Zitiertechnik (medizinische Diss.)

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Georg88
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Zitiertechnik (medizinische Diss.)

Beitrag von Georg88 »

Hallo,
ich hoffe, dass ich mit meinen Fragen in diesem Forum richtig bin.
Ich bin gerade dabei, eine medizinische Dissertation zu einem psychiatrischen Thema abzuschließen. Es handelt sich um eine reine Literaturarbeit.

Ich stelle einfach mal meine Fragen. Die Beispiele sind keine Originale aus meiner Arbeit. Die syntaktische Struktur entspricht aber genau meinen Beispielen im Original. Ich habe nur den Inhalt angepasst. Inhaltlich macht also nicht jedes Beispiel unbedingt so viel Sinn.

1) Muss bei direkten Zitaten der Literaturverweis immer direkt hinter dem in Anführungszeichen stehenden Zitat stehen oder ist es nur wichtig, dass die Literaturangabe im Satz vorkommt und dem Zitat eindeutig zuzuordnen ist.
Also, als Beispiel: Bauer (1983, S. 88) stellt fest: "Psychosen sind mittlerweile unter Männern genauso häufig wie unter Frauen".
Oder wäre da korrekter: Bauer stellt fest: "Psychosen sind mittlerweile unter Männern genauso häufig wie unter Frauen" (1983, S. 88).

2) Kombination von direkten und indirekten Zitaten in einem Satz: Meinen eigenen Recherchen zufolge handelt es sich hierbei um einen allgemein strittigen Fall. Trotzdem möchte ich es gerne nochmal hier fragen:

Bauer (1983, S. 98) zufolge ist es Ausdruck ihrer "affektiven Instabilität" und "kognitiven Verzerrung", dass psychotische Patienten sich vor fremden Personen fürchten.
Oder wäre hier korrekter: Bauer (1983, S. 98) zufolge ist es Ausdruck "ihrer affektiven Instabilität" (Ebd.) und "kognitiven Verzerrung" (Ebd.), dass psychotische Patienten sich vor fremden Personen fürchten.
Ich finde die erste Lösung deutlich eleganter. Durch Angabe des Autorennamens ist die Zuordnung ja auch kein Problem.

Ein anderes Beispiel noch:
"Als zentrales pathogenes Moment" der affektiven Psychose sieht Bauer (1988, S. 102) das fragmentierte Selbst sowie die ausgeprägten interpersonellen Ängste.
Hier wäre auch vorstellbar: "Als zentrales pathogenes Moment" (1988, S. 102) sieht Bauer das fragmentierte Selbst sowie die ausgeprägten interpersonellen Ängste (Ebd.)"

Was mir bei beiden Beispielen klar ist, ist, dass sichergestellt sein muss, dass sowohl direktes als auch indirektes Zitat als gemeinsame Quelle Bauer 1983, S. 98 bzw. Bauer 1988, S. 102 haben.

3) Wenn ich mich auf einen Autor beziehe, der verschiedene Gründe für Psychosen unterscheiden hat - wie genau zitiere ich das dann?
Gregor (1971) unterscheidet als mögliche Ursachen der Psychosen genetische Prädisposition, psychischen Stress, Drogeneinnahme, interpersonelle Zurücksetzung und ausgegprägten Egoismus.
Muss ich die einzelnen Unterscheidungen (die ja alle keine orginellen Wortschöpfungen o.ä. sind) in einfache Anführungszeichen (im Sinne einer Distanzierung) oder gar in doppelte Anführungszeichen (d.h. direktes Zitat) setzen oder kann es einfach so bleiben?
Die Originalität liegt ja in dem Fall eher in der Zusammenstellung/Auflistung der unterschiedlichen Ursachen.

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel und gut verständlich.
Über Antworten würde ich mich sehr freuen.

Viele Grüße,
Georg
Zuletzt geändert von Sebastian am 27.10.2018, 23:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Nomen Nescio
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Re: Zitiertechnik (medizinische Diss.)

Beitrag von Nomen Nescio »

Das Problem bei deiner Frage, bzw den erwarteten Antworten, ist aus meiner Sicht, dass es kein globales "So muss das!" gibt. Wie du deinen Zitierstil wählst, hängt eher von der Art ab, wie die Platzhirsche in deinem Bereich, allen voran dein DV, dies handlen.
Viele deiner aufgeführten topics stellen sich in meinem Bereich kaum (spez. die (Ebd)-Konstrukte). Meine Diss lief von '16 bis '18, Quellen sind zu fast 100% Journal-Artikel aus '13 bis '17. Es ist nicht utopisch, für vergleichbare Arbeiten anzuehmen, dass z.B. in '16 von Bauer 5, von Landwirt 3 und von Agronom 7 Artikel (plus weitere) aufzunehmen wären, was eine Referenzierung über Jahreszahl zu einem "Sucht euch den Mist gefälligst selbst raus!" mutieren liesse. ;)
Bauer (1983, S. 98) zufolge ist es Ausdruck ihrer "affektiven Instabilität" und "kognitiven Verzerrung", dass psychotische Patienten sich vor fremden Personen fürchten.
würde sich bei mir/uns etwa so lesen:
Bauer zufolge ist es Ausdruck ihrer "affektiven Instabilität" und "kognitiven Verzerrung", dass psychotische Patienten sich vor fremden Personen fürchten. (Bau1983d, S.98) oder durch (schliessende) Verlinkung aufs LitVerz durchnumeriert in [],
womit sich die (Ebd)'s in jedem Fall erübrigen.
Ich vermute, dass du dich im 2. Bsp unter "anderes Bsp, "2)" beim copy&paste&change verrannt hast, denn so wäre es (nach meinem Gefühl) falsch; ich gehe von
Hier wäre auch vorstellbar: "Als zentrales pathogenes Moment" sieht Bauer (1988, S. 102) das fragmentierte Selbst sowie die ausgeprägten interpersonellen Ängste (Ebd.)"
aus, was sich aber für meinen genutzten biliographystyle erübrigen würde. (s.o.)
3) wäre für mich klar und eindeutig mit einem bei uns üblichen schliessenden (Gre1971b).
Trollschutzerklärung: Ich halte mich aus threads mit erhöhtem Trollpotential heraus. Im Fehlerfall möge der Troll bitte "NEIN, ich bin nicht einverstanden." drücken.
Georg88
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Re: Zitiertechnik (medizinische Diss.)

Beitrag von Georg88 »

Vielen Dank für Deine Antwort!

Naja, bei Durchsicht meiner Arbeit haben sowohl Doktorvater als auch Betreuer überhaupt nichts beanstandet (obwohl damals schon noch kleinere technische Fehler enthalten waren). In der Medizin ist es nach meiner Erfahrung alles nicht so streng. Genug Leute beherrschen die entsprechenden Techniken auch einfach nicht (mein Doktorvater ist da eine positive Ausnahme).

Es geht mir auch gar nicht darum, meinen Doktorvater (oder den Zweitgutachter) zufrieden zu stellen, sondern einfach eine technisch saubere Arbeit abzuliefern. Neutralen Prüfungen sollte sie standhalten können.

Zum Inhalt:
Wenn ein Autor wie Bauer mit mehreren Arbeiten aus einem Jahr in der Arbeit zitiert wird, habe ich es entsprechend der universitären Richtlinien (die aber sehr dünn ausfallen) als "Bauer 2005a" "Bauer 2005b" etc. gehandhabt.
Deinem Vorschlag nach muss also nicht ein Literaturverweis hinter jedem wörtlichen Zitat auftauchen, oder?
Ich habe jetzt bei Durchsicht einiger (abgedruckter) Promotionen häufig so etwas gesehen:
Bauer zufolge ist es Ausdruck "ihrer affektiven Instabilität" (1983, S. 98) und "kognitiven Verzerrung" (Ebd.), dass psychotische Patienten sich vor fremden Personen fürchten.
Das scheint mir für die direkten Zitate ein guter Stil zu sein, ist nur die Frage, ob der letzte Halbsatz "dass [...] fürchten" jetzt mit abgedeckt ist durch die Technik oder ob es da eines weiteren Literaturverweises bedarf.
Deine Zitiertechnik ist mir auch schon unterkommen, habe sie aber nie in meinem Bereich gesehen, daher fühle ich mich da zu unsicher (auch hast Du ja hinter jedem direkten Zitat keinen Verweis, sondern es viel globaler gehalten).

Was du zum 2. Beispiel meinst, verstehe ich nicht so ganz. Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch.
Man könnte den Satz eleganter umstellen:
Ein fragmentiertes Selbst sowie ausgeprägte interpersonelle Ängste sieht Bauer als "zentrales pathogenes Moment" (1988, S. 102).
Hier wäre auch wieder meine Frage, ob der erste Teil des Satzes "Ein [...] sieht" von dem Literaturverweis am Ende abgedeckt ist oder ob es da eines zusätzliches Verweises bedarf.

Beim 3. Beispiel hatte ich vergessen zu sagen, dass es eine englische Quelle ist, sozusagen noch das Übersetzungsproblem dazukommt. Wenn es keine originellen Wortschöpfungen o.ä. sind und im Satz der Autor als Urheber der Einteilung erkennbar ist, ist das aber so in Ordnung, oder?
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