Germanistik-Promotion ohne mündl. Prüfung

Morten
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Germanistik-Promotion ohne mündl. Prüfung

Beitrag von Morten »

Ein herzliches Hallo in die Runde von einem Neuankömmling!

Zurzeit bin ich auf der Suche nach einer Universität im deutschen Sprachraum, an der man im Fach Germanistik (Philosophische Fakultät) promovieren kann, ohne eine mündliche Prüfung erbringen zu müssen, also ohne Disputation, Rigorosum etc. Gibt es auch Unis bzw. germanistische Institute, die eine Ergänzungsleistung zur eigentlichen Dissertationsschrift entweder gar nicht oder in Form von Klausuren o. Ä verlangen?

Vielen Dank für Ihre Kenntnisse und Mühe,
Morten
Zwonk
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Re: Germanistik-Promotion ohne mündl. Prüfung

Beitrag von Zwonk »

Hallo Morten,

ich bin nun kein Fachmann für Prüfungsordnungen, aber das scheint mir sehr unwahrscheinlich zu sein. Selbst Fernunis haben normalerweise Präsenztage, um auch direkt Prüfungsleistungen abnehmen zu können und jede Prüfungsordnung, die ich gesichtet habe (vielleicht 5-7), sieht selbstverständlich eine mündliche Prüfung vor - noch nicht einmal an eine Ausnahmeregel kann ich mich erinnern. Allerdings habe ich natürlich auch nicht systematisch nach so einer Möglichkeit gesucht.

Was mich aber interessiert: Was ist denn der Hintergrund, dass eine mündliche Prüfung in jedem Fall vermieden werden soll?

Viele Grüße

Zwonk
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
Wierus
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Re: Germanistik-Promotion ohne mündl. Prüfung

Beitrag von Wierus »

Zwonk hat geschrieben:Was mich aber interessiert: Was ist denn der Hintergrund, dass eine mündliche Prüfung in jedem Fall vermieden werden soll?
In der Tat eine ziemlich irritierende Fragestellung, um ehrlich zu sein.

Disputation/Rigorosum dienen doch nicht zuletzt auch dem Zweck, festzustellen ob die Person des Autors und die des Prüflings identisch sind. :)
Traudel
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Re: Germanistik-Promotion ohne mündl. Prüfung

Beitrag von Traudel »

Hallo Morten,

falls hinter Deiner Frage eine (pathologische) Redeangst oder soziale Phobie steckt, kannst Du Dich um einen Nachteilsausgleich bemühen, ergo ein alternatives, aber gleichwertiges Prüfungsformat. Anlaufstellen sind (je nach Infrastruktur der Uni) Gleichstellungsbeauftragte, Antidiskriminierungsstellen, Psych. Beratung o.ä. Vermutlich wird man Dich an die zuständige Person oder Stelle weiterleiten.

Ich schätze, Du benötigst ein aktuelles medizinisch-psychiatrisches oder psychologisches Attest mit eindeutiger Diagnose. Ob das ganze Procedere tatsächlich vor Aufnahme des Promotionsvorhabens, d.h. vor Annahme durch die Fakultät in Gang gesetzt werden kann, weiß ich nicht.

LG Traudel
flip
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Re: Germanistik-Promotion ohne mündl. Prüfung

Beitrag von flip »

Das ist nun in der Tat ein sehr seltsamer Beitrag.
Ohne nähre Hintergründe ergibt es auch keinen Sinn weiter darüber zu debattieren.

Nur bleibt wieder das generelle Problem: Ich suche mir nicht die Uni für die Promotion aus, sondern den Betreuer. Wenn ich akzeptiert wurde und die Auswahl habe, dann kann ich mir Gedanken über die Promotionsordnung machen.

Vorher nicht.
caipirinha11085
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Re: Germanistik-Promotion ohne mündl. Prüfung

Beitrag von caipirinha11085 »

Wenn es um die Entfernung geht: An meiner Fakultät gab es schon die mündliche Prüfung per Videokonferenz..

Am Rande: Ich würde erwarten, dass sich die Promotionsordnungen der in Frage kommenden Fakultäten und Institute in überschaubarer Zeit studieren lassen, falls dir hier niemand weiterhelfen kann. ;)
Morten
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Re: Germanistik-Promotion ohne mündl. Prüfung

Beitrag von Morten »

Vielen Dank für die zahlreichen Antworten! Es ging bei meiner Frage nicht etwa darum, dass ich die Arbeit nicht selber schreiben will - ich schreibe sie natürlich selbst und im Rahmen des Üblichen! Aber ich habe - wie Traudel richtig vermutet hat - soziale Ängste, die mir es mir unmöglich machen, einen Vortrag über mein Werk zu halten und mich an einer Diskussionsrunde zu beteiligen, wie es ja in den Disputationen meist erwünscht ist. Daher hatte ich gedacht, ich könnte vielleicht eine nicht-mündliche Prüfung machen. Auf die Idee, mir aufgrund meiner Krankheit eine Alternative zu erwirken, bin ich noch gar nicht gekommen. Vielen herzlichen Dank, Traudel! Wissen Sie vielleicht Näheres?

Liebe Grüße,
Morten
itsme

Re: Germanistik-Promotion ohne mündl. Prüfung

Beitrag von itsme »

Der erfolgversprechendere Weg ist sicher "andersrum": potentielle Betreuer aufgrund der thematischen Nähe kontaktieren und das Problem ansprechen, wenn es eine Betreuungszusage gibt. Denn im Zweifel kennt der Betreuer die Promotionsordnung vor Ort und kann am ehsten einschätzen, ob es z.B. die Möglichkeit gibt, die Disputation zu ersetzen. Wund ob er oder sie bereit ist, diesen Weg mit dir zu gehen.

Gutes Gelingen! :blume:
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Re: Germanistik-Promotion ohne mündl. Prüfung

Beitrag von Wierus »

@Morten: Warum nimmst du dir nicht deine bestandenen mündlichen Prüfungen und erfolgreich Referate aus dem Studium als Beispiel, dass es auch mit der Disputation klappen kann? Ich meine, wer Referate von 30-50 Zuhörern gehalten hat oder zwei Beisitzer in den mündlichen Diplomprüfungen hatte, der wird doch nicht bei zwei oder drei gutmeinenden Professoren einknicken? Von daher: Kopf hoch.

btw: Keine mündliche Prüfung kann eine schlimmere psychische Belastungsprobe sein als die Dissertationsphase. :mrgreen:
Traudel
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Re: Germanistik-Promotion ohne mündl. Prüfung

Beitrag von Traudel »

Lieber Morten,

ich hatte vorhin eine ellenlange Antwort geschrieben, die dann einfach futsch war. Bin ausgeflippt!!! Nun bekomme ich den gesamten Text nicht noch mal hin. Daher in Kurzform:

- Lass Dich durch Deine Krankheit nicht abhalten. Es gibt immer eine Lösung, und die Hochschulen tun gerade viel in Sachen Inklusion und Gleichstellung. Nur Mut!
- Erstelle ein attraktives, interesseweckendes Exposé mit einer hochspannenden Forschungsfrage. Begründe Deinen Beitrag für das Fach, formuliere den Nutzen für das Forschungs-/Lehrgebiet der zu kontaktierenden Personen. Bringe auf den Punkt, warum Dein Forschungsbeitrag wichtig ist und bestehende Probleme löst, Desiderate erfüllt, Lücken schließt o. ä.
- Recherchiere bundesweit nach Expert*innen.
- Überlege Dir die für Dich in Frage kommenden Kontaktmöglichkeiten: Kannst Du telefonieren, hältst Du persönliche Treffen oder Videokonferenzen aus?
- Kontaktiere die recherchierten Expert*innen per E-mail, umreiße knapp (!) Dein Vorhaben, biete an, das Exposé zu senden.
- Warten.
- auf Zuruf Exposé versenden
- bei positiven Antworten auf das Exposé, treffen/telefonieren etc. vereinbaren. Parallel dazu kontaktierst Du (am besten telefonisch, bei Bedarf anonym) die Psych. Beratung der jeweiligen Uni und erfragst die zuständige Ansprechperson in Sachen Nachteilsausgleich.
- bei Treffen/Telefonat mit potenzieller Betreuungsperson: Karten auf den Tisch! Teile Deine Sorgen mit, biete aber auch an, was Du leisten kannst. Schließlich bedeutet Deine soziale Phobie nicht nur die Alternative zur Disputatio, sondern auch: keine Tagungsteilnahme, kein Engagement in Doktorandenkolloquien und Lehrveranstaltungen etc. Also musst Du umso deutlicher den Nutzen Deines Vorhabens für die Betreuungsperson herausstellen können und in Aussicht stellen, wie Du Deine Leistungen und Pflichten erfüllen kannst.
- Wenn die Chemie stimmt, kontaktiere die recherchierte Nachteilsausgleichsperson. Bitte um ein vertrauliches Gespräch (persönlich, alternativ telefonisch). Reiche ein medizinisch-psychiatrisches Gutachten ein, um die Möglichkeiten alternativer Prüfungsformate auszuloten. Triff eine schriftliche Vereinbarung.
- Versuche, Folgendes zu erwirken (weiß nicht, ob es geht, aber versuch's!): Bei Beantragung der vorläufigen Annahme Deines Promotionsvorhabens an der Fakultät (die vorläufige Annahme geht stets der endgültigen voraus) reichst Du Dein überarbeitetes Exposé, die Betreuungszusage (und den sonstigen Papierkram) mit der schriftlichen Vereinbarung zum Nachteilsausgleich ein und bittest um einen verbindlichen Vermerk der alternativen Prüfung in Deiner "Akte". Damit dürfte eine gewisse Verbindlichkeit bestehen, die Dir Sicherheit und Zuversicht gibt. Ich kann mir vorstellen, dass man Dir erst nach Eröffnung des Promotionsverfahrens (d.h. nach Einreichung der Diss in ein paar Jahren) einen Nachteilsausgleich anbieten möchte und Dich zu vertrösten versucht. Schließlich werden die zuständigen Personen argumentieren, dass nicht sicher sei, dass Du die Promotion (dort) abschließt. Damit haben sie recht. Aber belege glaubhaft, dass Du ohne die Perspektive auf die alternative Prüfung zu sehr gehemmt bist, um anzufangen. Am besten mit Attest.
- Triff eine Betreuungsvereinbarung mit der DM/dem DV, wie Euer Kontakt aussehen kann, und versuche, trotz Deiner Erkrankung mit Gleichgesinnten in den (realen) Austausch zu treten. Das ist sowohl essentiell für die Qualität Deiner Arbeit als auch, damit Du Dich nicht zunehmend isolierst und vereinsamst.

Du wirst sehen, es wird sich eine Lösung für Dich finden. Freilich wird Deine Suche nach Betreuung vermutlich länger dauern, aber lass Dich nicht entmutigen. Deine Erkrankung sagt nichts über Deine Motivation, Dein Potenzial und Deine Qualität als Wissenschaftler aus, deswegen gibt es überhaupt keinen Grund, Dir diesen Weg zu verwehren.

Bitte bleib am Ball!

Viel Erfolg und alles Gute wünscht
Traudel
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