Buch (Diss.) auch Open Access veröffentlichen?

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Koenigsportal
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Buch (Diss.) auch Open Access veröffentlichen?

Beitrag von Koenigsportal »

Für die Publikation meiner Diss. sieht mein Verlagsvertrag vor, dass das Buch nach einer Frist Open Access veröffentlicht wird. Wenn ich das nicht möchte, kann ich es vor Ablauf der Frist ablehnen. Jetzt frage ich mich, was sinnvoller ist.

Das Buch ist schon eine Weile auf dem Markt, aber ich habe mich noch nicht wirklich um Vermarktung oder Rezensionen gekümmert (allerdings macht das lt. Vertrag eigentlich der Verlag). Ich fürchte bei OA-Publikation, dass ich dann die Chance für Rezensionen etc. verspiele. Oder wäre es gerade umgekehrt und OA steigert die Wahrnehmung und damit auch Rezensionen?

Die Auflage lag lt. Vertrag bei 150, wobei der Verlag on demand druckt, da liegt also nichts auf Halde, was entsorgt würde. Erreicht sein dürfte die Zahl noch nicht, allerdings weiß ich nicht, ob die von mir abgenommenen Exemplare zu den 150 zählen oder nicht (kann ich aus dem Vertrag nicht ersehen, aber lässt sich natürlich beim Verlag erfragen). Der VK ist m.M.n. niedrig genug, dass sicher noch Bibliotheken das gedruckte Buch erwerben würden.

Was mich noch skeptisch macht, der OA-Publikation zuzustimmen, ist, dass langsam aber stetig Bibliotheken, vor allem einigermaßen namhafter US-Unis das Buch erwerben. In meinem Fach veralten die Erkenntnisse auch nicht so schnell, dass ich jetzt unbedingt für zügige Verbreitung sorgen müsste. Überhaupt ist das Thema von grundlegendem Interesse, so dass ich davon ausgehe, dass das Buch beständig weiter erworben würde. Aber das kann man bei einer Diss. natürlich nur bedingt einschätzen. Jedenfalls gibt es bisher kein neueres Buch zu dem Thema.

Mich würde interessieren, wie ihr das einschätzt. Habt ihr selbst zusätzlich zum Buch Open Access veröffentlicht? (Also: erst Buch, dann OA.) Und wie unterscheidet sich denn dieses offizielle Open Access vom simplen Hochladen der Diss. auf den Uniserver in Zugang und Rezeption? Wie sieht denn das Risiko aus, bei OA plagiiert zu werden? "Verbrät" man damit seine Erkenntnisse, oder ist der Dienst an der Wissenschaft und die Selbstvermarktung höher zu bewerten? Was noch relevant ist: Ich konnte alle Nutzungsrechte behalten! Kann also die Diss. jederzeit ganz oder teilweise anderweitig veröffentlichen.

Ich danke schon mal für eure Erfahrungen und Einschätzungen. :blume:
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elbu

Re: Buch (Diss.) auch Open Access veröffentlichen?

Beitrag von elbu »

Aus meiner Sicht ist der Dienst an der Wissenschaft höher zu bewerten. Ich glaube nicht, dass die Plagiatsgefahr höher ist. Mehr Leute lesen potenziell Deine Diss. Open Access steht dem Schutz geistigen Eigentums ja nicht entgegen. Ergebnisse von Projekten, die mit EU-Geldern gefördert werden, müssen ja mittlerweile Open Access publiziert werden. Ich sehe da also weder ein Prestige- noch ein sonstiges Problem. Bekommst Du denn ein so tolles Autorinnenhonorar bei verkauften Büchern, dass es sich lohnen würde, der Publikation zu widersprechen?
Sebastian
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Re: Buch (Diss.) auch Open Access veröffentlichen?

Beitrag von Sebastian »

Wenn es eher um finanzielle Ãœberlegungen geht:
Sieht die Veröffentlichung im Internet (separate) Zählpixel der VG Wort vor?
Ich bin selbst gerade mangels Aktualität nicht voll in dem Thema, obwohl ich dazu sonst ja einiges schreibe. Für Texte im Internet gibt es ja z.T. kleine, dafür aber jährliche Ausschüttungen solange die jährlichen Zugriffszahlen erreicht werden.
(bei meinen Texten funktioniert das für HTML-Seiten gut, für PDF's nach meinem Eindruck überhaupt nicht, obwohl die Webstatistiken vergleichbare Zugriffszahlen enthalten)

Sebastian
Koenigsportal
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Re: Buch (Diss.) auch Open Access veröffentlichen?

Beitrag von Koenigsportal »

@elbu: Ich bekomme gar kein Autorinnenhonorar! Höchstens ab der zweiten Auflage. Aber ich glaube, das müsste ich dann noch verhandeln bzw. Verlag wechseln o.ä.

@Sebastian: VG Wort habe ich schon eingestrichen. Oder bekommt man das für dieselbe Publikation mehrfach, wenn sie noch mal online veröffentlicht wird? Für E-Book und Papierbuch habe ich jedenfalls nur eine Ausschüttung zusammen bekommen.
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elbu

Re: Buch (Diss.) auch Open Access veröffentlichen?

Beitrag von elbu »

@Koenigsportal dann sehe ich wirklich keinen Grund, nicht open access zu veröffentlichen. Eine Veröffentlichung im Internet kannst Du bei der VG Wort angeben. Dann kommt es darauf an, wie viel der Text online gelesen wird. Ob es für den gleichen Text 2x Tantiemen gibt? Weiß ich nicht, aber überarbeitete Neuauflagen können neu gemeldet werden. Könntest ja mal nachfragen.
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Re: Buch (Diss.) auch Open Access veröffentlichen?

Beitrag von Eva »

Meine Ausgangslage ist etwas anders als bei dir, aber ein paar Erfahrungswerte sind vielleicht trotzdem nützlich: Ich habe erst online im Open-Access publiziert und 6 Monate später die Diss auch noch als Buch herausgebracht. Mir ist es gelungen, insgesamt acht Rezensionen für das Buch einzuwerben (obwohl es ja bereits die OA-Version gab), und das Buch ist inzwischen in mehr als 30 Bibliotheken gelistet. Offensichtlich war also die Tatsache, dass es parallel die OA-Version gab, kein Hinderungsgrund für Rezensionen oder den Erwerb durch Bibliotheken. Ob dabei eine Rolle gespielt hat, dass mein Buch < 20 € gekostet hat, weiß ich nicht. Ich vermute eher, dass dem nicht so war. VG Wort-Tantiemen habe ich für das Buch bekommen, die Online-Version habe ich dort gar nicht gemeldet (ich habe auch keine Ahnung, wie oft die schon abgerufen wurde). Bei academia.edu habe ich beide Varianten in meinem Publikationsverzeichnis aufgeführt. Ich finde, dass sowohl die Buch- als auch die Online-(PDF-)Ausgabe mediumspezifische Vorteile bieten und sehe nicht, dass das Vorhandensein der einen die andere beschädigt.
Koenigsportal
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Re: Buch (Diss.) auch Open Access veröffentlichen?

Beitrag von Koenigsportal »

Danke euch für eure Anmerkungen. :blume:

Was mir ja immer noch nicht richtig klar ist, ist der Unterschied zwischen dem Hochladen auf den Uniserver, was ja auch Open Access ist, und diesem offiziellen Open Access über den Verlag. Es scheint ja irgendwie Unterschiede im Ansehen zu geben, ob etwas verlagsseitig ins Netz gestellt wird oder vom Autor selbst. Gibt es da extra OA-Plattformen, die sich von den Uniservern unterscheiden?

Mein Buch ist auch als E-Book erschienen und kostet dann die Hälfte als das gedruckte Buch. Es gibt also schon eine günstige Variante zum Download. Open Access wäre natürlich komplett kostenlos. Ist das dann ein Pdf, das E-Book (wohl eher nicht) oder noch mal eine andere Variante? Ich weiß, ich könnte auch den Verlag fragen, aber ich habe das Gefühl, dass ich mich da so dämlich anstelle, deshalb will ich mich vorher erst mal schlau machen.Habe mich auch schon auf der Info-Seite für OA umgetan, fand das bisher aber eher verwirrend, weil doch sehr speziell ausgerichtet.
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Re: Buch (Diss.) auch Open Access veröffentlichen?

Beitrag von Sebastian »

Koenigsportal hat geschrieben:@Sebastian: VG Wort habe ich schon eingestrichen. Oder bekommt man das für dieselbe Publikation mehrfach, wenn sie noch mal online veröffentlicht wird? Für E-Book und Papierbuch habe ich jedenfalls nur eine Ausschüttung zusammen bekommen.
Hast Du wirklich auch für das E-Book Geld bekommen oder eigentlich nur den Tarif für die Papierversion?
Für "Texte im Internet" gibt es einen anderen Topf als für gedruckte Bücher. Ich habe es nicht ausprobiert, wüßte aber nicht, was einer weiteren/erneuten Meldung dort entgegenstehen sollte. 8Meine Diss ist in der Online-Fassung zwar gepixelt, erreicht aber seit Jahren hartnäckig nicht den Mindestzugriff. Ich vermute inzwischen, dass es daran liegt, dass die PDF-Datei unter bestimmten Umständen auch direkt, ohne Zählpixel abgerufen werden kann - dieses Problem dürften aber auch andere haben).
Für diese Texte wird prinzipiell jedes Jahr geprüft, ob sie die erforderlichen Mindeszugriffszahlen erreicht haben, und wenn das der Fall ist, wird ausgeschüttet. Die Zählpixel bleiben drin, und wenn der Text im Folgejahr erfolgreich ist, gibt es auch erneut Geld - wenn nicht, dann vielleicht im übernächsten Jahr usw.
Die Beträge sind eben geringer (bei der Ausschüttung 2016 für 2015 gab es "nur" 20,- EUR/Text). Die in der Quotenübersicht erwähnten weiteren Faktoren "Kappungsgrenze", "lange Texte" und "Großwerke" habe ich immer noch nicht verstanden.
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Re: Buch (Diss.) auch Open Access veröffentlichen?

Beitrag von Koenigsportal »

Sebastian hat geschrieben:
Koenigsportal hat geschrieben:@Sebastian: VG Wort habe ich schon eingestrichen. Oder bekommt man das für dieselbe Publikation mehrfach, wenn sie noch mal online veröffentlicht wird? Für E-Book und Papierbuch habe ich jedenfalls nur eine Ausschüttung zusammen bekommen.
Hast Du wirklich auch für das E-Book Geld bekommen oder eigentlich nur den Tarif für die Papierversion?
Ich habe den Betrag, wenn ich es richtig erinnere, für das Buch ohne Berücksichtigung ob E-Book oder Print bekommen. (Die erforderliche Bibl.-Anzahl hatte ich zunächst auf jeden Fall durch die Printausgabe erreicht.) Soweit ich mich entsinne, hatte mir die VG Wort mitgeteilt, dass ein Buch nur einmal abgerechnet werden kann, unabhängig von der Publikationsform. Ich hatte jedenfalls bei der VG Wort auch das E-Book angegeben und meine, dass das auch die Ausschüttungsbedingungen erreicht hätte.

So wie Du das beschreibst, könnte es sich ja über die Jahre lohnen, auf einer eigenen Website das Buch online zu stellen. Es sei denn, die VG Wort akzeptiert das nicht als separate Publikation.

Edit: Habe jetzt mal die Info der VG Wort (aus 8/2015) dazu rausgekramt:
eBooks können momentan nur gemeldet und vergütet werden, wenn es sich um nicht kopiergeschützte PDF-Dokumente handelt. Alle weiteren Formate (z.B. epub) können derzeit nicht berücksichtigt werden.

Nicht für die Tantieme relevant (auch in Zukunft) sind elektronische Publikationen, die mit einem Kopierschutz versehen wurden (z.B. Google Books oder Amazon Kindle).

Handelt es sich bei dem von Ihnen angegebenen eBook um eine theoretisch meldefähige Variante (nicht kopiergeschützt, PDF), dann gibt es zwei Möglichkeiten der Vergütung.
Entweder der Verlag beteiligt sich am regulären Verfahren der VG WORT für die Vergütung von Texten im Internet (METIS) oder der Verlag nimmt (noch) nicht an diesem Verfahren teil. In diesem Fall kann eine solche Publikation, wenn sie über eine deutsche Internetseite vertrieben wird, im Rahmen der Sonderausschüttung im Bereich METIS (Texte im Internet) gemeldet werden.
Klingt so, als sollte ich mich noch mal dahinter klemmen...
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Re: Buch (Diss.) auch Open Access veröffentlichen?

Beitrag von Koenigsportal »

Und noch 'ne Frage: Wie hoch müssen denn die Zugriffszahlen bei Texten im Internet sein, damit man überhaupt an der Ausschüttung teilnehmen kann, sprich Geld bekommt? Bei der VG Wort kann ich dazu nichts finden.
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