Publikationen zum Bewerbungszeitpunkt (vor dem Doktorstudium)

skog
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Publikationen zum Bewerbungszeitpunkt (vor dem Doktorstudium)

Beitrag von skog »

Hallo, Forum!

Hier im Forum gibt es schon einige Themen zum Publizieren während des Doktorstudiums, ich habe aber kein Thema zum Publizieren davor gefunden.

Ich werde voraussichtlich im kommenden Jahr mein Masterstudium abschließen und ziehe eine Promotion in Erwägung (Fachbereich Linguistik). Für die Bewerbung um eine Doktorandenstelle stellt unsere Uni einen Musterlebenslauf zur Verfügung, an den man sich halten soll. Schön und gut, allerdings trägt ein Abschnitt des Lebenslaufes den Titel "Publikationen". Während des Masterstudiums werden wir allerdings nicht dazu ermuntert, wissenschaftlich zu publizieren bzw. überhaupt nicht über diesbezügliche Möglichkeiten und den ganzen Ablauf des wissenschaftlichen Publizierens informiert. Erst während des Doktorstudiums werden die Publikationen dann Pflicht.

Natürlich gibt es auch bei uns Doktoranden, die ohne vorherige wissenschaftliche Publikationen angenommen worden sind. Trotzdem würde es natürlich meine Chancen erhöhen, wenn ich schon zum Bewerbungszeitpunkt eine Publikation vorweisen könnte. Außerdem hätte ich dann nicht das Problem, einen ganzen Teil des vorgegeben Lebenslaufes einfach überspringen bzw. unausgefüllt lassen zu müssen.

Meine Fragen:
- Wie lief das bei euch ab, waren Publikationen Bewerbungsvoraussetzung bzw. hattet ihr zum Bewerbungszeitpunkt schon etwas publiziert?
- Ich überlege konkret, mich an einem Artikel zum Thema meiner Masterarbeit zu versuchen. Doch wie schon gesagt, werden wir während des Masterstudiums nicht wirklich über solche Möglichkeiten aufgeklärt. Was mich natürlich vor allem beschäftigt ist die Wahl des Journals - soll ich mich gleich an thematisch passendes, "richtiges" Journal wenden (und dabei riskieren, eventuell zurückgewiesen zu werden und am Ende nichts vorweisen zu können)? Oder ist das bei einer Erstpublikation nicht so wichtig, Hauptsache, ich hab etwas vorzuweisen? Es gibt ja schließlich auch einige Journals, die sich auf Arbeiten von (Master-)Studenten spezialisieren.

Ich freu mich über eure Meinungen! :)
flip
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Re: Publikationen zum Bewerbungszeitpunkt (vor dem Doktorstudium)

Beitrag von flip »

Um es kurz zu machen:
Ich kenne niemanden, der das während des Studiums auch nur ansatzweise versucht hätte, da

1. Keine Zeit (das macht man nicht mal so nebenbei).
2. Kann man als Student überhaupt nicht das Niveau einschätzen, sofern man nicht mit den Betreuer der BA/MA enger zusammengearbeitet hat.
3. Es auch noch ein bisschen mehr Aufwand ist, als einfach nur einen Text zu schreiben.

Wenn, dann versuche deine Masterarbeit zu publizieren, alles andere wäre quatsch, da du dich ja primär auf den Master fokussieren musst.
Fachzeitsschreiften speziell für Masterstudenten kenne ich nicht und würde ich auch nicht lesen. Wenn da was wichtiges drin stehen würde, dann würde man es ja bei einem richtigen Journal einreichen. Der Mehrwert tendiert also gegen Null.
mantor
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Re: Publikationen zum Bewerbungszeitpunkt (vor dem Doktorstudium)

Beitrag von mantor »

Bin da ganz bei flip, kann aber nur etwas über mein Fach (Literaturwissenschaften) sagen: Auch hier ist es unüblich, schon im Master Aufsätze zu publizieren – und was ich so im Fach höre, wird es eher negativ ausgelegt. Soll heißen: Erst einmal den Abschluss machen, dann mitreden. Dass man aus der Abschlussarbeit später einen Aufsatz macht, ist hingegen nicht so unüblich.
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Re: Publikationen zum Bewerbungszeitpunkt (vor dem Doktorstudium)

Beitrag von Wierus »

Ich stimme den Vorrednern zu, mit der Ergänzung, dass man seine Bachelorarbeit zu einem "Book-on-demand" verwursten könnte.
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Re: Publikationen zum Bewerbungszeitpunkt (vor dem Doktorstudium)

Beitrag von Nomen Nescio »

Was ist das denn für eine kranke Vorgabe? Kommt als nächstes "mind. 3 Listenplätze bei Nominierung für internationale Forschungspreise" als Zulassungsvoraussetzung zum Masterstudium?
Bei uns (durchaus renommierte Uni, Inf.) hiess es "Lern erstmal unfallsfrei von einem Hocker zu springen, bevor du an Fallschirmspringen denkst!" Coauthorschaft, erworben durch zusätzliche Sklavenarbeit für Projekte der jew. Doktorand*innen, liess sich realisieren, mehr nicht.
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Re: Publikationen zum Bewerbungszeitpunkt (vor dem Doktorstudium)

Beitrag von mm42 »

flip hat geschrieben: ↑09.05.2019, 21:59 1. Keine Zeit (das macht man nicht mal so nebenbei).
2. Kann man als Student überhaupt nicht das Niveau einschätzen, sofern man nicht mit den Betreuer der BA/MA enger zusammengearbeitet hat.
3. Es auch noch ein bisschen mehr Aufwand ist, als einfach nur einen Text zu schreiben.
Eine Publikation kostet oftmals auch Geld, z.B. für den Konferenzbesuch, der obligatorisch dafür ist, dass das Paper im Proceedings-Band abgedruckt wird; ich bin schon ein paar Jahre aus der Wissenschaft raus, aber schon zu meiner Zeit bewegten sich die Konferenzgebühren im Bereich von einigen hundert Euro (In meinem Fachgebiet hat man meist seine ersten Publikationen als Konferenz-Paper, man konnte sogar als Doktorand nur mit Konferenz-Publikationen durchkommen).

Bei Publikation in einer Open-Access-Zeitschrift können auch Publikationsgebühren anfallen.
flip
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Re: Publikationen zum Bewerbungszeitpunkt (vor dem Doktorstudium)

Beitrag von flip »

Jein - es kommt darauf an. Zumindest in meinem Fachbereich gibt es mehrere Zeitschriften, die keine Gebühren erheben, aber trotzdem sehr angesehen sind. Damit meine ich nichtOpen Access. Sondern die sind ganz normal in dem Elsevier, Wiley,... Verbund und man muss schon ganz genau hinschauen. Dadurch habe ich durchaus einige hundert Euro gespart.

Konferenzen ist ne andere Hausnummer. Aber ja, als Student unterschätzt man so etwas im Zweifel drastisch! Keine Ahnung, wie das bei den Literaturwissenschaften ist.
skog
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Re: Publikationen zum Bewerbungszeitpunkt (vor dem Doktorstudium)

Beitrag von skog »

Danke erstmal für die vielen Antworten!

Find ich schon mal irgendwie beruhigend, dass Publikationen vor dem Doktorstudium nicht gang und gäbe zu sein scheinen.

Ich habe gerade nochmal auf der Homepage der Uni nachgeschaut und da wird sogar explizit erwähnt, dass auch die bisherige wissenschaftliche Tätigkeit der Kandidaten (darunter u.a. die Anzahl und Qualität bisheriger Publikationen - so der ungefähre Wortlaut) bewertet wird.
Wie schon erwähnt, heißt das trotzdem nicht, dass man ohne vorherige Publikationen keine Chance auf eine Doktorandenstelle hat, aber es gibt einem schon einen gewissen Vorteil. Was ich mir vorstellen kann, ist, dass viele, die beim ersten Versuch nicht angenommen werden, das zusätzliche Jahr nutzen und in der Zeit etwas publizieren, um damit ihre Chancen für das nächste Mal deutlich zu verbessern.
Als Anmerkung: Es handelt sich um eine ausländische Uni und anscheinend sind die Anforderungen der Uni auch fachabhängig, zumindest scheinen Publikationen nicht in jedem Fachbereich verlangt zu werden.

Hab mich mittlerweile auch bei den Doktoranden selbst erkundigt und die waren ebenfalls der Meinung, dass nicht vorhandene Publikationen zwar nicht gleich alle Chancen zunichte machen, aber das man mit Publikationen definitiv besser dran ist.
flip hat geschrieben: ↑09.05.2019, 21:59 Fachzeitsschreiften speziell für Masterstudenten kenne ich nicht und würde ich auch nicht lesen. Wenn da was wichtiges drin stehen würde, dann würde man es ja bei einem richtigen Journal einreichen. Der Mehrwert tendiert also gegen Null.
Natürlich sind Publikationen in einem richtigen Journal sinnvoller und aussagekräftiger. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass man auch mit einer Publikation in so einem "unwichtigen" Studentenjournal zeigen kann, dass man in der Lage dazu ist, wissenschaftliche Texte zu verfassen, die über die Abschlussarbeit hinausgehen. Was einem wiederum bei der Bewerbung positiv angerechnet werden kann.
mantor hat geschrieben: ↑10.05.2019, 11:36 Bin da ganz bei flip, kann aber nur etwas über mein Fach (Literaturwissenschaften) sagen: Auch hier ist es unüblich, schon im Master Aufsätze zu publizieren – und was ich so im Fach höre, wird es eher negativ ausgelegt. Soll heißen: Erst einmal den Abschluss machen, dann mitreden. Dass man aus der Abschlussarbeit später einen Aufsatz macht, ist hingegen nicht so unüblich.
Es wird eher negativ ausgelegt? Wenn man jetzt z.B. während/nach dem Studium einen Artikel schreibt und dieser von einem Journal mit Peer-Review angenommen wird, wie kann einem das denn negativ ausgelegt werden? "Der/die ist definitiv zu ambitioniert, sowas brauchen wir hier nicht"?
mm42 hat geschrieben: ↑10.05.2019, 12:49 Eine Publikation kostet oftmals auch Geld, z.B. für den Konferenzbesuch, der obligatorisch dafür ist, dass das Paper im Proceedings-Band abgedruckt wird; ich bin schon ein paar Jahre aus der Wissenschaft raus, aber schon zu meiner Zeit bewegten sich die Konferenzgebühren im Bereich von einigen hundert Euro (In meinem Fachgebiet hat man meist seine ersten Publikationen als Konferenz-Paper, man konnte sogar als Doktorand nur mit Konferenz-Publikationen durchkommen).

Bei Publikation in einer Open-Access-Zeitschrift können auch Publikationsgebühren anfallen.
Ist in unserem Fachbereich zum Glück nicht so, Konferenzgebühren können schon mal die 100€ übersteigen, aber da gibt es unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten (Stipendien) und Publikationen sind m.E. auch nicht an Konferenzen gebunden. Zumindest veröffentlichen die Leute, die ich kenne, nicht nur Konferenz-Paper, auch die Doktoranden nicht.
Publikationsgebühren bei Zeitschriften ist wiederum etwas, womit ich mich überhaupt nicht auskenne. Die Fachzeitschriften, die für mein Themengebiet in Frage kommen würden, haben eine Peer-Review, Publikationsgebühren werden nicht erwähnt.
skog
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Re: Publikationen zum Bewerbungszeitpunkt (vor dem Doktorstudium)

Beitrag von skog »

flip hat geschrieben: ↑10.05.2019, 14:19 Jein - es kommt darauf an. Zumindest in meinem Fachbereich gibt es mehrere Zeitschriften, die keine Gebühren erheben, aber trotzdem sehr angesehen sind. Damit meine ich nichtOpen Access. Sondern die sind ganz normal in dem Elsevier, Wiley,... Verbund und man muss schon ganz genau hinschauen. Dadurch habe ich durchaus einige hundert Euro gespart.

Konferenzen ist ne andere Hausnummer. Aber ja, als Student unterschätzt man so etwas im Zweifel drastisch! Keine Ahnung, wie das bei den Literaturwissenschaften ist.
Ist denk ich sehr vom Fachbereich/Themengebiet abhängig. Bei uns in der Linguistik gibt es auch Konferenzen, bei denen die Teilnahmerzahl genau wie die Teilnahmegebühr mehrere hundert betragen. Andererseits gibt es auch kleinere Konferenzen oder Tagungen mit unter 100 Teilnehmern, bei denen die 10-20€ Teilnahmegebühr allein für die Finanzierung der Kaffeepausen genutzt werden. :wink:
Und diese kleineren Konferenzen sind definitiv nicht weniger gut angesehen, das Themengebiet ist in den meisten Fällen einfach begrenzter.
Dell
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Re: Publikationen zum Bewerbungszeitpunkt (vor dem Doktorstudium)

Beitrag von Dell »

Ich habe mehrere Publikationen in internationalen peer-reviewed Journals gehabt. Geschadet hat es keinesfalls.
Aber alleine geht das fast nicht, da die Journal Gebühren irgendjemand bezahlen muss.
Bei Bewerbungen für Doktorandenstellen sind doch immer einige mit Publikationen, Auszeichnungen und sehr anspruchsvollen Forschungsaufenthalten im Ausland dabei.
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