mahatmagandhi hat geschrieben: ↑14.04.2019, 14:27
Ich wuerde nach der Promotion gerne weiter an der Uni bleiben. Wenn man dann mal noch zwei Postdocs hinzurechnet, dann (optimalerweise) die erst Juniorprofessur und dann irgendwann die erste Professur, dann waere ich wohl erst in 10 - 15 Jahren auf einer festen Stelle. Mit einer Familienplanung laesst sich das wohl schwer vereinbaren
Mmmh. Sieht schon danach aus, wenn man das Paradigma anlegt, dass es f Familienplanung/Kinderkriegen einer (wie auch immer geartete) "festen" Stelle bedarf. Andererseits kriegen viele Leute bei uns im Mitarbeiter*innenstab Kids; zwei, drei sogar, das Wissenschaftszeitgesetz stretcht sich dann auf (pro Kind bei uns 2 Jahre add-on) auf 6+6 Jahre, also 12 Jahre für die Dissphase. Befristet eingestellt sind die alle. Vielleicht liegt das daran, dass die meistens bei uns Lehrkräfte sind, also "qua natu" dann n anderes, festeres Standbein haben.
Indes was ist "sicher"? Was ist "fest" an einer Stelle? Selbst im so gepriesenen Beamtenverhältnis kann der Staat/das System/ der Apparat an Vorgesetzten einen loswerden: durchne schmucke Versetzung. Davor hatte meine Mum immer Angst, sah das bei Kolleginnen, die dann n Anfahrtsweg zur täglichen Arwweit von 80km hatten....so kanns gehen. Insofern. Soooo safe is der ÖD och nicht. Wenn die wollen, dann könnense och - einen loswerden. Und: für mich bleiben immer zwei Fragen übrig.
(1) Warum mein ich dem eingangs genannten Arbeitsbiographiemuster folgen/dienen zu müssen? Welche Bedürftigkeit ist das in mir? Welchen Mammon bete ich da an? Welchen Götzendienst vollführe ich da eigentlich? Warum jener transparenten Möhren hinterher tappsen, als ob es nix anderes Nettes gäbe? Etwas, ja, humaneres, als Opfergabe an Lebenszeit- und Leistungs für ein hochselektives Nadelöhrsystem (How bout no longer being masochistic?)? Ich finde diese Frage mächtiger und ermächtigender (und die Antworten darauf!), als sich unreflektiert diesem Werdengang zu beugen. Iwie dünkt es mir stets, dass ich dann ne standardisierte Lebensform auf meine Lebenszeit drauf schabloniere, um ja dann hinterher diesen eigentümlichen Topf Gold evtl zu bekommen. Warum eigentlich? Als ob´s nicht auch anders ginge. Das ist für mich iwie wie son top-down Ding, aber Leben lebt sich doch bottom-up: Ich kieke mal, was ich mag u gut kann u wo ich gern sein/dienen will...
(2) Thema "Sicherheit", auch in Form von Anstellungen im vermeintlich safen ÖD. Warum meine ich es ohne diese unterstellte Sicherheit nicht aushalten zu können? Wohin falle ich denn, wenn ich mich aus dieser attribuierten Sicherheit begebe? Meine ich alles andere, was dann evtl. erdachter Weise passieren könnte, nicht packen zu können? Ich mein, was bekommen denn die meisten im Onset der Uni-Tätigkeit: befristete Verträge, viele als HiWi sogar. Daraus werden Kettenverträge, Monate mit Lücken, Stückwerk. Man lernt iwann das hinzunehmen; das System is guilty, nicht ich. Hier stelle ich mir eher die Frage, warum ich jene <Sicherheit> so nötig habe u danach lechze. Kann ich Unsicherheit nicht aushalten oder was. Was ist denn im Leben sicher? Wenig. Der Tod vielleicht. Aber während wir uns ne Waffel über sichere Anstellungen machen, könnte an unserer Schädelbasis n Tumor wachsen, der übernächste Woche einblutet, dann könnts vorbei sein mit dieser alles-verschlingenden-beruflichen-ökonomischen-vermeintlichen-Sicherheit. Dann sagen immer alle: Nee, spiro, passiert nicht, Du erzählst Seemannsgarn. Doch, passiert doch. Viele junge Leute haben schon krasse gesundheitliche Warnschüsse erhalten, das sehe ich in den Seminare, die ich gebe: da fehlen immer mal abrupt n paar. Auf Nachfrage kommt dann raus: Tumor, Schlaganfall, Unfälle, Aneurysma. Wir hängen auch in Verbeamtung mit Zertifkat auf Lebenszeit täglich an nem ganz seidenen Faden.
(3) Noch ein spiro-additum: Als ich für mich die drei kleinen Fragen klärte: Woher komme ich? Was ist der Sinn des Ganzen hier? Wohin gehe ich? lebte es sich plötzlich anders. Ich war, mit den Antworten, die ich mir gebe,
zu einem ganz anderen Handeln und Denken befreit. Nur als Impuls an Dich u alle, die hier mitlesen: die Anworten auf jene Fragen konturieren - zumindest für mich - meine Lebenszeit, meine Deutung jener Lebenszeit, die Einsicht in die Sinnhaftigkeit oder das Unnötigsein von Ängsten u Furcht sowie meinen Dienst hier off Erden. Ich denke auch, dass jene drei kleinen Fragen jede/r, ja, vergeistigte Menschn einmal angehen könnte. That´s it. Vielleicht ist damit ein Quantum an Bewusstheit zu machen, dem das eingangs Genannte m.E. abgeht. Immer wenn ich mich in Uni-Kreisen auf meine Lebensdeutung verweise, das in kurzen Sätzen abreiße, ernte ich entgleißte Blicke: "Wann werden Sie fertig?", "Dann, wenn mein Tun an dieser Sache zu einem guten Abschluss gekommen ist. Was es an Zeit u Widmung noch braucht, braucht es." Das meine ich: ...
befreit zu einem anderen Handeln und Denken. Und: welche Konsequenzen die Praxis dieser Befreiung für mich hat oder nicht hat als Weltmensch, das nehme ich auf mich. Abgegrenzt u ruhig. Ich weiß aber auch, dass mit so einer Verankerung in der Welt - oder aber eigentlich einem bereits stattgefundenen Durchschreiten dieser! - Angriffe sicher sind. Wenn jemand furchtlos leicht durch Gänge geht, keinen Bückling macht, wenn man den mit Angst u Furcht u Pfeil nicht kriegen kann, dann ist Unverständnis und alles, was folgt gewiss. Aber heija, sei´s drum, so ging´s vielen hier bereits. Nix Neues unter der Sonne. Die eventuellen Folgen meiner Haltung sind aber lange nicht so zersetzend, wie es diese stete <Angst> wäre.
The moment I let go of it Was the moment I got more than I could handle The moment I jumped off of it Was the moment I touched down How bout no longer being masochistic How bout remembering your divinity How bout unabashedly bawling your eyes out How bout not equating death with stopping.
Thank you Providence, Thank you disillusionment Thank you nothingness Thank you frailty Thank you consequence Thank you clarity Thank you thank you silence...
Sehe dein Tun doch als Privileg, was es auch ist. Du hast die skillz, das know-how, die Zeit auch, es läuft. Tue dein Tun einfach weiter und gehe darin auf. Ende des Gedankenmachens über den logistisch-strukturellen Systemüberbau, der da immer so diffus im Hintergrund mitschwabbert. Heut ist heut. Mache heut, was heut möglich ist. Erfreue Dich dran, morgen dann weiter.
Dir alles Gute!
spiro