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Re: Finanzierung der Promotion

Verfasst: 21.09.2017, 09:11
von caipirinha11085
Ich fand an der Arbeit an einem Lehrstuhl gerade das schöne, dass man nicht entkoppelt von der Promotion arbeitet, sondern fachbezogen. Von diversen Vorteilen wie Mitarbeiter-Bibliotheksausweis, Datenbankzugang von zu Hause usw. aus ganz zu schweigen.

mE muss - und sollte man - sich als Hochschulabsolvent nicht unter Wert verkaufen. Das fördert die Ausbeute nur weiter. Abgesehen davon ist eure Diskussion in meinen Augen aber müßig, da es entscheidend von Angebot und Nachfrage abhängt, ab welchem Punkt man sich "unter Wert" verkauft. Als Jurist mit einem ordentlichen Examen würde ich niemals dazu raten, ein Jahr darauf zu warten, ob ein Prof vielleicht oder vielleicht auch nicht mal eine Stelle für einen findet. Das mag in anderen Studienfächern, in denen bei jedem Lehrstuhl die Bewerber Schlange stehen, anders aussehen - kann ich nicht beurteilen, aber das wird TE schon selbst wissen.

Aber eines gilt, aus meiner Sicht, universell: Wenn der Prof den Doktoranden einfach so in der Luft hängen lässt und ihm nicht einmal Unterstützung bei der Suche einer anderen Mitarbeiterstelle bietet, dann ist diesem Prof das Schicksal des Doktoranden wohl einigermaßen egal. Da würden bei mir schon die Alarmglocken schrillen, denn meistens ist man dann woanders einfach besser dran.

Re: Finanzierung der Promotion

Verfasst: 21.09.2017, 12:50
von praktikum
Wierus hat geschrieben: Aber gut, bleiben wir mal beim Buchstäblichen: z.B. als Raumausstatter, Lackierer oder Buchbinder bekommt man satte 450,- € pro Monat - und das für einen 37h-Job während der Ausbildung! Ja, der Lehrling, der kriegt schon ordentlich watt für seine Arbeit.
Nee, dann doch lieber promovieren und einen fachfremden 450€- bzw. Minijob nebenbei ausüben. Ist aber nur meine ganz persönliche Meinung. :) .
Ich wollte Dir nur klar machen, dass Du Äpfel mit Birnen vergleichst. Man studiert doch nicht, um sich dann mit Sprichworten selber wegzuschmeissen. Eine seriöse Promotion ist Forschung und kein Erlernen der einfachsten Grundlagen.

Wierus hat geschrieben: Aber dass solche Stellen aufgrund von Vitamin B oder einfach nur Zufall/"Glück" vergeben werden, oder weil man seit dem ersten Semester für den lieben Herrn Professor Kaffee kocht und Texte für den Handapparat kopiert, das kommt natürlich nicht vor.
Also für fremde Leute kochst Du Kaffee und servierst ihn, aber nicht für den Prof? ;)
Diese hypothetische Person bekommt eine Stelle, weil sie beispielsweise einen M.Sc. in Mathematik absolviert hat. Ansonsten hätte nämlich jede Sekretärin 3 Doktorgrade. Networking kann zwar helfen, am Ende sollte die Leistung stimmen.
Du bist gegen Wettbewerb, aber sprichst gleichzeitig davon. Der Versuch sich mit "umsonst arbeiten" beim Prof. anzudienen ist nichts Anderes als ein Unterbietungswettbewerb der Ansprüche.

Wierus hat geschrieben: Man sollte nicht vergessen, dass so ein instituts- oder gar fachfremder Nebenjob den außerordentlichen Vorteil hat, dass die Finanzierungsfrage völlig von der Promotion entkoppelt ist. Das kann sich über die Zeit durchaus positiv auswirken, da das eigene Schicksal dadurch wenigstens nicht völlig mit der Promotion verwoben scheint. Das nimmt ein bisschen den Druck, vor allem in den schlimmen Motivationstiefs oder in Problemphasen, die sich hin und wieder ergeben.
Es hat aber den entscheidenden Nachteil, dass der Nebenjob inhaltlich absolut gar nichts zur Promotion beiträgt.

Re: Finanzierung der Promotion

Verfasst: 21.09.2017, 13:37
von Wierus
@caipirinha11085:
Der TE hat danach gefragt, wie er seine Promotion finanzieren sollte. Ich rate ihm dazu, sich lieber einen fachfremden Mini-/Midi-Job zu suchen, als einen privatwirtschaftlichen Bildungkredit anzunehmen. Dass der TE sich ein Jahr lang vom Professor hinhalten lassen soll oder dass er ein Jahr lang umsonst arbeiten soll, dazu habe ich nichts geschrieben.
praktikum hat geschrieben:
Wierus hat geschrieben: Aber gut, bleiben wir mal beim Buchstäblichen: z.B. als Raumausstatter, Lackierer oder Buchbinder bekommt man satte 450,- € pro Monat - und das für einen 37h-Job während der Ausbildung! Ja, der Lehrling, der kriegt schon ordentlich watt für seine Arbeit.
Nee, dann doch lieber promovieren und einen fachfremden 450€- bzw. Minijob nebenbei ausüben. Ist aber nur meine ganz persönliche Meinung. :) .
Ich wollte Dir nur klar machen, dass Du Äpfel mit Birnen vergleichst. Man studiert doch nicht, um sich dann mit Sprichworten selber wegzuschmeissen. Eine seriöse Promotion ist Forschung und kein Erlernen der einfachsten Grundlagen.
Gut. Halten wir also fest: praktikum zufolge habe ich geschrieben, dass man sich nach dem Studium mit Sprichworten wegschmeissen soll. Dazu habe ich auch für die "unseriöse Promotion" argumentiert - und auch dafür, dass die Promotion keine eigenständige Forschung, sondern ein "Erlernen der einfachsten Grundlagen" sein sollte. Und bei einem derartig gering ausgeprägten Leseverständnis des Gegenübers kommt als Sahnehäubchen auch noch das "Äpfel mit Birnen" oben drauf.

You made my day... :lol:
praktikum hat geschrieben:
Wierus hat geschrieben: Aber dass solche Stellen aufgrund von Vitamin B oder einfach nur Zufall/"Glück" vergeben werden, oder weil man seit dem ersten Semester für den lieben Herrn Professor Kaffee kocht und Texte für den Handapparat kopiert, das kommt natürlich nicht vor.
Diese hypothetische Person bekommt eine Stelle, weil sie beispielsweise einen M.Sc. in Mathematik absolviert hat. Ansonsten hätte nämlich jede Sekretärin 3 Doktorgrade. Networking kann zwar helfen, am Ende sollte die Leistung stimmen.
Du bist gegen Wettbewerb, aber sprichst gleichzeitig davon. Der Versuch sich mit "umsonst arbeiten" beim Prof. anzudienen ist nichts Anderes als ein Unterbietungswettbewerb der Ansprüche.
Nein, ich bin nicht gegen Wettbewerb. Nochmal: wo habe ich derartiges geschrieben? Mir stößt dieses Schlagwort "Wettbewerb" in diesem Zusammenhang nur negativ auf, weil das meist von Leuten kommt, die eine gewisse Partei wählen oder zumindest ihrem schrägen Gedankengut nahestehen - übrigens überdurchschnittlich häufig BWLer.

Du gibst doch in obiger Passage selbst zu, dass "Networking" - also etwas, dass außerhalb des rein fachlichen Wettbewerbs steht - "helfen" kann. Damit sagst du doch selbst: es gibt außerwissenschaftliche Faktoren, die bei einer akademischen Stelle eine Rolle spielen. Wenn man die nicht vorzuweisen hat - zu wenig Networking/Ellbogen, kein Vitamin B, kein glücklicher Zufall, kein reiches Elternhaus - was bleibt einem dann noch, außer einen Nebenjob anzunehmen? Sich auf seinen ach so tollen akademischen "Wert" etwas einbilden und - wie auf der Walz - durch die Republik tingeln, damit man sich ja nicht unter Wert verkauft? Ich bitte dich...
praktikum hat geschrieben:
Wierus hat geschrieben: Man sollte nicht vergessen, dass so ein instituts- oder gar fachfremder Nebenjob den außerordentlichen Vorteil hat, dass die Finanzierungsfrage völlig von der Promotion entkoppelt ist. Das kann sich über die Zeit durchaus positiv auswirken, da das eigene Schicksal dadurch wenigstens nicht völlig mit der Promotion verwoben scheint. Das nimmt ein bisschen den Druck, vor allem in den schlimmen Motivationstiefs oder in Problemphasen, die sich hin und wieder ergeben.
Es hat aber den entscheidenden Nachteil, dass der Nebenjob inhaltlich absolut gar nichts zur Promotion beiträgt.
So ist das eben: jede realistische Option hat Vor- und Nachteile.

Re: Finanzierung der Promotion

Verfasst: 21.09.2017, 13:38
von Green Goddess
Nun, hier scheinen mir die Welten der marktwirtschaftsgestählten RealistInnen und der vergangenheitsverklärenden RomantikerInnen zusammenzustossen. "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" stammt zumindest aus einer Zeit vor Aufkommen von Gender-Diskussionen^^, möglicherweise gar aus Zeiten, als Lehrlinge ihre Meister für deren Lehre zu bezahlen pflegten. So reizvoll diese Sichtweise auch dem einen oder der anderen erscheinen mag, hat wohl der Besen der Geschichte diesen Schauplatz entsorgt.
Warum @Wierus bei seiner tendenziösen (nat. nur meine boshafte Sichtweise!) Auflistung nicht die (neo)klassischen Niedrigvergütungs/-lohngruppen aufführte wie z.B. FriseurIn, BäckerIn, FloristIn, die im 1. Ausb.jahr wohl in aufgeführter Region anzusiedeln sind, zur Untersteichung der eigenen Position gerne noch nach West und Osttarifen aufgeschlüsselt, mag ich nicht hinterfragen. Die Sichtweise, dass sich ein promotionsqualifizierender Studienabschluss womöglich gar mit einem/-r Azubi im 3. Ausb.Jahr vergleichen liesse und dann besser vergütete Berufe wie Maurer, Mechatroniker (nat. beide mit -in^^) oder Versicherungskaufmann/-frau heranzuziehen, die im 3. AJ an der 1000 kratzen (tlw von oben) hätte die romantikverklärte Position wohl nur geschwächt.
Die marktgestählte Sichtweise hält dem entgegen, dass sich manche Lehrstühle ein "Sehen sie zu, wie sie klarkommen, mir ist ihre Arbeit nicht mal HiWi-Stelle wert." leisten können, während in anderen Fakultäten Promotionsstellen mit Angeboten aus der "freien Wildbahn" konkurrieren müssen, die gar eine Mietwohnung im Innenstadtbereich finanzierbar werden lassen, mag man/frau bedauern oder auch nicht. An der Realität ändert sich dadurch nichts, und schon gar nicht durch systemerhaltendes Agieren wie z.B. Jobben im Niedriglohnsektor, um die hehre Wissenschaft nicht mit Überlegungen bezgl notwendiger Auslagen für Unterkunft und Verpflegung zu besudeln.

Re: Finanzierung der Promotion

Verfasst: 21.09.2017, 13:40
von flip
Wierus hat geschrieben: Was macht man nun, wenn nicht jeder Doktorand an seinem Lehrstuhl beschäftigt, durch eine Drittmittelstelle oder ein Stipendium versorgt werden kann? Etwa die Promotion aufgeben weil die Eltern sich's nicht leisten können, ihren akademisch hochfliegenden Filius fünf Jahre lang auszuhalten? Damit dann nur noch promoviert, wer es sich dank "geschickter Auswahl" des Elternhauses auch leisten kann?

Und um gleich noch dem Einwand zuvor zu kommen, dass der Doktorgrad außerhalb der universitären Wissenschaft keinen "Wert" hätte:
Gibt es bedarf für wissenschaftlich vollausgebildete Hochschulabsolventen außerhalb der Universitäten? Aber ja doch: Journalismus, Rundfunk, Institute, Akademien. Und in den meisten Fächern die z.B. für die höhere Verwaltung oder für sonstige staatliche Tätigkeitsfelder (Bibliotheken, Archive, Museen etc.) verwertbar sind, aber auch für viele Stellen in der freien Wirtschaft, die man mit Hochschulabschluss ergattern kann, ist eine Promotion meist ein absolutes Muss, im günstigsten Fall aber zumindest ausdrücklich "erwünscht".
Sorry, aber das ist doch totaler Bullshit. Natürlich ist für ~90% der Tätigkeiten, die du beschreibst, eine Promotion nicht nötig. Die Fähigkeiten dazu lerne ich auch in den ersten Jahren on-the-job. Das ist ja auch Sinn der Sache. Die Promotion wird heutzutage nur so hoch gehoben, weil sie die charakterliche Fähigkeit der Person hervorhebt, die dann in diesem Job so erfolgreich sind. Das wären sie aber auch ohne Diss. Sie dient hier als Selektionskriterium. Das in Stellenausschreibungen oftmals schon eine Promotion gefordert wird liegt einzig und allen daran, weil man es kann. Der Markt wächst. Vielleicht 10% machen tatsächlich einen Job für den die Diss wichtig war. Stichwort: MINT.

Wenn es keine Stelle für einen potentiellen Doktoranden gibt, dann promoviert er halt nicht. Es kann nicht angehen, dass wir jetzt auch noch die Promotion als Regelabschluss ausrufen und am besten allen dies auf Hartz 4 ermöglichen. Und am besten dann noch das mit "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" untermauern. Dann passiert doch genau das, was wir jetzt eh schon bei den Studienabschlüssen (und Abitur) sehen. Jeder denkt darüber nach weil es "die anderen ja auch tun", "ich muss promovieren weil ich sonst nichts wert bin". Am besten noch möglichst schnell. Dadurch entwertet sich massiv die wissenschaftliche Leistung, plus den charakterlichen Eigenschaften und am Ende sind alle wieder so schlau wie vorher - nur jeder nennt sich Doktor. Der nächste Schritt ist dann, dass man über die zweite Diss oder Habil nachdenkst. Dazu gab es ja auch schon den ein oder anderen Gedanken hier im Forum. :?

Ich hätte damals auch eine Stelle "in einem halben Jahr" in Aussicht haben können. Das Risiko war mir viel zu hoch und ich habe mich dann einfach weiter beworben und dann die Stadt gewechselt. Habe es zu keinem Zeitpunkt bereut. Die ursprüngliche Stelle wurde dann nach einem Jahr besetzt.

Re: Finanzierung der Promotion

Verfasst: 21.09.2017, 13:54
von Wierus
flip hat geschrieben:
Wierus hat geschrieben: Was macht man nun, wenn nicht jeder Doktorand an seinem Lehrstuhl beschäftigt, durch eine Drittmittelstelle oder ein Stipendium versorgt werden kann? Etwa die Promotion aufgeben weil die Eltern sich's nicht leisten können, ihren akademisch hochfliegenden Filius fünf Jahre lang auszuhalten? Damit dann nur noch promoviert, wer es sich dank "geschickter Auswahl" des Elternhauses auch leisten kann?

Und um gleich noch dem Einwand zuvor zu kommen, dass der Doktorgrad außerhalb der universitären Wissenschaft keinen "Wert" hätte:
Gibt es bedarf für wissenschaftlich vollausgebildete Hochschulabsolventen außerhalb der Universitäten? Aber ja doch: Journalismus, Rundfunk, Institute, Akademien. Und in den meisten Fächern die z.B. für die höhere Verwaltung oder für sonstige staatliche Tätigkeitsfelder (Bibliotheken, Archive, Museen etc.) verwertbar sind, aber auch für viele Stellen in der freien Wirtschaft, die man mit Hochschulabschluss ergattern kann, ist eine Promotion meist ein absolutes Muss, im günstigsten Fall aber zumindest ausdrücklich "erwünscht".
Sorry, aber das ist doch totaler Bullshit. Natürlich ist für ~90% der Tätigkeiten, die du beschreibst, eine Promotion nicht nötig. Die Fähigkeiten dazu lerne ich auch in den ersten Jahren on-the-job. Das ist ja auch Sinn der Sache. Die Promotion wird heutzutage nur so hoch gehoben, weil sie die charakterliche Fähigkeit der Person hervorhebt, die dann in diesem Job so erfolgreich sind. Das wären sie aber auch ohne Diss. Sie dient hier als Selektionskriterium. Das in Stellenausschreibungen oftmals schon eine Promotion gefordert wird liegt einzig und allen daran, weil man es kann. Der Markt wächst. Vielleicht 10% machen tatsächlich einen Job für den die Diss wichtig war. Stichwort: MINT.
Nur ein Beispiel außerhalb vom MINT-Bereich: Die zweijährige Ausbildung (!) zum Bibliothekar im höheren Dienst setzt ein einschlägiges Hochschulstudium und 1-2 Praktika in Bibliotheken voraus. Die Promotion ist überall optional, aber ausdrücklich "erwünscht".

Totaler Bullshit... ?

Re: Finanzierung der Promotion

Verfasst: 21.09.2017, 14:13
von Green Goddess
praktikum hat geschrieben:...
Diese hypothetische Person bekommt eine Stelle, weil sie beispielsweise einen M.Sc. in Mathematik absolviert hat....
Halbwegs Sinn macht die Diskussion aus meiner Sicht nur, wenn wir MINT, mit den Hauptausnahmen Chemie und Biologie, deren Absolvierende promovieren "müssen", aussen vor lassen. In z.B. Mathe würde ein "Eine Stelle gibt es in ca 1. Jahr. (Vlt sogar für sie!)" doch bestenfalls eine Zwerchfellreizung verursachen, weil in den hardcore LSen für AbsolventInnen die durchschnittliche Zahl von Bewerbungen bis zum 1. Vorstellungsgespräch wahrscheinlich unter 1 liegt. Ich kenne 3 Ex-Mitstudierende, die nach dem M.Sc. nicht eine Bewerbung bis zum Arbeitsvertrag schreiben mussten, bei mir waren es ohne Bewerbung 3 Einladungen zu VG. Ja, Datenschutz ist eine Fiktion. :lol:

Re: Finanzierung der Promotion

Verfasst: 21.09.2017, 14:29
von caipirinha11085
Wierus hat geschrieben:@caipirinha11085:
Der TE hat danach gefragt, wie er seine Promotion finanzieren sollte. Ich rate ihm dazu, sich lieber einen fachfremden Mini-/Midi-Job zu suchen, als einen privatwirtschaftlichen Bildungkredit anzunehmen. Dass der TE sich ein Jahr lang vom Professor hinhalten lassen soll oder dass er ein Jahr lang umsonst arbeiten soll, dazu habe ich nichts geschrieben.
Das hat dir niemand unterstellt.
Gleichwohl finde ich die Haltung erstaunlich, dass ein Doktorand - möglicherweise sogar idealerweise (ist ja deiner Ansicht offenbar erstrebenswert, weil weniger Druck usw.) - in der Gastronomie oder im Einzelhandel arbeiten soll und wer das nicht möchte, ist sich wohl zu fein dafür - also zu arrogant.

mE ist der sinnvollste Rat an den TE, sich eben nicht fachfremde Finanzierungsmethoden zu suchen, sondern weiter zu suchen, bis er in seinem Fachgebiet Arbeit für angemessene Vergütung findet, damit letztlich auch Arbeitserfahrung sammelt, die unweigerlich in seine Diss einfließen wird und diese aufwerten wird.

Bei den ganzen Vergleichen mit Lehrlingen übersiehst du, dass ein Lehrling eben am Anfang seiner Berufsqualifikation steht und ein Doktorand bereits einen berufsqualifizierenden Abschluss erworben hat.
Den Rat, Jahre wertvoller Arbeitserfahrung im eigenen Fachgebiet zu verschleudern und lieber zu kellnern, halte ich für wenig wertvoll. Wie sich der TE mit den von dir propagierten Minijobs krankenversichern und sozialversichern soll, ist mir auch ein Rätsel - abgesehen davon, dass man in den wenigsten Städten von einem Mini- oder Midijob leben kann.

Woher kommt diese Illusion, dass man sich an einen Prof binden soll? Wenn der einem nicht bieten kann, was man braucht, sollte man lieber weitersuchen.

Re: Finanzierung der Promotion

Verfasst: 21.09.2017, 15:17
von praktikum
Wierus hat geschrieben: Mir stößt dieses Schlagwort "Wettbewerb" in diesem Zusammenhang nur negativ auf, weil das meist von Leuten kommt, die eine gewisse Partei wählen oder zumindest ihrem schrägen Gedankengut nahestehen -
Der Wettbewerb fängt doch in vielen Studiengängen schon bei der Zulassung an. Mit Deinen Sprüchen von anno dazumal und irgendwelchen Gesinnungsunterstellungen kommen wir hier nicht konstruktiv weiter.

Re: Finanzierung der Promotion

Verfasst: 21.09.2017, 15:36
von Wierus
caipirinha11085 hat geschrieben: Gleichwohl finde ich die Haltung erstaunlich, dass ein Doktorand - möglicherweise sogar idealerweise (ist ja deiner Ansicht offenbar erstrebenswert, weil weniger Druck usw.) - in der Gastronomie oder im Einzelhandel arbeiten soll und wer das nicht möchte, ist sich wohl zu fein dafür - also zu arrogant.
caipirinha11085 hat geschrieben:Den Rat, Jahre wertvoller Arbeitserfahrung im eigenen Fachgebiet zu verschleudern und lieber zu kellnern, halte ich für wenig wertvoll. Wie sich der TE mit den von dir propagierten Minijobs krankenversichern und sozialversichern soll, ist mir auch ein Rätsel - abgesehen davon, dass man in den wenigsten Städten von einem Mini- oder Midijob leben kann.
Also diese beiden Aussagen widersprechen sich doch in Hinsicht auf die Problematik des TE! Er möchte bei diesem Professor promovieren, also was bleiben ihm noch für Optionen in diesem einen Jahr ohne eigenes Geld? Seinen Eltern auf der Tasche liegen? Oder noch dreister: ALG2 kassieren? Und das, weil er - anstatt seine Promotion mit einem Nebenjob zu finanzieren und gleich anzufangen (und dadurch das eine Jahr in relativer Ruhe in seine Dissertationsforschung zu betreiben) - sich zu "wertvoll" und zu überqualifiziert einstuft, um seinen angestrebten höchsten Bildungsabschluss über Tätigkeiten des "einfachen Volkes" zu finanzieren? Für solch eine elitäre Attitüde habe ich nicht einmal ein Quentchen Verständnis. Das gilt mMn auch und vor allem mit Blick auf die oben von flip angesprochenen "charakterlichen Eigenschaften", die so ein feiner Herr Doktor nach seiner Promotion vorzuweisen habe.

Im Übrigen hat der TE hier keinerlei Aussagen zu seiner fachlichen Herkunft gemacht. Ob er Geistes-, Sozial- oder Rechtswissenschaftler ist, oder ob er aus dem MINT-Bereich kommt, darüber können wir nur spekulieren. Aber hier einseitig auf MINT-Fächer wie Chemie oder Biologie abzustellen, halte ich für verkehrt. Dass es ganz besonders bei einer Promotion in solchen Fächern von großem Vorteil ist (oder schlicht und einfach nicht anders geht), während der Promotion gleichzeitig als wiss. MA angestellt zu sein, streite ich nicht ab.