Welche "Form des akademischen Grades" ist bei Frauen üblich?

Schlupp

Welche "Form des akademischen Grades" ist bei Frauen üblich?

Beitrag von Schlupp »

Hallo zusammen, :wink:

ich musste bei der Einreichung meiner Arbeit eine Erklärung einreichen, ob die "welche Form des akademischen Grades gewählt wird", denn laut Ordnung können Doktorandinnen "die weibliche oder männliche Form des Grades wählen".
Ahnungslos, was diese Formulierung bedeutet habe ich meinen Betreuer gefragt. An früheren Fällen konnten wir uns nicht orientieren, denn die Ordnung ist ganz neu. Er meinte es bedeute wohl, ob man in der Urkunde wie bisher als "Doktor ..." genannt wird oder als "Doktorin ..." - und riet mir zur männlichen Form, weil die Bezeichnung als Doktor etabliert sei und er nicht wisse, ob die Bezeichnung "Doktorin" oft Verwendung fände oder bei Bewerbungen Verwunderung auslösen würde (ählich wie der mitunter anzutreffende Rat, bei Bewerbungsgesprächen nicht auf der Anwesenheit einer Frauenbeauftragten zu bestehen). :shock:
Dies bitte nicht als Chavinismus missverstehen, er ist emanzipiert und setzt sich sehr für die Frauenförderung ein.

Habe die Erklärung dann dem Rat entsprechend ausgefüllt, bin inzwischen jedoch ziemlich verunsichert. :oops:
Deutet Ihr die Formulierung auch so, dass es darum geht festzulegen ob man als "Doktorin" oder als "Doktor" genannt werden will?
Oder ist damit gemeint, dass auf meiner Urkunde nun "Herr Doktor ... " statt "Frau Doktor..." stehen wird? :shock: Das wäre ja grässlich :cry:

Für welche Variante hättet Ihr Euch entschieden? Ist die Formulierung "Doktorin" auf Promotionsurkunden wirklich so ungewöhnlich?

Liebe Grüße,
Schlupp
Green Goddess

Re: Welche "Form des akademischen Grades" ist bei Frauen üblich?

Beitrag von Green Goddess »

Aus der Praxis behaupte ich, dass es lediglich um den Verwaltungsakt bis hin zum Auftrag an die Unidruckerei geht. ;) Im täglichen Betrieb hat mich noch niemand als Fr. Doktorin angesprochen, es weiss eh niemand, welche Form in der Urkunde steht. Ich hatte "seinerzeit" auf "-in" optiert, weil es mir irrationalerweise wie ein kleiner Verrat vorgekommen wäre, die männliche Form zu wählen an Stellen, an denen ich die Wahl habe. Ich bezweifle sogar, das bei anlässlich Bewerbung mitgesandte Kopien der Urkunde die Mustererkennung der Lesenden das "-in" überhaupt registrieren. ;)
BTW Firmen, die gross genug sind, Gleichstellungsbeauftragte (das meintest du mit Frauenbeauftragte?^^) haben zu müssen, werden peinlichst genau darauf achten, dass diese bei entsprechenden Treffen anwesend sind. Heerscharen von Anwälten leben von solchen Unterlassungen. :lol:
Ich kann aus dem Stand nicht einmal sagen, ob oder gar wo zu meinen Daten ein "doctor(a) rerum naturalium" den Weg gefunden hat statt des geschlechtsneutralen Dr. rer. nat.\~.
Natürlich ist "Doktorin" auf der Urkunde ungewöhnlich, das waren Frauen generell an deutschen Universitäten zu Beginn des letzten Jahrhunderts auch. ;) Was sich durchsetzten wird? KA! Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie auf die Zukunft gerichtet sind. ;) (geklaut, weiss aber nicht mehr, wo^^)
Schlupp

Re: Welche "Form des akademischen Grades" ist bei Frauen üblich?

Beitrag von Schlupp »

Hallo Green Goddess,

danke für Deine Antwort! :)
Entschuldige die vielen Flüchtigkeitsfehler, ja, natürlich meinte ich die Gleichstellungsbeauftragte :D
Ich kann verstehen, dass Du Dich für die weibliche Form entschieden hast. :wink: Ich dachte, es wäre eine Eigenheit meiner Prüfungsordnung und käme an anderen Unis nicht vor, daher war ich irritiert. Mir kam es auch merkwürdig vor, die männliche Form anzukreuzen, bes. da ich mich in einem Gleichstellungsprojekt engagiert habe und als emanzipierte Frau verstehe, fühlte es sich unlogisch an. :-? Leider habe ich vergangenes Jahr bei einem Bewerbungsgespräch erlebt, dass die Gleichstellungsbeauftragte nicht "automatisch" dabei war sondern ich zu Beginn gefragt wurde ob ich will, dass man sie eigens für das Gespräch dazu bittet :shock: - ich habe dann abgewunken, was auch sonst?!. Später habe ich erfahren, dass die Stelle an eine andere Bewerberin ging, das hat mein Feministinnenherz (halbwegs) befriedet.

Ja, bei der üblicherweise abgekürzten Schreibweise macht es keinen Unterschied :wink:
Meine Sorge galt eher der Urkunde (bei Bewerbungen), da es in den Geisteswissenschaften (evtl. nicht nur dort?) leider immer noch einige "Altherren" (und leider sogar Doktoranden) gibt, die eine (jüngere) Frau nicht so ernst nehmen :roll: und bei dem Begriff Emanzipation rot sehen. :shock: Bisher habe in solchen Momenten auf Tagungen usw. immer meine Frau gestanden, aber wegen so etwas eine Job-Chance zu verpassen wäre noch ärgerlicher...
Vermutlich hast Du Recht und es achtet niemand darauf, außer halt jenen Leuten, die ohnehin keine Frau einstellen würden... :-?
Schlupp

Re: Welche "Form des akademischen Grades" ist bei Frauen üblich?

Beitrag von Schlupp »

Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich würde mich sehr freuen zu erfahren, wie es bei Euch mit dem akademischen Grad aussieht: Gibt es an Euren Unis auch diese Wahlmöglichkeit?
Was würdet Ihr tun?

Beste Grüße
Elbfroggi
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Re: Welche "Form des akademischen Grades" ist bei Frauen üblich?

Beitrag von Elbfroggi »

Hallo Schlupp,
gefragt hat mich niemand, aber auf meiner Urkunde steht ausgeschrieben "Doktorin der xyz". Hätten sie mich gefragt, hätte ich das auch so gewählt. Auf die Idee, dass es schaden könnte, bin ich noch nie gekommen, ich finde es eigentlich selbstverständlich. Als Abkürzung finde ich aber "Dr." prima und würde nicht "Dr.in" draus machen.
Alles Gute
Elbfroggi
daherrdoggda
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Re: Welche "Form des akademischen Grades" ist bei Frauen üblich?

Beitrag von daherrdoggda »

Das Geschlecht werden die Entscheidenden ja eh schon vor der Urkunde anhand des Vornamens im Anschreiben erkennen koennen, also macht es vermutlich keinen Unterschied.
caipirinha11085
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Re: Welche "Form des akademischen Grades" ist bei Frauen üblich?

Beitrag von caipirinha11085 »

An meiner Uni gibt es keine weibliche Form und es nervt mich ziemlich, insbesondere, weil ein Gremium, das mit einer Ausnahme ausschließlich aus Männern besteht, darüber abgestimmt hat, dass es der weiblichen Form nicht bedarf. Hätte ich die Wahl, würde ich mich für "Doktorin" entscheiden. V.a. sind alle meine weiteren akademischen Abschlüsse in der weiblichen Form erteilt worden.

Die Bedenken deines Profs kann ich nicht nachvollziehen. Normalerweise ist mit der Verleihung des Grades ja auch die erlaubte Abkürzung geregelt und solange die bei euch nicht "Dr.'in" oder etwas verkorkstes ist, wärst du ja so oder so "Frau Dr. xy". Für jemanden, der dich nicht einstellt, weil du es wagst, eine Frau zu sein und dein Grad das erkennbar macht, würde ich persönlich nicht arbeiten wollen. Und zwar nicht aus Prinzipienreiterei, sondern weil ich persönlich dann Angst hätte, nicht gefördert, sondern stetig blockiert zu werden, und/oder ständig Altherrenwitzen (oder schlimmeres) ausgesetzt zu sein.

Ich habe die Aufregung über den Grad der "Doktorin" noch nie verstanden, da mir ja auch bei einer weiblichen Professorin nie der Einfall käme eine männliche Formulierung zu wählen im Sinne von "Ich hatte mal eine Professor, deren Lehre sehr gut war." :o :lol:
flip
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Re: Welche "Form des akademischen Grades" ist bei Frauen üblich?

Beitrag von flip »

caipirinha11085 hat geschrieben: Ich habe die Aufregung über den Grad der "Doktorin" noch nie verstanden, da mir ja auch bei einer weiblichen Professorin nie der Einfall käme eine männliche Formulierung zu wählen im Sinne von "Ich hatte mal eine Professor, deren Lehre sehr gut war." :o :lol:
Ich glaube, dass ist das Problem. Du verstehst du Aufregung nicht, beharrst aber auf etwas, was sich allgemein nicht durchgesetzt hat.
Hier werden doch permanent zwei Dinge durcheinander geworfen. Und du pervertierst das System mit der letzen Aussage auch recht gut. :D

1. Fall: "Wir hatten eine Professorin/Doktorin, die eine gute Vorlesung gehalten hat."
2. Fall: Frau Doktor Schmidt, kommen Sie bitte in die Notaufnahme.

Passend dazu:
http://www.wiwi.uni-muenster.de/06/nd/o ... on/theurl/

Die Ausdrücke Frau Doktorin Schmidt oder eine Professor kommen doch im Sprachgebrauch, jehnseits der Genderblase an der Uni, überhaupt nicht vor.

"Frau Doktor caipirinha11085", trinken sie nicht so viel."
"caipirinha11085 ist eine Doktorin, die sich gerne einen genehmigt."

So würdest du von mir "angesprochen" werden. Dann das hat sich doch über die Jahre durchgesetzt und eckt nirgendwo an. Also, in die Urkunde kommt keine weibliche Form, weil ich es ja in der Konstellation nie sage und ich fände es befremdlich, wenn mir so eine Urkunde vorgelegt würde.

Da sich aber vermutlich in 20 Jahren auch das durchgesetzt haben wird, machst du sicherlich keinen Fehler, wenn du jetzt schon die weibliche Form nimmst. Nur, ich gehöre dann auch in 20 Jahren zum alten Eisen und werde dich nie so ansprechen, eben weil es sich für mich komisch anhört. Aber ich bin ja dann auch nicht mehr der Maßstab. :wink:
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Re: Welche "Form des akademischen Grades" ist bei Frauen üblich?

Beitrag von Koenigsportal »

@flip: Als langjährige Nutzerin dieses Forums möchte ich Dir mal anraten, Deinen Ton etwas zu mäßigen. Mir fällt immer wieder auf, dass Deine Beiträge "schroff" daherkommen. Es macht wirklich keinen Spaß solche Beiträge zu lesen und sie tragen wohl kaum dazu bei, dass sich Nutzer (gerade neue) hier wohl und willkommen fühlen. Sorry, aber das musste ich jetzt mal loswerden, nachdem ich das seit Monaten zähneknirschend beobachte.
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Re: Welche "Form des akademischen Grades" ist bei Frauen üblich?

Beitrag von caipirinha11085 »

Flip: Ich "beharre" nicht auf die Form, sondern auf das Wahlrecht. Vielleicht könntest du konstruktiv darlegen, was genau dich an einem Wahlrecht stört.

Auch wenn du dir nicht vorstellen kannst, dass eine Ansprache im Sinne von "Sehr geehrte Frau Professorin XY" / "Sehr geehrte Frau Doktorin XY" erfolgt, wird aus deinem Beitrag nicht klar, weshalb das "das System" (welches System? Das akademische System? Ein linguistisches System, das du noch nicht näher dargelegt hast?) "pervertieren" (inwiefern?) würde.
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