Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)
Fletcher84

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Fletcher84 »

Laplace hat geschrieben:Und Mathematikern wird doch sowieso gerne mal nachgesagt, sie könnten sich überall reinwurschteln :D
Daran glaub ich sogar. Ich denke schon, dass ich mich überall einarbeiten kann. Es kommt aber in erster Linie auf mein Interesse an. Um im Kontext zu bleiben "finite Elemente" gehört nicht dazu. ;)
Aber mach dich auf einen Kulturschock bereit: Mathematiker und Ingenieure funktionieren sehr.... anders :roll:
Was meinst du damit? Meinst du die kommen nicht immer miteinander klar?


Eine Promotion und Beschäftigung am Lehrstuhl hat sicherlich auch seinen Reiz, aber bei der Promotion hätte ich das Ziel, dass das Thema mir zu 80% zusagt und mich überzeugt. Bei der Diplomarbeit halte ich sowas für nicht ganz so wichtig! Und aus diesem Grund habe ich bei einer Promotion am Lehrstuhl etwas bedenken, ob ich das richtige finden würde...
Laplace

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Laplace »

Was meinst du damit? Meinst du die kommen nicht immer miteinander klar?
Ich stelle es mal überspitzt dar: Mathematiker arbeiten formal korrekt, machen nichts ohne Beweis und lösen dann ein Modellproblem auf dem Einheitskreis. Ingenieure wurschteln sich ihre Formeln hin, vergleichen Simulationsergebnisse mit Messungen und wurschteln weiter, bis alles zusammenpasst - und arbeiten dafür dann aber mit "echten" Problemen. Nach meiner (doch sehr bescheidenen) Erfahrung kann eine Zusammenarbeit sehr schöne Ergebnisse mit sich bringen, wenn alle Seiten aufeinander zu gehen. Oder man scheitert an absolutem gegenseitigem Unverständnis :wink:



Noch eine Idee für deine Promotion: Schau dich doch auch mal bei passenden Ingenieur-Lehrstühlen um. Da gibts bestimmt auch Autos. Und trotz Kulturschocks lassen die auch Mathematiker rein :D
Frodo

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Frodo »

...ich würde die Aussage von Laplace (aus eigener Erfahrung) unterstützen. Obschon ich nur für die Versicherungsbranche sprechen kann. Mathematische Puristen, deren Alltag aus Sätzen, Beweisen, Sätzen und nochmals Beweisen besteht, sind in der (Versicherungs-)Industrie am falschen Ort, denn da braucht es üblicherweise praxisbezogene Lösungen.

Aber bitte nicht falsch verstehen (ich komme ja auch aus dieser Ecke!). Für einen Mathematiker bedeutet die Industrie am Anfang zwar ein kleiner Kulturschock, jedoch hat man mit einem stark mathematischen Background sehr gute Voraussetzungen und gewöhnt isch schnell an diese Art von Problemstellungen.

...my two cents. :D
Cycle

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Cycle »

Deine Fragestellung kommt mir bekannt vor. Ich kenne eine Mathematikerin, die bei den Automobilbauern promoviert hat und inzwischen im Zuliefererbereich arbeitet > 10000 Mitarbeiter

In dem Bereich (Ingenieurwesen) , wo ich tätig bin, versucht man derzeit die Modellvorstellungen auf eine physikalisch-mathematische Basis zu stellen. Das trifft Deine Vorstellungen vom theoretischen Ansatz ziemlich genau.
Es gibt dazu auch in der Industrie Promotionsstellen und auch an den Universitäten, wobei sich beides nicht viel voneinander unterscheidet, da man an der Uni immer eng mit der Industrie zusammenarbeitet.

Das als Ergänzung zu dem, was Laplace bereits erklärt hat.
@ Fletcher84: Falls Du noch detailliertere Fragen hast: Einfach eine PN senden.
Fletcher84

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Fletcher84 »

Ich werde in den nächsten Wochen und Monaten die Augen offen halten und einfach hoffen, dass das Richtige dabei ist. Ich bin auf jeden Fall für alles offen, solange es nicht um reine Softwareentwicklung geht. ;)

Ehrlich gesagt, frage ich mich auch häufig, was man für eine Promotion überhaupt mitbringen muss. Gerade im mathematischen Bereich stelle ich mir das sehr schwierig vor, wenn ich aktuelle Papers ansehe, denke ich mir immer "Hut ab" vor den Personen. Auf sowas muss man erstmal kommen. Nicht viel anders wird es in den Ingenieurwissenschaften sein, oder? Was ich mich frage ist also, was braucht man dazu um zu promovieren? Ich finde gute Noten sagen nicht so viel aus und die Motivation ist natürlich auch da, aber an der Kreativität mangelt es mir gewaltig. Ich verstehe zwar alles, aber deshalb muss ich ja noch lange nicht in der Lage eigene Gedanken zu entwickeln usw.
Aus der Sicht meiner Diplomarbeit kann ich sagen, dass ich über Beispiel schon auf ein paar Dinge gestossen bin, aber die Weiterentwicklung wurde mir dann abgenommen. Sachen zu verallgemeinern und auf neuartige Dinge anzuwenden braucht wohl auch eine gewisse Erfahrung! Wie seht ihr das?

Gruß
Laplace

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Laplace »

Ich werde in den nächsten Wochen und Monaten die Augen offen halten und einfach hoffen, dass das Richtige dabei ist. Ich bin auf jeden Fall für alles offen, solange es nicht um reine Softwareentwicklung geht. ;)
Nur mal aus Neugier: Was verstehst du unter "reiner" Softwareentwicklung? Ich nehme mal an, dass als Mathematiker eine experimentelle, konstruktive oder sonstwie "praktische" Dissertation nicht dein Ding ist. Du bist "Theoretiker". Bleibt nur Methodenentwicklung oder -vergleich. Und da wirst du einen großen Teil deiner Zeit mit Programmieren verbringen. Alternativ kannst du deine Ergebnisse in Hardware gießen und dich ins Labor oder an den Prüfstand stellen.

@Cycle: Oder siehst du das anders?
Gerade im mathematischen Bereich stelle ich mir das sehr schwierig vor, wenn ich aktuelle Papers ansehe, denke ich mir immer "Hut ab" vor den Personen. Auf sowas muss man erstmal kommen. Nicht viel anders wird es in den Ingenieurwissenschaften sein, oder? Was ich mich frage ist also, was braucht man dazu um zu promovieren?
Aber lass dich nicht von fremder Leute Veröffentlichungen zu sehr abschrecken. Da steckt normalerweise harte Arbeit, viel Erfahrung oder gleich beides drin. Wenn du dein erstes Jahr mit Einarbeitung, Konzeption und ersten Voruntersuchungen verbringst, schaut das wahrscheinlich ganz normal aus.
Cycle

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Cycle »

@ Laplace: Ich glaube hier geht es um zwei verschiedene Dinge. Reine Softwareentwicklung hat nach der Erfahrung von Fletcher84 nur wenig Anwedungsbezogenheit. Ich kenne es etwas anders: Die Ingenieure entwickeln die mathematischen Modelle, Programmierer setzen diese um. Zur Modellentwicklung kann auch ein Mathematiker entscheidend beitragen, die Software programmieren muss trotzdem der Programmierer.
Methodenentwicklung (Deine Formulierung) umfasst also auch das Gesamtverständnis des mathematisch-physikalischen Hintergrundes. Eine rein praktische Tätigkeit sehe ich aber genauso kritisch wie Du.
Fletcher84

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Fletcher84 »

Cycle hat es eigentlich ganz gut beschrieben. Ich gehe auch davon aus, dass Ingenieure bzw. Mathematiker Modelle entwickeln, aber die Programmierung von einem Programmierer durchgeführt wird. Ich sehe die Stärken eines Mathematiker eher in der Modellierung, Abstraktion, Prozess- und Methodenentwicklung, aber eben nicht unbedingt in der Umsetzung.

Außerdem gebe ich Laplace recht, dass eine praktische Dissertation für mich wahrscheinlich nicht in Frage kommt. Ich stelle mir diese Art von Arbeit zwar sehr spannend vor, aber ich denke meine Stärken liegen woanders.
Frodo

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Frodo »

Fletcher84 hat geschrieben:Cycle hat es eigentlich ganz gut beschrieben. Ich gehe auch davon aus, dass Ingenieure bzw. Mathematiker Modelle entwickeln, aber die Programmierung von einem Programmierer durchgeführt wird. Ich sehe die Stärken eines Mathematiker eher in der Modellierung, Abstraktion, Prozess- und Methodenentwicklung, aber eben nicht unbedingt in der Umsetzung.
Nun, ganz so strikt würde ich dies nicht sehen. Klar, das grössere Projekte in der Regel von "echten" Informatikern umgesetzt werden, aber da liegt gerade der springende Punkt - was sind "grössere" Projekte?!

Ich wage zu behaupten, dass eine sehr grosse Zahl mathematischer Probleme, welche die Codierung in irgend eine Programmiersprache, auch von den Mathematikern selber gelöst werden können. Vielleicht nicht so elegant oder effizient wie von einem "gelernten" Programmierer, aber funktionieren tut's trotzdem.

Nur so als Bemerkung nebenbei, ein Informatiker lernt an der Uni auch nicht zur Hauptsache das Programmieren...
Fletcher84

Re: Promotion - Industriepromotion - offene Fragen

Beitrag von Fletcher84 »

Frodo, ich gebe dir schon Recht. Meine Trennung zu radikal. Vielleicht kann die Umsetzung auch ganz interessant sein. Der Punkt ist doch eher der, dass ich mich mit dem Programmieren an sich noch nicht entscheidend auseinandergesetzt habe. Ich denke, dass kann man sich schon aneignen, wenn man es braucht. Ich habe das bisherige Programmieren eben nie als Spaß empfunden.

Natürlich steckt hinter einem Informatik-Studium mehr als Programmieren.

Gruß
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