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Re: Anrede als Professor "abstellen"

Verfasst: 05.01.2020, 00:01
von SSCI
Aus welchem Grund gibt man überhaupt bei "Name" den akad. Grad an?

Kann mal jemand diesen Thread verschieben --> Papierkorb

Herzlichen Glückwunsch zur Juniorsklavenstelle, hoffe, dass es mit TT ist

Sorry...konnte ich mir nicht verkneifen :blume:

Re: Anrede als Professor "abstellen"

Verfasst: 05.01.2020, 22:36
von Nomen Nescio
@TE Bezog sich nicht auf dich.

Re: Anrede als Professor "abstellen"

Verfasst: 06.01.2020, 12:09
von dr_superman
Entschuldigt bitte meine Irritation. Ich habe bisher weder meinen Beruf noch die akademischen Titel als etwas so Besonderes empfunden, als dass ich diese verschweigen müsste.
Ich bin wirklich der Überzeugung dass man gegenteilig im Alltag diese akademischen/beruflichen Weihen nur unnötig erhöht,
sobald man sie nicht so behandelt wie jede andere Berufsbezeichnung etc.. auch.
Im Anamnesebogen hatte ich deshalb bei Beruf und Arbeitgeber wahrheitsgetreu geantwortet, Name ohne Titel und zweitem Vornamen,
jedoch sollte man beim Abrechnungsformular den Namen "lt. Ausweis" in Druckschrift angeben. Da kamen dann "Dr." und zweiter Vorname dazu.

Wäre ich Bäcker oder ähnliches, hätte ich sowohl Beruf als auch Arbeitgeber sowie meinen Namen lt. Ausweis auch angeben.

Ich werde mir aber Eure Anregungen, die alle in Richtung: "bloß verstecken!" gehen zu Herzen nehmen, da ich anscheinend mit meiner Einstellung so nicht weiter kommen werde.

Re: Anrede als Professor "abstellen"

Verfasst: 06.01.2020, 18:20
von irratio irrationalis
Ich ergänze einmal zu Superman, da ich ähnliche Erfahrungen gemacht habe – Ich glaube auch, dass man nicht auf dem "Prof." oder "Dr." pochen sollte, genau so wenig stelle ich mich im privaten Gespräch oder am Telefon so vor.

Ergänzend aber zwei perspektivische Gedanken, die meines Erachtens hier - und auch in anderen ähnlich gelagerten Diskussionen - zu kurz kommen, auch wenn ich sie hier bewusst überspitzt beschreibe:

- Gibt man den "Dr." nur ganz vereinzelt oder gar nicht an, und findet ein Dritter den "Dr." nur auf Umwegen heraus, liegt der Verdacht nahe, dass es sich bei dem "Dr." um einen gutenbergischen handelt und der Träger/die Trägerin aus Gewissensbissen lieber nicht allzu offensiv damit auftreten möchte (oder jedenfalls Zweifel an der Tauglichkeit der eigenen Arbeit als Dissertation bestehen). Jedenfalls käme mir der Gedanke, wenn ich einen solche/n Doktor/in kennenlerne, da ich wie gesagt keinen Grund sehe, den "Dr." nicht anzugeben. Eine andere Reaktion auf die gleiche Konstellation könnte sein, dass man als Gegenüber den Eindruck bekommt, der/die Doktor/in geriert sich bewusst gönnerhaft, was dem/der Doktorin sicher auch nicht zum erstrebten Vorteil gereicht.

- Gibt man den "Dr." allerdings an, stößt man nur bei denjenigen auf Unverständnis, die entweder selbst einen "Dr." haben und aus oben genannten Gründen auf die Angabe verzichten; oder auf solche, die keinen "Dr." haben, aber neidisch auf diejenigen sind, die einen haben. Dann aber fällt mir kein Grund ein, wegen dieser beiden Personenkreise auf die Angabe zu verzichten.

Sicher sind beide Konstellationen stark pauschalisiert, meines Erachtens nach aber die Berücksichtigung wert.

Re: Anrede als Professor "abstellen"

Verfasst: 06.01.2020, 21:41
von SSCI
Name laut Ausweis...von selbst kommt der Name nicht in den Pass... :roll:

Re: Anrede als Professor "abstellen"

Verfasst: 07.01.2020, 03:03
von Dell
@irratio irrationalis

Weiter daneben kann man meines Erachtens fast nicht liegen und eine "Guttenberg-Diss" würde ich keinem unterstellen.
Im Privatleben finde ich es komisch seinen "Schulabschluss" durch die Gegend zu tragen. Tut nichts zur Sache, interessiert niemanden und geht eigentlich auch keinen etwas an.
In der beruflichen, betriebsinternen Kommunikation interessiert es eigentlich auch niemanden und man ist sowieso bekannt.
Bleibt also nur die externe Kommunikation. Falls man mal persönlich schreibt ist zwar formaler Briefkopf bzw. volle Signatur mit Titel für den Erstkontakt Standard, aber der springende Punkt ist der Job-Titel.

Aus meiner Perspektive:
- Personen mit Dr. im Privatleben fallen meist in eine der folgenden Kategorien: ältere Generation; Ärzte, Juristen; beruflich unterdurchschnittlich erfolgreich.
- Dr. betriebsintern: ältere Generation; Ärzte, Juristen; niedrig in der Hierarchie und deshalb nicht ausreichend wahrgenommen um ohne "Personenbeschreibung" auszukommen.

Re: Anrede als Professor "abstellen"

Verfasst: 07.01.2020, 09:59
von irratio irrationalis
@Dell:

Ich sage nicht, dass man den Titel überall angeben sollte, wohl aber, dass man es durchaus auch von einer anderen Warte aus betrachten kann. Und ich gebe Dir Recht, natürlich kommt es im beruflichen Verkehr auf die Berufsbezeichnung an, in der internen Kommunikationen gar nicht erst auf irgendeine Bezeichnung, da bekannt. Ich kenne niemanden, der seine Mail (abgesehen von voreingestellten Signaturen) mit "Dr. XY" beendet.

Gleichwohl gewinnt man bisweilen den Eindruck, man müsste sich angesichts solcher Forenbeiträge dafür schämen, einen entsprechenden Titel überhaupt erreicht zu haben, und sollte diesen möglichst geheimhalten, damit niemandem dieser brandmarkende Zusatz auffällt. Das heißt freilich nicht, dass man Titel überall angeben sollte, wohl aber, dass es die Sache des- oder derjenigen ist, der/die den Titel führt. Der Fakt, dass ich meinen Dr.-Titel in der mündlichen Kommunikation wie selbstverständlich verschweige, hat bei Nichtpromovierten oder Nichtstudierten bereits zu völligem Unverständnis geführt – und wie diese reagieren würden, wüssten sie um Diskussionen wie diese hier und die Scham der "Titulare", mag ich mir nicht ausmalen; aber vielleicht spricht da auch das Arbeiterkind von seinem Umfeld, in welchem eben nicht jeder/jede Bekannter/r oder Verwandte/r mindestens promoviert ist.

No offense, aber die Keule mit der mitunter auf titelführende "Titulare" geschlagen wird, kann man genauso in die umgekehrte Richtung schwingen...

Re: Anrede als Professor "abstellen"

Verfasst: 07.01.2020, 17:20
von Papierturm
praktikum hat geschrieben: 29.12.2019, 01:01 1. Die Krankenkasse kommt normalerweise nicht von selber auf die Idee, den Dr. Grad auf die Karte zu drucken. Dazu muss man ihr das schon - normalerweise - schon mitteilen. Aber vielleicht hast Du die Kasse gerade gewechselt.
Mini-Erfahrungsbericht. Ich habe mir den Dr-Titel in den Perso eintragen lassen (was ich auch wieder machen würde, seitdem erlebe ich diverse Ämter als viel umgänglicher; das liegt jedoch wohl hauptsächlich an meinem Namen). Daraufhin habe ich innerhalb einer Woche 2 neue Krankenkassenkarten (GVK) bekommen, mit unterschiedlichen Schreibweisen des Dr-Titels. Ich hatte den nicht an die GKV gemeldet, nur dem Bürgeramt.

Werde ich bei einem Arzt gefragt, antworte ich wahrheitsgemäß ( :D ) "Doktor der Philosophie.", ergänzt mit "Papierturm reicht".

Ich habe es zweimal erlebt, dass das ignoriert wurde. Von einem Oberarzt, und einem Vermieter.

Re: Anrede als Professor "abstellen"

Verfasst: 07.01.2020, 17:41
von flip
Nunja, man erwirbst ja mit seiner akademischen Ausbildung vielleicht auch die Fähigkeit zur Selbstreflektion und daher evtl. auch der Fähigkeit zu entscheiden, wenn man seine akademischen Weihen "präsentiert" und wann nicht.

Ob die Ausrede(!) "Verdammt, nun habe ich damals den Doktor in den Ausweis eintragen lassen und jetzt muss ich ihn auch immer angeben (...sonst mache ich mich strafbar, komme ins Gefängnis und mir wird der 'Dr' aberkannt und ich muss alles wieder rückändern, ohgottohgottohgott.)" wirklich so klug war, naja... vielleicht kommt die Erkenntnis ja noch. Und darüber hinaus auch die Erkenntnis, dass beim Arzt ja nicht nur der Arzt sitzt sondern auch das niedere Volk, von dem man sich unbedingt mit stiller Genugtuung abheben möchte.


Achtung, das ist bewusst überspitzt formuliert. ;)

Re: Anrede als Professor "abstellen"

Verfasst: 07.01.2020, 21:16
von dr_superman
Name laut Ausweis...von selbst kommt der Name nicht in den Pass... :roll:
natürlich nicht.
Ich habe ihn ganz regulär eintragen lassen so, wie ich das bei meinen Kollegen gesehen hatte. Ich habe mich gefreut über den Titel,
für mich gehört er zu mir wie mein Name. Perspektivisch eben vor dem Ansatz, diesen als "normal" ("normal zur Person gehörend") anzusehen - und anzunehmen.
So, wie viele mit Freuden den Namen ihres Partners/der Parnerin nach der Heirat annehmen.
Neuer Abschnitt, neue, bedeutende Identitätskonstruktion: neuer Name (zum neuen Ich).
Der Fakt, dass ich meinen Dr.-Titel in der mündlichen Kommunikation wie selbstverständlich verschweige, hat bei Nichtpromovierten oder Nichtstudierten bereits zu völligem Unverständnis geführt – und wie diese reagieren würden, wüssten sie um Diskussionen wie diese hier und die Scham der "Titulare",
Volle Zustimmung. Da kann ich auch auf einige Beispiele zurückgreifen - von denen manche wirklich das schon genannte völlige Unverständnis für diese ...naja, was eigentlich... Diskretion, politische Korrektheit, verzweifelte Versuche der Liberalisierung oder gar Negierung (kann man nicht auf "die einen/wenigen unter uns (!) stolz sein oder wenigstens ihren Weg der Individualisierung akzeptieren?)
Achtung, das ist bewusst überspitzt formuliert. ;)
Geringfügigst.