Berufsbegleitend promovieren... (Promotion neben Beruf)

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)

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Laplace

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Laplace »

Ich kanns mir kaum vorstellen, dass eine Informatik-Diss problemlos "nebenbei" entsteht. Ich kenne ein paar "echte" Informatiker und eine ganze Reihe "informatik-affiner" Ingenieure - und bei allen hat die Arbeit einen so großen praktischen Anteil (Entwicklung von Verfahren, Algorithmen, klassische Programmierarbeit....), dass ich mir kaum vorstellen kann, wie man das nebenbei in endlicher Zeit zu Hause machen soll. Ich hab mich schon Wochenlang mit Fehlersuche an meinem Programm beschäftigt; nach Feierabend hätte ich keinen Nerv mehr dazu. Wobei natürlich Ausnahmen immer die Regel bestätigen können...
Mathilda

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Mathilda »

Hi Phil,

mit dem berufsbegleitenden Promovieren, das ist so eine Sache. Es geht schon "irgendwie", denke ich mir - schließlich scheint es ja bei manchen zu klappen :wink:

In meinem Bekanntenkreis befinden sich auch einige, die extern promoviert haben und Vollzeit gearbeitet haben. Durchweg haben sie allerdings - und zwar wirklich alle - am Ende eine Auszeit für die Diss genommen. Ich übrigens auch, und das, obwohl ich zuvor als WMA am Lehrstuhl angestellt war. Neben der Vollzeit-Arbeit blieb auch dort nicht genug Zeit und v.a. Ruhe und Planbarkeit, um die Diss zu schreiben.

Wäre das für Dich denkbar?

Schöne Grüße
Mathilda
Kaki

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Kaki »

Vielleicht sollte ich als jemand, der tatsächlich extern nebenberuflich promoviert hat (allerdings in BWL), auch mal kurz meinen Senf dazu geben.

Mein persönliches Fazit ist:
Es geht, aber es ist superanstrengend! Und mit dem Ergebnis m.c.l. bin ich voll zufrieden! Und da auch ein renommierter Verlag im BWL Bereich meine Diss verlegt hätte (nach Ansicht) denke ich, dass die Qualität nicht so unterirdisch sein kann.

Von den fünf Jahren, in denen ich tatsächlich geschrieben habe, habe ich habe allersdings ein Jahr gehabt, in dem ich den Freitag vormittag frei hatte - und in dieser Zeit habe ich mehr geschafft als sonst in drei Tagen Urlaub - ich schaffe bei wenig vorhandener Zeit relativ mehr als bei viel Zeit... Ansonsten habe ich Vollzeit gearbeitet (bzw. ein Jahr Babypause gehabt, in dem ich gar nichts geschafft habe - das Kind hat tagsüber nie geschlafen).

Mein Prof hat mich mein Tempo selbst bestimmen lassen, wenn ich mal nicht weitergekommen bin, haben mir Gespräche mit ihm sehr geholfen wie auch Präsentation vor den anderen Doktoranden. Da er viele externe Doktoranden hat, hat mein DV eine gute Mischung aus Freiheit und Betreuung hinbekommen - ohne wäre es nicht gegangen.

Ebenfalls hilfreich war, dass ich in der Firma Ressourcen wie Drucker und Computer nutzen dürfte - so habe ich in so mancher Mittagspause online recherchiert. Geht auch.

Und last but not least - ohne die Unterstützung meines Partners, der mir oft am Wochenende das Kind abgenommen hat bzw alleine was mit ihm unternommen hat, damit ich arbeiten konnte, wäre es gar nicht gegangen.

Trotz allem - es hat sich gelohnt :dr) !

Viele Grüße
Kaki
claudine

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von claudine »

wenn du auf eine professur schielst musst du an einer uni promovieren, gerade wenn du vorhast erstmal einige jahre in der industrie zu arbeiten. wie willst du denn an die wissenschaftlichen kontakte kommen und genuegend paper schreiben, damit du ueberhaupt ein passabler bewerber fuer eine professur wirst? wenn du auf eine unikarriere schielst musst du auch noch die habilitation hinterherschieben und auch an FHs (wo die profs ja keine brauchen) werden doch gern habilitierte genommen auf solchen posten.

gutes industriegehalt und gleichzeit irgendwie eine wissenschaftliche karriere so voranzutreiben geht eigentlich nicht.
phil

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von phil »

Bolero hat geschrieben:
phil hat geschrieben:
Ich war aber in einer Forschungsabteilung angestellt und hatte die größte Zeit für meine Dissertation. Ich hab noch nie im Leben so geschuftet, ich hatte am Schluss eine 7 Tage Woche mit täglich mehr als 10 Stunden Pensum. Vor allem wirst Du mehr als drei Jahre ein Einzelkämpfer sein.
Bei mir hätten Job und Dissertation nichts miteinander zu tun, also die Möglichkeit habe ich leider nicht...
Jetzt ist es vorbei, ich fühle mich nicht anders, keiner behandelt mich anders und vom Fachkräftemangel spüre ich persönlich, jetzt wo ich mich bewerbe, gar nichts. Die Doktorarbeit machst Du nur für einen Menschen.
Das ist der eigentliche Hauptgrund, wieso ich mich gegen eine reine Uni-Promotion sträube: Mir ist die Gefahr, den optimalen beruflichen Einstieg zum richtigen Moment zu verpassen, zu groß.
Für einen Prof. brauchst Du dann aber mindestens eine magna cum laude, oder? Also extern sich fünf Jahre durchquälen und dann ne rite bekommen, das ist extrem verschwendete Zeit und Energie.
Ich kenne jetzt die Anforderungen nicht im im Detail. Ich interessiere mich - wenn überhaupt - für eine FH-Professur; ein paar Probevorlesungen von Prof-Bewerbern habe ich mal gehört und da geht es schon letztlich um das Anwendungsknowhow. Ob jetzt ein Bewerber bevorzugt wird, weil er die bessere Berufserfahrung oder die bessere Promotion hat, weiß nicht...
Mein Tipp: Je nach Deiner Persönlichkeit (z.B. ich bin Forschertyp, mir taugt das Studentenleben, ich muss noch nicht die große Kohle verdienen, ich denke gerne nach und löse Probleme) würde ich mir ne anständige Stelle am Lehrstuhl suchen, wo gemeinsam geforscht wird. Im Endeffekt muss Dir bewusst sein, Du machst das nur, um die Wissenschaft und die Welt ein Stückchen zu verändern.
Da geht es mir leider anders... Ich bin froh, dass es vorbei ist, obwohl ich in der Regelzeit studiert habe. Die Promotion reizt mich deshalb, weil ich mal etwas für mich ganz allein machen kann. Ein Thema, das mich 100%ig interessiert, bei dem ich mich austoben kann ohne (zunächst) Abgabedruck oder so zu haben, weil die Studiengebühren sonst wieder anfallen oder Noten schlechter werden etc.

Aber danke für deine Einschätzung.
phil

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von phil »

Amalia hat geschrieben:Lieber Phil,
Daraus schließe ich den Schluss, dass Dein Vorhaben einer berufsbegleitenden Promotion Deine Chancen auf eine spätere Professur erheblichst schmälern, wenn nicht sogar ausschließt.
Hallo Amalia,

mir ist klar, dass ich durch den zeitlichen Engpass wohl nicht so flexibel bin wie die Kollegen an der Uni. Allerdings meinte mein "Mentor", dass er früher froh war, nicht jeden Tag mit der Dissertation verbringen zu müssen, sondern die Arbeit gut war, um mal abzuschalten.. bei ihm war es allerdings ein Teilzeitvergnügen, was natürlich wieder etwas anders und machbarer ist - aber trotzdem baut mich das etwas auf. Ich kenne auch einige FH-Professoren (ich hätte vll differenzieren sollen zu Beginn), die tatsächlich erst Jahre nach ihrem Studium neben dem Beruf promovierten.

Meine Einschätzung von der FH-Professur ist eben, dass es mehr auf die Praxis ankommt, v.a. um auch dementsprechend die Studenten auszubilden.
phil

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von phil »

Laplace hat geschrieben:Ich kanns mir kaum vorstellen, dass eine Informatik-Diss problemlos "nebenbei" entsteht. Ich kenne ein paar "echte" Informatiker und eine ganze Reihe "informatik-affiner" Ingenieure - und bei allen hat die Arbeit einen so großen praktischen Anteil (Entwicklung von Verfahren, Algorithmen, klassische Programmierarbeit....), dass ich mir kaum vorstellen kann, wie man das nebenbei in endlicher Zeit zu Hause machen soll. Ich hab mich schon Wochenlang mit Fehlersuche an meinem Programm beschäftigt; nach Feierabend hätte ich keinen Nerv mehr dazu. Wobei natürlich Ausnahmen immer die Regel bestätigen können...
Dass es länger dauert als eine Lehrstuhlpromotion, ist mir schon klar. Allerdings "eilt" es nicht so sehr, da es mir primär um die Chance auf eine Professur geht. Natürlich möchte ich das Teil in absehbarer Zeit abschließen. Aber darüber kann ich leider noch nicht urteilen, weil ich noch kein Thema habe... erst dann und nach dem Exposé lässt sich vll abschätzen, wohin der Weg geht.
phil

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von phil »

Mathilda hat geschrieben: In meinem Bekanntenkreis befinden sich auch einige, die extern promoviert haben und Vollzeit gearbeitet haben. Durchweg haben sie allerdings - und zwar wirklich alle - am Ende eine Auszeit für die Diss genommen. Ich übrigens auch, und das, obwohl ich zuvor als WMA am Lehrstuhl angestellt war. Neben der Vollzeit-Arbeit blieb auch dort nicht genug Zeit und v.a. Ruhe und Planbarkeit, um die Diss zu schreiben.

Wäre das für Dich denkbar?
Hallo Mathilda,

es könnte möglich sein, ja. Zumindest schätze ich die Firma so ein, dass die einem da keine Steine in den Weg legen, wenn man sich als Mitarbeiter bewährt.

Danke für den Anstoß :)
phil

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von phil »

Kaki hat geschrieben:Vielleicht sollte ich als jemand, der tatsächlich extern nebenberuflich promoviert hat (allerdings in BWL), auch mal kurz meinen Senf dazu geben.

Mein persönliches Fazit ist:
Es geht, aber es ist superanstrengend! Und mit dem Ergebnis m.c.l. bin ich voll zufrieden! Und da auch ein renommierter Verlag im BWL Bereich meine Diss verlegt hätte (nach Ansicht) denke ich, dass die Qualität nicht so unterirdisch sein kann.
Hallo Kaki,

das klingt zumindest ermutigend :)
phil

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von phil »

claudine hat geschrieben:wenn du auf eine unikarriere schielst musst du auch noch die habilitation hinterherschieben und auch an FHs (wo die profs ja keine brauchen) werden doch gern habilitierte genommen auf solchen posten.
Wie bereits gesagt, mir geht es nicht um eine Unikarriere, sondern "lediglich" um eine FH-Professur. Eine Habilitation kommt für mich aus heutiger Sicht nicht in Frage, weil ich darin keinen Mehrwert für mich als praxisorientierten Menschen sehe. Durch diesen Gedankengang denke ich auch, dass für eine Uni-Professur andere Leute wesentlich geeigneter sind als ich, da ich sonst auch nur ein verirrter Praktiker wäre ;)
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