Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenüber

Zwonk
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Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von Zwonk »

@Sophia: Ohne Deiner DM zu nahe treten zu wollen (sie ist ja vielleicht eine tolle Wissenschaftlerin) - unbezahlte Leute arbeiten zu lassen geht gar nicht. Das ist mittelfristig auch nicht in ihrem Interesse. Mein Doktorvater z.B. hat bei uns im Institut kategorisch alle Arbeit verboten, die nicht bezahlt wird - und sei es nur ein Lehrauftrag, den ein Doktorand freiwillig ohne Bezahlung annehmen will, weil er z.B. ein Stipendium bezieht.

Wenn die Leute anfangen, umsonst zu arbeiten, dann wird es später schwer, die Verwaltung davon zu überzeugen, daß man Stellen braucht. Auch Deine DM hätte also nur kurzfristig einen Vorteil. Kurzfristig kriegt sie Deine Arbeitskraft - aber mittelfristig verliert sie möglicherweise die Option auf eine Stelle an ihrem Lehrstuhl ganz.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
pamparampa

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von pamparampa »

Sophia hat geschrieben: Ich denke ein Gespräch mit der Stiftung wird noch etwas Klarheit bringen und dann kann ich mit diesen Fakten auch besser meiner Standpunkt deutlich machen.
Ich weiß nicht, von welcher Stiftung Du Geld bekommst. Bei meiner (großen, politischen) Stiftung war es so, dass sie von uns sogar verlangten, dass wir nichts anderes machen außer zu promovieren. Wir konnten nicht zusätzlich verdienen (doch, aber nur 300 EUR oder so) und wir konnten nur wenige Stunden zusätzlich arbeiten.

Es war dagegen gar kein Problem, den DV/ die DM zu wechseln. Die Stiftung hat verstanden, dass es zu unterschiedlichen Problemen kommen kann und dass ein Wechsel manchmal das Beste ist was man machen kann.
Sophia

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von Sophia »

Es ist eine kleinere Stiftung, aber in einem früheren Gespräch wurde deutlich, dass sie mich finanziell unterstützen, damit ich promoviere (und nicht noch was anderes mache, Arbeite oder sonst etwas). Nur ist das Problem, dass die DM diese 65% vorgibt, weil das am Arbeitsbereich so üblich sei und sie da keine Ausnahme bei mir machen will. Ich finde es auch etwas albern, denn ob ich nun 65%dort oder wo anders arbeite, kann doch egal sein, so lange ich voran komme.
Letztlich zählt, was die Stiftung sagt, denn erfülle ich deren Voraussetzungen nicht, verliere ich am Ende noch das Stipendium- das stimmt was ihr sagt.
Ich hoffe, ich werde da auf Verständnis stoßen, denn ein Wechsel der Betreuung wäre nicht so einfach. Meine Doktormutter ist die Projektleiterin, also promoviere ich quasi in ihrem Projekt.
Würde ich eine neue Betreuung suchen, würde ich vermutlich auch das Thema verlieren. Das wäre schon bitter.
Sapphirine

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von Sapphirine »

Noch ein kleiner Einschub: ein Wechsel der Betreuung mag zwar jetzt nicht einfach erscheinen wird aber mit der Zeit noch viel schwieriger werden.
Jetzt kannst Du noch die Notbremse ziehen (sollte die Betreuerin nicht einsichtig sein). Wenn sie aber auf diesen 65% besteht, auf die sie noch nicht mal rechtlich Anspruch hat, dann kannst Du Dir schon ausmalen, wie das später bei sämtlichen Problemstellungen der Diss laufen wird - sie wird immer im Recht sein und Du wirst schreiben müssen, was sie will auch wenn Du ihre Meinung nicht teilst.
Solch eine Situation habe ich 3 Jahe lang mitgemacht und die würde ich meinem ärgsten Feind nicht wünschen.
Entschuldige, wenn das jetzt sehr negativ klingt aber wenn sich die DM (diese Wort ist bei dieser Verhaltensweise ja völlig unangebracht) jetzt schon so verhält, dann wird es später nicht besser werden.
Leidtragende wirst immer Du sein, weil Du als Doktorandin immer am kürzeren Hebel sitzt.
pamparampa

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von pamparampa »

Sophia hat geschrieben:denn ein Wechsel der Betreuung wäre nicht so einfach.
Ich dachte ähnlich als kurz nach dem Anfang meiner Promotion Probleme mit meinem DV begannen.

Ich kann nicht ausdrücken wie sehr ich später bereute, dass ich meinen DV nicht gewechselt hatte.

Ich bin fertig geworden. Wenn ich aber zurückblicke und denke wie viel Stress mich das ganze gekostet hat (ich hatte sogar stressbedingte Probleme mit der Gesundheit) kann ich eins sagen: Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich mich nie für eine Promotion entschieden. Der Titel war es nicht wert.
Merowinger

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von Merowinger »

Bitte lies dir mal diesen Beitrag von Sebastian zu den einzelnen Rechtsverhältnissen i.R. einer Promotion durch:

https://doktorandenforum.de/anfangen/re ... tnisse.htm

Als externe Doktorandin hat deine DM kein Weisungsrecht, mit dem sie dir irgendwelche Aufgaben übertragen kann. Sie hat nichtmal ein Weisungsrecht dahingehend, wo und wann und wie du an deiner Diss. arbeitest.
Zu verlangen, 65% der Zeit am Lehrstuhl zu verbringen, ist - da du extern bist - eine unbeschreibliche Dreistigkeit. Sie kann das natürlich von ihren wiss. MA verlangen und ihnen im Rahmen des Arbeitsverhältnisses entsprechende Weisungen erteilen.
Da du als "Externe" aber zu keiner Arbeitsleistung verpflichtet bist, solltest du dich auf so etwas nicht einlassen. Schlimmstenfalls verlierst du dein Stipendium. Möglicherweise macht sich deine DM dadurch sogar schadensersatzpflichtig, aber das hast du im Zweifel auch nichts von.

Dann lieber das Stipendium behalten und woanders eine Betreuung suchen.
Sophia

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von Sophia »

Vielen Dank für euren Rat!
Ich habe heute die Ansprechpartnerin der Stiftung erreicht und auch nochmal mit der Doktorandin gesprochen.
Das Gespräch mit der Stiftung war leider nicht so positiv. Die Ansprechpartnerin sagte mir, dass Sie zwar die Situation und den Aufwand nachvollziehen könnte (und ihn auch für sehr hoch hält), letztlich jedoch ich allein mich dafür/dagegen entscheiden müsse, unter welchen Bedingungen ich promoviere. Ich kann also zustimmen oder was anderes mit der DM aushandeln, der Stiftung ist das "egal", so lange ich mit gewissem Spielraum an meinen Sachen arbeite und nach Ablauf des vereinbarten Zeitraumes abgeschlossen habe. Sollte ich die Betreuung wechseln, müsste das erneut mit dem Vorstand diskutiert werden und es gibt keine Sicherheit dafür, dass ich das Stipendium dann noch bekommen würde :(

Aus dem Gespräch mit der Doktorandin stellte sich Positives und Negatives heraus. Positiv ist, dass ich wohl vorrangig an meiner Promotion arbeiten könnte und auch nur Datenanalysen machen müsste, die meine Fragestellung betreffen. Bei der Betreuung der Masterarbeiten würde gleiches gelten. Sie sagte jedoch auch, dass sich bei vielen Aufgaben nicht klar trennen lässt, was zu meiner Fragestellung gehört und was zum Projekt. So stellt sich die Nacherhebung dar, welche ansteht: es ist die Nacherhebung für zwei Projekte und alle Daten, auch wenn für mich nur ein Bruchteil der Daten relevant ist. Nur ist natürlich klar, dass auch ich diese Daten brauche und die Erhebung also von Relevanz ist.
Bei der Arbeitszeit vo 65% ist wohl wenig Spielraum, wie sie es vermutet. Überwiegend ist es wohl so, dass die Doktoranden/Stipendiaten (mit)arbeiten und im Gegenzug die Daten bekommen. Bei mir wäre es ja auch so: ich würde die Nacherhebung des Projekes machen und dürfte dann die relevanten Daten für mich nutzen. Da diese 65% deshalb so üblich sind, kann bei mir wohl keine Ausnahme gemacht werden, da ich sonst sozusagen für weniger Leistung als alle anderen Doktoranden/Stipendiaten diese Daten bekommen/nutzen dürfte. Das ist wohl der größte Diskussionspunkt.
Finde das alles so schwierig... Es hört sich zwar alles weniger "schlimm" an, aber doch noch nach sehr viel Arbeit. Und ich bezweifle eben, dass sie sich auf 12-18 Stunden einlässt, die ich wöchentlich vor Ort sein könnte ohne organisatorisch Probleme zu haben (auch wenn ich den Rest der Zeit natürlich von Zuhause aus arbeiten würde).
Das Stipendium verliere ich im schlimmsten Fall dann auch noch, wenn ich mich gegen das Thema entscheide..
Werde mir jetzt alles nochmal durch den Kopf gehen lassen und mit der Familie besprechen. Dann steht ein Gespräch mit meiner DM an..
traumkrokodil

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von traumkrokodil »

Dass du dir nicht "einfach" eine neue Betreuung suchen und das Stip behalten kannst ist natürlich total ärgerlich.

Ich bin nicht sicher ob das schon jemand geschrieben hat, aber fühlt sich das für dich nicht alles total schrecklich an? Ich KÖNNTE einfach nicht drei Jahre (auch nicht nur eines) in einer Situation arbeiten, in der ich mich dermaßen ausgebeutet fühle und es de facto auch bin, weil ich für jemanden arbeite, der mich NICHT dafür bezahlt. Und man sollte doch nichts machen, wobei man sich so schrecklich fühlt, oder? Also, vielleicht geht es dir ja nicht so, aber bei mir wäre das definitiv der Fall. Ich würde jeden Tag dahin gehen und alles und jeden hassen, die Doktormutter natürlich ganz besonders. Daraus kann doch gar nichts Gutes werden.

(Deswegen würde ich: Der Doktormutter sagen: "Nö, mach ich nicht", und dann gucken, was als nächstes passiert.)
flip
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Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von flip »

Also es kann natürlich eine Ausnahme für dich gemacht werden, schließlich bist du nicht um Rahmen des Projektes beschäftigt, im Gegensatz zu vielleicht anderen "Mitarbeitern". Wenn von anderen Stipendiaten Anwesenheit verlangt wird, dann ist das der gleiche Fall, wie bei dir. Die Ausrede, "bei den anderen ist es aber auch so" zieht ja nun nicht, wenn es bei allen nicht rechtens ist.

Das wäre in etwa so wie "Wir können nicht, gegen die Arbeitsbedingungen streiken, weil wir ja in der Zeit arbeiten müssen."

Ich hoffe nicht, dass deine Professorin Drittmittel für ein Projekt eingeworben hat und es dann von Stipendiaten bearbeiten lässt. Das würde nämlich rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Was allerdings sehr wohl rechts ist, ist wenn du Daten für das Projekt im Rahmen deiner Diss bearbeitest (was auch immer das Projekt ist).

Für mich hätte sich die "Zuarbeit" an dem Lehrstuhl alleine scon wegen der 65%-Regelung erledigt. Was soll dieser Quatsch? Damit ich auf dem Papier an vier Tagen in der Woche da sein soll, oder was soll die Überlegung? Wenn die Professorin ihren Mitarbeitern nicht dahingehend traut, was sagt das über die Arbeitsmoral aus?!
Kadriya

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von Kadriya »

Ich beziehe selbst als externe Doktorandin derzeit ein Stipendium, dass allerdings von meiner Uni vergeben wurde. In der dafür vorgesehenen Verordnung, wie Zwonk bereits geschrieben hat, ist expilizit geregelt, dass ich max. 10 Stunden uniintern und 5 Stunden die Woche in der freien Wirtschaft zusätzlich arbeiten darf. Vermutlich ist das mit deinem Stipendium ähnlich gelagert. Da wäre ich vor allem in Hinblick auf das Stipendium sehr vorsichtig, da nicht deutlich drüber zu kommen.
Und auch wenn du nebenher für die DM arbeitest: Bezahlen und ordentlich anstellen muss sie dich dann trotzdem, sofern du nicht für deine eigene Diss. z.B. eigenständige Erhebungen am Uniort durchführst, die aber ausschließlich DEINER Forschung dienen und von dir quasi durch das Stipendium finanziert werden.

Viel Erfolg bei den Verhandlungen mit der DM! Die Stiftung stärkt dir da bestimmt den Rücken.
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