Studis von heute

BieneSumSum
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Studis von heute

Beitrag von BieneSumSum »

Hallo zusammen,
als stiller Leser dieses Forums habe ich seit Jahren immer gute Tipps zu den kleinen Problemchen des Promovierens finden können und war sehr froh darüber dass ich damit nicht allein war. Nun habe ich eine persönliche Erfahrung gemacht, bei der ich nicht so recht weiß, wie ich diese werten soll.
Was meine Promotion angeht, so kam ich bisher bestens voran und habe in etwa noch ein halbes Jahr vor mir, wobei ich sehr guter Dinge bin, dieses halbe Jahr auch erfolgreich hinter mich bringen zu können. Die Promotion habe ich vor etwa 3 Jahren aus Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten und am Themengebiet begonnen.

Bereits zu Beginn meiner externen Promotion war für mich klar, dass ich eine FH Professur anstrebe. Warum? Weil ich im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit im weiteren Sinne auch Lehre gemacht habe, allerdings nicht im Hochschulbereich, sondern firmenintern. Ab und zu habe ich Schulungen und Workshops gehalten, allerdings waren die Zielgruppen keine Studierenden, sondern eben firmeninterne Mitarbeiter. Diese Schulungen und Workshops haben mir bisher immer sehr viel Spaß gemacht, sodass ich davon ausgegangen bin, dass auch Lehre im Hochschulbetrieb auch das richtige für mich wäre. Weit gefehlt!

Letzte Woche habe ich zum ersten Mal Lehrerfahrungen im Hochschulbetrieb gemacht. Im Rahmen eines externen Lehrauftrags habe ich ein einwöchiges Seminar im BWL-Bereich gehalten, in dem ich versucht habe, 30 Studierenden etwas beizubringen. Das war für mich eine prägende Grenzerfahrung, mit der ich so ganz und gar nicht gerechnet habe. Ich war extrem erschrocken darüber, wie undiszipliniert, unpünktlich, faul und respektlos die Studierenden sein können. Ständig sind sie abgelenkt, tippen wie verrückt auf ihren Smartphones und Tablets herum, kommen morgens zu spät und haben dafür fadenscheinige Ausreden (Arzttermin, Vorstellungsgespräche, Familienangelegenheiten etc.). Manche gehen früher und begründen dies mit denselben abenteuerlichen Ausreden.

Sie sind zwar nicht respektlos zu mir, gehen aber miteinander ziemlich unsozial um (Ey, bist du bescheuert oder was? Ey, du bist voll der Assi! Ey, Alter, etc.). Über Gruppenarbeit wird sich ständig beschwert, man wolle nur rumsitzen und zuhören und am liebsten nichts tun müssen, wobei das Zuhören meiner Meinung nach auch nicht wirklich klappt.

Mir scheint es fast so, als ob die Studis das Zuhören, das Höflich sein und fleißiges Arbeiten verlernt haben. Dieses Verhalten kenne ich so gar nicht aus meiner Zeit. Ich habe mich damals während des Studiums NIE so verhalten und kann mich auch nicht daran erinnern, dass meine Kommilitonen damals so faul und respektlos waren. Allerdings sind das mittlerweile auch 10 bis 15 Jahre her.
In den firmeninternen Schulungen hatte ich IMMER motivierte Leute sitzen, die mir aufmerksam zugehört haben und gut mitgearbeitet haben. Das was ich letzte Woche erlebt habe, war genau das krasse Gegenteil!

Fazit: Ich war heilfroh, als diese Lehrveranstaltung vorbei war und habe mittlerweile meine Zweifel, ob Lehre überhaupt noch das Richtige für mich ist.
An alle von Euch, die Lehrerfahrungen im FH-Bereich haben: Habt Ihr auch ähnliche Erfahrungen mit den Studierenden gemacht oder habe ich einfach zu unrealistische moralische und soziale Ansprüche an die Studierenden? Haben sich die Studis im Laufe der letzten Jahre so sehr verändert oder bin ich einfach zu spießig geworden? Klar, es waren auch vereinzelt motivierte Studierende dabei, die vorbildlich zugehört und mitgearbeitet haben, aber das waren höchsten 7-8 Leute (von 30!).
Ich bin im Moment extrem frustriert und desillusioniert und sehe meinen Traumjob schon davon schwimmen.. :cry:
Ãœbrigens, die Evaluation ist ganz gut ausgefallen, ich vermute also, dass es nicht an mir oder meiner Lehre liegt, dass die Studis so waren.

Grüße
BieneSumSum
itsme

Re: Studis von heute

Beitrag von itsme »

:P Ordentlicher Realitätsschock, wa, Alter? :wink:

Ich kenne das, was Du beschreibst, nicht so extrem, obwohl ich auch parallel Lehre innerhalb und außerhalb der Uni mache. Ich bin als Lehrende (insbes. für meine Uni) ungewöhnlich autoritär, deswegen habe ich z.B. kein Problem mit dem häppchenweise Eintrudeln. Der Preis: in den Evaluationen werde ich sehr gemischt bewertet, das schwankt zwischen "Die Frau ist das personifizierte Böse, lasst die bloß nie wieder vor Studierende!" bis zu "Endlich! Mal jemand, der nicht meine Zeit verschwendet!". Kann ich ganz gut mit leben.

Was ich aber kenne, ist dieser Eindruck, dass die heutigen Studierenden so ganz anders sind, als man selbst und die Kommilitonen aus dem eigenen Studium. Das gehört dazu und stimmt auch teilweise (z.B. sind sie im Mittel jünger) und dann teilweise auch wieder nicht (Du weisst nicht, wie deine Professoren dich und deine Kommilitonen gesehen haben - die Klage über die nichtsnutzige Jugend ist so alt wie die Menschheit). Für mich sehe ich das so, dass ich das nur so hinnehmen, aber nicht ändern kann: Studierende sind, wie Studierende eben sind. Die müssen nicht alle perfekt vorbereitet sein, wenn ein paar mitmachen, reicht mir das schon, weil dann kann ich das Seminar halten. Sie müssen nicht dankbar sein, sie müssen mich in der Evaluation nicht feiern, sie haben den Anspruch auf eine bestimmte Menge Lehre von mir und die bekommen sie. Mir ist wichtiger, dass ich pünktlich Und vorbereitet bin, als dass sie es sind. Und sie wissen: im Hinblick auf private Erklärungen bin ich taub. Hausarbeit nicht rechtzeitig abgegeben, weil wegen Kind und Kegel? Pech, hättste halt 'ne Verlängerung beim Prüfungsamt beantragen müssen. Die gegenseitigen Erwartungen etwas runterzuschrauben, kann da Wunder wirken. Ist aber 'ne Typsache und nicht für jeden das Richtige. Mir hilft, dass ich in einem Massenstudiengang lehre und deshalb eh' nur geringen persönlichen Kontakt habe.
Green Goddess

Re: Studis von heute

Beitrag von Green Goddess »

Du beschreibst keine Neuzeit- oder gar Neujahrtausenderscheinung! Bereits die alten Griechen mussten feststellen, dass jede neue Generation undisziplinierter, fauler, träger, unhöflicher bis gottloser war als die Generation zuvor, und bereits die war schon an der Grenze zur ewigen Verdammnis anzusiedeln.

Die Motivation von HS-Frischlingen mit der Motivation von auf Firmenkosten und -geheiß zu einer Fortbildung "Verschickten" zu vergleichen, ist IMHO nicht zulässig. Allein der implizite Druck auf eine der Gruppen ist derart motivationssteigernd, dass er jedes Generationsgefälle überdeckt.

Anwesenheitskontrollen in VL gibt es bei uns nicht, was mich in VL aufregt, ist der unterirdische Geschmack bzgl Klingeltönen.

Ich gebe zu VL kapitelweise 1-2 Wochen im voraus Skripte heraus und versuche in der VL dazu einen Mehrwert zu liefern, schon allein aus dem Grund, dass ich es für beide Seiten ineffizient bis erniedigend finde, tafelweise mein Manuskript zu kopieren und durch kreatives Verschieben der Tafeln einen Bonus für die eigene Schreibgeschwindigkeit zu erhaschen. :lol: Nun ja, dazu kommt für JPlerInnen, dass Skripte Evaluationsboni fast automatisch sichern. :lol:

Bzgl des eigenen Anspruchs an die VL halte ich mich (versuche ich mich zu halten) an einen Tipp meines DV und Mentors : "Sie lesen nicht für den nächsten Ramanujan, der schafft es auch ohne sie. Sie lesen nicht für die 10-20% der Studierenden, die aus eigener Fehleinschätzung im falschen Fach gelandet sind, zu faul sind oder zu oft ihre VL bei der Güterabwägung gegen Ausschlafen nach einer zu langen Party verlieren lassen, die Gruppe fällt auf der anderen Seite aus ihrem Spektrum. Lesen sie für die vlt 80%, die bereit sind, in der Vor- und Nacharbeit Frust und Fleiss in Verständnis umzuwandeln, damit haben sie genug zu tun!" Er hat über 30 Jahre "an der Front" hinter sich, und bis ich es besser weiss, versuche ich, mich weitestgehend daran zu orientieren. BTW gibt es IMHO einen "Motivationruck" nach dem Übergang von BA- zu MA-Studium, meine Stichprobengröße ist allerdings grenzwertig gering.
flip
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Re: Studis von heute

Beitrag von flip »

BieneSumSum hat geschrieben: Fazit: Ich war heilfroh, als diese Lehrveranstaltung vorbei war und habe mittlerweile meine Zweifel, ob Lehre überhaupt noch das Richtige für mich ist.
An alle von Euch, die Lehrerfahrungen im FH-Bereich haben: Habt Ihr auch ähnliche Erfahrungen mit den Studierenden gemacht oder habe ich einfach zu unrealistische moralische und soziale Ansprüche an die Studierenden? Haben sich die Studis im Laufe der letzten Jahre so sehr verändert oder bin ich einfach zu spießig geworden? Klar, es waren auch vereinzelt motivierte Studierende dabei, die vorbildlich zugehört und mitgearbeitet haben, aber das waren höchsten 7-8 Leute (von 30!).
Ich bin im Moment extrem frustriert und desillusioniert und sehe meinen Traumjob schon davon schwimmen.. :cry:
Ãœbrigens, die Evaluation ist ganz gut ausgefallen, ich vermute also, dass es nicht an mir oder meiner Lehre liegt, dass die Studis so waren.
Na, das ist ja blöd, dass diese Studenten bei deinem Traumjob nicht mitmachen, wa? ;)

Erste Lektion: Du bist kein Pädagoge und auch kein Lehrer in der Schule, sondern du bist (angehender) Professor. Du machst deine Vorlesung und gut ist. Alle, die mitarbeiten, gehen das Tempo mit, der Rest surft im Internet und fällt durch die Klausuren. Hochschule ist nicht Schule oder betriebliche Weiterbildung, wo alle durchgezogen werden müssen. Eigenständiges Lernen ist das wichtigste, was man vermittelt.

Zweite Lektion: Deine Autorität ist maßgeblich dafür verantwortlich, ob die Studenten auch was lernen wollen. Wenn du nur der liebe, nette Dozent bist, dann passiert nichts. Wenn du aber auch mal Fragen und Themen fernab des Curriculums bearbeitest, wo die Studenten dein breites Wissen sehen, dann haben sie auch Achtung vor dir.

Dritte Lektion: Es soll doch tatsächlich nicht nur den einen Studenten geben. :wink: Sprich: wenn du, an einer sehr angesehenen Universität nur Masterseminare gibst, dann wird das Klientel anders aussehen, als an der Brennpunkt-FH. Es gab dazu mal irgendwo einen schönen Artikel zur FH-Gelsenkirchen, wenn ich mich recht entsinne. Das sind halt die gehobenen Auswüchse unseres Bildungsystems.
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Re: Studis von heute

Beitrag von praktikum »

Ich bin kein großer Freund davon, dass hier jemand in seinem ersten Posting pauschal über Studis herzieht.

Der Vergleich mit firmeninternen Schulungen und Vorlesungen hinkt. Die meisten Mitarbeiter empfinden Schulungen als Erholung und halten sich da eher schadlos, damit sie wieder bei so etwas mitmachen dürfen.

Wenn Du als Externer für eine Woche an der Uni bist, dann solltest Du den Studis nicht mit Deinen Lehrkonzepten auf die Nerven gehen. Was man braucht, sind gut vermittelte Blickwinkel von außen. Die Studis wissen auch, das Du nur eine Woche da bist. Deine Denkweise lässt aber vermuten, dass Du Deine natürliche Autorität einfach überschätzt hast.

Zu dem ganzen Autoritätsgerede von Folgepostern:
Ein Studis muss die Leistung in Tests oder Projektergebnissen bringen. Solange ein Studi die Leistung bringt, kann man die Menschen auch machen lassen. Man weiß doch nicht, was da privat los ist oder wieviel Arbeit die noch haben. Das sind keine Kinder, die irgendwelche Verhaltensratschläge benötigen.
Wer mit Anwesenheitspflicht arbeitet, geht mit seiner Veranstaltung ohnehin auf dem Zahnfleisch. Gelinde gesagt sind Lehrveranstaltungen, gerade von Externen, manchmal einfach Schrott. Da wird gerne mit Anwesenheitspflicht zur notenfreie CP Vergabe gearbeitet, weil man sich Prüfungsstress sparen möchte. Für unbenotete Scheine macht natürlich niemand ein Finger krum, denn diese Punkte bekommt man als Student überall hinterhergeworfen.
praktikum
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Re: Studis von heute

Beitrag von praktikum »

flip hat geschrieben: Dritte Lektion: Es soll doch tatsächlich nicht nur den einen Studenten geben. :wink: Sprich: wenn du, an einer sehr angesehenen Universität nur Masterseminare gibst, dann wird das Klientel anders aussehen, als an der Brennpunkt-FH. Es gab dazu mal irgendwo einen schönen Artikel zur FH-Gelsenkirchen, wenn ich mich recht entsinne. Das sind halt die gehobenen Auswüchse unseres Bildungsystems.
Dazu muss man sagen, dass man an vielen Schulen als normaler Schüler regelrecht alleine gelassen wird. Dadurch geht der Resepkt vor Lehrpersonal natürlich etwas flöten, zumal sich an der FH/Uni nicht viel ändert. Mancher Dozent sieht alleine seine Veranstaltung und ist meistens eher etwas faul, sobald es außerhalb der geplanten Schiene läuft. Das kann man dann an Lehrveranstaltungen sehen, die mit willkürlichen Vorschriften und Regeln zugepflastert werden.
Im Masterstudiengang wird es dann besser, aber da sollte man nicht erwaten, dass sich die Studis in der Mehrheit plötzlich ganz anders verhalten.
itsme

Re: Studis von heute

Beitrag von itsme »

praktikum hat geschrieben: Wer mit Anwesenheitspflicht arbeitet, geht mit seiner Veranstaltung ohnehin auf dem Zahnfleisch.
:mrgreen: Anwesenheitspflicht ginge bei uns schon wegen Landesrecht nicht. Und das ist auch nicht der Grund, warum ich kein Problem mit Zuspätkommern habe, sondern weil ich alle Nebensächlichkeiten woanders kläre. Bei mir gibt es zu Beginn des Semesters ein großes Excel-Sheet mit allen notwendigen Informationen zu Thema, Zeit, Ort, EDV und Literatur und exakt mit Beginn des Seminars beginne ich auch mit dem angekündigten Thema. Und genau so sorge ich dafür, dass ich mich nicht mit dem Privatleben der Studis befassen muss. Ist nun mal nicht mein Job. Entsprechende Gespräche unterbinde ich auch sofort und verweise darauf, dass der- oder diejenige exakt die gleiche Lehrveranstaltung angeboten bekommen hat wie alle anderen. Aber, zugestanden: Ich mache das Seminar für diejenigen, die tatsächlich Hochschulniveau wollen. Die anderen dürfen gerne auch teilnehmen, müssen aber selbst schauen, wie sie z.B. bei der Klausurvorbereitung aufholen, wenn sie sich unter dem Semester nicht vorbereiten wollen.
BieneSumSum
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Re: Studis von heute

Beitrag von BieneSumSum »

Vielen Dank für Eure Rückmeldungen! Sie haben mir sehr dabei geholfen, mich nach der ersten Schockstarre selber wieder "wachzurütteln".

Tatsächlich trage ich eine wesentliche Mitschuld an der ganzen Misere, da ich einfach zu leichtsinnig war zu glauben, dass ich mit meiner im Unternehmen erworbenen Lehrerfahrung sowie mit einer einjährigen hochschuldidaktischen Qualifizierung reif für die Hochschullehre war. In dem Zusammenhang muss ich auch feststellen, dass die heutige hochschuldidaktische Qualifizierung, so wie sie im Moment konzipiert ist, die Lehrenden auf der menschlichen Ebene nur unzureichend für die Hochschullehre vorbereitet. Dort geht man leichtsinnigerweise von einem idealtypischen Studierenden aus, den es in der Realität nur in der Minderzahl gibt. Natürlich gab es damals auch bei uns im Studium vereinzelte Exemplare von Studierenden, die sich mit wenig Motivation und Engagement durchs Studium "gemogelt" haben. Dass es mittlerweile aber so viele davon gibt, hätte ich nicht erwartet.

Bei mind. einem Drittel der Studierenden, die in meinem Seminar saßen, fehlte z.B. notwendiges Grundwissen, das man von einem hochschulreifen Studierenden erwarten würde. Dem Verhalten und dem Wissenstand nach zu urteilen hätten auch einige der Studierenden eher auf eine Haupt- oder Realschule gehört, und nicht auf eine Hochschule. Damit möchte ich nicht die Lehre oder das Niveau an Fachhochschulen kritisieren (hab ja selber früher an einer Fachhochschule studiert), sondern lediglich die aktuelle Situation wiederspiegeln.

Ihr habt natürlich auch damit Recht, dass man nicht über alle Studierenden pauschal urteilen darf. Wie ich bereits im letzten Beitrag geschrieben habe, gab es auch durchaus vorbildliche Studierende, die pünktlich waren, fleißig mitgearbeitet und zugehört haben. Sie sind aus meiner Sicht aber definitiv in der Minderzahl.
praktikum hat geschrieben: Wenn Du als Externer für eine Woche an der Uni bist, dann solltest Du den Studis nicht mit Deinen Lehrkonzepten auf die Nerven gehen. Was man braucht, sind gut vermittelte Blickwinkel von außen. Die Studis wissen auch, das Du nur eine Woche da bist. Deine Denkweise lässt aber vermuten, dass Du Deine natürliche Autorität einfach überschätzt hast.
Das sehe ich anders. Auch wenn ich Externe bin, brauche ich für meine Lehrveranstaltung ein aufeinander abgestimmtes Lehrkonzept. Natürlich bekommen die Studis auch von mir eine ordentliche Portion Praxiseinblicke von außen mitgeliefert. Ich kann aber nicht nur eine Woche lang Spaßlehre machen, sondern auch den Lernstoff vermitteln. Ich gebe Dir allerdings Recht, dass ich meine natürliche Autorität überschätzt habe. Wie ich bereits festgestellt habe, bin ich schlichtweg von falschen Grundvoraussetzungen ausgegangen. Das war sehr blauäugig von mir und das werde ich ändern müssen.
itsme hat geschrieben: Die gegenseitigen Erwartungen etwas runterzuschrauben, kann da Wunder wirken. Ist aber 'ne Typsache und nicht für jeden das Richtige.
Das ist aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Aspekt. Für mich steht fest, dass ich meine Lehrerfahrungen im Hochschulbetrieb in der nächsten Zeit weiter ausbauen werde und danach erst entscheide, ob ich der Typ bin, der damit leben kann.
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Re: Studis von heute

Beitrag von flip »

Anwesenheitspflicht ist auch der größte Mist aus Sicht des Dozenten und nur ein weiteres Mittel der heutige Gegenration die Selbstständigkeit zu verziehen. Wenn er nicht zum Kurs erscheinen will, dann ist das halt so. Als wenn derjenige durch Anwesenheitspflicht dazu gedrängt wird, aktiv mitzumachen. Das hat schon in der Schule nicht funktioniert. Dann bleiben die Leute lieber zu Hause und halten die anderen nicht auf und ich habe auch eine viel entspanntere Atmosphäre.
Es muss doch mal irgendwann klar werden, dass das System mit immer mehr Regeln immer aufgeblähter, starrer und schlechter wird.

Es erscheint mir eher, dass einige Dozenten das missbrauchen, um ihre eigenen, mangelhaften didaktischen Fähigkeiten zu kaschieren.
praktikum
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Re: Studis von heute

Beitrag von praktikum »

flip hat geschrieben:Anwesenheitspflicht ist auch der größte Mist aus Sicht des Dozenten und nur ein weiteres Mittel der heutige Gegenration die Selbstständigkeit zu verziehen. Wenn er nicht zum Kurs erscheinen will, dann ist das halt so. Als wenn derjenige durch Anwesenheitspflicht dazu gedrängt wird, aktiv mitzumachen. Das hat schon in der Schule nicht funktioniert. Dann bleiben die Leute lieber zu Hause und halten die anderen nicht auf und ich habe auch eine viel entspanntere Atmosphäre.
Vor allem würden einige Studis lieber zu Hause die Grundlagen anhand zusätzlicher Literatur wiederholen, als ahnungslos in der VL zu sitzen und den neuen Stoff gar nicht richtig zu kapieren. Es ist manchmal erstauntlich, wie viele Studenten durch Veranstaltungen fallen, obwohl sie in jeder VL anwesend waren.
flip hat geschrieben: Es erscheint mir eher, dass einige Dozenten das missbrauchen, um ihre eigenen, mangelhaften didaktischen Fähigkeiten zu kaschieren.
Das entspricht leider den Tatsachen.
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