschlag solltest du anklopfen!
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