Konjunktiv beim indirekten Zitieren

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Matea

Konjunktiv beim indirekten Zitieren

Beitrag von Matea »

hallo,

nun habe ich schon wieder eine frage zum zitieren.
diesmal geht es um den konjunktiv beim indirekten zitieren. manchmal hört der sich so "bekloppt" an.

hier meine frage am konkreten beispiel:

original: "Vereinzelt sind noch kleinteilige, spezialisierte Fachgeschäfte (u.a. Samenhandel, Werkzeuggeschäft, Münzhandel, Brautmoden, Jalousiengeschäft) oder Dienstleistungsbetriebe im Gebiet ansässig"

mein zitat: N. M. kam zu der Feststellung, dass Angebote des kurzfristigen Bedarfs kaum vorhanden und nur vereinzelt „noch kleinteilige, spezialisierte Fachgeschäfte […] oder Dienstleistungsbetriebe im Gebiet ansässig“ seien (M.2000: 38).

heißt es denn nun seien oder sind?

diese zitiererei macht mich ganz verrückt! ich dachte ich könne (kann?) deutsch! :shock:

danke und lg, matea
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Kugelfischchen
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Re: Konjunktiv beim indirekten Zitieren

Beitrag von Kugelfischchen »

seien :)
Finde die tägliche Arbeitswut. (Baudelaire)
Matea

Re: Konjunktiv beim indirekten Zitieren

Beitrag von Matea »

vielen dank kugelfischchen. kannst du das auch noch begründen?
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Kugelfischchen
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Re: Konjunktiv beim indirekten Zitieren

Beitrag von Kugelfischchen »

Du hast die Begründung selbst geliefert: Wenn Du etwas indirekt wiedergibst, dann setzt Du den Konjunktiv (I oder II). Der Konjunktiv I von "sein" ist "sei".

Das klingt einfach doof, weil es in der Umgangssprache meistens falsch benutzt wird (von mir z.T. auch :wink: ). Den Konjunktiv II umschreiben wir meistens ohnehin mit würden. Also so was wie "sein würden".
Finde die tägliche Arbeitswut. (Baudelaire)
Rosa

Re: Konjunktiv beim indirekten Zitieren

Beitrag von Rosa »

Richtig ist eine Formulierung mit "seien" so: Xy sagt, in der Gegend seien noch Geschäfte dieser Art vorhanden.

Die Formulierung mit "dass"-Satz ist eine Umgehung der indirekten Rede. Dann heißt es: Xy sagt, dass in der Gegend noch Geschäfte zu finden sind.

Man merkt gleich, dass die erste Variante die elegantere ist, aber die zweite ist auch in Ordnung, vor allem um in Texten ein bisschen Abwechslung zu schaffen, wenn es häufiger hintereinander vorkommt.

Die Formulierungen mit "würde" oder "wären" (Er hat gesagt, da wären noch viele solcher Läden) ist gesprochene Umgangssprache und im Schriftdeutsch tabu (außer natürlich in Dialogen von und mit Herrn Lehmann, die das gesprochene Feeling gerade vermitteln wollen).

Gerade das Kuddelmuddel mit "dass" und "sei" im selben Satz hört und liest man aber so oft, dass das Gefühl für richtig und falsch sich bei mir zunehmend verschleift. Ich habs mal vor langer Zeit von einer gestrengen Deutschlehrerin richtig gelernt, vermutlich stehen diese Dinge in irgendwelchen Duden-Stilfibeln zum Nachlesen.
Dr. Natalie Struve

Re: Konjunktiv beim indirekten Zitieren

Beitrag von Dr. Natalie Struve »

Erstmal muß man sich den Hintergrund vor Augen führen, gerade in Zeiten von Plagiatsdiskussionen: Es soll deutlich werden, was von Dir ist und was von anderen. Wenn Du nicht wörtlich zitierst (sprich: in Anführungszeichen), dann dient eben die indirekte Rede dazu. Und die folgt eigentlich einfachen Regeln:
  • – grundsätzlich Konjunktiv I ("sei")
    – nur wenn der in der konkreten Form mit dem Indikativ zu verwechseln ist,
    ausnahmsweise Konjunktiv II ("wäre")
Die Bildung beider Konjunktiv-Formen findet sich in Grammatiken erklärt oder vielerorts im Internet, z. B. hier: http://www.toobrain.com/Fach/406,Deutsc ... nktiv-.htm
Und wenn's "komisch" aussieht, ist das oftmals nur die Abweichung vom mündlich Üblichen, in der beide Konjunktive eben kaum korrekt eingesetzt werden.

Wichtig: Nie, nie, nie sollte die eigentlich Aussage in einem mit "daß"/"dass" eingeleiteten Nebensatz verschwinden! Und wie oben aufgezeigt, ist das hier auch gar nicht nötig. Wichtige Aussagen gehören in Hauptsätze, Punkt. Ggf. also umbauen!

Fröhliches Werkeln weiterhin!
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