Fertig sein und fertig werden

Eva
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Re: Fertig sein und fertig werden

Beitrag von Eva »

@Henry: Ah, jetzt verstehe ich, was dich umtreibt! Du würdest eigentlich gerne bald abgeben, hast aber Sorge, dass du zu früh aufhörst, richtig? Dann könnte dir vielleicht wirklich am besten die Meinung eines Außenstehenden dabei helfen einzuschätzen, wo du stehst! Kannst du das nicht so deinem Doktorvater gegenüber formulieren? Oder hast du Kollegen, Kommilitonen etc. denen du die Arbeit zeigen kannst?
Henry8425
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Re: Fertig sein und fertig werden

Beitrag von Henry8425 »

Eva hat geschrieben: ↑12.06.2019, 09:20 @Henry: Ah, jetzt verstehe ich, was dich umtreibt! Du würdest eigentlich gerne bald abgeben, hast aber Sorge, dass du zu früh aufhörst, richtig? Dann könnte dir vielleicht wirklich am besten die Meinung eines Außenstehenden dabei helfen einzuschätzen, wo du stehst! Kannst du das nicht so deinem Doktorvater gegenüber formulieren? Oder hast du Kollegen, Kommilitonen etc. denen du die Arbeit zeigen kannst?
Ja, so ähnlich würde ich das sagen. Klar habe ich im Laufe der Arbeit immer wieder Feedback eingeholt. Grundsätzlich habe ich auch ein durchaus innovatives Thema beackert und würde schon behaupten, dass da auch etwas brauchbares rausgekommen ist. Aber manchmal stellen sich dann auch diese typischen Zweifel ein: Habe ich jetzt wirklich alles verständlich formuliert? Habe ich genug gesagt oder müsste ich eigentlich nicht noch mehr sagen? Und dann erscheinen mir meine Ergebnisse wieder sehr banal - obwohl sie es ja eigentlich gar nicht sind.
Nomen Nescio
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Re: Fertig sein und fertig werden

Beitrag von Nomen Nescio »

... und genau so funktioniert Forschung! Sobald etwas Neues ge- oder erfunden oder zum ersten Mal gedacht und fixiert wurde, wird es zu Gemeingut und gelegentlich recht trivial.
Anekdotisch dazu: Die Diss, die John Nash (der aus "A Beautiful Mind") in den 50ern (?) eingereicht hat, und die die Basis für seinen Nobelpreis in WiWi in den 90ern (?) bildete, fand er selbst als so grottig banal, dass er nach eigenen Worten eine "Ersatz-Diss" parat hatte, falls die "Spieltheorie"-Arbeit abgelehnt würde. Nun gut, John Nash war ein Genie und Nobelpreise in WiWi sind gelegentlich recht diskutabel (Portfoliostrategie/Risk-Management: "Nicht alles auf eine Karte setzen, sondern Einsätze streuen (diversifizieren)" Wooow! YEEEEES, BILLIANT IDEA!), ... . ;)
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flip
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Re: Fertig sein und fertig werden

Beitrag von flip »

Nun, im Nachhinein erscheint immer alles sehr einfach. ;)
Das gilt nicht nur für Nobelpreise, sondern auch für die eigene Forschung. Wenn ich daran denke, was der Unterschied zwischen meinem ersten und letzten Artikel ist... oha.
teilchenphysik196
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Re: Fertig sein und fertig werden

Beitrag von teilchenphysik196 »

Hallo Henry, ich habe auch in den Geisteswissenschaften promoviert. Die Entscheidung, ob und wann der Deckel draufkommt, hab ich an zwei Dingen festgemacht. Erstens muss die Argumentation innerhalb der Diss stringent, logisch und lückenlos sein, also keine Fragen offenlassen. Und dann zählte noch Quantität - ich habe in der Hauptsache Birnen untersucht, als Vergleich Äpfel und Bananen. Ob man nun noch die Ananas unter die Lupe nehmen muss?? Eher nein. ich fragte mich immer: Führen Ergänzungen zum Thema hin oder vom Thema weg? Dient eine Ergänzung meinen Thesen? Stützt es sie ab, hilft sie, den roten Faden zu bilden? Wenn nein, ist es entbehrliches Beiwerk, Wiederholung, Dopplung, langweilig und unnütz. Alles, was vom Thema wegführt, ist ebenso entbehrlich. Außerdem hab ich darauf geachtet, dass die Kapitel der Arbeit in einem ausgewogenen quantitativen Verhältnis stehen. Wenn die Methode 200 Seiten umfasst und das Fazit 3, dann stimmt da was nicht. Meine Erfahrung ist allerdings leider die, dass es nach der Disputation ätzend weitergeht. Mein Betreuer verlangt wieder und wieder Ergänzungen, die eben genau nichts brachten. Von daher - lieber abgeben!
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