Promovieren: Soll ich oder soll ich nich?

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)
Eight

Promovieren: Soll ich oder soll ich nich?

Beitrag von Eight »

Hi Leute,

bräuchte mal ein paar Denkanstöße zum weiteren Vorgehen. Erstmal zum Status Qou:

Werde im Jahr 2011 28 Jahre alt. Habe Anfang 2010 mein Diplom an einer FH im Bereich Immobilienwirtschaft gemacht, die DA schrieb ich bei einer Immobilien-Tochtergesellschaft eines großen Autobauers (inkl. Praktikum im Vorfeld). Im Anschluss bin ich dort für 18 Monate in ein Trainee-Programm übernommen worden. Diese 18 Monate enden nun im April. Im Anschluss steht eine Anstellung als Leiharbeiter im Raum, welche erfahrungsgemäß nach ca. 12 Monaten in einem festen Anstellungsverhältnis mündet. Die Vergütung pendelt sich zunächst bei ca. 42.000 brutto p.a. ein. Zum weiteren Vorgehen findet in 2 Tagen ein Gespräch mit meinem Vorgesetzten statt. Hier sollte ich mir im klaren sein wie ich weiter machen möchte.

Was mich bewegt:

Seit Abschluss der DA denke ich über eine Diss. nach, es lässt mich nicht los. Das beste am ganzen Studium war die Bearbeitungszeit der DA und seit dem brenne ich darauf in das Ganze "tiefer" einzusteigen. Nun hindert mich vorallem mein FH-Abschluss an einer reibungslosen Aufnahme einer Promotion. Ich könnte im WS 2011 einen Master im o.g. Bereich an der Bauhaus Uni Weimar machen.Habe mich im letzten WS beworben und wurde angenommen. Zusätzlich ist eine Professorin meiner alten FH, welche den Lehrstuhl leitete, an diese Uni gewechselt und gibt auch hier Vorlesungen im gewünschten Studiengang. Sie betreute meine DA und ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass dies bei einer Diss. auch der Fall wäre.

Dementgegen steht ein ziemlich sicherer Einstieg bei meinem derzeitigen Arbeitgeber in der Industrie. Das Team ist klasse, das Arbeitsklima ebenso "perfekt". Das Problem ist die Perspektivlosigkeit, die Aufstiegschancen, welche mir unglaublich weit entfernt und unerreichbar erscheinen. Ich habe das Gefühl, von einem Vertrag in den nächsten "geschleift" zu werden damit man mich im Unternehmen hält. Die Hierarchie gibt es auch nicht unbedingt her, dass hier in absehbarer Zeit verantwortungsvolle Posten in greifbare Nähe rücken. Das Personalkarussell dreht sich extrem langsam. Mitarbeiterzahl derzeit bei knapp über 200. Eine Position als Sachbearbeiter für die nächsten x Jahre scheint sicher, ist und war aber nie mein Lebensziel.

Weiterhin möchte ich im Fall der Fälle eine Industriepromotion anstreben und kann mir gut vorstellen eine Art Vorreiter zu sein. Bei uns im Unternehmen gibt es keinen Dr. bzw. Doktorand. Der Konzern allerdings bietet Doktorandenveträge, welche auf 3 Jahre begrenzt sind und auch hier in der Tochtergesellschaft zur Anwendung kommen könnten. Vorteil wäre, dass man hier alles und jeden kennt und dass man DER Doktorand ist, als nachteilig sehe ich die fehlende Erfahrung und u.U. mangelnde Betreuung durch fehlende Doktoren, ähnlich der Bearbeitung meiner DA, bei welcher ich ziemlich allein da stand trotz Betreuer mit 3 (!) Diplomen.

Ihr seht...ich bin irgendwie hin und her gerissen. Einerseits eine sichere Anstellung, andererseits die Aussicht auf "mehr". Was sagt ihr?
Zuletzt geändert von Eight am 01.02.2011, 12:00, insgesamt 1-mal geändert.
Eva
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Re: Soll ich oder soll ich nich?

Beitrag von Eva »

Nur ein kurzer Eindruck: Du klingst mir sehr danach, als würde deine eigene Motivation klar für die Promotion tendieren! Du hast ja sogar schon Argumente und Ideen für deinen Vorgesetzten, wie du dem Unternehmen trotzdem erhalten bleibst. :wink: Dazu die bereits bekannte Professorin an der passenden Uni, deine Unzufriedenheit mit der Nicht-Diss-Lösung... Go for it!
Eight

Re: Soll ich oder soll ich nich?

Beitrag von Eight »

Danke zunächst für deinen Beitrag...motiviert mich zumindest etwas. ;)

Wollte noch ergänzen, dass ich aus dem Diplom mit einem nicht ganz unerheblichen Schuldenbetrag zwecks Studienkredit heraus kam. Dieser würde sich im Laufe des Masterstudiums noch etwas erhöhen. Das ganze wäre dann wieder ein Contra. :roll:
algol
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Re: Soll ich oder soll ich nich?

Beitrag von algol »

Musst Du den Master machen für eine Diss? Oder reicht es, wenn Du während der Disszeit ein bisschen was zusätzlich erbringst, um die Voraussetzungen für eine Diss zu haben?
Wenn Dein Unternehmen noch keine Doktoranden hätten - wissen die, dass sie Dich dann 3 Jahre bezahlen und wenig von Dir haben?
Eight

Re: Soll ich oder soll ich nich?

Beitrag von Eight »

algol hat geschrieben:Musst Du den Master machen für eine Diss? Oder reicht es, wenn Du während der Disszeit ein bisschen was zusätzlich erbringst, um die Voraussetzungen für eine Diss zu haben?
Wenn Dein Unternehmen noch keine Doktoranden hätten - wissen die, dass sie Dich dann 3 Jahre bezahlen und wenig von Dir haben?
Master ist in sofern notwendig, da ich zunächst ein FH-Diplom habe und der Durchschnitt m.M.n. nicht unbedingt repräsentativ ist. Daher möchte ich 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen: Uni-Abschluss mit netter Abschlussnote und damit in die Promotion.

Dass man nicht 100% der Arbeitskraft eines Promovenden abverlangen kann wissen die Leute hier schon bilde ich mir ein. Wir haben ca. 4 Abschlussarbeiten allein in unserer Abteilung p.a. (Bachelor\Master-Thesis oder Diplome) Wie man mit einem Doktoranden dann umgeht müsste wohl im Einzelfall geklärt werden.
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Re: Soll ich oder soll ich nich?

Beitrag von algol »

Wozu brauchst Du noch eine nette Uni-Abschlussnote, wenn Du ohnehin eine Diss machst? Zum Bewerben eigentlich nicht.
Allenfalls als Zulassung zur Diss. Könntest Du mit Deinem FH-Diplom mit etwas Auflagen promovieren?

Meine Gedanke: Das klingt nach einem Vollzeit-Master. Und danach noch promovieren. Und eigentlich willst Du in einem Unternehmen arbeiten. Daher dachte ich, ob es eine Möglichkeit gibt, den Master zu umgehen. Du könntest in Deinem tollen Unternehmen bleiben.
Eight

Re: Soll ich oder soll ich nich?

Beitrag von Eight »

Ich bräuchte den netten Abschluss in der Tat um zu promovieren. Gemäß einigen Erfahrungsberichten zum Thema Promotion mit FH-Diplom zeigt sich immer wieder, dass es zunächst schwierig wird den Doktorvater zu finden, welcher einem "externen" durchschnittlichen FH-Diplomer eine Chance zum promovieren gibt und weiterhin dauert die Zeit zur Erfüllung der Uni-Auflagen im Prinzip fast genau so lang wie der Master selbst. Ja der Master soll in Vollzeit gemacht werden, möchte mich da voll und ganz drauf konzentrieren können.

Die Möglichkeit den Master zu umgehen gibt es sicherlich, die Anstrengungen dies zu evtl. (!) zu schaffen könnte man gut in den Master selber stecken, denkt ihr nicht? Gemäß umfangreichen Studiums zahlreicher Promotionsordnungen erweckt dies zumindest den Eindruck.
Klaus Unruh
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Re: Soll ich oder soll ich nich?

Beitrag von Klaus Unruh »

Also, für mich klingt die Geschichte mit dem Master noch ein bisschen unausgegoren. Am Anfang steht die Schwierigkeit, im Betrieb zu bleiben und gleichzeitig zu promovieren. Jetzt auf einmal Vollzeitmaster, dann Promotion. Ist dann nicht der Job schon weg? Oder kannst du einfach so ein-zwei Jahre lang nen Master machen, ohne zu arbeiten, um dann wieder dort anzufangen, wo du jetzt bist? Wenn ja, warum dann die Schwierigkeit mit der Diss.?

Dann schreibst du: "Gemäß einigen Erfahrungsberichten zum Thema Promotion mit FH-Diplom zeigt sich immer wieder, dass es zunächst schwierig wird den Doktorvater zu finden, welcher einem "externen" durchschnittlichen FH-Diplomer eine Chance zum promovieren gibt"

Ich denke, da gibt's schon eine Prof'in in Weimar? Frag die doch mal, was sie so meint.

"und weiterhin dauert die Zeit zur Erfüllung der Uni-Auflagen im Prinzip fast genau so lang wie der Master selbst."

Das kommt wirklich auf die Promotionsordnung an. Wenn da steht: Promotion mit FH-Diplom nur bei einer Note von x,x oder besser, dann kommt man nicht drum rum. Wenn man allerdings 'nur' Auflagen bekommt, dann wohl eher in Absprache mit dem/der BetreuerIn und das ist dann eher so eine formale Sache.

Soweit,

Klaus
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Re: Soll ich oder soll ich nich?

Beitrag von algol »

Das mit den unterschiedlichen Auflagen würde ich unterschreiben. Mein Prof hat aktuell auch eine FH-Absolventin, die eine Weile gearbeitet hat. Die "Auflagen" erfüllt er recht großzügig. z.B. unsere Doktorandentreffen zählen mit, sie macht einen Lehrauftrag, ... Andere Profs/ Promotionsordnungen sind da bestimmt strenger. Aber klär das doch mal mit Deiner Professorin.
Master + Diss ist halt sehr lang. Ich will es Dir nicht ausreden, aber Du musst so lange Atem haben (Finanzierung - wie geht das während des Masters?) und auch so eingeschränkt leben mögen. (Die Bezahlung als Doktorandin ist vielleicht auch nicht ganz so üppig).
Eight

Re: Soll ich oder soll ich nich?

Beitrag von Eight »

Hi Klaus,

also generell schwanke ich zwischen Job und Master mit anschließender Promotion. Die Promotion selbst könnte ich mir gut als Industriepromotion in diesem Unternehmen vorstellen, ob man den Bedarf in 2 Jahren dafür hat steht noch aus. Ein berufsbegleitender Master steht generell nicht zur Debatte.

Ja es gibt eine Professorin in Weimar, stellt aber so noch keine Garantie für eine Annahme dar. Eine Anfrage werde ich starten und dann hier berichten.

Die Promotionsordnung unterscheidet nicht zwischen Uni und Fachhochschule. Lediglich zwischen Diplom und Bachelor. Diplom muss Note "gut" haben, Bachelor Note "sehr gut" + Promotionsaufnahmeprüfung und Auflagen. Sofern der bisherige Abschluss dem Profil der Fakultät nicht entspricht, müssen 3 Modulprüfungen aus dem Master bestanden werden.

Meines Wissens nach werden FH-Diplome an den Unis dem Bachelor gleichgestellt. Kann das jemand bestätigen?

Ist sonst noch etwas unklar?
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