Theaterwissenschaft: Themenwahl, Themensuche, Themenfrage

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derfeuerbach

Theaterwissenschaft: Themenwahl, Themensuche, Themenfrage

Beitrag von derfeuerbach »

Hallo zusammen,

hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen. Ich befinde mich in der paradoxen Situation, dass ich zwar gerade einen sehr guten Magister in Theaterwissenschaft (Berlin) gemacht und eine renommierte und interessierte Doktormutter gefunden habe, aber dennoch partout nicht vorwärts komme. Warum? Weil mir einfach kein Thema einfallen will, über das sich in Theaterwissenschaft promovieren ließe - wobei es sicher tausende gibt.

Ich möchte vor allem die Geisteswissenschaftler und TheWis unter euch (sofern überhaupt vorhanden) fragen: wie habt ihr denn zu euren Themen gefunden? Welche Lektüre, welche Richtung oder welches Thema hat euch inspiriert? Was tun bei solchen Krisen? Einfach das Magisterthema weiter ausbauen oder lieber was ganz Neues beginnen?

Mittlerweile frage ich mich langsam, ob ich überhaupt promovieren soll, denn wenn mir nicht mal ein eigenes Thema einfällt, dann kann ich das Leben als Wissenschaftler wohl eh vergessen.
Mir ist schon klar, dass mir hier niemand die Doktorarbeit diktieren kann, aber vielleicht hat jemand ein paar konkrete Denkanstöße oder kann berichten, wie er/sie zum Thema gefunden hat. Jede nachricht wäre echt von Nutzen!

Vielen Dank für eure Hilfe.
Ishtar

Beitrag von Ishtar »

Hallo,

ich habe bereits in meiner Magisterarbeit (Literaturwissenschaft) ein Thema behandelt, an dem ich auch "privat" Spaß hatte/habe.
Während des Schreibens der Arbeit habe ich dann festgestellt, dass ich einen gewissen Randaspekt gerne ausführlicher behandelt hätte als es im Rahmen eines Magisters möglich ist.
Also habe ich - nachdem mich diese Fragestellung nicht mehr losgelassen hat - zwei Jahre nach meinem Abschluss die Diss zu eben diesem Thema begonnen.

Lange Rede, kurzer Sinn: mein Thema resultiert in erster Linie aus meinem "privatem" Interesse (= Hobby), sekundär hat meine Magisterarbeit jedoch eine etwas genauere Richtung bestimmt.

Ich weiß nicht, ob Dir das irgendwie weiterhilft... aber vielleicht wäre es ein Ansatz, wenn Du mal überlegst, ob Du ein Hobby/Interesse hast, das sich irgendwie sinnvoll in eine theaterwissenschaftliche Forschung integrieren läßt.

Lass Dich auf keinen Fall entmutigen - Du wirst schon ein Thema finden! :)

Viele Grüße,

Ishtar.
Gitta

Beitrag von Gitta »

Hallo Feuerbach,

ich denke, Du hast gute Startbedingungen. eine Doktormutter, einen Fachbereich
und die Krise des Nicht-Wissens. Das meine ich ganz ernst. Im Laufe Deiner Arbeit
wirst Du garantiert etliche Male in diese Situation kommen. Keine Einfälle zu haben,
aufgeben? weitermachen? "ich müßte doch, aber ich weiß nicht wie und was" ...
So bist Du schon ganz gut vorbereitet, wenn Du beginnst.

Es ist schwer, die Geduld aufzubringen, habe ich auch nie, nur die Erfahrung, die
Erfahrung :) die weiß, die Inspiration kommt, irgendwann auf einmal ist sie da.
Und so als Leitfrage, an der ich mich immer entlanggehangelt habe, frag' Dich
immer wieder, wenn Dir nichts einfällt: "was interessiert m i c h wirklich?", ohne
auf Forschungslücken, irgendwelche "Moden" im Fach oder Neigungen Deiner
Doktormutter oder sonst wem zu achten.

Herzlichen Gruß
Gitta
Eva
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Beitrag von Eva »

Hallo,
ich kann dir als Tipp geben, dir erstmal darüber klar zu werden, ob du dich eher in die Tiefe oder Breite interessierst. Mich hat damals die Vorstellung, mich über Jahre immer mehr in ein ganz spezielles Thema zu vertiefen, eher abgeschreckt, weil ich von mir weiß, dass ich Abwechslung brauche. Ich sitze jetzt seit drei Jahren an der Diss (ein Ende ist in Sicht :D ) und bin mit dem gewählten Thema (Geschichte) sehr zufrieden, weil es eher breit angelegt ist und ich so alle paar Monate was Neues zu bearbeiten habe.

Das war im Übrigen auch der Grund, warum ich das Thema der Abschlussarbeit nicht vertieft habe, sondern etwas völlig Neues in einer ganz anderen Epoche bearbeite. Es hat sicher auch Vorteile, etwas Bekanntes zu vertiefen, andererseits verzichtet man dann auf den Anfangselan eines neuen Themas.

Was die Themenfindung konkret angeht, hatte ich das Glück, dass es mir von außen vorgeschlagen wurde. Ich hätte ein zweites thematisches "Angebot" gehabt und dazu ein eigenes Thema, das ich allerdings noch nicht näher eingekreist hatte (mehr so ein vages Interesse an einem Themenkomplex).

Erzähl doch einfach allen möglichen Leuten, dass du ein Thema suchst und schalt deine Antennen an, wann immer du etwas liest, hörst oder im Fernsehen siehst. Die Welt ist voller spannender Forschungsthemen, man muss nur hellhörig sein - und manchmal ein bisschen Glück haben!
Selbiges wünsche ich dir für die Themenfindung :)
Melissa64

Beitrag von Melissa64 »

Bei mir war die Themenwahl (Philosophie) auch eine schwere Geburt. Zuerst wollte ich auch an meine Diplomarbeit anknüpfen, aber die war Soziologie, und ich wollte dann doch lieber eine rein philosophische Diss schreiben. Irgendwann habe ich mir ein Herz gefasst und bin zu einem Prof gegangen, den ich nur von seinen Publikationen her kannte. Habe ihm gesagt, dass ein einziger Aufsatz von ihm mir den roten Faden für die Diplomarbeit gegeben hat - hat ihm natürlich geschmeichelt, war aber nicht gelogen -, und ob er nicht ein Diss-Thema für mich wüsste; in den Naturwissenschaften würden die Themen ja auch überwiegend von den Profs vergeben. Er hatte Verständnis und sagte, sein Diss-Thema hätte er sich auch vom Betreuer vorschlagen lassen. Er fragte dann, was oder wer mich denn außerhalb der Diplomarbeit noch interessiere. Spontan sagte ich: der Philosoph XY, den lese ich zum Privatvergnügen und bewundere ihn wegen seiner Weltweisheit. Ja, dann schreiben Sie doch über den, sagte der Prof - und ich hatte mein Thema! Wäre ich von allein nicht drauf gekommen.

Wenn dir als partout nichts einfällt, dann geh doch zur potentiellen Doktormutter und frage sie, ob sie Themenvorschläge hat. Ich finde, damit vergibt man sich nichts. Oder schau mal in ihre Publikationen, vielleicht sind da Aspekte, die dich weiterführend interessieren und frage sie, ob sie als Thema geeignt sind. Das schmeichelt ihr dann, wenn du an ihre Arbeiten anknüpfen willst.

Wünsche viel Erfolg bei der Themensuche
Melissa
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