Fremdsprache in Ãœberschriften und Inhaltsverzeichnis - Formatierung

irratio irrationalis

Fremdsprache in Ãœberschriften und Inhaltsverzeichnis - Formatierung

Beitrag von irratio irrationalis »

Liebe Forenmitglieder,

zunächst einmal gebe ich mich als stiller und dankbarer Leser dieses Forums zu erkennen - mir ist hier so manche schwierige aber auch banale Frage rund um die Dissertation beantwortet worden und ich sah bislang keine Veranlassung, selbst eine Frage zu stellen, da dieses Forum eine Unmenge an Themen abbildet. Dabei wäre es auch beinahe geblieben, ich bin nun allerdings (nach Abschluss des Promotionsverfahrens und in der Abschlusskorrektur der Arbeit für die finale Einreichung bei einem renommierten juristischen Verlag) auf ein Problem gestoßen, für das es mE keine einhellig bekannte Lösung in der wissenschaftlichen Fachwelt gibt - umso mehr würden mich Eure Einschätzungen zu folgender Problematik interessieren:

In meiner deutschsprachigen Dissertation werden aufgrund des Forschungsgegenstands viele englische Begriffe verwendet - das gleiche Problem betrifft allerdings jede Fremdsprache, streng genommen auch lateinische Ausdrücke. Die Kennzeichnung der fremdsprachigen Begriffe (sofern nicht eingedeutscht) erfolgt dabei durch Kursivsetzung. Im Fall, dass der Begriff durch Termini wir "Begriff", "Grundsatz" eingeleitet wird, müssten mE An- und Abführunsgzeichen gesetzt werden, üblich ist aber wohl, dass diese dann aufgrund der Kursivsetzung entfällt. Anders verhält es sich lediglich, wenn es sich bei dem fremdsprachigen Begriff um ein Zitat handelt - dann gingen mE nach die An- und Abführungszeichen vor. So viel zur selbst gesetzten Regel...

Nun kommt es vor, dass derartige Begriffe auch in den Überschriften auftauchen und damit Eingang finden in das Inhaltsverzeichnis. Die Überschriften und das Inhaltsverzeichnis selbst sind aufgrund von Verlagsvorgaben (die wohl Standard sind) bis auf eine übergeordnete kursiv gesetzte Ebene immer nicht kursiv. Das hat - will man diese Regel nicht durchbrechen - zur Folge, dass Fremdsprache nicht mehr kenntlich ist, wenn sie nach obiger Regel kursiv sein müsste. Bei deutschen Begriffen, die durch "Begriff", "Grundsatz" etc. eingeleitet werden, bleibt die Kennzeichnung durch An- und Abführungszeichen bestehen. Für meinen Geschmack ergibt sich dadurch ein uneinheitliches Bild und ich weiß nicht recht, wie ich es lösen soll:
  • Sollte die Kursivsetzung der Fremdsprache in den Ãœberschriften durch An- und Abführungszeichen ersetzt werden, um hinreichend die Fremdsprache hervorzuheben (das erscheint bei Standardphrasen wie de lege lata u.ä. merkwürdig)?
  • Sollte man sich über die allgemeine Verlagsvorgabe hinwegsetzen und die Kursivsetzung auch in der Ãœberschrift fortführen (das sieht dann sehr uneinheitlich aus)?
  • Oder sollte man die formatierungsbedingte Nichtkenntlichmachung der Fremdsprache in Ãœberschrift und Inhaltsverzeichnis hinnehmen (mit dem Nachteil der fehlenden Kenntlichmachung und dem dann entstehenden Unterschied zu deutschen Begriffen)?
  • Oder gibt es noch eine vierte Variante, die alle Nachteile beseitigt?
In anderen Dissertationen (sogar im gleichen Verlag und in der gleichen Reihe) habe ich bereits alle Variationen gesehen - abgesehen davon auch oftmals das grundsätzliche Fehlen einer Regel in diesem Punkt.

Mir ist bewusst, dass die wissenschaftliche Akzeptanz der Dissertation darunter nicht leiden wird, ich würde es aber doch im weitesten Sinne "richtig" machen wollen. Daher die Frage, ob Ihr schon vor dem gleichen Problem standet und wie Ihr es gelöst habt bzw. ob ihr evtl. sogar Kenntnis von einer allgemeinen Regel habt?

Ich würde mich sehr über Eure Einschätzungen freuen und hoffe, dass die evtl. etwas umständliche Beschreibung des Problems gleichwohl verdeutlicht, um was es mir geht.

Beste Grüße
irratio irrationalis
irratio irrationalis

Re: Fremdsprache in Ãœberschriften und Inhaltsverzeichnis - Formatierung

Beitrag von irratio irrationalis »

Die Frage scheint wohl in der Tat nicht einfach zu beantworten... :) Ich freue mich auch über eine Rückmeldung á la: "Darüber habe ich bei meiner Veröffentlichung nicht nachgedacht." ;)
Zwonk
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Re: Fremdsprache in Ãœberschriften und Inhaltsverzeichnis - Formatierung

Beitrag von Zwonk »

Hallo,

ich würde Option 3 wählen, d.h., die entsprechenden Begriffe in der Überschrift nicht besonders kenntlich machen. Im Gegensatz zum Fließtext ruinieren Formatierungen in der Überschrift das Druckbild total, finde ich. Und Anführungszeichen haben eine völlig andere Semantik. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob ich in Überschriften mal den Fall hatte, aber wenn das so war, dann habe ich ihn garantiert wie in Option 3 gelöst.

Noch eine Bemerkung dazu: Es ist für gewöhnlich so, dass die Verlage ja bestimmte Stil-Templates in ihren Veröffentlichungen verwenden. Stell Dir vor, Dein Buch wird mal ein richtiger Knaller und wird noch anderswo veröffentlicht. Dieser Verlag hat für die entsprechende Überschriftenebene dann leider eine Schriftform gewählt, die Kursivierung gar nicht zulässt, Kapitälchen oder so. Was dann? Daher: Überschriften können in der Veröffentlichung mit gutem Grund anders behandelt werden als Fließtext. Da wird Dir niemand einen Strick draus drehen.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
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Re: Fremdsprache in Ãœberschriften und Inhaltsverzeichnis - Formatierung

Beitrag von irratio irrationalis »

Lieber Zwonk,

vielen Dank für Deine Einschätzung - das hilft schonmal sehr. Wenn auch die Frage eines zweiten Verlags wohl eher nachrangig ist, ist es womöglich wirklich unerheblich, ob die Überschrift der gleichen Logik wie der Fließtext folgt. In meiner aktuellen Version folge ich auch Version 3, muss aber zugeben, dass ein paar wenige Bauchschmerzen verbleiben, wenn man grundsätzlich den Ansatz verfolgt, dass Fremdsprache auch in Überschriften irgendwie kenntlich gemacht werden sollte. :)
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Re: Fremdsprache in Ãœberschriften und Inhaltsverzeichnis - Formatierung

Beitrag von Nomen Nescio »

Ich bin recht unbeeinflusst von jedwedem persönlichen Problembewusstsein an dieser Stelle. Möglicherweise hat mich ein Promotionsschutzengel davor bewahrt, solche Klippen zu erschaffen. Im Vorfeld lässt sich das natürlich leichter klären, als wenn der Text an sich bereits in den sprichwörtlichen Stein gemeisselt ist. Option 3 mag wie der Hlg. Gral der Überschriften aussehen, aber in Fällen wie:
"Make Chili hot again" als Mantra eines kulinarischen new wave
scheint mir hinter einem formatierungslosen Tor 3 der Zonk (sic!) zu lauern. ;)
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irratio irrationalis

Re: Fremdsprache in Ãœberschriften und Inhaltsverzeichnis - Formatierung

Beitrag von irratio irrationalis »

Vielen Dank auch für Deine Einschätzung. Das klingt für mich, als würdest Du Option 2 favorisieren, d.h. die textliche Formatierung in der Überschrift (und im InhaltsV) fortführen? In dem Fall ergäbe sich dann die Folgefrage, wie zu verfahren ist, wenn eine Überschriftenebene aufgrund von Formatierungsvorgaben des Verlags im Ganzen bereits kursiv gesetzt ist und ein kursiv zu setzender englischer Begriff auftaucht; streng genommen wäre dieser dann zur Hervorhebung in Normalschrift zu setzen und das scheint mir dann doch auch wieder merkwürdig. :)
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Re: Fremdsprache in Ãœberschriften und Inhaltsverzeichnis - Formatierung

Beitrag von Zwonk »

@irratio: Genau so habe ich das im Fließtext immer gehalten - z.B. fremdsprachige Begriffe, die in einer fremdsprachig zitierten (und darum kursiven) Passage auftauchten. Was Überschriften betrifft, bleibe ich aber bei meiner Position - und ich finde hier ausnahmsweise @NNs Beispiel auch nicht sehr einleuchtend. Bis zu einem gewissen Grad habe ich ja immer die Option, eine weniger problematische Überschrift zu wählen :dr)
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Re: Fremdsprache in Ãœberschriften und Inhaltsverzeichnis - Formatierung

Beitrag von Nomen Nescio »

irratio irrationalis hat geschrieben: ↑22.08.2019, 11:52 Vielen Dank auch für Deine Einschätzung. Das klingt für mich, als würdest Du Option 2 favorisieren, d.h. die textliche Formatierung in der Überschrift (und im InhaltsV) fortführen? In dem Fall ergäbe sich dann die Folgefrage, wie zu verfahren ist, wenn eine Überschriftenebene aufgrund von Formatierungsvorgaben des Verlags im Ganzen bereits kursiv gesetzt ist und ein kursiv zu setzender englischer Begriff auftaucht; streng genommen wäre dieser dann zur Hervorhebung in Normalschrift zu setzen und das scheint mir dann doch auch wieder merkwürdig. :)
Mit Neffen bzw Nichten! Das letzte, wenn jede andere Option ausgefiltert wurde, was ich machen würde, wäre die Verlagsvorgaben zu ignorieren. Ich bin allerdings in einem Fach unterwegs, in dem Englisch die Sprache der Wahl, besser Pflicht, ist. Insofern stellt sich ein Großteil der Probleme nicht. In deinem Fall, ich tippe auf Jura, scheint es nicht unüblich zu sein, Überschriftenebenen durch Schriftschnitt/-stil kenntlich zu machen. Kann ich nichts zu sagen. ;)
Eine Trennung zwischen Überschrift (im Text) und Inhaltsverzeichnis kenne ich in der Form ebenfalls nicht. Ich habe auch nie daran gedacht, das entsprechende style file zu öffen, um an der Stelle rumzutricksen; zumindest nicht in nüchternem Zustand. ;)
Formatvorgaben sind kaum je dadurch entstanden, dass jemand eine Beschäftigung für Praktikanten suchte, eher als Vorschläge, die der Lesbarkeit dienen sollen. Zumindest an dieser Stelle habe ich meinen Optimismus noch nicht verloren.
Mein konstruiertes Bsp sollte lediglich aufzeigen, dass im Schere-Stein-Papier-Echse-Spock Stechen Zitat IMHO die Fremdsprachigkeit schlagen sollte.
Natürlich wäre die @Zwonk'sche Option, sich vorher darum zu kümmern, dass Probleme, die man an der Stelle nicht lösen will, auch nicht auftauchen,vorzuziehen. Wie praktikabel dies für dich zwischen Imprimatur und finaler Veröffentlichung noch ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
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irratio irrationalis

Re: Fremdsprache in Ãœberschriften und Inhaltsverzeichnis - Formatierung

Beitrag von irratio irrationalis »

Betreffend die Formatvorlagen: Ich habe es eben bei diesem Verlag schon in jeder der drei Optionen gesehen, insofern scheint das wohl verlagsseitig kein Problem zu sein. Und Du vermutest richtig, es handelt sich um eine juristische Dissertation.

Betreffend die Wahl der Überschriften: In der Tat ist das nun im Hinblick auf die Imprimatur schwierig, aber unabhängig davon gibt es eben bestimmte englische Begriffe, die im Kontext des englischen Rechts geschildert werden. In diesem Fällen ist die Aufnahme des englischen Begriffs in die Überschrift die einzig sinnvolle Variante - ich würde es also genauso nochmal machen.

Das beantwortet aber noch nicht die Frage, wie nun verfahren werden sollte. Denkt Ihr nicht, dass auch die Option, Anführungszeichen zu verwenden, etwas für sich hat? Wenn im Text eigentlich Anführungszeichen stünden, auf diese aber aufgrund der Kursivsetzung der Fremdsprache verzichtet wird, diese Kursivsetzung dann in der Überschrift aufgrund Formatierungsvorgaben entfällt, scheint mir die Rückkehr der Anführungszeichen doch auch eine plausible Lösung des Problems - insb. wenn es auch ein paar wenige deutsche Begriffe in Überschriften gibt, die in Anführungszeichen dargestellt werden. Um ein fiktives, simplifiziertes Beispiel zu geben:
  • Eine Dissertation hat den Titel: Der Brief - eine rechtsvergleichende Studie nach deutschem und englischem Recht
  • Zu Beginn der Dissertation werden die Begrifflichkeiten in Deutschland und England dargestellt, um eine Grundlage für die weitere Arbeit zu schaffen. Im Text heißt es: Der Begriff "Brief" geht zurück auf [...]. Die englische Entsprechung des Begriffs "Brief" ist der Begriff letter.
  • Die Anführungszeichen bei letter entfallen hier nur, weil der Begriff bereits durch die Fremdsprachenkennzeichnung hervorgehoben ist.
  • Nun sind evtl. beide Sätze Teil eines Unterkapitels und das jeweilige Unterkapitel mit einer Ãœberschrift versehen. Im deutschen Beispiel wäre die Ãœberschrift: Der Begriff "Brief"

  • Option 3 (Nummerierung siehe Haupteintrag): Nach Zwonks Lösung wäre die Ãœberschrift zum englischen Begriff: Der Begriff letter - hierdurch entfällt aber die Kennzeichnung der Fremdsprache und es ist evtl. nicht mehr lesbar (je nach Wort).
  • Option 2: Die Kursivsetzung von letter führte, wie Ihr beide andeutet, zu einer Umgehung der Verlagsvorgaben. Will man dennoch eine Kennzeichnung erreichen, bleibt daher nur:
  • Option 1: mE nach bliebe dann doch nur noch die Wiedereinführung der Anführungszeichen, auch um eine gewisse Gleichförmigkeit der Begriffsangabe in Ãœberschriften zu erreichen. Es hieße dann also: Der Begriff "letter"
Evtl. verdeutlicht das Beispiel das Problem nochmals ein wenig. Haltet Ihr diese Lösung denn für unplausibel? :)
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Re: Fremdsprache in Ãœberschriften und Inhaltsverzeichnis - Formatierung

Beitrag von Nomen Nescio »

Wenn in deiner Fachlichkeit _Begriff_ von Anführungszeichen gefolgt sein muss, und (u.a.) Fremdsprachigkeit in Überschriften nicht durch Kursivsetzung kenntlich gemacht werden soll/darf, sehe ich nur die Möglichkeit, statt des Schnitts kursiv einen anderen Font zu nehmen. Aus meiner Sicht wäre eine monospaced (nichtproportionale, \texttt typewriter/teletype) Schriftart Kandidat der Wahl. Das hiesse aber wohl, auch den Fließtext an die Überschriftvorgaben anzupassen. Gödel lässt grüssen. :lol: "Jedes hinreichend komplexe Regelwerk ist entweder unvollständig oder nicht widerspruchsfrei."
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