Zuständigkeit Personalrat bei Drittmittelangestellten

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pissedPostdoc
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Zuständigkeit Personalrat bei Drittmittelangestellten

Beitrag von pissedPostdoc »

Hallo liebes Forum,
Ich muss mich leider mit einer "Rechtsfrage" an das Forum wenden und hoffe hier jemanden zu finden der helfen kann.
Die Situation ist folgenden: Der Professor hat einer Kollegin, auf einer Drittmittelstelle, die Kündigung mündlich ausgesprochen. Hilfe haben wir bis jetzt bei der Bundesagentur für Arbeit und dem Personalrat gesucht. Beide konnten leider kaum weiterhelfen. Eine Kündigung sollte nach meinem bescheidenen Rechtsverständnis ohne personen- oder verhaltensbezogenen Grund nicht möglich sein (Der genannte Grund ist "unsere Methodik scheint nicht dein Ding zu sein", der Subtext ist eher "Ich hab keinen Bock dich zu betreuen").
Größtes Problem ist das der Personalrat nach eigenen Angaben nicht für Angestellte auf Drittmittelprojekten zuständig ist.
Meine Frage ist nun, wer übernimmt die Arbeitnehmervertretung für Drittmittelangestellte. Die DFG/BMBF selbst? Das Land? Niemand?
Viele Grüße,
der p.Pdoc.
spirograph
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Re: Zuständigkeit Personalrat bei Drittmittelangestellten

Beitrag von spirograph »

Hi PissedPostdoc (dein Name gefällt mir, Wut ist besser als traurig sein),

ich kenne deine Situation bzw deine Schilderung. Das gleiche Ding habe ich mal als Mitarbeiterin eines DFG-Projektes erlebt. Dem Prof. passte iwann der eine Mitarbeiter nicht mehr. Hat den aufgefordert/gezwungen dem Aufhebungsvertrag zu seinem Arwwweitsvertrag zuzustimmen. Mündlich und sogar schriftlich per Mail. Der Kollege wollte das nicht und auch nicht innerhalb des Projektes zu promovieren. Der Prof tat Vieles, um den rauszumobben. So und jetzt kommts: diese Sachen waren alle/größtenteils schriftlich u mit Augenzeugen erfolgt, diese Erpressungen den Aufhebungsvertrag zuzustimmen. Nun, was hat der gemobbte Mitarbeiter gemacht?

Der hat das alles aufgehoben und ist zur Personalabteilung, zum Personalrat, zum Dekan. Mit den ganzen Beweisen. Lange Rede kurzer Sinn, der Mitarbeiter wurde in eine andere Stelle gepackt für die Laufzeit des einmal unterschriebenen DFG-Arbeitsvertrages. Das Ganze lief unter Mobbing und der Prof hat ne Abmahnung bekommen.

Der gleiche Prof wurde iwann mein Chef u ich arbeitete in dem DFG-Projekt noch mit. Der hat sich allen Ernstes gefragt, ob - da es ja ein Projekt ist, also keien Haushaltsstelle! - ich überhaupt Urlaub bekomme! Überhaupt wurde ich immer mit "Projektmitarbeiterin" angesprochen, war also den Haushaltsstellen-Mitarbeitenden nicht gleichgestellt. Lächerlich. Dass Du nun berichtest, dass der Chef deiner Kollegin die Kündigung mündlich aussprach - also das ist die gleiche Unwissenheit, die jedem Juristen oder Arbeitnehmervertreter n Lachkrampf bescheren würde. Ich bekam Urlaub, tatsächlich, ganze 6 Wochen. Wie jeder andere och. Alter Falter! Will sagen, was der Prof da mündlich meint aussprechen zu können, ist überhaupt null zu beachten. So lange die Mitarbeiterin ihr Tätigkeitsprofil bearbeitet u ausfüllt u sonst nix gegen sie spricht, geht da smit Kündigen nich so einfach.

Also: Ab zur Personalabteilung, dort sind Juristen. Die wissen das. Wenn ihr denen Mails schreibt, schreibt immer zwei Leute mindestens an, mit cc. Wie oft werden Sachen, wenn es nur einer bekommt, weggedrückt. Das Gleiche gilt für Mails an den Personalrat. Oder an den Chef. Immer nice cc setzen. Da werdense wach. Aaaaber: Ich würde nur noch mit einem geschulten u blickigen Vertreter von der Personalrat im Schlepptau da hingehen (Es gibt dort viele, nur weil einer kinne Ahnung hat...einfach den nächsten anhauen. Risch de Trommel rühren!). Da passt n dritter Mann mit off. Das schadet nicht. Ansonsten/ add-on: Dekanat, ebenfalls mit Personalratsmensch im Gepäck. Man wird da ersnter genommen, glaub mir. Das sind Stellen, wo für Euch verantwortlich sind im weitesten Sinn. Die muss man sich hindiktieren, so wie man das braucht. Ansonsten: Anwalt nehmen oder GEW Wissenschaft nachfragen.

Nich abwimmeln lassen. "Mer ham kinne Ahnung, da ist der und der verantwortlich....!", wie oft habe ich das gehört. Meine Antwort war immer: "Gut, ja, ich sehe schon, wie heißt denn ihr Vorgesetzter?", plötzlich wussten die meisten was. Kurios. Gedächtnisprotokolle machen!!!!!!!! Mails o.Ä. aufheben, Zeugen mitnehmen.

Viel Erfolg. Hoffentlich belastet das die Kollegin nicht ganz so....nett von Dir, dass Du ihr hilfst. :-) Wenn man mit sowas zum ersten Mal zu tun hat (ahnt ja keiner!), kriegt man große Augen. Aber: alles machbar. Immer schön den flankierenden Stellen (Pesonalrat, Personalabeiltung, Dekan) aufn Sack gehen. Da rüttelts sich scho zurecht.

spiro
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Re: Zuständigkeit Personalrat bei Drittmittelangestellten

Beitrag von Nomen Nescio »

Da ich über keine formale jur. Ausbildung verfüge, ist das folgende als vom GG gedeckte Meinungsäusserung zu verstehen und nicht als eine nur Angehörigen entspr. Katalogberufe erlaubte Beratung. (Bei Risiken und Nebenwirkungen essen sie die Packungsbeilage und schlagen sie ihren Arzt oder Apotheker!)

1. Die Kündigung eines Arbeitsverhältnis bedarf (beiderseitig, also sowohl bei Eigen- als auch bei Fremdkündigung) der Schriftform, nmW mit eigenhändiger Unterschrift, also nicht per email, SMS oder Änderung des Status auf Facebook. ;)
2. Der Personalrat ist die gewählte Vertretung der Gesamtheit der Beschäftigten. Die Frage, ob deine Kollegin im Verzeichnis der Wahlberechtigten für den Personalrat auftaucht, könnte die dortigen Nasen zum Umdenken bringen. Hat sich jmd vom PR schriftlich für nicht zuständig erklärt?

Der Personalrat hat Mitbestimmungsrecht bei z.B. Entlassungen. (einige Sonderfälle, die nach Schilderung nicht zutreffend sein sollten) Jmd, der zu einer Kündigungsentscheidung den Personalrat nicht lädt, hat extrem hohes Potential, vom Arbeitsgericht zur Wahl "Der Tor des Monats" aufgestellt zu werden.

Ich bin seit ca 15 Jahren Gewerkschaftsmitglied, zu meiner Blaumannzeit IGM, seit Uni Verdi. Bei Arbeitnehmervertretung habe ich noch nie an DFG oder BMBF gedacht. ;)
pissedPostdoc hat geschrieben: ↑15.02.2019, 11:26 Eine Kündigung sollte nach meinem bescheidenen Rechtsverständnis ohne personen- oder verhaltensbezogenen Grund nicht möglich sein
Die "4 Säulen der Kündigung sind
1. Betriebsbedingte Kündigung: In dem Fall: das Drittmittelprojekt wird eingestellt und es gibt keine Versetzungsmöglichkeit.
2. Personenbedingte Kündigung: Meist chronische Krankheit bei schlechter Heilungsprognose
3. Verhaltensbedingte Kündigung: Deine Kollegin säuft, macht blau, kommt dauernd zu spät, beleidigt Vorgesetzte, neigt zu sexueller Belästigung von Kolleg*innen, raucht im Gebäude oder ergeht sich in Nebentätigkeiten und mildere Möglichkeiten (Ermahnung, Abmahnung, ...) zur Sicherung des Betriebsfriedens waren ergebnislos oder dem AG nicht zuzumuten.
4. Fristlose Kündigung: Würde mMn greifen, falls deine Kollegin Ergebnisse des Projekts Dritten zum Kauf anbietet, o.ä. ;)
pissedPostdoc hat geschrieben: ↑15.02.2019, 11:26 (Der genannte Grund ist "unsere Methodik scheint nicht dein Ding zu sein", der Subtext ist eher "Ich hab keinen Bock dich zu betreuen").
... und der AG glaubt, beim Arbeitsgericht damit durch zu kommen, dass Methodenschulung ihm nicht zuzumuten wäre? :lol:
Zuletzt geändert von Nomen Nescio am 16.02.2019, 14:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zuständigkeit Personalrat bei Drittmittelangestellten

Beitrag von flip »

pissedPostdoc hat geschrieben: ↑15.02.2019, 11:26 Größtes Problem ist das der Personalrat nach eigenen Angaben nicht für Angestellte auf Drittmittelprojekten zuständig ist.
Und er kann nicht sagen, wer stattdessen zuständig ist?
Von was für Fristen reden wir denn hier überhaupt? Also wie lange ist sie schon dabei und für wann wurde die Kündigung ausgesprochen?
Dell
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Re: Zuständigkeit Personalrat bei Drittmittelangestellten

Beitrag von Dell »

Der Professor kann natürlich keine Kündigung aussprechen. Der Personalrat ist für alle beim Arbeitgeber Angestellten zuständig, egal ob Hausstelle oder Drittmittel.

Ob man bei jemanden bleiben will der mit einem nicht zufrieden ist, ist aus meiner Sicht die entscheidende Frage. Damit steht man spätestens nach dem Vertrag am Ende der Karriere.
Die Kollegin sollte sich mit dem Prof einigen und was neues suchen.
(Der genannte Grund ist "unsere Methodik scheint nicht dein Ding zu sein", der Subtext ist eher "Ich hab keinen Bock dich zu betreuen").
Könnte man auch als "Du bist ein Minderleister" verstehen.
spirograph
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Re: Zuständigkeit Personalrat bei Drittmittelangestellten

Beitrag von spirograph »

:)
Dell hat geschrieben: ↑17.02.2019, 01:09 Ob man bei jemanden bleiben will der mit einem nicht zufrieden ist, ist aus meiner Sicht die entscheidende Frage. Damit steht man spätestens nach dem Vertrag am Ende der Karriere.
Wieso Karriereende? Raff ich nicht. Unter interamt.de, bund.de kann man dausend u eine Stelle kieken. Jeht immer weiter. Gibt in unserem Land massig Fälle, wo Chef u Mitarbeitende sich nich abkönnen, jeder macht seine Arbeit u gut ist. Arbeit is Arbeit u Schnaps is Schnaps. Soll sagr Fälle geben, wo Leute ihre Tätigkeit nicht abkönnen, die trotzdem machen, weilse de Kohle broochen. Viele quälen sich jeden Früh hin zu ihrem "Job". Da ist Unzufriedenheit vom Chef mit einem nicht das Krasseste.

Ich broch och die Zufriedenheit von meinem Chef nicht, um mitreißende Seminare zu machen oder am Monatsende meine Kohle pünktlich u vollständig zu kriegen (Danke ÖD!). :blume: Hehe, mit das Größte, was ich gelernt habe an der Uni, ist stoisch in da face of opposition zu sein. Wie oft werfen meine roten corean nails meine blonden Haare nach hinten und ich denke mir lächelnd: "Du kannst mir gar nüschts!". Erst hier habe ich verstanden, was das heißt, dass meine Gedanken immer frei sind. Substanziell rühren mich keine Umstände an. Ob Bordstein oder skyline, semper idem.

Das Propheterie vom vielbeschworenden "Ende dor Karriere"....das kann man gar nicht wissen, unwissbar. Was ist Ende? Was ist Karriere? Aber es ist wohl das Spukgespenst, was alle in dem Sektor hier am ehsten heimsucht. "Woah,....Ende der Karriere! Brrrrr!", man hat es nicht zum Prof geschafft, hat keine "feste" Stelle an der Uni, woah! Pffffff, Anfang vom Leben, Ende der Karriere. One and the same. Mich kriegt man <damit> nicht mehr. Ich bin innerlich wie äußerlich frei.

So, weiter machen. :)

spiro
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