Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenüber

Sophia

Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenüber

Beitrag von Sophia »

Hallo, liebe Foren-Mitglieder :)

Zu meiner Situation: Ich befinde mich in der Vorbereitung meiner externen Promotion und habe eine Zusage für ein Stipendium erhalten. Die Stiftung, welche mir das Stipendium bewilligt hat, ist sehr großzügig und hat mir einen Stipendienzeitraum von drei Jahren zugesichert. In diesem sollte es mir dann möglich sein, mich voll und ganz auf meine Promotion konzentrieren zu können, ohne nebenbei jobben zu müssen. Insbesondere da ich ein kleines Kind habe, war die Stipendienzusage eine große Entlastung für mich und dadurch, dass ich eine externe Doktorandin wäre, könnte ich mir die Arbeit von Zuhause aus frei einteilen. Das würde eine große Entlastung für mich bedeuten, da ich mein Arbeitstempo selbst bestimmen könnte und mir auch der tägliche Weg zur Uni (75min hin und wieder zurück) und der Zeitdruck beim rechzeitigen Abholen meines Kindes aus der Kita auch erspart geblieben wären. Ich war mit der bisherigen Situation also mehr als glücklich.

Nun war ich gestern bei meiner Doktormutter, welche mir die Betreuung zugesagt hat und mit welcher ich den Ablauf der kommenden drei Jahre auch schon besprochen habe. Allerdings möchte sie nun, dass ich wie alle anderen Doktoranden/Stipendiaten des Arbeitsbereiches mit 65% der Arbeitszeit an der Uni vor Ort bin und nicht zu Hause arbeite, also trotz der externen Promotion näher angebunden bin. Dies bereitet mir gerade schlaflose Nächte und stresst mich sehr, auch wenn es zunächst ja gar nicht so schlimm klingt.
An der Uni ist es bei uns so üblich, dass die Doktoranden teilweise einfach günstige Arbeitskräfte sind, also in den 65% der Arbeitszeit für den Arbeitsbereich arbeiten (z.B. Kongress-Poster für die Professoren machen, komplette Datenauswertungen, Projektanträge schreiben), aber leider kaum zu ihrer eigenen Arbeit an der Diss kommen. Ich bin dankbar für die Betreuung und möchte natürlich auch mitarbeiten, aber ich möchte auf keinen Fall, dass es bei mir auch so abläuft- insbesondere, weil ich keine Doktorandin bin, die vom Arbeitsbereich angestellt wurde.
Das alles befürchte ich nun allerdings, nachdem meine Doktormutter mir nun die 65% quasi verordnet hat und sie sagte, dass die jetzige Doktorandin nächstes Jahr geht und ich dann ihre Aufgaben übernehmen soll.
Genau wie die Stiftung, möchte auch ich, dass ich nur an Aufgaben arbeite, die meine Promotion und meine Fragestellungen betreffen. Ich glaube, dass ich mit zusätzlichen Aufgaben überfordert wäre und dann auch meinen eigenen Arbeitsplan nicht in den drei Jahren schaffe umzusetzen.
Mir ist klar, dass ich insbesondere im Laufe der Datenerhebung natürlich vor Ort sein muss und die Promotion viele Stunden in der Woche einnehmen wird, fühle mich aber gerade durch diese verordneten Wochenstunden eingeengt und bin unsicher, ob die Uni das von mir verlangen darf (insbesondere auch andere Aufgaben zu übernehmen). Immerhin habe ich dort keinen Arbeitsvertrag und werde auch nicht bezahlt, deshalb soll das alles nicht den Charakter einer fremdfinanzierten Doktorandenstelle für die Uni annehmen.
Habe nun Sorge, dass meiner Doktormutter es nicht gefallen wird, wenn ich sage, dass ich nicht wie alle anderen feste 65% vor Ort sein kann (auch weil es zum größten Teil Probleme mit der Betreuung meines Kindes gibt) und ich lediglich Aufgaben ausführen werde, die sich direkt auf meine Promotion und meine Fragestellungen beziehen. Ich kann mir vorstellen, dass sie ihre Betreuungszusage dann zurück zieht, was alles andere als schön wäre..
Ich bitte um euren Rat, bin gerade hin und her gerissen was ich darf/ nicht darf und was die Uni darf/nicht darf..

Liebe Grüße und vielen Dank,
Sophia
Amalia

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von Amalia »

Als Stipendiatin hast Du keinerlei Verpflichtungen Deiner DM gegenüber! Vorallem darf sie Dich nicht zu unentgeltlicher Lehrstuhlarbeit verpflichten. Das Stipendium wurde an Dich persönlich vergeben. (Es handelt sich dabei nicht (!) um Drittmittel für den Lehrstuhl.) Wenn Deine DM möchte, dass Du etwas für Sie tust, muss sie Dir einen entsprechenden Arbeitsvertrag anbieten.
Bitte wende Dich an den für Dich zuständigen Referenten bei Deinem Stipendiengeber und besprich die Situation mit ihm.
Alles Gute!
A.
Anne123
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Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von Anne123 »

Manchmal muss ich hier wirklich schmunzeln. Würde mich gar nicht überraschen, wenn Deine Doktormutter diese Vorgehensweise völlig normal findet. Das nennt man dann Weltfremdheit. Es kann natürlich auch sein, dass sie es falsch verstanden hat und nicht weiß, dass Dein Stipendiengeber extern ist (es gibt ja auch universitätssinterne Stipendien). Vielleicht kannst Du das ja nochmal herausbekommen.
Bild
ayla

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von ayla »

Vielleicht habe ich es überlesen, aber ist es denn wirklich von deimer Betreuerin kommuniziert worden, dass Du auch Diss-fremde Aufgaben übernehmen sollst? Ich würde vor Freude an die Decke springen, wenn mir mit meinem Stipendium ein Arbeitsplatz an der Uni angeboten werden würde! (Ich habe allerdings auch kein Kind). In erster Linie verstehe ich es erstmal so, dass sie möchte, dass Du dich wirklich auf deine Diss konzentrieren kannst und du auch etwas von der Uni mitbekommst. Klar ist, dass Du keine Diss-fremde Arbeit erledigen sollst- es sei denn sie würde dich dafür extra bezahlen.
Zwonk
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Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von Zwonk »

Ich würde nochmal in den Stipendienvertrag (oder wie so ein Ding heißt) reingucken. Mich würde nicht wundern, wenn der das sogar ausschließen würde. Ich hatte auch mal ein Stipendium und in meinem Bewilligungsschreiben stand drin, daß das Stipendium nur gewährt wird, solange ich meine Zeit der Arbeit an der Dissertation widme. Ich habe mich nie gefragt, wie genau die das ausgelegt hätten, weil ich tatsächlich an der Diss gearbeitet habe - aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es deren Vorstellung entsprochen hätte, wenn ich 65% der Zeit für den Lehrstuhl tätig gewesen wäre. Es wurde ja vorher schon gesagt: Ein Stipendium ist im Normalfall personengebunden und keine Geldquelle, über die ein Lehrstuhlinhaber nach Belieben verfügen kann.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
Meggy

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von Meggy »

Es mag unangenehm sein, aber Du solltest das so schnell wie möglich mit Deiner DM klarstellen. Es kann nicht sein, dass Du mit einem Stipendium eine IHRER Arbeitskräfte ersetzen sollst. Wenn es sich für Dich einrichten lässt, kannst Du ja durchaus X % der Zeit am LSt sitzen und FÜR DIE DISS arbeiten - aber eben nicht als LSt Mitarbeiter. Manchmal ist es nämlich durchaus hilfreich und fruchtbar, direkt in der Nähe von Bib, Kollegen, und DV/DM zu sitzen und mal was "in Ruhe" wegzuschaffen (spricht eine Mama von 2 Kleinkindern die in der Endphase 80% der Diss aus dem HomeOffice geschrieben hat aber eben auch einen bewussten und festen Uni-Tag pro Woche hatte für Absprachen, Besprechungen, Literaturrecherchen in der Bib und und und). Aber dann muss eben klar sein, dass Du auch am LSt sitzend nur Arbeiten für die Diss machst, udn nicht noch "was sonst so im Betrieb anfällt". Viel Erfolg! :blume:
Sophia

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von Sophia »

Vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen!
Das Stipendium ist universitätsextern, es wurde an mich persönlich vergeben- unabhängig von der Uni und vom Thema der Diss. Von alle dem weiß meine Doktormutter, weshalb auch bis jetzt immer die Rede davon war, dass ich z.B. kein Recht auf ein Büro hätte. Das ich jetzt doch die Möglichkeit bekomme von der Uni aus arbeiten zu können (was überhaupt den angemessenen Probanden-Kontakt ermöglicht), freut mich natürlich sehr und ich finde es positiv, dass ich meine Doktormutter somit nicht nur alle paar Wochen in ihrer Sprechzeit sehen würde und etwas näher angebunden bin.
Stören tut mich der Punkt, dass es jetzt um quasi feste Arbeitszeiten geht, an denen ich anwesend sein und "funktionieren" soll. Zusätzlich zu Treffen der Arbeitsgruppe und Kolloquien, die dann noch nachmittags statt finden. Das kann ich persönlich einfach organisatorisch nicht meistern und ich will auch nicht im Hinterkopf haben, dass quasi mitgezählt wird, ob ich denn brav meine Stunden abgearbeitet habe- mir ist klar, dass wenn ich in drei Jahren fertig sein möchte, ich viel Zeit investieren muss. Nur würde ich mir das gerne selbst aufteilen, wann ich arbeite. So bin ich z.B. auch wieder in der Situation mich erklären zu müssen, wenn ich mal krank bin oder mein Kind, oder wenn ich aus anderen Gründen mal nicht an der Uni arbeiten kann. Sonst wäre dies einfach mein Problem und ich müsste das was liegen geblieben ist natürlich nacharbeiten, jetzt aber müsste ich mich erklären und schauen, wer die Aufgaben dann statt mir übernimmt..
Bei den Aufgaben, welche angesprochen wurden, handelt es sich unter Anderem um Telefondienst, mit welchem ich nur bedingt zu tun habe. Außerdem soll ich Masterarbeiten betreuen, Kongressbeiträge vorbereiten und wenn ich dann die Aufgaben der (bezahlten) Doktorandin übernehme, kommt eben noch sowas hinzu wie die Vorbereitung der Anträge für die Einwerbung von Drittmitteln und die Datenauswertungen für verschiedene Projekte und Fragestellungen, welche meine Promotion nicht betreffen. Also Aufgaben, die den Arbeitsbereich betreffen und für welche die Doktorandin ja eingestellt wurde.
Deshalb ja meine Sorge, dass dann die meiste Zeit für die genannten Aufgaben gebraucht wird und es nicht der Fall sein wird, dass ich nur an meinen eigenen Sachen arbeiten kann.

@ayla:Von Stipendiengeldern dürfen in der Regel keine Arbeitsplätze finanziert werden (insbesondere dann nicht, wenn die Stiftung nichts mit der Uni zu tun hat). Doktorandenstellen werden meist bei der Einwerbung von Drittmittel mit beantragt. Es ist also eine Arbeitsstelle, welche alle Aufgaben eines wissenschaftlichen Mitarbeiters beinhaltet und die Möglichkeit zur Promotion bietet. An der Uni gab es keine Doktorandenstellen, weshalb ich mich um Stipendien beworben habe. Die Entscheidung für die Stipendienbewerbung ist auch deshalb gefallen, weil mir Arbeitsstelle, Promotion und Kind einfach viel zu viel wären- abgesehen davon, dass ich länger für meine Promotion brauchen würde, würde mich das alles einfach mehr stressen, als das es mir (wie momentan noch) Freude bereiten würde.
Das Stipendium sollte eigentlich ermöglichen, dass ich einzig und allein meine Promotion im Auge haben kann.

Ich denke der Ratschlag ist gut, dass ich vielleicht nochmal mit der Stiftung sprechen sollte.
Nur die Frage bleibt eben, ob mir meine Doktormutter eine Absage erteilen dürfte, nur weil ich sage, dass ich eigenverantwortlich arbeiten will und das nicht beinhaltet, dass ich mich mit Stempelkarte an- und abmelde und zusätzliche Aufgaben übernehme.. :-(
Meggy

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von Meggy »

Also von den genannten Aufgaben die Du so übernehmen solltest (Drittmittel einwerben, Beiträge, Datenauswertung, Studentenbetreuung) fällt definitiv rein objektiv rechtlich erstmal GAR NIX in den Zuständigkeitsbereich einer Stipendiatin. Die Frage, wie Deine DM reagiert ist natürlich eine Gratwanderung: moralisch "dürfte" sie Dir das gar nicht erst aufbürden wollen und sollte auch akzeptieren wenn Du das nicht mit Dir machen lässt (weils ja Dein gutes Recht ist). Praktisch wird man sie nur leider nicht belangen können, da sie sich sicher auch diverse andere Gründe überlegen könnte warum sie Dich plötzlich nicht mehr betreuen will (was will man ihr denn nachweisen o.ä.. wenn sie sagt, sie sieht in dem Thema kein Potential (für sich/Arbeitsgruppe) und betreut es daher nicht?!). Will sagen, wenn DM Charakter hätte würde sie das natürlich so akzeptieren wie rechtlich vorgesehen (KEINE Zuatzaufgaben) oder hätte es gar nicht erst gefordert. Schwierig.
pamparampa

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von pamparampa »

Eine Freundin war in gleicher Situation wie Du. Sie hat dann nach 2 Jahren ihren DV gewechselt. Ich würde Dir raten, mit deiner DM ganz genau zu besprechen, welche Vorstellungen sie so hat, und Dir schon jetzt gut zu überlegen, ob Du mit der DM promovieren willst, um später nicht wechseln zu müssen. 3 Jahre klingt viel wenn man am Anfang steht, sind aber schnell vorbei. Zumindest in meinem Bereich (SoWi) kenne ich kaum jemanden der weniger als 4 Jahre brauchte.

Es sei denn, Du willst später an der Uni bleiben und willst jetzt mit der DM arbeiten, um zu sehen wie alles so an der Uni abläuft. Ich habe selbst extern promoviert, mit einem Stipendium wie Du, und mir fehlte diese Zusammenarbeit und das Gefühl, dass ich jetzt lerne, wie der Forschungsbetrieb funktioniert. Ich habe in dieser Hinsicht wiss. Mitarbeiter so ziemlich beneidet. Nach der Promotion hätte ich jetzt auch kaum die Chance an der Uni zu bleiben - selbst wenn ich es wollte -, weil ich es zu wenig kenne. Ich will es nicht, also kein Problem.
Sophia

Re: Stipendium und Verpflichtungen der Doktormutter gegenübe

Beitrag von Sophia »

Je öfter ich die Beiträge lese, desto klarer wird mir, dass ich die Aufgaben nicht übernehmen will, sondern wirklich nur an meiner Diss arbeiten will/sollte. So habe ich das zu Beginn geplant und eure Rückmeldung zeigt mir, dass sie das rechtlich alles von mir als Stipendiatiin nicht verlangen darf. Wenn die Doktorandin demnächst weg ist, muss eben eine neue Mitarbeiterin gesucht werden, die ihre Arbeit übernimmt- damit habe ich nichts zu tun. Nur weil ich ohnehin Geld von der Stiftung bekomme, bedeutet es nicht, dass die Uni das für sich nutzen kann. Und die Betreuung von Masterarbeiten ist zwar interessant, aber gehört eher zum Lehrstuhl, zu welchem ich als externe Doktorandin nicht gehöre und es würde einfach zusätzliche Arbeit für mich sein.
Es ist nur schwer, sich da durchzusetzen- wie ihr sagt: sie sitzt am längeren Hebel. Ich denke ein Gespräch mit der Stiftung wird noch etwas Klarheit bringen und dann kann ich mit diesen Fakten auch besser meiner Standpunkt deutlich machen. Im Sinne der Stiftung ist es ja, dass ich meine Zeit voll der Diss widme.

@Meggy: ja, so hatte ich es auch vor- von Zuhause aus arbeiten und an festen Tagen in der Woche an der Uni arbeiten (Drucken, Bib etc.) Deshalb habe ich mich über die Info mit dem Büro zunächst gefreut, weil ich dann nahe an der anderen Doktorandin und der Doktormutter wäre und einfach auch in Ruhe arbeiten könnte, wenn es Zuhause mal nicht so klappt mit der Motivation.
Es ist nur schwer, dass sie eben diese 65% voraus setzt. Als wir das kurz angerissen hatten und ich sagte, dass ich zwar z.B. um 8 da sein könnte, aber spätestens um 12.30 los müsste, weil der Kindergarten schließt, sagte sie, dass das klapp ok sei und ich dann definitiv abends HomeOffice machen müsste, um auf die 65% zu kommen- Arbeit am WE und wenn Fristen anstünden, würden sich dann von selbst verstehen.. :-/
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