Beratung bei Problemen? (mit Doktorvater/ Doktormutter)

Fragen aus der laufenden Arbeit an der Dissertation.
Literatursuche, Motivationsprobleme, Lehrtätigkeit, Ärger mit dem Prof u.v.m.
AGH

Re: Beratung bei Problemen?

Beitrag von AGH »

Liebes Forum!

Warum nur bin ich erst gestern, 14 Tage vor meinem Rigorosum auf Euch gestoßen!?! Ich habe so viele Beiträge gefunden, die mir echt geholfen haben! Auch die Diskussion zum Thema DM-Wechsel hat mir echt gut getan.
Ich weiß nicht, ob es Euch hilft, aber ich möchte dennoch kurz beschreiben wie es bei mir war - und somit zeigen, dass ein Wechsel der DM, auch wenn es weh tut, letztlich sehr viel bringen kann.

Ich habe ein Jahr lang auf eine Stelle an der Uni gewartet (sie wurde mir in Aussicht gestellt, es war nur nicht klar, wann der Startschuß des Projekts, um das es ging, fallen würde). Wenige Tage vor meinem persönlich gesetzten Ende der Wartezeit bekam ich sie auch. (In diesem "Wartejahr" habe ich auch schon an der Uni gearbeitet, aber noch nicht als Dokorandin.) Dann habe ich etwas über ein Jahr lang an meinem Dissertationsprojekt gearbeitet, und sehr bald schon habe ich genau das gemerkt, was Ihr auch schon geschrieben habt. Anscheinend gehen einige DM/DV/AssistentInnen davon aus, dass promovieren weh tun muss. Meine Erfahrungen davor aber waren, dass wissenschaftlich zu arbeiten einfach wunderschön ist, furchtbar viel Freude macht, total erfüllend ist! Ich war eigentlich ziemlich perplex. Ich habe dann versucht, die Situation so zu verändern, dass sie erträglich wird. Hat nicht geklappt. Letztlich habe ich dann alles gewechselt (obwohl am Projektinhalt echt mein Herz gehangen hat). Neues Thema bei einer neuen DM an einer neuen Uni, keine Anstellung sondern extern, neben Vollzeitjob. Es tat echt weh, und es war auch nicht angenehm mitzubekommen, dass mein Nachfolger auf ein Jahr meiner Arbeit zurückgreift, die Diss also in einem Jahr weniger fertig bekommen würde und ich in den Publikationen nicht einmal erwähnt werde (ja, ich habe mir rechtliche Schritte überlegt, es dann aber doch bleiben lassen). ABER: Es war die einzig richtige und sogar sehr gute Entscheidung, zu gehen! Ich habe so eine tolle DM gefunden, mit großartiger Betreuung, und das Flow-Erleben, das ich von der Diplomarbeit her kannte und wieder haben wollte, kam bei der Diss wieder. Ich habe Ende Oktober die Diss eingereicht, habe mich im November etwas erholt, und seit Anfang Dezember fehlt mir das wissenschaftliche Arbeiten wieder. Genau so soll es doch sein! Promovieren soll meiner Meinung nach NICHT weh tun! Und es gibt zum Glück offensichtlich ProfessorInnen (zumindest (m)eine), die das genau so sehen. Ich bin über meinen Wechsel sehr glücklich (auch wenn ich mir natürlich wünschte, dass bei meiner alten Stelle alles gepasst hätte) und hoffe, dass es Euch da draußen ganz ähnlich geht!

Liebe Grüße!
AGH

P.S.: Meine Kollegen von der ursprünglichen Stelle schreiben noch immer an der Diss...waren also nicht früher fertig als ich. Klar habe ich 2 Jahre "verloren" und wäre schneller gewesen, hätte ich gleich meinen jetzigen Weg gewählt (anstatt zu warten und dann zu leiden). Aber wäre ich geblieben, wäre ich erstens seelisch (und finanziell) ein Wrack und zweitens noch immer nicht fertig. Keine Angst also davor, durch einen Wechsel Zeit zu verlieren! AGH
AGH

Re: Beratung bei Problemen?

Beitrag von AGH »

Mir ist noch etwas eingefallen: an meiner Uni damals gab es einen Konfliktberater. Ich weiß nicht mehr, wo er organisatorisch angesiedelt war, ich glaube beim Personalwesen. Da gab es eine Mobbing-Anlaufstelle und auch ihn bei diversen sonstigen Konflikten. Ich bin damals hingegangen, und es hat mir echt gut getan, mit jemandem, der die Uni-Strukturen kennt vertraulich reden zu können. Vielleicht gibt es das ja auch anderswo?

Liebe Grüße!
AGH
siouxsie

Re: Beratung bei Problemen?

Beitrag von siouxsie »

Hallo liebe alle, hallo AGH,

leider hab ich erst heute gesehen, dass sich in diesem Thread noch etwas getan hat. Aber trotzdem freut es mich sehr und baut mich auch auf, AGH, dass Du diese Entscheidung getroffen hast und nun so glücklich damit bist. Darf ich fragen, in welcher Fachrichtung Du promovierst und wie alt Du jetzt bist?

Was mein Problem angeht: Ich habe meiner DM die Projektarbeit endgültig abgesagt. Nachdem sie mir zuvor gedroht hatte, mir nicht nur die Betreuung zu entziehen, sondern auch eventuell rechtliche Schritte einzuleiten (auf Nachfrage konnte sie dies aber nicht genauer spezifizieren) wenn ich dies täte, war ihre Reaktion doch sehr überraschend: Sie war total freundlich und hatte schlussendlich dann eine "tolle Lösung", die für "alle das beste ist" - sprich, sie kriegt meine Ergebnisse für das Projekt und ich "darf" weiter bei ihr promovieren -eine sehr interessante Art, ihre Drohungen als leere selbige bloßzustellen, wie ich fand, aber das nur am Rande.

Die Entscheidung, ob ich die Arbeit jetzt überhaupt noch fertig schreiben will, habe ich seitdem (Ende Dezember) erstmal auf Eis gelegt, zumal mein Stipendium ausgelaufen ist und ich jetzt halbtags wieder an der Uni arbeite. Zur Debatte steht jetzt entweder diese ungeliebte Arbeit doch noch irgendwie zu Ende bringen - mit einer Doktormutter, von der ich nach diesem Konflikt nicht mehr viel Unterstützung und Betreuung erwarte. Oder mir einen neuen Betreuer suchen, was aber wegen der extrem in den Keller gesunkenen Begeisterung für das Thema an sich auch nicht der Königsweg zu sein scheint (obwohl ich durch einen Justitiar erfahren habe, dass die Fakultät mir theoretisch jemanden zur Verfügung stellen müsste). Die dritte und aufwändigste Alternative ist, eine ganz neue Arbeit mit neuem Thema und neuem Betreuer anzufangen und diesmal alles "richtiger" zu machen. Die vierte wäre, dem Thema Doktorarbeit endgültig den Rücken zu kehren und ins Berufsleben einzusteigen.

Vielleicht hat ja jemand einen Denkanstoß oder ähnliches, ich hab das Gefühl mich ständig im Kreis zu drehen.

Liebe Grüße
siouxsie
AGH

Re: Beratung bei Problemen?

Beitrag von AGH »

Liebe Siouxsie!

Es tut mir sooo leid, dass es Dir mit Deiner Diss (bzw. dem Drumherum) so schlecht geht...ich fühle ECHT mit Dir!
Ich fürchte, ich kann Dir nicht wirklich inhaltlich weiterhelfen, aber Du hast mein Posting ja gelesen: solltest Du Dich für neues Thema und neue DM entscheiden möchte ich Dir für diese Option mutmachen. Für mich persönlich war es genau das richtige! Ich hatte auf einmal wieder so viel Elan (so nach dem Motto "Jetzt erst recht" oder so) und auch jetzt (bin schon fertig) denke ich mir, Gott sei Dank habe ich gewechselt! Es hat mir einfach so gut getan, wieder andere, schöne Erfahrungen in der Wissenschaft zu machen! Ich wollte immer dorthin (schon seit der Schulzeit), aber die Uni, wo ich zuerst war, hat es mir echt vermiest. Ich dachte, nie wieder Wissenschaft bzw. nie wieder Uni. Und jetzt sehe ich das anders: Wissenschaft ist manchmal hart, aber dafür wunderschön! Und so soll es für mich sein.
Das heißt jetzt NICHT, dass ich Dich in irgendeine Richtung drängen will oder Dir sage, was ich glaube, dass Du tun sollst! Nur für den Fall, dass Du einen Wechsel in Betracht ziehst, dafür aber guten Zuspruch brauchst, bin ich gerne da (auch per pM)! :-)

Ich hoffe, Du findest die für Dich richtige Lösung! :-)

Liebe Grüße!
AGH
(habe den Dr. in Naturwissenschaften, Dissertationsfach Psychologie. Bin mittlerweile 28.)
siouxsie

Re: Beratung bei Problemen?

Beitrag von siouxsie »

Danke für den Zuspruch :-) den kann ich wohl echt ganz gut gebrauchen gerade. Es ist ja schon so, dass ich gerne nochmal neu anfangen würde, aber irgendwo ist da auch eine gewisse Angst, das es dann wieder so läuft und ich in zwei Jahren die zweite Diss abbreche...und immer diese "Vernunft-"Stimme, die mir sagt (auch in Form von Meinungen anderer Leute), dass ich da weitermachen soll, wo ich doch schon so viel Arbeit und Zeit reingesteckt habe. Also muss ich wohl jetzt noch etwas Mut und Kraft entwickeln, um es durchzuziehen.
Gesperrt
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag