Berufsbegleitend promovieren... (Promotion neben Beruf)

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phil

Berufsbegleitend promovieren... (Promotion neben Beruf)

Beitrag von phil »

Hallo zusammen! :)

Kurze Beschreibung des Szenarios:
Ich bin gerade in der Schlussphase meines Masterstudiums (nur noch Master Thesis) und habe eigentlich seit Jahren vor, anschließend zu promovieren. Durch verschiedenste Umstände bin ich nun in einem fachgerechten Teilzeitjob in einem Industrieunternehmen gelandet, mit dem ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte:
* meine Promotion finanzieren
* relevante Berufserfahrung sammeln

Einen Doktorvater habe ich gefunden; zwar noch kein Thema, aber ich bin zumindest guter Dinge. Soweit so gut; dass man von dem Gehalt nicht reich wird, versteht sich von selbst, aber ich habe den Job nun seit 3 Monaten und kann soweit ohne äußere Finanzspritzen leben. Nun habe ich von meinem dortigen Abteilungsleiter, der in eine neue Firma wechselt, ein super Jobangebot bekommen - tolle Firma, fettes Gehalt, unbefristet, sicherer Job - das ganze Paket eben.

Jetzt brennt natürlich in mir der Kampf... der promotionswillige Idealist gegen den geldgierigen Jungakademiker. Ich wäge nun schon seit Tagen ab, was denn wohl besser wäre. Der Job ist im Rahmen so dermaßen gut, dass ich nicht weiß, ob ich mit Dr.-Titel überhaupt so einen guten Einstieg - finanziell und vom Firmenprestige her - schaffen würde. Allerdings trage ich diesen Promotionsgedanken schon so lange mit mir mit, dass ich nur schwer davon los lassen will... v.a. weil ich mir unbedingt die Chance auf eine spätere Professur (ich mag die Arbeit an der Hochschule) offen halten will, auch wenn ich zunächst einige Jahre in die Industrie will.

Nun wollte ich euch erfahrenen Doktoranden und Doktoren mal fragen: Wäre es - prinzipiell - möglich, in absehbarer Zeit neben einem Fulltime-Job zum promovieren? Dass das Ganze nicht in 3 Jahren klappen wird, ist mir bewusst... aber andere schafften das auch schon und die sind wesentlich älter, seelisch weiter weg von der Uni und haben zusätzlich noch Familie und vll auch mehr Verantwortung im Job. Natürlich ist mir aber auch die Gefahr von Burnout bekannt und darauf habe ich in jungen Jahren auch keine Lust...

Mein Fach ist die Informatik.

Um ein paar Erfahrungen und Hinweise wäre ich sehr dankbar...

Grüße,
Phil
snoozyandre

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von snoozyandre »

hallo,

also ich arbeite auch teilzeit und schreibe die arbeit nebenher.

mein professor hat mich bei der bewerbung auch gefragt, wie ich das alles managen möchte mit arbeit, promotion, etc., denn er hätte ein paar doktoranden, die vollzeit arbeiten und deswegen seit jahren (über 5 Jahre) schon an der arbeit sitzen und nicht fertig werden, was ihm missfällt.

es kommt wohl auf deinen persönlichen ehrgeiz und deine fähigkeit, dich zu quälen an. außerdem auf die leidenschaft, die du mit dem thema verbindest. für das bessere gehalt aufgrund des dr.ditels würde ich nicht promovieren.

für mich wäre vollzeit zu viel denke ich, denn ich müsste ja in beiden bereichen TOP-Leistungen bringen. Ich fokussiere mich lieber auf eine Sache und mache die richtig.
bioldoktorandin

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von bioldoktorandin »

Hallo,
in meinem Fachbereich: völlig undenkbar. Selbst ein dauerhafter Teilzeitjob (der nichts mit dem Thema zu tun hat) neben einer biologischen Promotion ist schwierig und sehr unüblich. Wir arbeiten fast immer direkt in unserem Institut. Aber ich bin ja auch nicht in der Informatik, wie du an meinem Namen erkennen kannst.

Meine Promotion ist für mich ein Vollzeitjob, in dem ich 100% geben muss. Und daher kann ich sagen, dass ich kaum die Energie hätte, nebenbei noch etwas anderes zu machen. Also mal ein Sprachkurs oder 3x die Woche Fitnessstudio - das klappt schon. Aber nebenher ein Buch schreiben?
Andererseits kenne ich Leute in meinem Umfeld, die so alles mögliche am Laufen haben und nebenbei managen, kleine Kinder sei da nur ein Beispiel, oder den Trainer im Fußballverein geben. Ich muss aber sagen, wer zuviel macht, dem merkt man das schon an. Einen hielt ich erstmal für faul, bis mir klar wurde, was der alles so in seiner "Freizeit" treibt.
Ich würde grundsätzlich sagen, wenn das in deinem Fachbereich möglich ist, warum nicht? Auf einen Versuch kann man es ja ankommen lassen, abbrechen kannst du immer noch, wenn du merkst, es geht nicht.
Es stellt sich die Frage, was du ursprünglich mit der Promotion eigentlich erreichen wolltest. Wenn es dein erklärtes Ziel ist, Professor zu werden, dann muss die Promotion auf jeden Fall sein.

Promovieren neben Vollzeitjob....tststs....So langsam habe ich echt immer mehr das Gefühl, dass unser Fachbereich der einzige ist, dessen Promotion den Namen auch verdient. :lol: .. zusammen mit den Chemikern und vielleicht noch ein paar wenigen anderen Gruppen..
phil

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von phil »

Danke schon mal :)

Dann werde ich mal abwarten, welches Thema sich ergibt und ob es die Mühe überhaupt wert ist.
GrafLukas

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von GrafLukas »

bioldoktorandin hat geschrieben:Promovieren neben Vollzeitjob....tststs....So langsam habe ich echt immer mehr das Gefühl, dass unser Fachbereich der einzige ist, dessen Promotion den Namen auch verdient. :lol: .. zusammen mit den Chemikern und vielleicht noch ein paar wenigen anderen Gruppen..
Wenn schon das Examen nichts wert ist (Durchschnittsnote 1,3 bei Biologie)... da kann man natürlich als Jurist oder Theologe auch nur den Kopf drüber schütteln.
Bolero

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Bolero »

bioldoktorandin hat geschrieben: Promovieren neben Vollzeitjob....tststs....So langsam habe ich echt immer mehr das Gefühl, dass unser Fachbereich der einzige ist, dessen Promotion den Namen auch verdient. :lol: .. zusammen mit den Chemikern und vielleicht noch ein paar wenigen anderen Gruppen..
<ironie=on>
Komisch. Ich als Informatiker habe von Euch den gleichen Eindruck. Wen interessiert eigentlich so ein irrelevantes, dickes Versuchsprotokoll? :lol: Hauptsache ihr macht was spezialisiertes, was niemanden interessiert und keiner versteht, kein Mehrwert bringt, "schafft" nix (neues), stupide wird ausgewertet, Computer können so etwas auch. So lange ihr nicht aufgebt, habt ihr den Titel in der Tasche, bei anderen Fachrichtungen kann wenigstens eine Theorie nicht aufgehen etc.

Also sorry, wir Informatiker sind nicht der Feind. Wenn, dann muss man schon gemeinsam auf den Dr. med. losgehen, der hat's ja scheinbar so einfach ...
<ironie=off>
Bolero

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Bolero »

phil hat geschrieben: Nun wollte ich euch erfahrenen Doktoranden und Doktoren mal fragen: Wäre es - prinzipiell - möglich, in absehbarer Zeit neben einem Fulltime-Job zum promovieren? Dass das Ganze nicht in 3 Jahren klappen wird, ist mir bewusst... aber andere schafften das auch schon und die sind wesentlich älter, seelisch weiter weg von der Uni und haben zusätzlich noch Familie und vll auch mehr Verantwortung im Job. Natürlich ist mir aber auch die Gefahr von Burnout bekannt und darauf habe ich in jungen Jahren auch keine Lust...
Hallo Phil,

ich hatte vor zwei Wochen Rigorosum (Informatik). Mein Doktorvater hat eine Ansprache gehalten und lobend herausgestellt, dass ich erst der zweite externe Doktorand bin, der es geschafft hat. Der erste externe Doktorand liegt 15 Jahre zurück. Wir sind aber eine große Universität und unser Lehrstuhl ist der größte, mein Doktorvater nimmt auch externe Doktoranden. Bei diesen ist die Motivation am Anfang immer groß, später sieht man diese immer weniger.

Ich war aber in einer Forschungsabteilung angestellt und hatte die größte Zeit für meine Dissertation. Ich hab noch nie im Leben so geschuftet, ich hatte am Schluss eine 7 Tage Woche mit täglich mehr als 10 Stunden Pensum. Vor allem wirst Du mehr als drei Jahre ein Einzelkämpfer sein.

Jetzt ist es vorbei, ich fühle mich nicht anders, keiner behandelt mich anders und vom Fachkräftemangel spüre ich persönlich, jetzt wo ich mich bewerbe, gar nichts. Die Doktorarbeit machst Du nur für einen Menschen.

Es gibt auch Doktorarbeiten, deren Niveau unterirdisch ist. Das ist auch abhängig vom Lehrstuhl. Jedoch darfst Du eines nicht vergessen: wenn Du am Lehrstuhl Sklavenarbeit machst, dann ist Dein DV vielleicht eher gewillt, Dir vor Beendigung einen Titel zu geben. Als externer hast Du es schwerer, auch ist vielleicht die Notengebung nicht ganz so gut. Für einen Prof. brauchst Du dann aber mindestens eine magna cum laude, oder? Also extern sich fünf Jahre durchquälen und dann ne rite bekommen, das ist extrem verschwendete Zeit und Energie.

Mein Tipp: Je nach Deiner Persönlichkeit (z.B. ich bin Forschertyp, mir taugt das Studentenleben, ich muss noch nicht die große Kohle verdienen, ich denke gerne nach und löse Probleme) würde ich mir ne anständige Stelle am Lehrstuhl suchen, wo gemeinsam geforscht wird. Im Endeffekt muss Dir bewusst sein, Du machst das nur, um die Wissenschaft und die Welt ein Stückchen zu verändern.
Amalia

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Amalia »

Lieber Phil,
ich bin zwar in einem ganz anderen Fach unterwegs. Aber zwei Aussagen und eine Schlussfolgerung traue ich mir trotzdem zu.

- berufsbegleitende Promotionsvorhaben haben signifikant höhere Abbrecherquoten. (s. Boleros Post)
- die Qualität der berufsbegleitenden erstellten Promotionen ist im Schnitt niedriger als bei Vollzeit Projekten, die direkt am Lehrstuhl entstanden sind.

Daraus schließe ich den Schluss, dass Dein Vorhaben einer berufsbegleitenden Promotion Deine Chancen auf eine spätere Professur erheblichst schmälern, wenn nicht sogar ausschließt.

Alles Gute
A.
Rosine

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Rosine »

Gehacke: :roll:

Ich kann den Provokationsfaktor nachvollziehen und fand die Ansage auch daneben, aber dann gleich auf einen ganzen Fachbereich zurückhauen :shock:

Sorry, Phil, dass das jetzt nichts zum Thema war.
hot_chocolate

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von hot_chocolate »

Also sorry, wir Informatiker sind nicht der Feind. Wenn, dann muss man schon gemeinsam auf den Dr. med. losgehen, der hat's ja scheinbar so einfach ...
Also Bolero, über den Dr. med. fangen wir hier lieber gar nicht an zu reden, der zählt nicht ... :wink:

Ich promoviere auch in den Biowissenschaften und da ist man zwar offiziell nur zu 50 % angestellt, aber arbeiten tut man eher 150 %. Also ich bekomme da nicht mal mehr nen Nebenjob unter, weil ich zum Teil auch an den Wochenenden ins Labor muss und irgendwann möchte man ja auch mal Freizeit haben.
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