Jammerthread zum Endspurt - Leidensgenossen und Bezwinger der Dissertationen wo seid ihr?

donkeydoeshisphd
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Jammerthread zum Endspurt - Leidensgenossen und Bezwinger der Dissertationen wo seid ihr?

Beitrag von donkeydoeshisphd »

:D Hallo zusammen,

kurz zu mir: Ich promoviere in einem sozialwissenschaftlichen Fach und bin in der finalen Überarbeitungsphase meiner Diss. Ich habe mit 28 angefangen, da ich vor dem Studium eine Ausbildung abgeschlossen habe - aktuell bin ich 32. Gleich vorweg: Ich will keine konstruktiven Vorschläge, sondern einfach jammern. Sinnlose Vorschläge sind hingegen willkommen, denn die bringen mich zum Lachen und das brauche ich :D

Eigentlich bin ich in einer guten Situation - ich habe eine Zusage für eine Arbeitsstelle ab Oktober, meine wiss. MA Stelle habe ich schon gekündigt und die Diss ist verschriftlicht - sie muss halt noch überarbeitet werden, damit ich sie in einer Rohversion meinem Betreuer geben kann, der sich das gute Stück anschauen möchte, bevor ich sie offiziell einreiche. Dennoch wächst mir derzeit alles ein wenig über den Kopf. Die Überarbeitung dauert viiiiiel länger als ich das ursprünglich gedacht habe. Ich finde immer wieder Inkonsistenzen, habe teilweise den Eindruck, dass ich bei einigen Sätzen so viel nachgedacht habe, wie Donald Trump beim Verfassen seiner Tweets und diese dann mit der sprachlichen Eleganz eines Sechstklässlers eingetippt habe. Zudem habe ich einen kleinen Bruch zwischen meinen beiden empirischen Teilen (ich habe ein Mixed-Methods-Design mit einer quali-quanit-Kombination verwendet). Auf gut Deutsch: Es sind keine riesigen Baustellen - also meine Diss ähnelt weniger dem Berliner Flughafen, sondern eher einer Wohnung aus den 70er Jahren mit hässlichen Vorhängen und einigen Schrammen, die man durchaus ausbügeln kann, aber auch muss, wenn man sie wieder vermieten will. Aber die Zeit läuft mir davon und es ist einfach zäh. Klar, ich habe jetzt kein festes "Abgabedatum", aber mir graust es vor dem Gedanken in meinem neuen Job anzufangen und gleichzeitig noch die Diss am Hals zu haben. Zudem befüchte ich, viele Überarbeitungshinweise vor der eigentlichen Abgabe zu bekommen, was meine Abgabe wieder verzögern könnte.

Produktiv bin durchaus - konzentriert auch und ich habe meinen Zeitplan einigermaßen im Griff. Aber ich kann z.B. seit längerer Zeit einfach nur noch einige Stunden schlafen und laufe mit dem gesunden Teint eines Ozzy Osbourne durch die Gegend. Kompensiert habe ich das mit Sport und bin zwar blass wie nie, kann dafür aber auch so weit und so schnell laufen wie noch nie in meinem Leben. Falls das jemandem bekannt vorkommt, jemand etwas aufheiterndes schreiben möchte oder es anderen gerade auch so geht, freue ich mich. Gerne auch unproduktive, humorvolle Beiträge - sinnvolle Tipps a la "mach doch xy" sind hier nicht erwünscht :D

So, das tat gut. Gute Nacht allerseits :D
Wierus
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Re: Jammerthread zum Endspurt - Leidensgenossen und Bezwinger der Dissertationen wo seid ihr?

Beitrag von Wierus »

Das letzte Jahr vor Abgabe meiner Dissertation war eine der schlimmsten Phasen meines bisherigen Lebens. Vor allem als mir bewusst wurde, dass eine mehrere Hundert Seiten umfassende schriftliche Arbeit keinesfalls in (utopisch angesetzten) ein bis zwei Monaten einfach mal so grammatikalisch, stilistisch und inhaltlich verbessert und obendrein um ~20% gekürzt werden kann. :roll:
bugpilot
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Re: Jammerthread zum Endspurt - Leidensgenossen und Bezwinger der Dissertationen wo seid ihr?

Beitrag von bugpilot »

Harhar, das kenne ich!
Arbeitsvertrag unterschrieben und nun aber schnell fertig werden mit der Diss - jede geschriebene Antwort impliziert drei neue Fragen, jede Auswertung erfordert drei neue Messreihen, um es besser abzusichern. Dem könnte man doch noch schnell nachgehen, im Labor ist es spannender als am Schreibtisch... :lol:
Am letzten Tag an der Uni die Rohversion der Diss abgegeben und am nächsten morgen die neue Stelle angetreten - da war ich dann die ersten Wochen der Ozzy.
Letzte Woche dann die Dispuation gehabt, jetzt klappt es auch mit dem Schlafen wieder.

Neben dem Job damit nix mehr am Hals zu haben war aber eine extreme Motivation! Ich hab einige gesehen, die daran gescheitert sind. Bei mir stand dann nur die Ãœberarbeitung bzw. Korrektur an, das ging aber mit ein paar Tagen Urlaub dann noch recht flott von der Hand.
Vollgejammert hab ich aber trotzdem mein gesamtes Umfeld damit. Meine Schwester fragte mich dann nach der Disputation welche Gesprächsthemen wir denn zukünfitg überhaupt hätten. :mrgreen:

Grüße
caipirinha11085
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Re: Jammerthread zum Endspurt - Leidensgenossen und Bezwinger der Dissertationen wo seid ihr?

Beitrag von caipirinha11085 »

Ich fand das Überarbeiten auch schrecklich. Ich kam mir vor wie ein Idiot, teilweise habe ich völlig umgangssprachliche Passagen in meiner Diss gefunden, an anderer Stelle endeten Sätze im Nichts. Mir wurde auch erst an dieser Stelle klar, dass eine Diss überarbeiten nicht vergleichbar ist damit, eine Hausarbeit zu überarbeiten. Ich war sehr froh, dass immerhin manche Kapitel schon fertig überarbeitet waren, da ich sie vorher meinem DV zur Einsicht gegeben hatte.
Ich konnte zu Hause arbeiten, was aber auch bewirkte, dass ich die letzten Monate vor Abgabe absolut gammelig rumgelaufen bin und tagelang das Haus nicht verlassen habe. Zuletzt habe ich, glaube ich, ein recht jämmerliches Bild abgegeben, wenn ich die Tür dann doch mal dem Postboten geöffnet habe. :D
flip
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Re: Jammerthread zum Endspurt - Leidensgenossen und Bezwinger der Dissertationen wo seid ihr?

Beitrag von flip »

donkeydoeshisphd hat geschrieben:Ich finde immer wieder Inkonsistenzen, habe teilweise den Eindruck, dass ich bei einigen Sätzen so viel nachgedacht habe, wie Donald Trump beim Verfassen seiner Tweets und diese dann mit der sprachlichen Eleganz eines Sechstklässlers eingetippt habe.
Ist halt die Frage, was man haben will. Ich habe das Gefühl, gerade Sozialwissenschaftler neigen dazu, dass viel über die Sprache und Ausdruck kommunizieren. Ist mir mal auf einem Tagung ziemlich deutlich aufgefallen, wo auch alle ihre Vorträge, wie eine Rede vorgetragen haben als denn frei. Letzteres wäre auch bei den Satzkiontruktionen nicht möglich gewesen.

Meine Forschungsartikel sind da eher gehalten wie Donald Trumps Tweeds. Einfach und mit der grammatikalischen Feinfühligkeit eines sechsjährigen. :lol:
Ist aber bisher immer sehr gut angekommen. :wink: Denn damit vermeidest du, inhaltliche Schwächen hinter stilistischen Ausdrücken zu verstecken.
Es war übrigens ziemlich schwierig, diesen "Schreibstil" zu erlernen. Denn man will immer autmatisch ausschweifen.

Manchmal ist es also durchaus sinnvoll, einfach zu schreiben und man muss sich auch nicht dafür rechtfertigen.
donkeydoeshisphd
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Re: Jammerthread zum Endspurt - Leidensgenossen und Bezwinger der Dissertationen wo seid ihr?

Beitrag von donkeydoeshisphd »

Vielen Dank für die Antworten. Es ist wie Balsam auf der Seele, dass es anderen genauso ging, aber schlussendlich die Diss irgendwann besiegt war.

@wierus: Ja, ich habe auch schon üble Fehleinschätzungen hinsichtlich der Dauer einzelner Überarbeitungsschritte vorgenommen. Dazu ist zum Glück zu sagen, dass ich im Lauf der Diss irgendwie "gelassener" geworden bin. Vielleicht ist es auch das Alter :D Also komme ich mit Rückschlägen zur Zeit ganz gut klar. Der Schlafmangel ist halt zermürbend...

@bugpilot: Oh, das ist ja lustig - so ist auch mein Plan :D Darf ich fragen, ob es bei dir dann noch viele Überarbeitungshinweise gegeben hat? Was ich mir da etwas zugute halten kann ist, dass mein Betreuer etwa die Hälfte meiner Theorie schon zu einem früheren Zeitpunkt (letztes Jahr) gelesen hat und damit bis auf Kleinigkeiten recht zufrieden war. Ich hoffe, das ändert sich jetzt nicht.

@caipi: Ich habe meine Stelle als WiMa mit einem Lehrdeputat von 5SWS noch, das heißt, ganz vergammeln kann ich nicht :D Hab die Stelle so gekündigt, dass ich direkt von meiner WiMa Stelle die unbefristete Stelle in der freien Wirtschaft antreten kann. Aber die Studis hatten halt jetzt Ozzy als Dozenten und gelegentlich kam bei mir ziemlich infantiler Humor während der Vorlesung durch (ist bei mir so, wenn ich müde bin). Studis haben's zum Glück gelassen genommen und in der Evaluation "immer gutgelaunter Dozent mit teilweise lustigen Witzen" evaluiert :D

@flip: ja, du hast völlig recht, es gibt bei uns tatsächlich einige Arbeiten, die sich extrem komplex lesen. Man muss aber dazu sagen, dass ich BWL studiert habe und daher nicht unbedingt zu Marathonsätzen neige. Auf einem Kontinuum zwischen Habermas und Trump würde ich meine Arbeit auch tatsächlich eher bei Trump verorten (rein sprachlich natürlich :D ). Habe auch schonmal bei einem Artikel, den ich geschrieben hatte, die Rückmeldung der Reviewer gekriegt "sehr gut lesbar" - wobei das natürlich ein vergiftetes Argument sein kann. Etwa, als würden einen Studis als "junggebliebenen Dozenten" evaluieren oder so.

Plan für morgen: Diss liegenlassen, 15km laufen gehen, meine bessere Hälfte zum Griechen ausführen und etwa ein Kilo Gyros mit einem halben Kilo Tsatziki verspeisen. Hoffen, dass mich das auf wundersame Art und Weise regeneriert - schlafen und dann wieder am Sonntag ran ans Werk.

Noch eine ernste Frage: Ich möchte kommende Woche schonmal die Rohversion der Hälfte meiner Arbeit abgeben (habe ich auch so mit meinem DV abgesprochen): Was haltet ihr von Online-Druckereien. Ich will ja nicht altbacken erscheinen, aber ich habe irgendwie Hemmungen, mein "Baby" an fremde Menschen im Netz zu schicken.... Wenn ihr mir eine Druckerei empfehlen könnte (auch gern via PN), dann her damit.

Gute Nacht und ein schönes WE !
Papierturm
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Re: Jammerthread zum Endspurt - Leidensgenossen und Bezwinger der Dissertationen wo seid ihr?

Beitrag von Papierturm »

Ich hatte die Bibliotheksfassung in einer Online-Druckerei drucken lassen - sehr gute Erfahrungen mit gemacht, viel besser als bei der Prüffassung, die ich vor Ort habe drucken lassen (bessere Qualität und deutlich günstiger). Allerdings scheint es die Onlinedruckerei, die ich damals nutzte, nicht mehr zu geben. Schade!

Zum eigentlichen Thema: Ich war von Frühling-Herbst 2014 in der Endphase meiner Diss. Teilweise pro Woche >100h dran gesessen. War besonders während der WM lustig. Ich weiß noch, wie ich da beim Brasilienspiel mit der Korrektur verschiedenster Tabellenfehlerchen anfing, und immer wenn ich hoch schaute, ein Tor fiel. War insgesamt keine schöne Zeit mit vielen Rückenbeschwerden... sowas tue ich mir nie wieder an...
caipirinha11085
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Re: Jammerthread zum Endspurt - Leidensgenossen und Bezwinger der Dissertationen wo seid ihr?

Beitrag von caipirinha11085 »

Meine Endzeit vor Einreichung lag in den Semesterferien (daher keine Lehrveranstaltungen mehr) und mein DV, bei dem ich zugleich WissMit war, hat mich von zu Hause aus arbeiten lassen. Da verlottert man äußerlich leicht. :D

Ich habe die Diss zu Hause gedruckt. Allerdings muss ich zugeben, dass das meinem Drucker den Rest gegeben hat, da ich sie gleich mehrfach ausgedruckt habe... Also vielleicht nicht unbedingt zu empfehlen, aber ich wollte meine Diss einfach niemandem digital überlassen und hätte es zeitlich auch nicht hinbekommen, ein paar Tage auf den Druck zu warten.
Streptokokkus

Re: Jammerthread zum Endspurt - Leidensgenossen und Bezwinger der Dissertationen wo seid ihr?

Beitrag von Streptokokkus »

Ich will mitjammern!!
Will eigentlich auch dieses Jahr noch einreichen und muß "nur" noch den Text überarbeiten.
Komme gerade so gar nicht in Schwung!
donkeydoeshisphd
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Re: Jammerthread zum Endspurt - Leidensgenossen und Bezwinger der Dissertationen wo seid ihr?

Beitrag von donkeydoeshisphd »

Danke für die Antworten :-)

@promovierendes Bakterium unseres Vertrauens: Mitjammerer sind hier höchst willkommen :-D Erzähl uns mehr über deinen Endspurt und jammer ordentlich mit!
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