Schwangerschaft in der Promotion

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Julie
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Schwangerschaft in der Promotion

Beitrag von Julie »

Hallo zusammen,

ich schreibe weil ich ziemlich verzweifelt bin. Ich habe gerade erst erfahren ungeplant schwanger zu sein.

Neben anderen Faktoren ist natürlich auch die Promotion ein großes Thema. Die größte Sorge macht mir da der Vertrag. Ich bin auf Drittmittel eingestellt und der erste Vertrag läuft im April 2019 aus. Danach bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass dieser verlängert wird. Nun ist es so, dass da genau die die 9 Monate vorbei wären. Ich würde meine Promotion trotzdem fortsetzen wollen, aber mit einer Vertragsverlängerung kann ich so nicht rechnen?

Wer hat hier Erfahrungen mit vollen Stellen in der Promotion und Schwangerschaft bzw. auch die Zeit danach. Klappt das? Musstet ihr abbrechen?

Vielen Dank....
spirograph
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Re: Schwangerschaft in der Promotion

Beitrag von spirograph »

Hi Julie,

beruhige Dich. Wenn Du im April Mutter wirst, bekommst Du ersteinmal Elterngeld für 12 Monate. Du "fällst" wirtschaftlich nicht irgendwo hin. Du bist nach wie vor, wie ich annehme, im Öffentlichen Dienst. Dort gibt es doch familienfreundliche Hochschule, Familienbeauftragte und Gleichstellungsbeauftragte, Frauenbeauftragte. Googel die mal und spreche mit denen. Durch dein Kind verlängert sich die Höchstbefristungsdauer pro Kind einmalig um 2 Jahre. Vllt gibt es bei Dir an der Uni so "Brückenstipendien" für Familien oder auch chronisch Kranke. Auch das mal googeln, das käme für Dich auch als Möglichkeit.

Wieso sollte es keine Vertragsverlängerung geben? Weil Du schwanger und irgendwann Mutti wirst? Das sind normale Abläufe und Umstände, keine Uni in diesem Land - so mies wie es manchmal da ist, räusper - kann das so "begründen" wollen. Ansonsten: Personalrat, und die Beauftragten von oben. Die kennen sich da aus, haben das schon x-mal begleitet, keine Bange.

Keine Kollegin mit Kindern musste ihre Diss abbrechen oder ihre Stelle, ggf wurde es zeitlich etwas gestreckt, aber heija. Die haben das alle hinbekommen, in der Bibo in so speziellen Carrels/Räumen mit Kinderspielplatz ihre Diss geschrieben. Es gibt auch manchmal Kindergärten mit Stundenbetreuung auf dem Campus (googeln!).Volle Stellen: viele machen Homeoffice, sind an drei Tagen da, in der Semesterpause nach Absprache, das klappt schon. So wie es auch bei Dir klappen wird. :-)

Viel Kraft und Beruhigung!!!

spiro
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Re: Schwangerschaft in der Promotion

Beitrag von Grounded »

Hey Julie,

ergänzend zu dem, was Spiro geschrieben hat: Bist du Gewerkschaftsmitglied? Dort gibt es kompetente Menschen, die dir Antworten auf alle arbeitsrechtlichen Fragen geben und dich bei Auseinandersetzungen mit deinem Chef oder der Uni unterstützen können.
Falls nicht könntest du dir überlegen, Mitglied zu werden :wink: Meist nehmen Gewerkschaften Neumitglieder auch dann auf, wenn sie ein arbeitsrechtliches Anliegen haben.

Liebe Grüße
Grounded
Dell
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Re: Schwangerschaft in der Promotion

Beitrag von Dell »

Dein AG kann den Vertrag einfach auslaufen lassen. Mutterschutz und Elterzeit haben ebenfalls keinen Einfluss auf die Vertragslaufzeit (man kann also nicht pausieren und die Zeit hinten dranhängen. Da du erst nach Vertragsschluss schwanger geworden bist, gibt es da auch keine Schutzwürdigkeit.
Rein rechtlich lässt sich dem Umstand also nicht beikommen und der AG würde sich völlig korrekt verhalten den Vertrag einfach auslaufen zu lassen.

Ich würde es also versuchen es direkt mit den Chef zu regeln.
Da es Drittmitteln sind, gibt es ggf. Möglichkeiten das Projekt während der Elternzeit zu pausieren oder zusätzliche Mittel für eine Vertretung zu beginnen, so dass dein Gehalt für später erhalten bleibt. Hängt natürlich beides davon ab, dass du in einem Projekt mit eigentlich längerer Laufzeit befristet bist.

Mit der Möglichkeit den Vertrag auslaufen zu lassen, dann Elternzeit, gefolgt von einer erneuten Einstellung wäre ich vorsichtig. Ggf. gibt es da rechtliche Hürden die dem neuen angestrebten Arbeitsverhältnis im Weg stehen (kann ich nicht richtig einschätzen) und du solltest dich hierzu von der Personalabteilung beraten lassen (gibt es da konkrete Beispiele aus der Vergangenheit? ).

Eigentlich wäre die Promotionszeit perfekt für eine Schwangerschaft (Glückwunsch erstmal :blume: ), aber das mit dem Zeitpunkt genau zum Ende der Befristung ist natürlich unglücklich.
Sprich mit dem Betriebsrat nur um etwas in die Materie einzusteigen und dann würde ich versuchen das persönlich mit dem Prof. zu klären.
Eva
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Re: Schwangerschaft in der Promotion

Beitrag von Eva »

Ich habe eine Erfahrung aus der Zeit nach der Promotion zu bieten: Anstellung in drittmittelfinanziertem Projekt (ÖD, wissenschaftsnah, aber nicht Uni), der Vertrag sollte Ende Sept. auslaufen (und dann eigentlich verlängert werden). Mutterschutz ab Ende Mai, Geburt im Juli, d.h. nach Ende des Mutterschutzes Mitte Sept. noch zwei Wochen regulärer Vertrag (ich habe in der Zeit aber nicht gearbeitet), der dann einfach ausgelaufen ist. Ich war ohne Vertrag ein Jahr zuhause, finanziert durch Elterngeld, und bin dann mit neuem Vertrag (und anderem Projekt) wieder eingestiegen, allerdings erstmal nur mit zehn Stunden (mehr konnte man mir zu dem Zeitpunkt nicht anbieten), was sich aber graduell steigern ließ. Ich fand die Unsicherheit unschön, ob/wann/mit wie vielen Stunden ich wieder einsteigen kann, denn das entscheidet sonst ja eher die zurückkehrende Mutter. Letztlich hat es aber geklappt, dass ich zum selben Arbeitgeber zurückkehren konnte.
In einem Projekt mit noch deutlich längerer Laufzeit mag das anders aussehen, so aber gibt es, fürchte ich, keinen vernünftigen Grund, warum man deinen Vertrag verlängern sollte, sofern du nicht vorhast, tatsächlich schnell wieder einzusteigen (oder hast du das vor? Wäre ja auch möglich).
Alles Gute in jedem Fall! :blume: Es findet sich sicher eine Lösung.
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Re: Schwangerschaft in der Promotion

Beitrag von Nomen Nescio »

Hallo Julie,
zunächst einmal einen Glückwunsch :blume: von hier und alle guten Wünsche für eine stressarme Schwangerschaft!

Ich will dir als Mann nichts vom Kinder kriegen erzählen ;) , ich weiss nur, dass Arbeitsverträge, die an Projekte oder gar an einen bestimmten Mittelfluss gekoppelt sind, für Normalsterbliche schnell undurchschaubar werden. Wie @grounded rate ich dir, mal bei der lokalen Gewerkschaftsvertretung vorzusprechen. Falls du im ÖD bist, wird dies aller Wahrscheinlichkeit nach ver.di sein. Falls wider Erwarten nicht, werden sie dir sagen, welche Gewerkschaft dort "ihr Unwesen treibt". :lol: Ich bin seit ca 14 Jahren Gewerkschaftsmitglied und habe noch von keinem Fall gehört, die dem die zuständigen Kolleginnen oder Kollegen vor Ort einem/-r Arbeitnehmer*In gesagt haben: "Kein Mitglied? Dann geh bitte wieder!" Ausserdem ist es gelebte Praxis, dass es ein "Erst Beratung/Unterstützung, dann gleitend der Beitritt" gibt. Nach dem Gimmick "Hier könnte ihre Werbung stehen!" darf ich "nur so nebenbei" erwähnen, dass die 1% vom regelmässigen Brutto als Mitgliedsbeitrag wahrlich nicht die schlechteste regelmässige Investition für ANs sind. ;)
Trollschutzerklärung: Ich halte mich aus threads mit erhöhtem Trollpotential heraus. Im Fehlerfall möge der Troll bitte "NEIN, ich bin nicht einverstanden." drücken.
Clementine
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Re: Schwangerschaft in der Promotion

Beitrag von Clementine »

Erstmal herzlichen Glückwunsch :blume:

An jeder Uni gibt es eine kostenlose Rechtsberatung für Studenten, die auf Promovierenden bestimmt gerne weiterhilft (als Alternative zu den Gewerkschaften, die aber bestimmt auch eine gute Option sind). Dort werden Dir sicher alle finanziellen und rechtlichen Möglichkeiten kompetent dargestellt. Solltest Du eine Rechtsschutzversicherung haben (die auch Vertragsrecht einschließt), kannst Du natürlich auch so zum Anwalt gehen.

Zu dem "Persönlichen": Ich habe zwar keine Kinder, würde aber jetzt (am Ende meiner Promotionszeit) sagen, dass das wahrscheinlich nicht die schlechteste Zeit ist, um ein Baby zu bekommen :) Ich arbeite in einem sehr "fruchtbaren Institut" :lol: - wir hatten schon viele Institutskinder und ausnahmslos alle (Ob Postdoc, Doktorandin oder Studentin) haben ein gesundes und süßes Kind bekommen und konnten ihre Arbeit zu Ende bringen. Natürlich dauerte es etwas länger, aber nimmt man dann doch gerne in Kauf. Die Chefs sind da eigentlich sehr entgegen kommend (home office etc.). Von unserer Postdoc weiß ich, dass sie ihre befristete 100 % Stelle wegen der Kinder auf 50 % reduziert hat und die Vertragslaufzeit dann um eben diese 50 % verlängert wurde. Sie hat allerdings eine Stelle an der Uni und kein Stipendium, aber vielleicht wird das ähnlich gehandhabt? Das wäre eine gute Frage für die Rechtsabteilung. Eventuell könntest Du vorher schon reduzieren, der Vertrag würde ishc verlängern und das Ende läge wenigstens nicht um den Geburtstermin herum. Es ist wirklich nur Spekulation, aber ich bin mir sicher, dass es eine gute Möglichkeit für Dich geben wird :)
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