Finanzierung der Promotion

neu_hier

Finanzierung der Promotion

Beitrag von neu_hier »

Hi Leute,

ich will eine Promotion beginnen und schaue mich gerade nach Finanzierungsmöglichkeiten um. Der Professor, bei dem ich studieren will, hat erst in einem Jahr stellen als wissenschaftlicher Mitarbeiter, und ich habe mir gedacht ich könnte bis dahin einen Studentenkredit aufnehmen. ich habe zum Beispiel die Festo Bildungsfonds im Blick. Hat jemand von euch Erfahrung mit Studienkrediten? Wäre ein Stipendium besser, als ein Kredit?

Viele Grüße,
N
caipirinha11085
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Re: Finanzierung der Promotion

Beitrag von caipirinha11085 »

Ein Stipendium müsstest du eben nicht zurückzahlen..

Aber warum auf deinen Prof warten, wenn er keine Stelle für dich schaffen will oder kann? Gibt es denn keinen benachbarten Lehrstuhl, bei dem du Unterschlupf finden könntest (mit Hilfe deines Profs) oder kannst du nicht einfach extern promovieren und woanders arbeiten?

Ein ganzes Jahr auf Kredit finanzieren, das stelle ich mir einigermaßen änstrengend vor..
Green Goddess

Re: Finanzierung der Promotion

Beitrag von Green Goddess »

Der Unterschied liegt in der bei Stipendien üblicherweise fehlenden Rückzahlungspflicht. Evtl. möchtest du nochmal einige Grundbegriffe nachlesen, wenn dir bereits dies nicht klar war.
Dass am Lehrstuhl in 1 Jahr eine Stelle frei/neugeschaffen wird, heisst nicht unbedingt, dass du diese Stelle bekommen wirst. Auch das solltest du bei deiner Entscheidungsfindung im Hinterkopf behalten.
Eva
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Re: Finanzierung der Promotion

Beitrag von Eva »

Ein weiterer Unterschied zwischen Kredit und Stipendium: Ersteren wirst du vermutlich deutlich schneller bekommen, während du, um dich für ein Stipendium zu bewerben, erst einmal ein Exposé brauchst (oder hast du das schon?), dann Bewerbungen losschickst und wartest, was daraus wird. Das kann gerne einige Monate dauern, Zeit, die du mit Hilfe eines Kredits oder Nebenjobs bereits dafür nutzen könntest, an der Diss zu arbeiten.
praktikum
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Re: Finanzierung der Promotion

Beitrag von praktikum »

Es kann nicht Sinn der Sache sein, dass Du als Doktorand anfängst und Dich mit eigenem Kapital mindestens ein Jahr lang finanzieren musst. Es wurde oben zurecht darauf hingewiesen, dass Du Dich nicht auf eine Stellenzusage in einem Jahr verlassen kannst.
Es ist dem Prof. die Sache wahrscheinlich nicht wert, falls er Dir keinen eigenen Vorschlag macht.
Wierus
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Re: Finanzierung der Promotion

Beitrag von Wierus »

Im Notfall bleibt noch der fachfremde Mini/Midi-Job in Kultur/Freizeit, Gastronomie oder Einzelhandel. Mag sich der ein oder andere auch zu "fein" für Derartiges sein, am Ende des Tages ist das besser als finanzielle Mühlsteine wie privatwirtschaftliche Kredite. Zumal die Promotion meist länger dauert als man vorher dachte. Das anschließende Horrorszenario könnte dann aussehen: Promotionsstatus "mittendrin", kein Stipendium, kein Nebenjob, doch die Rückzahlung des Bildungkredits wird fällig.
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Re: Finanzierung der Promotion

Beitrag von praktikum »

Wierus hat geschrieben:Mag sich der ein oder andere auch zu "fein" für Derartiges sein,
Diese Sichtweise finde ich seltsam.
Es geht hier nicht um das Studium, sondern die Promotion. Man studiert doch nicht, um danach nochmal jahrelang Nebenjobs zu machen, damit der Prof eine Mitarbeiterstelle spart und sich um nichts kümmern muss.
Wierus
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Re: Finanzierung der Promotion

Beitrag von Wierus »

praktikum hat geschrieben:
Wierus hat geschrieben:Mag sich der ein oder andere auch zu "fein" für Derartiges sein,
Diese Sichtweise finde ich seltsam.
Es geht hier nicht um das Studium, sondern die Promotion. Man studiert doch nicht, um danach nochmal jahrelang Nebenjobs zu machen, damit der Prof eine Mitarbeiterstelle spart und sich um nichts kümmern muss.
Kann ich nicht nachvollziehen. Lehrjahre sind nunmal keine Herrenjahre, und auch ein Doktorand ist in meinen Augen immernoch ein "Lehrling" innerhalb seiner jeweiligen Wissenschaft, wenn auch ein fortgeschrittener.

Was macht man nun, wenn nicht jeder Doktorand an seinem Lehrstuhl beschäftigt, durch eine Drittmittelstelle oder ein Stipendium versorgt werden kann? Etwa die Promotion aufgeben weil die Eltern sich's nicht leisten können, ihren akademisch hochfliegenden Filius fünf Jahre lang auszuhalten? Damit dann nur noch promoviert, wer es sich dank "geschickter Auswahl" des Elternhauses auch leisten kann?

Und um gleich noch dem Einwand zuvor zu kommen, dass der Doktorgrad außerhalb der universitären Wissenschaft keinen "Wert" hätte:
Gibt es bedarf für wissenschaftlich vollausgebildete Hochschulabsolventen außerhalb der Universitäten? Aber ja doch: Journalismus, Rundfunk, Institute, Akademien. Und in den meisten Fächern die z.B. für die höhere Verwaltung oder für sonstige staatliche Tätigkeitsfelder (Bibliotheken, Archive, Museen etc.) verwertbar sind, aber auch für viele Stellen in der freien Wirtschaft, die man mit Hochschulabschluss ergattern kann, ist eine Promotion meist ein absolutes Muss, im günstigsten Fall aber zumindest ausdrücklich "erwünscht".
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Re: Finanzierung der Promotion

Beitrag von praktikum »

Wierus hat geschrieben: Kann ich nicht nachvollziehen. Lehrjahre sind nunmal keine Herrenjahre, und auch ein Doktorand ist in meinen Augen immernoch ein "Lehrling" innerhalb seiner jeweiligen Wissenschaft, wenn auch ein fortgeschrittener.
Erm ... der Lehrling bekommt aber Geld. Einen Absolventen einer Fachrichtung würde ich nicht darunter einstufen.

Es promoviert derjenige, welcher im Wettbewerb um die Stelle besteht. Wenn ein Prof nicht einmal in der Lage ist, dem Doktoranden einen billigen Hiwijob zu geben, dann suchen wettbewerbsfähige Doktoranden normalerweise das Weite.
Mit dem eigenen Geld kann man natürlich alles mögliche machen, aber der TE verfügt doch gar nicht über dieses Geld. Daher sollte der TE sich zumindest weiter umsehen. Umsonst arbeiten kann man immer noch.
Wierus
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Re: Finanzierung der Promotion

Beitrag von Wierus »

praktikum hat geschrieben:
Wierus hat geschrieben: Kann ich nicht nachvollziehen. Lehrjahre sind nunmal keine Herrenjahre, und auch ein Doktorand ist in meinen Augen immernoch ein "Lehrling" innerhalb seiner jeweiligen Wissenschaft, wenn auch ein fortgeschrittener.
Erm ... der Lehrling bekommt aber Geld. Einen Absolventen einer Fachrichtung würde ich nicht darunter einstufen.
Die Redewendung könnte schon zu Zeiten geläufig gewesen sein, als Lehrlinge noch mit einer bescheidenen Kammer im Dachstuhl des Meisters und einer warmen Mahlzeit pro Tag zufrieden sein durften.

Aber gut, bleiben wir mal beim Buchstäblichen: z.B. als Raumausstatter, Lackierer oder Buchbinder bekommt man satte 450,- € pro Monat - und das für einen 37h-Job während der Ausbildung! Ja, der Lehrling, der kriegt schon ordentlich watt für seine Arbeit.
Nee, dann doch lieber promovieren und einen fachfremden 450€- bzw. Minijob nebenbei ausüben. Ist aber nur meine ganz persönliche Meinung. :)
praktikum hat geschrieben:Es promoviert derjenige, welcher im Wettbewerb um die Stelle besteht. Wenn ein Prof nicht einmal in der Lage ist, dem Doktoranden einen billigen Hiwijob zu geben, dann suchen wettbewerbsfähige Doktoranden normalerweise das Weite.
Ach, der "Wettbewerb" mal wieder. Darunter dürfen wir uns jetzt natürlich die Auslese der Besten vorstellen, nicht wahr? Aber dass solche Stellen aufgrund von Vitamin B oder einfach nur Zufall/"Glück" vergeben werden, oder weil man seit dem ersten Semester für den lieben Herrn Professor Kaffee kocht und Texte für den Handapparat kopiert, das kommt natürlich nicht vor.
praktikum hat geschrieben:Mit dem eigenen Geld kann man natürlich alles mögliche machen, aber der TE verfügt doch gar nicht über dieses Geld. Daher sollte der TE sich zumindest weiter umsehen. Umsonst arbeiten kann man immer noch.
Man sollte nicht vergessen, dass so ein instituts- oder gar fachfremder Nebenjob den außerordentlichen Vorteil hat, dass die Finanzierungsfrage völlig von der Promotion entkoppelt ist. Das kann sich über die Zeit durchaus positiv auswirken, da das eigene Schicksal dadurch wenigstens nicht völlig mit der Promotion verwoben scheint. Das nimmt ein bisschen den Druck, vor allem in den schlimmen Motivationstiefs oder in Problemphasen, die sich hin und wieder ergeben.
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