Promotion in der Probezeit abbrechen?
Verfasst: 03.01.2019, 11:32
Guten Morgen zusammen!
Ich stecke in einer Patt-Situation. Ich bin seit etwa 2 Monaten Doktorand der Naturwissenschaften an einem Institut. Nun stehe ich vor der Entscheidung die Promotion abzubrechen und etwas neues zu probieren oder dies nicht zu tun. Da ich mir bei der Entscheidung sicher sein will, bevor am Institut viel gemurmelt und meine Arbeitshaltung in Frage gestellt wird, möchte ich die Problematik erst anonym diskutieren. Mit Freunden und der Familie habe ich bereits gesprochen, leider fehlt mir die Sichtweise von Akademikern aus der Wirtschaft.
Es wird unter Umständen schwieriger mir gedanklich zu folgen, da ich eine Art gedanklich parallele Version meiner Geschicht erkläre -- wie gesagt, ich möchte keine Zweifel aufkommen lassen, falls jemand meines Instituts mitliest. Ich gebe mein Bestes und bitte um Nachsicht.
Zur Promotion: Die Arbeitsatmosphäre samt Kollegen sind super, die Betreuung sehr entspannt, die Finanzierung mit einem prinzipiell spannenden Projekt (Grundidee!) gesichert, das Thema grob festgezurrt, und das Arbeiten im Labor macht mir auch Spaß. Soweit gibt es nichts zu beanstanden. Alle wichtigen Voraussetzungen wie Belastbarkeit und Hartnäckigkeit habe ich in meinem Studium und meiner Masterarbeit kennen gelernt. Ich glaube auch, dass ich die fachlichen Anforderungen erfülle und mir alles aneignen kann, was benötigt wird.
Das Problem ist, dass ich auf einem Thema sitze, das mir keine Freude bereitet.
Das Themenfeld gehört mehrheitlich einer anderen Wissenschaft an. Sagen wir, ich wollte Biologie machen und würde jetzt Mathematik mit etwa 10% Biologie machen. Meine Leidenschaft liegt ganz klar in einem anderen Themenfeld der Biologie. Diese Leidenschaft kann ich am Institut nicht ausleben, da die vorhandenen Geräte nicht verfügbar oder defekt (Reparatur schwierig bis unmöglich) sind. Es besteht praktisch keine Aussicht, dass ich hier nur Biologie machen kann und ich muss mehrheitlich Mathematik machen.
Problem ist auch, dass hier bereits sehr viel Mathematik gemacht wurde und leider intern (institutsglobal) viel gegeneinander gearbeitet wird. Unser Team wird bewusst möglichst klein gehalten. Das ist leider keine Mutmaßung, sondern wird offen kommuniziert. Entsprechend klein ist der wissenschaftliche Ertrag in unserem Team.
Das Thema zu wechseln wird schwierig, da der Forschungsschwerpunkt auf der Mathematik liegt. Das Thema ist mehr als nur interdisziplinär und "über den Tellerrand hinausgeschaut". Das, was ich machen will, ist ein kleines Zahnrad im ganzen System, das ich nur wenig steuern kann.
Meiner Leidenschaft (die Biologie) möchte ich nach meiner Promotion sehr gerne folgen und darauf habe ich während meines Masters schon aktiv hingearbeitet. Nach meiner Promotion möchte ich auch nicht in das Gebiet der Mathematik. Ich habe mir bereits einige Stellenausschreibungen angesehen und kenne den Werdegang einiger bereits promovierten, ehemaligen Mitarbeiter. Das Gebiet sagt mir nicht zu.
Ich glaube, dass ich mit der Promotion die Möglichkeit verspiele, in meinem gewünschten Arbeitsfeld zu arbeiten. Mein jetziges Ziel ist es erst einmal Erfahrung zu sammeln und praktisch zu arbeiten, um in 5-10 Jahren möglicherweise Personalverantwortung zu übernehmen und eventuell später wieder in die F&E zu gehen. Allerdings alles auf der Ebene der Wirtschaft. An die Uni möchte ich nicht zurück. Wenn man Statistiken glauben möchte, ist dafür eine Promotion nicht mehr notwendig. Der Mehrwert durch das Geld ist mir nicht wichtig, bzw. drittrangig.
Ich habe mich auch schon auf eine entsprechende Stelle fernab Promotion beworben, die Rückmeldung steht noch aus. Leider ist diese relativ weit entfernt und alle Vorteile der Promotion sind dann futsch. Die Tür ist dann zu.
Für das Gesamtbild: Das von meinen Vorstellungen abweichende Themenfeld war vorher nicht für mich absehbar und habe ich auch anders kommuniziert. Leider habe ich in meiner Euphorie die Sache falsch eingeschätzt und mich auch zu wenig informiert. Ich kam nach einer Initiativbewerbung recht einfach an die Stelle und alles lief sehr unbürokratisch.
Was meint Ihr? Sollte ich die Promotion abbrechen, falls ich einen funktionierenden Plan B habe, oder ist eine Promotion so unplanbar, dass ich am Ende doch etwas ganz anderes mache, darüber schreibe und in einem anderen Betrieb lande, als ich es mir jetzt vorstelle? Ich weiß, dass mir bei so ungenauer Formulierung keiner helfen kann. Vielleicht erkennt aber jemand selbst in dem Text wieder und kann mir von seiner Geschichte erzählen.
Ich bin um jeden Punkt dankbar! Ich hoffe mein Zwiespalt ist deutlich geworden. Sonst bitte und gerne nachfragen!
Beste Grüße
Ne0
Ich stecke in einer Patt-Situation. Ich bin seit etwa 2 Monaten Doktorand der Naturwissenschaften an einem Institut. Nun stehe ich vor der Entscheidung die Promotion abzubrechen und etwas neues zu probieren oder dies nicht zu tun. Da ich mir bei der Entscheidung sicher sein will, bevor am Institut viel gemurmelt und meine Arbeitshaltung in Frage gestellt wird, möchte ich die Problematik erst anonym diskutieren. Mit Freunden und der Familie habe ich bereits gesprochen, leider fehlt mir die Sichtweise von Akademikern aus der Wirtschaft.
Es wird unter Umständen schwieriger mir gedanklich zu folgen, da ich eine Art gedanklich parallele Version meiner Geschicht erkläre -- wie gesagt, ich möchte keine Zweifel aufkommen lassen, falls jemand meines Instituts mitliest. Ich gebe mein Bestes und bitte um Nachsicht.
Zur Promotion: Die Arbeitsatmosphäre samt Kollegen sind super, die Betreuung sehr entspannt, die Finanzierung mit einem prinzipiell spannenden Projekt (Grundidee!) gesichert, das Thema grob festgezurrt, und das Arbeiten im Labor macht mir auch Spaß. Soweit gibt es nichts zu beanstanden. Alle wichtigen Voraussetzungen wie Belastbarkeit und Hartnäckigkeit habe ich in meinem Studium und meiner Masterarbeit kennen gelernt. Ich glaube auch, dass ich die fachlichen Anforderungen erfülle und mir alles aneignen kann, was benötigt wird.
Das Problem ist, dass ich auf einem Thema sitze, das mir keine Freude bereitet.
Das Themenfeld gehört mehrheitlich einer anderen Wissenschaft an. Sagen wir, ich wollte Biologie machen und würde jetzt Mathematik mit etwa 10% Biologie machen. Meine Leidenschaft liegt ganz klar in einem anderen Themenfeld der Biologie. Diese Leidenschaft kann ich am Institut nicht ausleben, da die vorhandenen Geräte nicht verfügbar oder defekt (Reparatur schwierig bis unmöglich) sind. Es besteht praktisch keine Aussicht, dass ich hier nur Biologie machen kann und ich muss mehrheitlich Mathematik machen.
Problem ist auch, dass hier bereits sehr viel Mathematik gemacht wurde und leider intern (institutsglobal) viel gegeneinander gearbeitet wird. Unser Team wird bewusst möglichst klein gehalten. Das ist leider keine Mutmaßung, sondern wird offen kommuniziert. Entsprechend klein ist der wissenschaftliche Ertrag in unserem Team.
Das Thema zu wechseln wird schwierig, da der Forschungsschwerpunkt auf der Mathematik liegt. Das Thema ist mehr als nur interdisziplinär und "über den Tellerrand hinausgeschaut". Das, was ich machen will, ist ein kleines Zahnrad im ganzen System, das ich nur wenig steuern kann.
Meiner Leidenschaft (die Biologie) möchte ich nach meiner Promotion sehr gerne folgen und darauf habe ich während meines Masters schon aktiv hingearbeitet. Nach meiner Promotion möchte ich auch nicht in das Gebiet der Mathematik. Ich habe mir bereits einige Stellenausschreibungen angesehen und kenne den Werdegang einiger bereits promovierten, ehemaligen Mitarbeiter. Das Gebiet sagt mir nicht zu.
Ich glaube, dass ich mit der Promotion die Möglichkeit verspiele, in meinem gewünschten Arbeitsfeld zu arbeiten. Mein jetziges Ziel ist es erst einmal Erfahrung zu sammeln und praktisch zu arbeiten, um in 5-10 Jahren möglicherweise Personalverantwortung zu übernehmen und eventuell später wieder in die F&E zu gehen. Allerdings alles auf der Ebene der Wirtschaft. An die Uni möchte ich nicht zurück. Wenn man Statistiken glauben möchte, ist dafür eine Promotion nicht mehr notwendig. Der Mehrwert durch das Geld ist mir nicht wichtig, bzw. drittrangig.
Ich habe mich auch schon auf eine entsprechende Stelle fernab Promotion beworben, die Rückmeldung steht noch aus. Leider ist diese relativ weit entfernt und alle Vorteile der Promotion sind dann futsch. Die Tür ist dann zu.
Für das Gesamtbild: Das von meinen Vorstellungen abweichende Themenfeld war vorher nicht für mich absehbar und habe ich auch anders kommuniziert. Leider habe ich in meiner Euphorie die Sache falsch eingeschätzt und mich auch zu wenig informiert. Ich kam nach einer Initiativbewerbung recht einfach an die Stelle und alles lief sehr unbürokratisch.
Was meint Ihr? Sollte ich die Promotion abbrechen, falls ich einen funktionierenden Plan B habe, oder ist eine Promotion so unplanbar, dass ich am Ende doch etwas ganz anderes mache, darüber schreibe und in einem anderen Betrieb lande, als ich es mir jetzt vorstelle? Ich weiß, dass mir bei so ungenauer Formulierung keiner helfen kann. Vielleicht erkennt aber jemand selbst in dem Text wieder und kann mir von seiner Geschichte erzählen.
Ich bin um jeden Punkt dankbar! Ich hoffe mein Zwiespalt ist deutlich geworden. Sonst bitte und gerne nachfragen!
Beste Grüße
Ne0