PlagiatsdiskussionII: SZ19.02. Münch gegen externe Doktorand

Das Unterforum zur Diskussion um die aus fremden Textpassagen zusammengesetzten Dissertationen Prominenter.
Wierus
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Re: PlagiatsdiskussionII: SZ19.02. Münch gegen externe Dokto

Beitrag von Wierus »

Münch ist im SZ-Artikel als "Exzellenzforscher" ausgewiesen, ah ja...
Richard Münch hat geschrieben:Doktoranden, die voll im Beruf stehen und den Titel nur für ihre Karriere brauchen, haben meist nicht genug Zeit und Ansporn, um sich mit ihrem Thema wirklich zu beschäftigen. Außerdem stehen sie meist nicht in so engem Kontakt zu ihrem Doktorvater wie das bei internen Doktoranden wie wissenschaftlichen Mitarbeitern, Promotionsstudenten oder Stipendiaten der Fall ist. Da fühlt man sich weniger verpflichtet. Ein Doktorand, mit dem ich ständig im Gespräch bin, kommt nicht auf dumme Gedanken.
...
Ich bin auf jeden Fall dafür, die externen Promotionen massiv zurückzufahren.
...
Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen einer Promotion und einem außerakademischen Beruf.
Er sieht keinen Zusammenhang zwischen Promotion und außerakademischer (= außeruniversitärer) Karriere? Was ist dann mit Richtern und Staatsanwälten, Archivaren, Bibliothekaren oder Museumskuratoren? Alles Berufe die außerhalb der Universität ausgeübt werden. Im Öffentlichen Dienst, bei Stiftungen und in vielen anderen Bereichen wird die Promotion direkt oder indirekt vorausgesetzt, also was will uns dieser "Exzellenzforscher" da weiß machen?

Und das mit den Internen Doktoranden.. wie gesagt, es gibt auf der einen Seite Herrn Münch, und ganz weit davon entfernt auf der anderen die Lebens- und Arbeitsrealität vieler interner Doktoranden.

Unglaublich, dass solche gedanklichen Schnellschüsse gerade von Leuten kommen, von denen man doch etwas "durchdachtere" Aussagen erwartet.
hopeandfaith

Re: PlagiatsdiskussionII: SZ19.02. Münch gegen externe Dokto

Beitrag von hopeandfaith »

Gut, dass das hier diskutiert wird!

Ich habe den Artikel auch mit Verwunderung gelesen. Wie stellt sich der Autor denn vor, unter welchen Umständen noch Dissertationen verfasst werden? Nur für Ausgewählte, die eine Stelle am jeweiligen Lehrstuhl haben? Wenn überall kräftig gekürzt wird?
So schafft man sich gemainstreamte Biografien, die in irgendwelche Programme reinpassen. Besser wird dadurch gar nichts.
Ich verstehe, dass die Kontaktfrage eine Kernfrage ist. Aber generell gleich auf Externe zu verweisen, die womöglich gerne abschreiben, halte ich für völlig verkehrt. Als Externer stellen sich in der Tat sogar noch größere Hürden da, die man nehmen muss. Ich finde es generell bedenklich, wenn dieses heiss diskutierte Wahrscheinlichplagiat gleich die gesamten Doktoranden im Misskredit bringt.
BertaFrieda

Re: PlagiatsdiskussionII: SZ19.02. Münch gegen externe Dokto

Beitrag von BertaFrieda »

Hallo Ihr,

ich finde die Aussage auch ziemlich pauschal. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass externe Promotionen so grundsätzlich schlechter sein sollen als solche etwa von Lehrstuhlmitarbeitern. Auch angesichts des Pensums, das auch so jemand neben der Diss abzuarbeiten hat; bei uns kann das trotz einer Halbtagsbezahlung auch ruhig mal (zumindest phasenweise) eine 50-Stunden-Woche werden (habe ich mir sagen lassen; ich habe keine solche Stelle - ich arbeite zwar an der Uni, aber nicht am Lehrstuhl).

Ich weiß aber, dass etwa die halbwegs neue Promotionsordnung unserer Fakultät auch darauf angelegt ist, den Anteil externer Promotionen zu reduzieren. Es hieß, dass angestrebt würde, möglichst überhaupt keine externen Betreuungen mehr zu übernehmen. Stattdessen soll es mehr und mehr Promotionsverbünde und eigentlich ausschließlich "strukturierte" Promotionen geben. Die genauen Hintergründe für diese Überlegungen kenne ich nicht, aber ich schließe daraus, dass es noch sehr viel mehr Professoren gibt, die die externe Promotion für die schlechtere halten. Ich kann noch nicht abschätzen, was das am Ende für die Promotion und die Leistungen der Promovenden bedeutet. Verkauft wird es mit dem Argument, dass dadurch die Betreuungssituation verbessert würde.

Gruß
BertaFrieda.
algol
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Re: PlagiatsdiskussionII: SZ19.02. Münch gegen externe Dokto

Beitrag von algol »

SZ: Ist das zwangläufig zum Wohle der Universität. Bleiben die Besten übrig?

Münch: Es bleiben auch die übrig, die am längsten durchhalten. Die Frauen sind in der Professorenschaft deshalb leider auch unterrepräsentiert.
Ähh wie jetzt? Frauen halten nicht durch?
Amalia

Re: PlagiatsdiskussionII: SZ19.02. Münch gegen externe Dokto

Beitrag von Amalia »

algol hat geschrieben:
SZ: Ist das zwangläufig zum Wohle der Universität. Bleiben die Besten übrig?

Münch: Es bleiben auch die übrig, die am längsten durchhalten. Die Frauen sind in der Professorenschaft deshalb leider auch unterrepräsentiert.
Ähh wie jetzt? Frauen halten nicht durch?
Das ist wohl etwas verkürzt. Was er (hoffentlich) eigentlich sagen wollte ist, dass Frauen ein gesünderes Risikomanagement haben und deshalb nur seltener bereits sind, ihr ganzes Leben auf die Karte „Lehrstuhl“ zu setzen. Frauen sind intelligenter und merken deshalb früher, dass es auch sinnvolle Lebenswege außerhalb der Uni gibt und machen den Sch…, der einem in der PostDoc-Phase blüht, seltener mit.
bella

Re: PlagiatsdiskussionII: SZ19.02. Münch gegen externe Dokto

Beitrag von bella »

Schön langsam macht's echt keinen Spaß mehr :(
Meine Motivation zum Aufhören wird immer größer. Es reicht ja nicht, dass man als Externer einige Nachteile hinnehmen muss; man muss seine Energie auch noch in Rechtfertigungen etc. stecken. Mein erster Gedanke am WE, als ich den Artikel gelesen habe, war: Könnte es nicht auch sein, dass die schlechte Betreuung an dem jeweiligen Prof liegt? Sollte man nicht mal besser hier ansetzen?
Ich habe meine nicht gerade üppige Betreuung bisher nicht "genossen". Mir wäre es anders lieber ...

Grüße, Bella
Dumpfbacke

Re: PlagiatsdiskussionII: SZ19.02. Münch gegen externe Dokto

Beitrag von Dumpfbacke »

Also, ich glaube schon, dass Plagiate bei externen Doktoranden häufiger auftreten, was aber nichts über die Schlechtigkeit externer Doktoranden aussagen soll, sondern vielmehr darin begründet liegt, dass der Doktorvater sie und ihre Arbeitsweise in der Regel weniger kennt. Wenn ich 5 Jahre lang Tag für Tag an einem Lehrstuhl beschäftigt bin und Jahr für Jahr meine Artikel schreibe und Vorträge halte, dann weiss mein Doktorvater exakt, womit ich mich beschäftige, und es fällt ihm auch sehr schnell auf falls es da zu Unregelmäßigkeiten kommen sollte. Hinzu kommt wohl auch die Psychologie: Die Promotionsphase ist für so ziemlich jeden anstrengend und nervenaufreibend, und es denken bestimmt genauso viele interne wie externe Doktoranden über Betrug statt. Aber wenn der Doktorvater einem regelmäßig auf die Finger schaut, ist vermutlich die Angst größer, dass man erwischt wird.
algol
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Re: PlagiatsdiskussionII: SZ19.02. Münch gegen externe Dokto

Beitrag von algol »

Welcher Doktorvater oder mutter schaut denn den anstellten MitarbeiterInnen regelmäßig über die Schulter?
Die sehen ihre Profs doch häufig auch nur ab und zu. Und dann kriegen sie irgendwelche Lehrstuhlarbeit aufgebrummt. Aber DIss betreuen. ......
Dumpfbacke

Re: PlagiatsdiskussionII: SZ19.02. Münch gegen externe Dokto

Beitrag von Dumpfbacke »

Mein Doktorvater liest zumindest alle Artikel, welche ich veröffentliche, und ist recht up-to-date bezüglich der Fragestellungen mit denen ich mich beschäftige (und er besteht auch darauf, nicht als Co-Autor genannt zu werden, wenn er zu dem Thema ausser ein paar Rechtschreibkorrekturen nicht viel beigetragen hat). Zwar versteht er von den technischen Details nicht besonders viel - eigentlich bei keinem seiner Doktoranden - aber ist er ziemlich gut davor, stets einen Gesamtüberblick zu behalten. Mein Zweitgutachter hingegen kennt jedes noch so kleine technische Detail meiner Arbeit.

Insofern kann ich mich da wohl glücklich schätzen, aber schlechter ist die Betreuungssituation hier an den anderen Lehrstühlen (in der Informatik) auch nicht.
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