Erfahrungen der Historiker

Green Goddess

Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Green Goddess »

daherrdoggda hat geschrieben:... Volle Zustimmung zu Wierus. Die Goettin und Praktikum haben hier schon so oft allgemein uebliche Grundlagen der Netiquette gebrochen, dass es mich gar nicht mehr wundert, wenn wieder mal ein unangemessener Angriff von ihnen kommt. ...
Schreib es meinem Empathiedefizit zu, aber ich finde in diesem thread keine Stelle, an der sich @Wierus negativ über Teile eines oder mehrerer meiner Beiträge geäussert hat. Es steht dir nat. frei, in diesem thread meine hiesigen Beiträge zu kritisieren, aber für mich nicht überraschend kam da nichts ausser einem Rundumschlag ohne jedweden Anlass. Falls du lediglich deine Antipathien ausleben bzw formulieren möchtest, missbrauche bitte dazu keinen thread, in dem jmd um hilfreichen Input bittet.
daherrdoggda hat geschrieben:... In anderen Foren wird sowas entsprechend moderiert...
Ich bin mir in diesem thread (zugegeben gab es in der Vergangenheit andere^^) keiner Schuld bewusst, was Verstösse gegen eine wie auch immer geartete Netiquette angeht. Es steht dir frei, Beiträge aus diesem thread zu melden. Vlt. magst du deine Begründung dazu öffentlich machen, sei es auch nur zur allgemeinen Belustigung. Ohne @Sebastian vorgreifen zu wollen, fürchte ich, dass ein "Ich kriege bereits Schaum vor dem Mund, sobald ich den Nick sehe." nicht ausreichen dürfte.
praktikum
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von praktikum »

Eva hat geschrieben:Da hier ja einige so schön auf meine Ideenliste drauf geschlagen haben: ...

Wie sie es jeweils anstellt, in einen für sie in Frage kommenden Bereich einzusteigen, war nicht das Thema. Selbstverständlich reicht es in der Regel nicht aus, sich mit fertiger Promotion zu bewerben, wenn man sonst nichts vorzuweisen hat, deshalb ja schon früher mein Rat, sich jetzt, noch während der Promotion, über Nebenjobs oder freie Mitarbeit bekannt zu machen und praktische Erfahrung zu sammeln. Spät genug, aber sicher nicht zu spät.

Und @Wierus hat Recht mit seinem Hinweis, dass es auf niedrigen Ebenen leichter ist, einzusteigen: kleines Stadtarchiv, VHS in der Kleinstadt, Lokalzeitung etc. Man darf dann halt nicht erwarten, gleich ein dickes Gehalt (oder überhaupt eines) zu bekommen, aber es ist ein Anfang, mit dem es sich im nächsten Schritt besser auf einer höheren Ebene bewirbt.
Es geht hier nicht um das Gehalt, sondern um die Konkurrenzsituation. Als Historiker kommt man aus einem Nischendasein und hat bei all diesen Stellen massive Konkurrenz aus jedem Bildungsgrad. Dazu kommen Personen, die an diesen Stellen aus Idealismus tätig sind und weniger aus monetärem Interesse oder Karrieregründen. Selbst ganz unten anzufangen bedeutet nicht automatisch eine daraus resultierende Karriere.
Eva hat geschrieben: Dass einige der Berufsfelder auch für Absolventen anderer Geisteswissenschaften geeignet sind? Na und? Thema waren hier ausdrücklich Historiker, und für diese sind das relevante Bereiche.
Auch hier geht es wieder um die Konkurrenzsituation, die übrigens nicht nur auf andere Geisteswissenschaften beschränkt ist. Es kommt wirklich darauf an, ob die TE für diesen Weg wirklich geeignet ist. Die TE macht schon bei der "örtlichen Flexibilität" Abstriche und da wird es mit dem diesem Weg schon schwierig, weil andere Mitkonkurrenten keine Probleme damit haben werden.

Im Endeffekt soll die TE ihr bisheriges Studium und die Promotion anscheinend in die Mottenkammer stellen, von genannten halbjährigen Vorträgen abgesehen, um jetzt im Lokalplättchen über herumliegende Verpackungsreste am Dorfbrunnen zu schreiben. Eventuell folgt dann später der Aufstieg. Die TE muss nun entscheiden, ob sie wirklich konsequent diesen Weg gehen möchte und das auf lange Sicht durchhält bzw. mit einem Scheitern oder weiterem Neubeginn zurecht kommen wird.
Jane
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Jane »

Ich danke erstmal allen, die sich die Zeit genommen haben, hier zu antworten und mir von ihren oder Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis berichtet haben. :blume:
Einige eurer Ratschläge befolge ich schon länger, andere haben mich wirklich zum Nachdenken angeregt.
@Green Goddess: Bloggen hatte nicht noch nicht auf dem Schirm, mich aber direkt mal informiert. Das scheint wirklich eine spannende Sache zu sein!
@Eva: Nochmal vielen Dank für deine Mühen!
@Entreri: Ich denke, es geht vielen so wie dir und mir. Anfangs macht einem die unsichere Zukunftsperspektive nicht viel aus, aber mit dem Alter sehnt man sich dann doch nach Sicherheit. Ebenso wie du habe ich einen Nebenjob, der ein kleines Netzwerk aufbaut und bilde mich zusätzlich weiter. Ich hoffe, dass wir dadurch einmal bessere Chancen haben, den Job zu bekommen, den wir wollen. Und wenn nicht, dann geht die Welt auch nicht unter ;)
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von daherrdoggda »

Green Goddess hat geschrieben:keiner Schuld bewusst, was Verstösse gegen eine wie auch immer geartete Netiquette angeht.
Deswegen hab ich schon mehrfach drauf hingewiesen, dass wir so eine Netiquette hier explizit brauchen, und sie auch durchgesetzt wird.
Green Goddess hat geschrieben: Es steht dir frei, Beiträge aus diesem thread zu melden. Vlt. magst du deine Begründung dazu öffentlich machen, sei es auch nur zur allgemeinen Belustigung.
Melden hilft meiner Erfahrung nach nicht. Du schreibst ja doch, was du willst. Dass dir Selbstwahrnehmung fehlt, ist natuerlich wenig ueberraschend.
Paulchen
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Paulchen »

Moin,
ich will hier auch einmal kurz meinen Senf dazugeben, da ich tatsächlich als promovierter Geisteswissenschaftler in der "freien Wirtschaft" arbeite, nachdem ich zehn Jahre in der Wissenschaft war. Ich hatte allerdings ziemliches Schwein, dass das Unternehmen, in dem ich arbeite, sehr forschungsnah ausgerichtet ist. Mittlerweile habe ich auch an vielen Vorstellungsgesprächen auf der anderen Seite des Tisches teilgenommen. Deshalb kann ich hier vielleicht einige kleinere Hinweise geben. Es ist letztlich, glaube ich, fast egal, was man studiert hat, hauptsache die Noten stimmen und man hat nicht ewig gebraucht. Das trifft allerdings auf sehr viele Bewerber zu. Man findet sehr viele "gescheiterte" Uni-Bewerber, die trotz Promotion und bester Noten nun kurz vor dem Ende der 12 Jahre den Absprung aus der Wissenschaft versuchen. Ich kann nur dazu raten (wie viele andere hier auch), dass man sich durch Zusatzqualifikationen und Praktika von der Masse abheben sollte. Möchte man zum Beispiel als Geisteswissenschaftler in die IT-Branche, schadet es nicht, wenn man programmieren kann (darin sollte man aber gut sein. Es reicht nicht, wenn man in der Bewerbung schreibt "Programmierkenntnisse C++" und dann im Gespräch sagt: "Ich hatte dazu vor Jahren mal ein Seminar"). Andere Sachen wären etwa Projektmanagement oder agile Softwareentwicklung (Stichwort Scrum-Master). Letztlich zählt aber - das höre ich auch immer ungerne - die außeruniversitäre Berufserfahung (ich sehe es ja auch so, dass auch ein Uni-Job Berufserfahrung ist, aber das sehen viele anders). Insofern sollte man alles an "außeruniversitärer" Berufserfahrung mitnehmen, was man kriegen kann. Oftmals wird dann auch einem solchen Nebenjob sogar ein richtiger.

Soviel meine kurzen Anmerkungen dazu.
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von praktikum »

@Paulchen
Das mit dem Hinweis auf ein Seminar trifft es genau. Selbst wenn die Angaben nicht hinterfragt werden, fliegt man doch später relativ schnell auf. Das eine sind Wunschvorstellungen und das andere konkrete Handlungsoptionen.
daherrdoggda hat geschrieben:
Deswegen hab ich schon mehrfach drauf hingewiesen, dass wir so eine Netiquette hier explizit brauchen, und sie auch durchgesetzt wird.
In dieser Netiquette kämst Du mit Deinen 100% offtopic Beiträgen und Angriffe auf andere User nicht sehr weit.
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Wierus »

Paulchen hat geschrieben:Es ist letztlich, glaube ich, fast egal, was man studiert hat, hauptsache die Noten stimmen und man hat nicht ewig gebraucht.
[...]
Möchte man zum Beispiel als Geisteswissenschaftler in die IT-Branche, schadet es nicht, wenn man programmieren kann
Ein drastisches Beispiel :D Aber ich stimme voll und ganz zu! Ähnliches habe ich auch schon öfter in ZEIT und SZ gelesen. Übrigens ist diese Ansicht im angelsächsischen Raum verbreiteter als bei uns. Auf youtube gibt es zig Videos von öffentlichen Uni-Vorlesungen, in welchen Professoren ihren Studenten darlegen, dass die Fachrichtung im Grunde zweitrangig ist und der Universitätsabschluss hauptsächlich den Sinn hat, potentiellen Arbeitgebern zu beweisen, dass man lernen (= arbeiten) will und kann; und dass man am Ende solcher Lerntätigkeit über solides, abrufbares Wissen verfügt.
Nur ein Beispiel: ein kanadischer Informatik-Professor klärt seine Studenten über ihre wahrscheinliche Zukunft auf dem Arbeitsmarkt und ihre beruflichen Aussichten auf. Er sagt übrigens auch explizit, dass es nicht um das Fachwissen geht, sondern um den Nachweis der Fähigkeit, es sich aneignen zu können. Da das eine offizielle Uni-Veranstaltung ist, wird das in diesem Fall die Universität Toronto wohl auch als Institution so sehen. => https://www.youtube.com/watch?v=BvBdH5AKlNc

Dieser Professor stellt u.a. folgende Ergebnisse einer kanadischen Absolventenstudie vor:
- 73% of Canadian workers in fields unrelated to their degree
- 56% say their job doesn't require anything they learned in university
Das bedeutet übrgens nicht, dass der Uniabschluss alles ist und dass Zusatzqualifikationen und Berufserfahrung unwichtig wären (siehe Paulchens Hinweis auf Programmierkenntnisse in der IT-Branche). Es macht aber auch deutlich, dass man sich lieber auf das konzentrieren sollte, was man gerade konkret zu bearbeiten hat. An der Doktorarbeit zu hocken ist schon anspruchsvoll genug, warum sich also zusätzlich selber verrückt machen? Oder noch besser: von Anderen verrückt machen lassen?

Hierzu im übrigen eine Art Faustregel meinerseits: Was ist schlimmer als eine Promotion ganz ohne Praktika, Netzwerk, Kontakte, Arbeitserfahrung etc.? Genau: Keine Promotion.
Diese Faustregel ist perfekt, denn sie zeigt im Endeffekt, wie ernst es einem mit der Promotion ist. Wenn man obiger Antwort nicht zustimmt, ist man eigentlich auch nicht geeignet, zu promovieren. Dann sollte man nach dem Studium wirklich lieber flugs in den Arbeitsmarkt huschen und sich schnellstmöglich einen sicheren Job ergattern.
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Apollo »

Paulchen hat geschrieben:Möchte man zum Beispiel als Geisteswissenschaftler in die IT-Branche, schadet es nicht, wenn man programmieren kann (darin sollte man aber gut sein. Es reicht nicht, wenn man in der Bewerbung schreibt "Programmierkenntnisse C++" und dann im Gespräch sagt: "Ich hatte dazu vor Jahren mal ein Seminar"). Andere Sachen wären etwa Projektmanagement oder agile Softwareentwicklung (Stichwort Scrum-Master).
Das was Du hier schreibst funktioniert nur im Moment, da Programmierer momentan absolute Mangelware sind und die Leute am anderen Ende des Tisches bei Vorstellungsgesprächen scheinbar immer noch sehr wenig Ahnung haben (https://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt). Ich habe promovierte Physiker, Mathematiker, Elektrotechniker und Informatiker unter meinen Kollegen. Richtig programmieren können nur die Informatiker, messen nur die Physiker, Kryptographie nur die Mathematiker etc. Man ist hier die wichtigsten Jahre seines Lebens intensiv trainiert worden, analog können sich die Techniker nicht die Kompetenzen eines Geisteswissenschaftler (so schnell) aneignen.

Zur Ausgangsfrage, die promovierten Historiker in meinem Bekanntenkreis sind:

Zwei sind selbstständig mit einer Webagentur. Würden jetzt nicht mehr tauschen wollen, haben sich diese Kompetenzen aber früh angeeignet. Ansonsten stimmt aber das was Green Godness gesagt hat, ist gefährlich mit der Haftung.
Zwei haben danach eine Lehre begonnen. Eine ist jetzt glückliche Steuerberaterin.
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Wierus »

Apollo hat geschrieben:Das was Du hier schreibst funktioniert nur im Moment, da Programmierer momentan absolute Mangelware sind und die Leute am anderen Ende des Tisches bei Vorstellungsgesprächen scheinbar immer noch sehr wenig Ahnung haben (https://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt).
Hm, also ich finde, es ist schon schlimm genug, wenn Leute keine Ahnung von den Inhalten haben, zu denen sie verlinken. :lol:
Spaß beiseite, hast dir den Artikel ganz durchgelesen und kurz über den Dunning-Kruger-Effekt nachgedacht?
Ernsthafte Frage ohne dir Böses zu wollen.
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Re: Erfahrungen der Historiker

Beitrag von Apollo »

Wierus hat geschrieben: Ein drastisches Beispiel :D Aber ich stimme voll und ganz zu! Ähnliches habe ich auch schon öfter in ZEIT und SZ gelesen. Übrigens ist diese Ansicht im angelsächsischen Raum verbreiteter als bei uns. Auf youtube gibt es zig Videos von öffentlichen Uni-Vorlesungen, in welchen Professoren ihren Studenten darlegen, dass die Fachrichtung im Grunde zweitrangig ist und der Universitätsabschluss hauptsächlich den Sinn hat, potentiellen Arbeitgebern zu beweisen, dass man lernen (= arbeiten) will und kann; und dass man am Ende solcher Lerntätigkeit über solides, abrufbares Wissen verfügt.
Nachdem ich mich als Chefarzt, Astronaut, Chirurg und Chemiker beworben habe, fiel in irgendeinem Vorstellungsgespräch das mit dem Dunning-Kruger. Hab ich aber nicht verstanden (paradox, oder nicht)? Ich baue jetzt Sicherheitseinrichtungen für Kernkraftwerke, obwohl ich von Physik keine Ahnung habe, ausser dass es Nukular (Nu-ku-lar) heißt. 8)
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