Verlag wählen: Zwickmühle Veröffentlichung

LeFunk

Verlag wählen: Zwickmühle Veröffentlichung

Beitrag von LeFunk »

Hallo liebe Community,

nachdem meine Diss (Geschichtswissenschaften) angenommen und erfolgreich verteidigt worden ist, befinde ich mich aktuell in einer Zwickmühle. Ich habe von meinen beiden Gutachtern angeboten bekommen, die Arbeit in einer renomierten Reihe zu veröffentlichen, doch dauert der Prozess nach Auskunft meines Doktorvaters 1,5 - 2 Jahre. Entsprechend lange müsste ich demnach auch auf die Titelführung verzichten (privat völlig belanglos, beruflich - gerade im Fall der jetzt einsetzenden Bewerbungsphase - womöglich problematisch). Alternativ gibt es an meiner Uni die Möglichkeit, die Diss online auf dem UB Server zu veröffentlichen, womit ich den Titel innerhalb weniger Tage/Wochen führen dürfte.

Bevor ich mich überhastet für eine der beiden Alternativen entscheide, wollte ich an dieser Stelle nachfragen, ob der Verzicht auf die Verlagspublikation eurer Erfahrung nach Nachteile für die Zukunft bringt. Soweit ich das im Moment beurteilen kann, werde ich beruflich nicht in der Wissenschaft tätig sein.

Vielen Dank für eire Meinung :P
Zuletzt geändert von Sebastian am 10.11.2015, 23:23, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Betreff für die Forensuche ergänzt.
FritzWalter

Re: Zwickmühle Veröffentlichung

Beitrag von FritzWalter »

Hallo LeFunk,

Nachteile für die Zukunft bringt Dir eine Online-Publikation sicherlich nicht. Im Gegenteil kann sich bei einer Online-Publikation bei (in der Regel) einfacherem Zugriff auf Deine Arbeit jeder (etwa potentielle Arbeitgeber?!) ein eigenes Bild von der Qualität Deiner Diss machen.

Für mich persönlich war es wichtig, nach der Promotion "ein richtiges Buch" in der Hand zu halten. Daher kam für mich nur ein klassischer Verlag in Frage. Ich gehe die Publikation derzeit zwar erst an. Mir wurde aber seitens des Verlages zugesichert, dass die Bearbeitung meines eingesendeten Tyoskripts üblicherweise nicht länger als sechs Wochen dauert. Im Anschluss kommt die Korrekturfahne, sobald ich die überprüft und dem Verlag die Freigabe signalisiert habe, geht das Buch in den Druck und ist wenige Wochen später fertig. Alles in allem dauert dieser Prozess also nicht länger als zwei bis drei Monate (so zumindest laut Ankündigung meines Verlages). Anderthalb bis zwei Jahre ist eine ordentliche Hausnummer und in jedem Fall eine weit überdurchschnittliche Dauer. Vielleicht wäre es für Dich von Vorteil, Dich nach einem anderen Verlag umzusehen. Womöglich trifft das auf den Unmut Deiner Gutachter, die Dir eine bestimmte Reihe empfohlen haben. Aber die Online-Publikation wäre ja ebenso nicht in dieser Schriftreihe, so dass das Argument insoweit auch wieder entfällt.

Wegen der Führung des Titels: Bei uns an der Fakultät gibt es die Möglichkeit einer "vorzeitigen Vollziehung der Promotion", sofern die Publikation zwar noch nicht erfolgt, aber "sichergestellt" ist. Soll heißen, gegen Vorlage des Verlagsvertrages erteilt die Fakultät den Titel "vorläufig". Dieses vorläufig heißt aber nur, dass die Pflichtexemplare noch abgeliefert werden müssen. Den Titel darf man jedoch schon vorab "ganz normal" führen. Schau Doch mal in Deine Promotionsordnung, ob dort so etwas auch vorgesehen ist.
DoneXY

Re: Zwickmühle Veröffentlichung

Beitrag von DoneXY »

FritzWalter hat geschrieben:Wegen der Führung des Titels: Bei uns an der Fakultät gibt es die Möglichkeit einer "vorzeitigen Vollziehung der Promotion", sofern die Publikation zwar noch nicht erfolgt, aber "sichergestellt" ist. Soll heißen, gegen Vorlage des Verlagsvertrages erteilt die Fakultät den Titel "vorläufig".
So war das bei mir auch.

Wenn Du nicht in die Wissenschaft willst, ist die Art der Veröffentlichung in der Regel schnuppe.
LeFunk

Re: Zwickmühle Veröffentlichung

Beitrag von LeFunk »

Die Möglichkeit gibt es bei uns (LMU München) tatsächlich auch, allerdings benötige ich dafür einen entsprechenden Verlagsvertrag. Da allerdings über die Annahme meiner Arbeit in die Reihe offiziell erst im Herbst auf einer Mitgliederversammlung abgestimmt wird und im Anschluss daran externe Gutachter über die Diss gehen, zieht sich also selbst diese Möglichkeit über gut ein Jahr...
FritzWalter

Re: Zwickmühle Veröffentlichung

Beitrag von FritzWalter »

Dann solltest Du Dich als Alternative vielleicht an einen kleineren Verlag wenden. Die arbeiten schneller und günstiger. Der Renommeeverlust ist dabei der einzige Nachteil. Was wiederum erträglich erscheint, wenn es Dir darauf nicht sonderlich ankommt.
DoneXY

Re: Zwickmühle Veröffentlichung

Beitrag von DoneXY »

Deine Gutachter werden Dir auf Deine Bitte hin vermutlich ein Referenzschreiben ausstellen, aus dem hervorgeht, dass Deine Arbeit so überragend ist, dass sie für XY vorgesehen ist und aus organisatorischen Gründen der Titel daher noch nicht vergeben werden kann. Nur blöd, wenn sich die Mitgliederversammlung anders entscheidet oder ist deren Zustimmung nur noch Formsache?

An Deiner Stelle fühlte ich mich sehr gebauchpinselt und würde eine Veröffentlichung in der Reihe jedoch nur ins Auge fassen, wenn ich in die Wissenschaft wollte. Wenn Du Pech hast, wirst Du die Arbeit ja noch mal auf den aktuellen Forschungsstand bringen müssen. Oder kannst Du darauf verzichten?

Da Du nicht in die Wissenschaft willst, würde ich versuchen, diesen Abschnitt meines Lebens zügig und adäquat (das hieße bei mir ein Buch und keine Online-Veröffentlichung) abzuschließen und mich anderen (Lebens-)Themen widmen.
LeFunk

Re: Zwickmühle Veröffentlichung

Beitrag von LeFunk »

[quote="DoneXY"]Deine Gutachter werden Dir auf Deine Bitte hin vermutlich ein Referenzschreiben ausstellen, aus dem hervorgeht, dass Deine Arbeit so überragend ist, dass sie für XY vorgesehen ist und aus organisatorischen Gründen der Titel daher noch nicht vergeben werden kann. Nur blöd, wenn sich die Mitgliederversammlung anders entscheidet oder ist deren Zustimmung nur noch Formsache?

An Deiner Stelle fühlte ich mich sehr gebauchpinselt und würde eine Veröffentlichung in der Reihe jedoch nur ins Auge fassen, wenn ich in die Wissenschaft wollte. Wenn Du Pech hast, wirst Du die Arbeit ja noch mal auf den aktuellen Forschungsstand bringen müssen. Oder kannst Du darauf verzichten?

Da Du nicht in die Wissenschaft willst, würde ich versuchen, diesen Abschnitt meines Lebens zügig und adäquat (das hieße bei mir ein Buch und keine Online-Veröffentlichung) abzuschließen und mich anderen (Lebens-)Themen widmen.[/quote]

Guter Rat, danke. Ich werde mich mal nach alternativen Verlagen umsehen.
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Re: Zwickmühle Veröffentlichung

Beitrag von Eva »

@LeFunk: Ich bin/war in einer ähnlichen Situation wie du - Diss in Geschichte und Interesse an schnellem Abschluss des Verfahrens. Ich habe mich so entschieden: 1. Im Dez. Online-Publikation auf dem Uni-Server (damit Ende des Uni-Verfahrens und Titelzuerkennung innerhalb 1 Woche nach Upload der PDF), und jetzt 2. Veröffentlichung als Buch, weil ich, wie FritzWalter, ein richtiges Buch in der Hand haben wollte und nach meiner Erfahrung eine Online-Publikation in Geschichte von niemandem wahrgenommen wird.

Ich habe mich aus verschiedenen Gründen gegen einen normalen Verlag entschieden und werde das Buch in einem Book-on-Demand-Verlag rausbringen. Vorteil: Sehr transparentes Verfahren, ich entscheide jeden Schritt selbst, zahle nicht mehrere Tausend Euro für ein Buch, das am Ende (so waren die Angebote aus klassischen Verlagen) 35-45 Euro kostet -sondern liege jetzt bei markttauglichen 19,95 Euro. Bei ner Diss in Geschichte gibts ja je nach Thema durchaus ein Publikum außerhalb von den Erwerbungsabteilungen großer Bibliotheken, insofern war mir das wichtig. Ich werde jetzt für 30 Exemplare meines Buches ca. 860 Euro zahlen, schließe mit dem Verlag einen 2-Jahres-Vertrag und die garantieren mir, dass das Buch in den nächsten zwei Jahren zum festgelegten Ladenpreis erhältlich sein wird. Danach kann ich kündigen und bekomme meine Nutzungsrechte zurück - falls ich denn möchte.

Wenn dich die BoD-Lösung näher interessiert - ich habe mir drei größere Anbieter (epubli.de, book-on-demand.de und bod.de) sehr ausführlich angesehen und miteinander verglichen. Einen klaren Sieger gabs nicht, aber wenn man für sich festlegt, welche Kriterien für das eigene Buch am wichtigsten sind, kann man eine gute Lösung finden. So denke ich zumindest momentan; ich werde die Datei nächste Woche hinschicken und bin gespannt, wie dann das Buch aussehen wird!
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Re: Zwickmühle Veröffentlichung

Beitrag von Eva »

carlo hat geschrieben:und mir die Rechte zur parallelen Online-Veröffentlichung belässt
Dazu will ich noch ergänzen, dass sowohl die zwei klassischen Verlage als auch alle BoD-Verlage, mit denen ich zu tun hatte, der parallelen Online-Ausgabe zugestimmt hätten, erstere allerdings mit Grummeln, Nachfrage nach meiner Motivation und verschlechterten Konditionen... Gerechnet hatte ich aber mit einem klaren Nein, insofern war ich davon eher positiv überrascht. Fazit: Nachfragen und Insistieren lohnt sich!
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Re: Zwickmühle Veröffentlichung

Beitrag von Koenigsportal »

@Eva / Carlo: Mögt Ihr verraten, welcher Verlag es geworden ist?
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