Hi Garrett,
Ich bin nun weder Personaler noch in einem Großkonzern, aber ich habe schon relativ viele Bewerbungen auf dem Tisch gehabt und einige Leute eingestellt für meine kleine Entwicklungsabteilung eines kleinen Mittelständlers. Techniker, Ingenieure, einen Dr. Wir haben einen Techniker der unserem Dr - der sehr,sehr gut ist - durchaus das Wasser reichen kann. Mir ist der formale Abschluss egal.
Als unser Unternehmen noch rein handwerklich geprägt war, war ein "Dr" eher hinderlich. Die galten als abgehobene Theoretiker - und wenn Du Dich auf einem typischen "Wirtschafts-förderungs-dingsbums-Tagungs-Kongress" umschaust, dann sind dort genau die Krawatten-Doktoren zu finden, die einen Handwerker darin bestärken. Den fleissigen Forscher im Labor oder am Rechner bekommt dieser nicht zu sehen. Die Sprachbarriere tut das übrige.
In einem größeren Unternehmen mit akademisch gebildeten Mitarbeitern sollte das kein Problem sein. Wenn dort die Mehrzahl der Führungskräfte einen Dr. hat, heisst das allerdings in keiner Weise, dass der vorausgesetzt wird: Gute Leute steigen auf UND gute Leute haben oft einen Dr. Sie steigen aber auf, weil sie gut sind - nicht wg. des Dr. Aber schaden tut er sicher nicht!
Die fehlende Praxis wiegt schwerer. Dazu kommt, dass eine Führungskraft kein Spezialwissen braucht. Ich lerne gerade neben meinem nebenberuflichen herumdoktorn noch BWL nach, damit ich unserem unmöglichen Controller, der meine Entwicklungsabteilung auf dem Kieker hat, Paroli bieten kann. Nebenbei hab ich natürlich auch die Verantwortung für die Wirtschaftlichkeit meiner Projekte (da reichen aber die 4 Grundrechenarten....) Wichtiger sind Menschenkenntnis, dann Menschenkenntnis, dann - hatte ich das schon geschrieben? - Menschenkenntnis. Berufs - und Führungserfahrung. Flexibilität und Entscheidungsfreudigkeit - auch bei unklarer Datenlage. Charisma. Nicht unbedingt vertiefte Kennntnisse in theoretischer Festkörperphysik...
Ich mache die Promotion um Chancen auf eine FH-Karriere oder auf eine Führungsposition in einem größeren Unternehmen zu haben.
DAS macht mich mißtrauisch! Denn das sind zwei ziemlich verschiedene Dinge, und ob die Motivation für eine Diss dadurch aufgebracht wird, bezweifle ich stark!
FH-Professur: Lehren und forschen, Umgang mit jungen Leuten und Wissenschaftlern. Gehalt deutlich gedeckelt.
Führungsposition Großkonzern: Führen, entscheiden, strategisch (je nach Aufgabe technisch oder wirtschaftlich -meistens beides-) denken aber NICHTS selber tun. Gehalt nach oben offen.
Auf jeden Fall macht Promovieren Stress und Spaß. Persönlich ist das auf alle Fälle ein Gewinn.