Panik vor Lehrauftrag als Doktorand

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Absol
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Panik vor Lehrauftrag als Doktorand

Beitrag von Absol »

Hallo liebes Forum,

ich bin ganz neu hier und in wenigen Wochen Doktorand (NaWi).

Ich wollte schon so lange promovieren, da mir die Arbeit im Labor, wissenschaftliches Schreiben und Quellensuche wirklich Spaß machen.

Was mir aber Panik bereitet: Lehre.
Ich werde Vorlesungen halten müssen und Labore betreuen. Das Problem hierbei: Jeweils in Themenbereichen, die ich selbst im Studium nur am Rande und vor echt langer Zeit hatte. Ich habe mir schonmal angeguckt was ich so machen muss und - ja, alles mal gemacht, aber das ist Jahre her und viel Detailwissen habe ich davon nicht mehr. Und ein Schwerpunkt meines Studiums war es auch nicht.

Und jetzt habe ich richtig Angst, dass ich dafür nicht ausreichend vorbereitet bin.
Andererseits überlege ich gerade, ob das nicht total normal ist und sich alle Doktoranden beim Start erstmal überfordert fühlen und sich nochmal selbst in Themen reinlesen/einarbeiten müssen.
Ist es normal, dass man da auch erst einmal Einarbeitszeit zugestanden kriegt?
Sollte man seine Sorgen mit dem Prof kommunizieren?
Wie habt ihr euch denn gefühlt, wenn ihr Vorlesungen halten musstet?

Ich freue mich über ehrliche Antworten,

liebe Grüße!
flip
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Re: Panik vor Lehrauftrag als Doktorand

Beitrag von flip »

Absol hat geschrieben:
1. Andererseits überlege ich gerade, ob das nicht total normal ist und sich alle Doktoranden beim Start erstmal überfordert fühlen und sich nochmal selbst in Themen reinlesen/einarbeiten müssen.
2. Ist es normal, dass man da auch erst einmal Einarbeitszeit zugestanden kriegt?
3. Sollte man seine Sorgen mit dem Prof kommunizieren?
4. Wie habt ihr euch denn gefühlt, wenn ihr Vorlesungen halten musstet?
1. Ja.
2. Das würde bedeutet, dass du deine Einarbeitungszeit quantifizieren kannst.... Also, einfach mit dem Prof darüber sprechen.
3. Wenn Probleme auftauchen, sonst nicht.
4. Es findet ein "Lernprozess" statt, an dessen Ende man vor einer Gruppe von Menschen steht, etwas gefragt wird, und man dann offen und gelassen antwortet, dass man es nicht weiß (und es erst nachlesen muss). enn kein Wissenschaftler, auch kein Prof. ist allwissend. Frisch aus dem Studium weiß man das noch nicht so wirklich. Wenn man aber über die Zeit Spezialist in einem bestimmten Bereich wird, dann ist es vollkommen normal, das man bei anderen Fachfragen entspannter wird.
caipirinha11085
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Re: Panik vor Lehrauftrag als Doktorand

Beitrag von caipirinha11085 »

Nahezu jeder ist vor seinen ersten Schritten in der Lehre nervös, das ist ganz normal. Ich musste auch in Fächern lehren, die ich nur ein Semester lang gehört hatte und mit denen ich mich nie wieder beschäftigt habe und fand das am Anfang ganz schön schwer.
Eine "Einarbeitungsphase" für dich könnte so aussehen, dass du das erste Semester nicht lehrst und deine Lehrverpflichtung im Semester danach nachholst (ob das empfehlenswert ist, hängt aber auch von deinen sonstigen Verpflichtungen ab - das Semester mit doppelter Anzahl an Lehrstunden kann ganz schön anstrengend werden...). Ob das geht, musst du mit den zuständigen Personen absprechen, bei uns wäre das grundsätzlich möglich gewesen. Ansonsten wirst du dich wohl in den Semesterferien vor Stellenantritt einlesen müssen. Das reicht dann im Endeffekt auch. Ein Freund meinte mal zu mir, man müsse den Studenten nur immer eine Lehrstunde voraus seien. ;)

Bekommst du Lehrmaterialien von Kollegen, oder musst du die selbst zusammenstellen?
praktikum
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Re: Panik vor Lehrauftrag als Doktorand

Beitrag von praktikum »

caipirinha11085 hat geschrieben:Nahezu jeder ist vor seinen ersten Schritten in der Lehre nervös, das ist ganz normal. Ich musste auch in Fächern lehren, die ich nur ein Semester lang gehört hatte und mit denen ich mich nie wieder beschäftigt habe und fand das am Anfang ganz schön schwer.
Das Studium wird sinnfrei, wenn die Lehre durch Dilettanten ausgeübt wird. Völlige Zeitverschwendung für die Studenten.
Gerade am Anfang sollte man keine Vorlesungen halten, wenn man das Thema nicht richtig beherrscht. Man kann immer noch die Lehre unterstützen oder Proseminare abhalten.
donkeydoeshisphd
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Re: Panik vor Lehrauftrag als Doktorand

Beitrag von donkeydoeshisphd »

praktikum hat geschrieben:
caipirinha11085 hat geschrieben:Nahezu jeder ist vor seinen ersten Schritten in der Lehre nervös, das ist ganz normal. Ich musste auch in Fächern lehren, die ich nur ein Semester lang gehört hatte und mit denen ich mich nie wieder beschäftigt habe und fand das am Anfang ganz schön schwer.
Das Studium wird sinnfrei, wenn die Lehre durch Dilettanten ausgeübt wird. Völlige Zeitverschwendung für die Studenten.
Gerade am Anfang sollte man keine Vorlesungen halten, wenn man das Thema nicht richtig beherrscht. Man kann immer noch die Lehre unterstützen oder Proseminare abhalten.
Nunja, es gehört finde ich schon zum Promotionsprozess dazu, sich in ein fremdes Thema aus dem eigenen Fach einzuarbeiten und dies dann den Studierenden zu präsentieren. Bei mir war es tatsächlich so, dass ich zunächst Bachelorveranstaltungen halten musste und auch ein Postdoc mir "über die Schulter geschaut" hat. Das war schon gut.

Für mich war am Anfang der Gedanke beruhigend, dass ich den Studis sagen kann "Gute Frage, ich möchte ihnen jetzt nicht unvollständig antworten, daher schreibe ich mir die Frage auf und werde Ihnen die Antwort zu Beginn der kommenden Veranstaltung geben." So konnte ich auch sicherstellen, dass ich meine Glaubwürdigkeit nicht verliere, indem ich irgendwas völlig falsch erkläre. Zudem gewöhnt man sich sehr schnell an die Lehre. Nach einem Semester ist es dein "täglich Brot". Weiterhin habe ich dann gerade mit fortschreitender Promotion immer mehr von den Studis profitieren können. Es gab pro Semester, auch in meinem Spezialgebiet, immer mindestens einen Beitrag, bei dem ich mir dachte "Wow, stimmt, da wäre ich jetzt selbst nicht draufgekommen." Genauso toll war es, wenn man schlecht drauf war (z.B. wegen Diss-Stress) und dann Studierende mit blitzenden Augen über eingschlägige Themen mitdiskutiert haben, verbunden mit der Dynamik, dass plötzlich 100 Personen versuchen, deinen Gedanken (den man z.B. auch so in der Diss formuliert hat) nachzuvollziehen und auf seine Sinnhaftigkeit hin zu prüfen oder eine Quelle kritisieren - das gehört echt zu den Highlights meiner Promotionszeit, die ich niemals missen möchte.

Was ich damit sagen will: Es ist nicht schlimm, nicht alles zu wissen, gerade am Anfang hast du die Möglichkeit zu sagen "Weiß ich nicht, schaue ich nach". Das nimmt dir keiner übel. Was ich nicht machen würde, wäre "herumzueiern". Zudem kannst du die Veranstaltung inhaltlich bestimmt mit deinem Prof. oder einem Postdoc (oft besser, aber nur meine persönliche Erfahrung) abstimmten. Freu dich auf die Lehre, sie bietet ein unglaubliches Potenzial für die eigene Entwicklung und kann tierisch Spaß machen, gerade wenn du interessierte und vor allem kritische Studierende hast.
flip
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Re: Panik vor Lehrauftrag als Doktorand

Beitrag von flip »

praktikum hat geschrieben:
Das Studium wird sinnfrei, wenn die Lehre durch Dilettanten ausgeübt wird. Völlige Zeitverschwendung für die Studenten.
Gerade am Anfang sollte man keine Vorlesungen halten, wenn man das Thema nicht richtig beherrscht. Man kann immer noch die Lehre unterstützen oder Proseminare abhalten.
Ich glaube kaum, dass der TO direkt am Anfang der Promotion eine Vorlesung konzipieren und halten soll.
Das geht meines Wissens nach, an Universitäten, erst nach der Promotion bzw. mit Ausnahmegenehmigung gegen Ende der Diss. Jedenfalls war das an allen Unis, an denen ich gewesen bin, so.

Was er meint sind Proseminare oder Ãœbungen.
praktikum
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Re: Panik vor Lehrauftrag als Doktorand

Beitrag von praktikum »

flip hat geschrieben: Ich glaube kaum, dass der TO direkt am Anfang der Promotion eine Vorlesung konzipieren und halten soll.
Das geht meines Wissens nach, an Universitäten, erst nach der Promotion bzw. mit Ausnahmegenehmigung gegen Ende der Diss. Jedenfalls war das an allen Unis, an denen ich gewesen bin, so.

Was er meint sind Proseminare oder Ãœbungen.
Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn man sich bei Wissenschaftlern "denken muss", was sie in Wirklichkeit meinen. Ein weiteres Zeichen dafür, dass es für den Lehrbetrieb zu früh ist.
Absol hat geschrieben: Was mir aber Panik bereitet: Lehre.
Ich werde Vorlesungen halten müssen und Labore betreuen.
...
Wie habt ihr euch denn gefühlt, wenn ihr Vorlesungen halten musstet?

Ich freue mich über ehrliche Antworten,
Das Verb "müssen" finde ich irritierend. Du darfst am Lehrbetrieb teilnehmen. :)
Abgesehen davon sollte man sich das vielleicht überlegen, bevor man eine Stelle antritt. Im Gegensatz zur Händchenhaltefraktion weise ich hier auf einen nicht zu unterschätzenden Punkt hin: mit einer schlechten ersten Veranstaltung kann man sich seinen Ruf an einer Uni schon versauen.
Wierus
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Re: Panik vor Lehrauftrag als Doktorand

Beitrag von Wierus »

praktikum hat geschrieben:Das Verb "müssen" finde ich irritierend.
Wieso denn irritierend? Überlege doch selbst: TE beabsichtigt lediglich eine Dissertation zu schreiben, i.e. ein Forschungsprojekt durchzuführen. Der Professor jedoch mag für seine Betreuung eine gewisse Unterstützung im Lehrbetrieb einfordern. So einfach könnte sich das Verb "müssen" in die Frage der TE eingeschlichen haben.
caipirinha11085
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Re: Panik vor Lehrauftrag als Doktorand

Beitrag von caipirinha11085 »

praktikum hat geschrieben:
caipirinha11085 hat geschrieben:Nahezu jeder ist vor seinen ersten Schritten in der Lehre nervös, das ist ganz normal. Ich musste auch in Fächern lehren, die ich nur ein Semester lang gehört hatte und mit denen ich mich nie wieder beschäftigt habe und fand das am Anfang ganz schön schwer.
Das Studium wird sinnfrei, wenn die Lehre durch Dilettanten ausgeübt wird. Völlige Zeitverschwendung für die Studenten.
Gerade am Anfang sollte man keine Vorlesungen halten, wenn man das Thema nicht richtig beherrscht. Man kann immer noch die Lehre unterstützen oder Proseminare abhalten.
Das ist in der Theorie ein schöner Punkt. An meiner Fakultät hatte man kein Wahlrecht bzgl. der zu haltenden Veranstaltung und auch Proseminare durften nur von Profs gehalten werden.
Absol
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Re: Panik vor Lehrauftrag als Doktorand

Beitrag von Absol »

Erst einmal, vielen Dank für die Rückmeldungen!
Und danke für die aufbauenden Worte von Einigen, aber auch für die Hinweise von Anderen, dass ich das Thema ernst nehmen sollte.

Zum Thema Vorlesungen oder Nicht-Vorlesungen: Mir wurde bei der Einstellung Vorlesung gesagt, aber vielleicht wurde das salopp ausgedrückt. Ich werde auch an einer kleineren Hochschule promovieren, nicht an einer Uni, vielleicht sind da die Bestimmungen lockerer? Ich habe übrigens selbst an einer Hochschule meinen Bachelor gemacht, später Master an der Uni, und in der Hochschule hatte ich auch schon komplette Vorlesungen nur bei Doktoranden und den Prof dann erstmals bei der Klausur gesehen.

Jedenfalls wurde auch schon festgelegt, wie viele SWS ich mit Lehre verbringen muss. Ich denke übrigens auch nicht, dass ich selbst etwas konzipieren müsste, falls es sich dann tatsächlich um Vorlesungen handelt, sondern Skript/Folien zur Verfügung gestellt bekäme.

Ihr seht, sonderlich gut festgelegt ist das alles nicht, was wohl auch der Grund für meine Panik ist.
Aber gerade, dass ich fachfremd unterrichten muss, hat mir etwas Panik gemacht. Aber ich bin froh für die Rückmeldung, dass es anderen Doktoranden ähnlich ging und dass sie es wohl auch gemeistert haben/einen Weg gefunden haben, mit ihrer Unsicherheit umzugehen.
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