phil hat geschrieben:
Nun wollte ich euch erfahrenen Doktoranden und Doktoren mal fragen: Wäre es - prinzipiell - möglich, in absehbarer Zeit neben einem Fulltime-Job zum promovieren? Dass das Ganze nicht in 3 Jahren klappen wird, ist mir bewusst... aber andere schafften das auch schon und die sind wesentlich älter, seelisch weiter weg von der Uni und haben zusätzlich noch Familie und vll auch mehr Verantwortung im Job. Natürlich ist mir aber auch die Gefahr von Burnout bekannt und darauf habe ich in jungen Jahren auch keine Lust...
Hallo Phil,
ich hatte vor zwei Wochen Rigorosum (Informatik). Mein Doktorvater hat eine Ansprache gehalten und lobend herausgestellt, dass ich erst der zweite externe Doktorand bin, der es geschafft hat. Der erste externe Doktorand liegt 15 Jahre zurück. Wir sind aber eine große Universität und unser Lehrstuhl ist der größte, mein Doktorvater nimmt auch externe Doktoranden. Bei diesen ist die Motivation am Anfang immer groß, später sieht man diese immer weniger.
Ich war aber in einer Forschungsabteilung angestellt und hatte die größte Zeit für meine Dissertation. Ich hab noch nie im Leben so geschuftet, ich hatte am Schluss eine 7 Tage Woche mit täglich mehr als 10 Stunden Pensum. Vor allem wirst Du mehr als drei Jahre ein Einzelkämpfer sein.
Jetzt ist es vorbei, ich fühle mich nicht anders, keiner behandelt mich anders und vom Fachkräftemangel spüre ich persönlich, jetzt wo ich mich bewerbe, gar nichts. Die Doktorarbeit machst Du nur für einen Menschen.
Es gibt auch Doktorarbeiten, deren Niveau unterirdisch ist. Das ist auch abhängig vom Lehrstuhl. Jedoch darfst Du eines nicht vergessen: wenn Du am Lehrstuhl Sklavenarbeit machst, dann ist Dein DV vielleicht eher gewillt, Dir vor Beendigung einen Titel zu geben. Als externer hast Du es schwerer, auch ist vielleicht die Notengebung nicht ganz so gut. Für einen Prof. brauchst Du dann aber mindestens eine magna cum laude, oder? Also extern sich fünf Jahre durchquälen und dann ne rite bekommen, das ist extrem verschwendete Zeit und Energie.
Mein Tipp: Je nach Deiner Persönlichkeit (z.B. ich bin Forschertyp, mir taugt das Studentenleben, ich muss noch nicht die große Kohle verdienen, ich denke gerne nach und löse Probleme) würde ich mir ne anständige Stelle am Lehrstuhl suchen, wo gemeinsam geforscht wird. Im Endeffekt muss Dir bewusst sein, Du machst das nur, um die Wissenschaft und die Welt ein Stückchen zu verändern.