Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Dell
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Re: Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Beitrag von Dell »

LittleMonkey hat geschrieben:
Sutech hat geschrieben:Wieso sollten meine Chancen sinken wenn ich beide Bachelorarbeiten, die Masterarbeit und die Dissertation beim selben Prof. Schreibe? Erschließt sich mir nicht ganz.
Oft sieht es für Außenstehende merkwürdig aus, wenn jemand seine ganze bisherige Laufbahn an einem Ort und sogar bei einem einzigen Professor verbracht hat, weil es eher unüblich ist. Die meisten wechseln spätestens zur Doktorarbeit nochmal die Universität. Da wird schnell hinterfragt, warum man nicht gewechselt hat und ob man überhaupt in der Lage ist, sich woanders erfolgreich zu bewerben. Denn ob man sich jetzt woanders erfolgreich beworben hat oder ob man bei jemandem den man eh schon kannte schlichtweg "weiter beschäftigt" wird, sind ja schon zwei Paar Schuhe.
Aber egal wie genau ein Committee/Professor/etc. das letztlich genau auslegen wird, ein Lebenslauf mit Wechsel sieht immer besser aus, so kenne ich es ebenfalls. Demnach kann ein Lebenslauf, der zeigt, das deine ganze Karriere bisher nur an einer einzigen Person hing, dir durchaus im direkten Vergleich mit anderen, die zwischendurch mal gewechselt haben, Nachteile verschaffen.
- Für vieles (Stipendien, Fellowships, Jobs) brauchst du normalerweise ca. 3 Referenzen. Das ist schwierig wenn du nur für eine Person gearbeitet hast.
- Mit jedem Wechsel des Betreuers/der Uni geht meist eine anfängliche, steile Lernkurve einher, es rundet das Profil ab und gibt eine gewisse fachliche Breite.
- Für Fellowships nach dem Doktorat wird oft Erfahrung in 2 Systemen erwartet (aka Auslandsaufenthalt). Es ist einfacher diese Box während BA-Dr abzuhaken.
- Am Ende des Tages ist es aber auch einfach der Konsens in den Wissenschaften, dass fehlende Mobilität negativ ausgelegt wird.
- Wenn du für jede Abschlussarbeit wechselst, und immer eine sehr Gute (und publikationsfähige) Arbeit produziert, kann der Erfolg dir zugeschrieben werden. Bei n=1 kann deine Initiative nicht von der des Betreuers unterschieden werden.
- Man wird dich fragen warum du nie gewechselt hast, und gerade im Hinblick auf das fehlen einer ordentlichen Förderung durch deinen Prof (Stelle, Anträge), oder eines Umfelds das seinesgleichen sucht (nur 2 Profs?) wird es schwierig das zu verteidigen. Es gibt dir nicht das Image einer 'treibenden Kraft', sondern eher einer Person die da so rumtreibt wie Schwemmholz im Wasser.
JohnvanConnor

Re: Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Beitrag von JohnvanConnor »

Es ist sicher ratsam, die Zweierbeziehung zu dem Prof. etwas aufzufächern. Ich habe z. B. gute Erfahrungen damit gemacht, von Beginn an einen Zweitbetreuer von einer anderen Uni hinzuzuziehen. Eine solche Triangulierung bringt eine gewisse Dynamik in die ganze Sache und man fühlt sich nicht so abhängig von einer einzigen Person.
Wenn Du jetzt zu diesem workshop fährst, vielleicht ergibt sich ja dort die Möglichkeit, Kontakte zu anderen Personen zu knüpfen, die thematisch an Deinem Projekt interessiert sein könnten? Grundsätzlich würde ich, wie ja auch hier schon mehrmals vorgebracht, auf harte Brüche verzichten. Du weißt nie, wie sich das alles weiterentwickelt und es wäre ehrlich gesagt töricht, seinem Ärger Luft zu machen, um sich einen Augenblick lang besser zu fühlen, wenn dadurch Brücken abgebrochen werden, die dir noch nützlich sein können. Nur ein Beispiel: die ehrenamtliche Tätigkeit kannst Du doch auch später in anderen Zusammenhängen als besonderes Engagement in den Lebenslauf schreiben. Und wenn Du dich woanders vorstellst oder bewirbst ist es auch immer besser, das aus einer bestehenden Einbindung heraus zu tun. Es ist halt auch eine Frage des marketings. Wie will man rüberkommen? „Ich habe zur zeit garnichts und suche jetzt etwas“, oder „Ich promoviere gerade, denke aber darüber nach, mich umzuorientieren“. Auch wenn es ungerecht und vielleicht sogar schwachsinnig ist, dürfte letzteres meist besser ankommen.

Du hattest irgendwo geschrieben, daß deine Motivation für das Doktorat hauptsächlich im Interesse am Forschungsthema liegt. Darauf würde ich mich konzentrieren und viel Arbeit investieren, das auch überzeugend rüberzubringen. Im Zweifelsfall muss dein Expoé einfach so gut sein, dass man gar nicht Nein dazu sagen kann ;)

Zu dem Punkt, dass fehlende Mobilität in der Wissenschaft grundsätzlich negativ ausgelegt wird: das ist wohl so, aber es hängt auch von der jew. Fachkultur ab. Es gibt durchaus kleinere Fächer, in denen Wechsel nur schlecht möglich sind, und manchmal ist es auch einfach üblich, dass Nachwuchswissenschaftler sehr eigenständig arbeiten (müssen), so dass der Einfluss der Betreuer ohnehin eher gering ist.
Emma

Re: Beschwerdemail schreiben oder nicht?

Beitrag von Emma »

Ich würde keiner ehrenamtlichen Beschäftigung an einem Lehrstuhl nachgehen. Meiner Erfahrung nach wird man in solchen Arbeitsverhältnissen nie für voll genommen - leider. Kontakte ergeben sich hier auch nur bedingt. Man sollte sich einen Zeitrahmen setzen und sich, sofern Kontakte innerhalb dieses Rahmens nicht in ein bezahltes Beschäftigungsverhältnis münden, etwas anderes machen. Der Wert einer Arbeit drückt sich auch immer in der Bezahlung aus!
Dass dir dein Professor bei Bewerbungen und Stipendienanträgen nicht behilflich ist, wo er dir eine Betreuungszusage für die Doktorarbeit gemacht hat, weist darauf hin, dass er zwar eine fertige Doktorarbeit zur Begutachtung entgegennehmen würde, aber auf die Betreuung keine Lust (mehr) hat. Das ist unverschämt und sehr unehrlich. So etwas passiert aber vielen Doktoranden und die prekären "Beschäftigungsverhältnisse" sorgen dafür, dass es den Doktoranden zum Nachteil gereicht. Nutze dein Exposé, um dich bei anderen Professoren, Institutionen etc. zu bewerben. Bitte bei anderen "Koryphäen" deines Fachs um ehrliche Rückmeldung zu deinem Thema und dem Stand deines Exposés! Manchmal ist es nämlich auch so, dass Themen, die im Alleingang und ohne die Rückendeckung des Betreuers ausgearbeitet werden, den Anforderungen nicht gerecht werden (wie das bei dir ist, weiß ich natürlich nicht :blume: ). Das hört man aber selten vom Betreuer selbst, der will ja keine Verantwortung übernehmen. Motivierende Ansprachen und Ausflüchte bis hin zu grenzüberschreitenden Verbalattacken, wenn es konkret wird, sind keine Seltenheit. Hole dir mehr fachliche Meinungen. Wenn ein anderer Professor deine Ansätze gut findet, hast du vielleicht schon einen neuen Betreuer gefunden...
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