Noch 6 Monate bis Abgabe - Panik

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Trudo33
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Noch 6 Monate bis Abgabe - Panik

Beitrag von Trudo33 »

Hallo zusammen,

Ich möchte mich kurz vorstellen. Ich bin 33 Jahre alt und promoviere an einer Hochschule. Die Daten habe ich im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojektes erhoben und im Anschluss an dieses die Promotion angemeldet. Im Forschungsprojekt habe ich damals als Abgeordnete Lehrerin gearbeitet. Ich hatte zuvor damals berufsbegleitend ein Masterstudium abgeschlossen welches zur Stelle an der Hochschule führte.

Natürlich blieb während des Projektes keine Zeit zum Schreiben und so schreibe ich seit ich wieder zu 100% im Schuldienst bin komplett berufsbegleitend. Meine Arbeitsweise würde ich als relativ selbstständig beschrieben. Ich spreche bei solchen Arbeiten die Gliederung und Vorgehensweise ab, bin aber nicht diejenige die ständig Rückmeldung erbittet. Bei der MA Thesis hat das sehr gut funktioniert.

Zu Beginn der Diss hatte ich eine ganz enge Begleitung mit meinem Betreuer versucht, da dieser wohl Wert darauf legt. Ich bekam oft Verbesserungsvorschläge, die bei der nächsten Arbeitsprobe wieder nichtig waren und entschied mich dazu, weitgehend selbstständig zu arbeiten, da ich auch berufsbedingt nicht alle 2 Wochen Arbeitsproben schicken kann sondern eher in Blöcken arbeite und ungern Texte vorzeige mit denen ich selbst nicht 100% zufrieden bin. Mein Beruf ist auch der Grund, weshalb ich nicht an den Kolloquien der Hochschule teilnehmen kann. Das soll aber alles nicht heißen dass ich halbherzig arbeite, aber bei voller Arbeitsbelastung muss ich die Diss komplett in die Freizeit verlagern und eben ressourcenbewusst arbeiten.

Inzwischen bin ich dabei die Ergebnisse der Interviewstudie mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Maring auszuwerten, so habe ich auch bereits in meiner MA Thesis gearbeitet, die vom gleichen Prof begutachtet und mit 1,5 bewertet wurde. Nur ist dies,al das Datenmaterial deutlich umfangreicher und die Theorie viel vertiefter. Auch die Fragestellung ist natürlich eine anderen.

So jetzt zu meinem Problem. Ich habe jetzt noch knapp 6 Monate bis zur Abgabe, gebe auch wirklich alles in jeder freien Minute Aber habe die Sorge, dass die Dissertation vielleicht abgelehnt werden könnte, weil für den Geschmack meines Betreuers zu wenig Absprache da war und das vielleicht als Faulheit gewertet wird :(

Meine Idee war jetzt, die fertige Arbeit im Januar an meinen Gutachterzu schicken mit der Bitte um Feedback (auch wenn ich jetzt schon die Sorge habe, dass er in manchen Punkten eine andere Mehodik etc. vorschlägt). Ich finde die Methode zB Passend und habe dies auch entsprechend begründet, er ist halt Fan der Grounded Theory. Ansonsten denke ich dass ich sehr sorgfältig gearbeitet habe. Oder macht es mehr Sinn einfach offiziell einzureichen
?

Ist meine Angst durchzufallen vielleicht etwas zu übertrieben? Oder kann es sein, dass man durchfällt wenn man sich in den Augen des Betreuers „wenig“ abspricht? Oder kann selbstständiges Arbeiten vielleicht positiv sein.
?


Habe die absolute Panik und tu mich schwer auf dem restlichen Weg die Ruhe zu bewahren.

Grüße
caipirinha11085
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Re: Noch 6 Monate bis Abgabe - Panik

Beitrag von caipirinha11085 »

Nur wegen zu wenig Absprache fällt man nicht durch, sondern nur, wenn die Arbeit die Standards nicht erfüllt. Ich kenne mich in deinem Bereich nicht aus, aber natürlich können die Meinungen darüber, was den Standard erfüllt und was nicht, auseinander gehen. Jedenfalls wird deine abgegebene Arbeit bewertet und nicht dein Kommunikationsverhalten. Da eine abgelehnte Diss auch immer unangenehme Fragen - auch an den Betreuer - aufwirft, hat dein Doktorvater üblicherweise kein Interesse daran, dich "einfach so" durchfallen zu lassen, wenn die Arbeit selbst objektiv gut genug ist zum Bestehen.
In jedem Fall halte ich es für keine tolle Strategie, "heimlich" einzureichen ohne den Prof vorzuwarnen oder ihm die Möglichkeit zu geben, Feedback zu geben. Erstens ist es unhöflich, ihn damit gewissermaßen zu überfallen - zweitens ist es auch für dich nicht unbedingt klug, sich möglicherweise unerwünschter Rückmeldung zu verwehren. Deine Dissertation wird veröffentlicht und von vielen Leuten gelesen und ist auch in 20 oder 50 Jahren noch für jeden, der möchte, einsehbar. Da ist es durchaus sinnvoll, sich die ein oder andere Rückmeldung zu Herzen zu nehmen und das Für und Wider der einen oder anderen Methode oder Ansicht zumindest mit dem Prof zu diskutieren. Ich habe auch nicht alles eingearbeitet, was mein Prof gerne gehabt hätte, aber ich habe ihm zumindest erklärt, warum ich es nicht tun werde.
Du darfst auch nicht vergessen, dass deine Arbeit immer auf deinen Prof zurückfällt. Solltest du jetzt also etwas anwenden, was er scharf kritisiert, wäre es nur fair, ihm deine Beweggründe darzulegen, jedenfalls, wenn dein Prof dir ein guter Betreuer war (wonach es klingt).

Ich verstehe dich, ich hatte auch (selbst generierten) Zeitdruck und natürlich die Hoffnung, möglichst wenig ändern zu müssen. Ich bin aber auch ein Fan davon, Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten gangbar sind. In deinem Fall würde ich wohl meinem Prof schreiben, ihn über den Fortgang deiner Arbeit und den angepeilten Einreichungstermin informieren und ihn fragen, ob es angesichts deiner beruflichen Situation für ihn in Ordnung wäre, wenn du ihm deine Arbeit als Block vor Einreichung zukommen lässt.

Mein Prof hat auch immer darum gebeten, alles in kleinen Teilen zu bekommen und das funktionierte weder bei mir noch bei meinen Kollegen - und es war kein Problem. Aber wir haben ihn halt auch nicht vor vollendete Tatsachen gestellt.
Majana Beckmann
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Re: Noch 6 Monate bis Abgabe - Panik

Beitrag von Majana Beckmann »

Hallo Trudo33,

ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Kombination aus Zeitdruck und erwarteter negativer Kritik bzw. Stillschweigen Dich aktuell sehr mitnimmt.
Erstmal: Was Du grade leistest, nämlich berufsbegleitend für die Diss Vollgas zu geben, ist schon eine Menge!

Ich frage mich zu den beiden o.g. Aspekten:
- Zeitdruck: Wie fix ist Deine Abgabefrist? Ist eine Rahmenbedigung, an der Du ggf. noch etwas ändern kannst? Ich stelle mir vor, dass die "Erlaubnis" zur Verlängerung Dich etwas entstressen könnte, ohne Deine Produktivität zu mindern. Außerdem wäre interessant, ob Dein Betreuer ein Interesse daran hat, dass Du diesen Zeitrahmen einhältst.
- Erwartete Kritik / Stillschweigen: Meiner Erfahrung nach sind unsere Vorstellungen von der Meinung anderer häufig schlimmer als die Realität. Und ich denke, dass Deine Überlegungen dazu Dich gerade viel Energie kosten, die Du eigentlich gut zum Schreiben gebrauchen kannst. Überlege, was Du jeweils riskierst und gewinnst, wenn Du a) Deine Situation offen mit Deinem Betreuer klärst oder b) ihn vor vollendete Tatsachen stellst.

Gerade kürzlich habe ich gehört, dass nur eine winzig kleine Prozentzahl an Promovierenden durchfällt, die Möglichkeit ist also verschwindend gering.
Es geht aber ja auch darum, dass Du Deinen Endspurt noch produktiv gestalten kannst und mit einem guten Gefühl abgibst. Die Kommunikation mit dem Betreuer wird voraussichtlich auch über die Abgabe hinaus noch wichtig für Dich sein, denn die Reise ist dann ja noch nicht ganz vorbei. Du solltest Dich auf ein Gespräch mit ihm gut vorbereiten, z.B. über den bestmöglichen und das schlechtestmöglichen Verlauf nachdenken und darüber, wer oder was Dich in der Situation gut unterstützen kann.

Ich wünsche Dir in jedem Fall, dass Dein Diss-Endspurt eine gute Wendung nimmt - dann stellt sich bestimmt auch wieder etwas Ruhe ein.

Liebe Grüße,
Majana
flip
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Re: Noch 6 Monate bis Abgabe - Panik

Beitrag von flip »

Ein Satz:
Prof ansprechen (Telefon), dass sich ja die Bearbeitungszeit dem Ende neigt, man sehr viel erarbeitet und zusammengeschrieben hat und deshalb jetzt einen Termin erbittet in dem man den bisherigen Stand kommuniziert und dann in den darauffolgenden Wochen eine erste Version schickt, in die dann, bis zur Abgabe, die Verbesserungswünsche des Betreuers eingearbeitet werden.

Problem gelöst.

Warum musst du eigentlich in sechs Monaten abgeben?
Trudo33
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Re: Noch 6 Monate bis Abgabe - Panik

Beitrag von Trudo33 »

Ich muss abgeben, da im April meine Promotionszeit von 3 Jahren abläuft. Das ist hier so geregelt.

Meine Sorge ist einfach, dass die langen "Leerlaufzeiten" ohne Arbeitsprobe als Faulheit gewertet werden könnten oder man eventuell auch ein Exempel statuieren könnte, dass eine Promotion nicht "nebenher" (also mit vollem Job) laufen kann.

Ich denke mein Betreuer dachte auch schon öfters dass ich kurz vor Abbruch stand, da ich mal zB 9 Monate nicht wirklich etwas von mir hören ließ. Das war aber einfach durch stärkere Belastung in meinem Hauptberuf bedingt.

Vielleicht mach ich mir auch zuviel Sorgen, aber gefühlt wird an der Hochschule ein berufsbegleitendes Promovieren eher kritisch beäugt.
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Re: Noch 6 Monate bis Abgabe - Panik

Beitrag von spirograph »

Hi Trudo33! :-)

Gern will ich Dir etwas Positives dazu sagen. Ich bin Lehrerin und Erzieherin und promoviere ebenfalls. Seit einige Jahren bin ich nun an der Uni, in Vollzeit mit nem vollen Lehrdeputat. Gern möchte ich straight von Gleichgesinnt zu Gleichgesinnt sprechen. Ich denke, das lese ich aus deinen Zeilen heraus, dass Du grad in so nem Hohldreh-thrill-Panik-Moment drin bist. Häufig denkt man dann: "Ah, du großer Gott, Zeit, Zeit, ich habe doch keine Zeit, in 6 Monaten ist Abgabe!" (so ganz arbiträr!). Aber Moment: Du hast alle Zeit der Welt, die nötig ist. Und: Du sagst das so fluffig "hier ich machen das brifsbegleitend, bin wieder 100% im Schuldienst!" --> das isn ganz schönes Brett, was Du da bohrst! Du bist voll berufstätig UND (add-on Zuckerguss quasi) promovierst und bis da krass vorangeschritten! Ich meine, VIELE würden sich das wünschen, so easy von der Uni wieder an eine volle Stelle iwo zu kommen bzw. viele in dem Land hier würden gern VOLL arbeiten an EINER Arbeit. Du bist erstmal abgesichert durch deine tolle Berufsausübung. Nu ist plötzlich Lehrkräftemangel, Du bist most-wanted, kannst Dir dein Bundesland aussuchen. Sachsen verbeamtet Dich inner A13 (= Gehalt von ner Juniorprofessur, nur ohne den hochselektiven Auslese-Bums!!!!). Du bist total priveligiert und kannst gaaaanz ruhig bleiben :-) . Das ist die Pflicht und nu machste die Kür! :-) So gut wie niemand (gerade im Grundschulbereich) kann oder will promovieren. Ich muss da immer dafür werben in meinen Seminaren, weil wir Nachwuchsmangel haben, aber ganz schön. Die Studierenden fragen mich dann, ob die Stellen befristet sind, und ich muss nun sagen, wie es ist. Totenstille im Seminar dann, die ziehen die Augenbrauen hoch - keiner will son Tingel-Tangel-Bums mitmachen, hier halbe Stelle, für 12netto, wenn die mit Anfang zwanzig ne A13 kriegen können locker easy. Bspw im Schulamt in meinem Bundesland, dort sind von ca. 120 Leuten, nur zwei Leute mit Dr-Grad: Dir stehen also alle Türen off! Ob nu in 6, 7, 13 oder 15 Monaten. Vollkommen hupe!!! Aber: Gerade in solchen "öde" (ich fand es öde zumindest) Arbeitsschritten wie Interviews auswerten/ codieren (Mayring/Kuckartz, Inhaltsanalyse)....ich hatte da VIELE Hohldreh-thrill-Panik-Momente. Wenn der Arbeitsschritt durch ist, geht es besser. Das ist öde Rezeption, dann kommt die Textproduktion, die fetzt! Kannste glauben, nak nak. :-)
Lass Dir das ggf von jemanden, der schon zwei Schrittchen weiter ist sagen. :-)

Ggf hilft Dir meine Prämisse? "Bei jeder Stunde, die ich mich an meine Diss setze, ob nun 2h am Sonntag, oder 2 Monate am Block in den Semesterferien, egal, wann oder wie lange, pushe ich meine Diss einen kleinen oder größeren Schritt nach vorn. Und so lange das SO ist, ist die Welt in Ordnung! Denn irgendwann ist genug nach vorn gepusht, dann isses nämlich unweigerlich fertsch! Erfolg ist, etwas lange genug zu tun! (und für Dich: ob das nu in 6 Monaten so ist oder in 8 oder 13, ist vollkommen e-g-a-l!" :-)

Keine Stelle läuft Dir weg! Schulamt, Schule, Uni, Ministerium, Lehrerfortbildungsinstitut....alles steht Dir noch in x Monaten offen! :-)

Alles klaro? :-)

Und: Ja, hau deinen Dvadder an, am besten jetzt, um einem Modus des Lesens zu vereinbaren. Selbst wenn der was zu meckern hat, pflegste das eben ein. Heija, das dauert oft nicht lang rein handwerklich. Die Angst "davor" ist größer als die Zeit, die es braucht, das zu tun!!! Und: Mayring, Inhaltsanalyse, das is nicht so heiß. Der VW-Golf unter den Methoden, sozusagen (ich mache Kuckartz). Mayring gibt sehr gute Hinweise, wie man seine Methode formgenau umsetzt: Kategoriensystem, ggf Beispieltext durchcodieren und hinten anhängen, ggf mit Software arbeiten. Wenn man das so hat, kann keiner meckern. Du kannst es immer mitm Onkel Mayring begründen.

Ich sehe gerade: Du "musst" abgeben? Du musst gar nichts! Hä? Du arbeitest voll. Die können Dir mal alle an die Füße fassen. Sind die ganz glatt? Sollst Du n Burn-Out kriegen, oder was? Das kriegen andere nich in Teilzeit oder ohne Stelle hin. Mache halblang, es kommt im Leben alles auf eines raus. Und dass jemand da offn Gang steht und einem applaudiert, weil man sich hingehimmelt hat vor lauter Arbeit, das habe ich ja noch nie gesehen! Lass es draufankommen, lebe Dein Leben, mache alles nach und nach und so lange, wie es dauert, dauert´s! EGAL, was irgendwer denkt oder Dir unterstellt. Souveränität! Deutungshochheit über die eigene Lebenszeit!!!!!!!!!

Alles Gute!

spiro
Wie groß ist das Wort Claudels: „La vie, c’est une grande aventure vers la lumiere“ (Das Leben ist ein großes Abenteuer zum Lichte hin)
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