Berufsbegleitend promovieren... (Promotion neben Beruf)

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)

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Bolero

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Bolero »

bioldoktorandin hat geschrieben: Promovieren neben Vollzeitjob....tststs....So langsam habe ich echt immer mehr das Gefühl, dass unser Fachbereich der einzige ist, dessen Promotion den Namen auch verdient. :lol: .. zusammen mit den Chemikern und vielleicht noch ein paar wenigen anderen Gruppen..
<ironie=on>
Komisch. Ich als Informatiker habe von Euch den gleichen Eindruck. Wen interessiert eigentlich so ein irrelevantes, dickes Versuchsprotokoll? :lol: Hauptsache ihr macht was spezialisiertes, was niemanden interessiert und keiner versteht, kein Mehrwert bringt, "schafft" nix (neues), stupide wird ausgewertet, Computer können so etwas auch. So lange ihr nicht aufgebt, habt ihr den Titel in der Tasche, bei anderen Fachrichtungen kann wenigstens eine Theorie nicht aufgehen etc.

Also sorry, wir Informatiker sind nicht der Feind. Wenn, dann muss man schon gemeinsam auf den Dr. med. losgehen, der hat's ja scheinbar so einfach ...
<ironie=off>
Bolero

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Bolero »

phil hat geschrieben: Nun wollte ich euch erfahrenen Doktoranden und Doktoren mal fragen: Wäre es - prinzipiell - möglich, in absehbarer Zeit neben einem Fulltime-Job zum promovieren? Dass das Ganze nicht in 3 Jahren klappen wird, ist mir bewusst... aber andere schafften das auch schon und die sind wesentlich älter, seelisch weiter weg von der Uni und haben zusätzlich noch Familie und vll auch mehr Verantwortung im Job. Natürlich ist mir aber auch die Gefahr von Burnout bekannt und darauf habe ich in jungen Jahren auch keine Lust...
Hallo Phil,

ich hatte vor zwei Wochen Rigorosum (Informatik). Mein Doktorvater hat eine Ansprache gehalten und lobend herausgestellt, dass ich erst der zweite externe Doktorand bin, der es geschafft hat. Der erste externe Doktorand liegt 15 Jahre zurück. Wir sind aber eine große Universität und unser Lehrstuhl ist der größte, mein Doktorvater nimmt auch externe Doktoranden. Bei diesen ist die Motivation am Anfang immer groß, später sieht man diese immer weniger.

Ich war aber in einer Forschungsabteilung angestellt und hatte die größte Zeit für meine Dissertation. Ich hab noch nie im Leben so geschuftet, ich hatte am Schluss eine 7 Tage Woche mit täglich mehr als 10 Stunden Pensum. Vor allem wirst Du mehr als drei Jahre ein Einzelkämpfer sein.

Jetzt ist es vorbei, ich fühle mich nicht anders, keiner behandelt mich anders und vom Fachkräftemangel spüre ich persönlich, jetzt wo ich mich bewerbe, gar nichts. Die Doktorarbeit machst Du nur für einen Menschen.

Es gibt auch Doktorarbeiten, deren Niveau unterirdisch ist. Das ist auch abhängig vom Lehrstuhl. Jedoch darfst Du eines nicht vergessen: wenn Du am Lehrstuhl Sklavenarbeit machst, dann ist Dein DV vielleicht eher gewillt, Dir vor Beendigung einen Titel zu geben. Als externer hast Du es schwerer, auch ist vielleicht die Notengebung nicht ganz so gut. Für einen Prof. brauchst Du dann aber mindestens eine magna cum laude, oder? Also extern sich fünf Jahre durchquälen und dann ne rite bekommen, das ist extrem verschwendete Zeit und Energie.

Mein Tipp: Je nach Deiner Persönlichkeit (z.B. ich bin Forschertyp, mir taugt das Studentenleben, ich muss noch nicht die große Kohle verdienen, ich denke gerne nach und löse Probleme) würde ich mir ne anständige Stelle am Lehrstuhl suchen, wo gemeinsam geforscht wird. Im Endeffekt muss Dir bewusst sein, Du machst das nur, um die Wissenschaft und die Welt ein Stückchen zu verändern.
Amalia

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Amalia »

Lieber Phil,
ich bin zwar in einem ganz anderen Fach unterwegs. Aber zwei Aussagen und eine Schlussfolgerung traue ich mir trotzdem zu.

- berufsbegleitende Promotionsvorhaben haben signifikant höhere Abbrecherquoten. (s. Boleros Post)
- die Qualität der berufsbegleitenden erstellten Promotionen ist im Schnitt niedriger als bei Vollzeit Projekten, die direkt am Lehrstuhl entstanden sind.

Daraus schließe ich den Schluss, dass Dein Vorhaben einer berufsbegleitenden Promotion Deine Chancen auf eine spätere Professur erheblichst schmälern, wenn nicht sogar ausschließt.

Alles Gute
A.
Rosine

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Rosine »

Gehacke: :roll:

Ich kann den Provokationsfaktor nachvollziehen und fand die Ansage auch daneben, aber dann gleich auf einen ganzen Fachbereich zurückhauen :shock:

Sorry, Phil, dass das jetzt nichts zum Thema war.
hot_chocolate

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von hot_chocolate »

Also sorry, wir Informatiker sind nicht der Feind. Wenn, dann muss man schon gemeinsam auf den Dr. med. losgehen, der hat's ja scheinbar so einfach ...
Also Bolero, über den Dr. med. fangen wir hier lieber gar nicht an zu reden, der zählt nicht ... :wink:

Ich promoviere auch in den Biowissenschaften und da ist man zwar offiziell nur zu 50 % angestellt, aber arbeiten tut man eher 150 %. Also ich bekomme da nicht mal mehr nen Nebenjob unter, weil ich zum Teil auch an den Wochenenden ins Labor muss und irgendwann möchte man ja auch mal Freizeit haben.
Laplace

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Laplace »

Ich kanns mir kaum vorstellen, dass eine Informatik-Diss problemlos "nebenbei" entsteht. Ich kenne ein paar "echte" Informatiker und eine ganze Reihe "informatik-affiner" Ingenieure - und bei allen hat die Arbeit einen so großen praktischen Anteil (Entwicklung von Verfahren, Algorithmen, klassische Programmierarbeit....), dass ich mir kaum vorstellen kann, wie man das nebenbei in endlicher Zeit zu Hause machen soll. Ich hab mich schon Wochenlang mit Fehlersuche an meinem Programm beschäftigt; nach Feierabend hätte ich keinen Nerv mehr dazu. Wobei natürlich Ausnahmen immer die Regel bestätigen können...
Mathilda

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Mathilda »

Hi Phil,

mit dem berufsbegleitenden Promovieren, das ist so eine Sache. Es geht schon "irgendwie", denke ich mir - schließlich scheint es ja bei manchen zu klappen :wink:

In meinem Bekanntenkreis befinden sich auch einige, die extern promoviert haben und Vollzeit gearbeitet haben. Durchweg haben sie allerdings - und zwar wirklich alle - am Ende eine Auszeit für die Diss genommen. Ich übrigens auch, und das, obwohl ich zuvor als WMA am Lehrstuhl angestellt war. Neben der Vollzeit-Arbeit blieb auch dort nicht genug Zeit und v.a. Ruhe und Planbarkeit, um die Diss zu schreiben.

Wäre das für Dich denkbar?

Schöne Grüße
Mathilda
Kaki

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von Kaki »

Vielleicht sollte ich als jemand, der tatsächlich extern nebenberuflich promoviert hat (allerdings in BWL), auch mal kurz meinen Senf dazu geben.

Mein persönliches Fazit ist:
Es geht, aber es ist superanstrengend! Und mit dem Ergebnis m.c.l. bin ich voll zufrieden! Und da auch ein renommierter Verlag im BWL Bereich meine Diss verlegt hätte (nach Ansicht) denke ich, dass die Qualität nicht so unterirdisch sein kann.

Von den fünf Jahren, in denen ich tatsächlich geschrieben habe, habe ich habe allersdings ein Jahr gehabt, in dem ich den Freitag vormittag frei hatte - und in dieser Zeit habe ich mehr geschafft als sonst in drei Tagen Urlaub - ich schaffe bei wenig vorhandener Zeit relativ mehr als bei viel Zeit... Ansonsten habe ich Vollzeit gearbeitet (bzw. ein Jahr Babypause gehabt, in dem ich gar nichts geschafft habe - das Kind hat tagsüber nie geschlafen).

Mein Prof hat mich mein Tempo selbst bestimmen lassen, wenn ich mal nicht weitergekommen bin, haben mir Gespräche mit ihm sehr geholfen wie auch Präsentation vor den anderen Doktoranden. Da er viele externe Doktoranden hat, hat mein DV eine gute Mischung aus Freiheit und Betreuung hinbekommen - ohne wäre es nicht gegangen.

Ebenfalls hilfreich war, dass ich in der Firma Ressourcen wie Drucker und Computer nutzen dürfte - so habe ich in so mancher Mittagspause online recherchiert. Geht auch.

Und last but not least - ohne die Unterstützung meines Partners, der mir oft am Wochenende das Kind abgenommen hat bzw alleine was mit ihm unternommen hat, damit ich arbeiten konnte, wäre es gar nicht gegangen.

Trotz allem - es hat sich gelohnt :dr) !

Viele Grüße
Kaki
claudine

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von claudine »

wenn du auf eine professur schielst musst du an einer uni promovieren, gerade wenn du vorhast erstmal einige jahre in der industrie zu arbeiten. wie willst du denn an die wissenschaftlichen kontakte kommen und genuegend paper schreiben, damit du ueberhaupt ein passabler bewerber fuer eine professur wirst? wenn du auf eine unikarriere schielst musst du auch noch die habilitation hinterherschieben und auch an FHs (wo die profs ja keine brauchen) werden doch gern habilitierte genommen auf solchen posten.

gutes industriegehalt und gleichzeit irgendwie eine wissenschaftliche karriere so voranzutreiben geht eigentlich nicht.
phil

Re: Berufsbegleitend promovieren...

Beitrag von phil »

Bolero hat geschrieben:
phil hat geschrieben:
Ich war aber in einer Forschungsabteilung angestellt und hatte die größte Zeit für meine Dissertation. Ich hab noch nie im Leben so geschuftet, ich hatte am Schluss eine 7 Tage Woche mit täglich mehr als 10 Stunden Pensum. Vor allem wirst Du mehr als drei Jahre ein Einzelkämpfer sein.
Bei mir hätten Job und Dissertation nichts miteinander zu tun, also die Möglichkeit habe ich leider nicht...
Jetzt ist es vorbei, ich fühle mich nicht anders, keiner behandelt mich anders und vom Fachkräftemangel spüre ich persönlich, jetzt wo ich mich bewerbe, gar nichts. Die Doktorarbeit machst Du nur für einen Menschen.
Das ist der eigentliche Hauptgrund, wieso ich mich gegen eine reine Uni-Promotion sträube: Mir ist die Gefahr, den optimalen beruflichen Einstieg zum richtigen Moment zu verpassen, zu groß.
Für einen Prof. brauchst Du dann aber mindestens eine magna cum laude, oder? Also extern sich fünf Jahre durchquälen und dann ne rite bekommen, das ist extrem verschwendete Zeit und Energie.
Ich kenne jetzt die Anforderungen nicht im im Detail. Ich interessiere mich - wenn überhaupt - für eine FH-Professur; ein paar Probevorlesungen von Prof-Bewerbern habe ich mal gehört und da geht es schon letztlich um das Anwendungsknowhow. Ob jetzt ein Bewerber bevorzugt wird, weil er die bessere Berufserfahrung oder die bessere Promotion hat, weiß nicht...
Mein Tipp: Je nach Deiner Persönlichkeit (z.B. ich bin Forschertyp, mir taugt das Studentenleben, ich muss noch nicht die große Kohle verdienen, ich denke gerne nach und löse Probleme) würde ich mir ne anständige Stelle am Lehrstuhl suchen, wo gemeinsam geforscht wird. Im Endeffekt muss Dir bewusst sein, Du machst das nur, um die Wissenschaft und die Welt ein Stückchen zu verändern.
Da geht es mir leider anders... Ich bin froh, dass es vorbei ist, obwohl ich in der Regelzeit studiert habe. Die Promotion reizt mich deshalb, weil ich mal etwas für mich ganz allein machen kann. Ein Thema, das mich 100%ig interessiert, bei dem ich mich austoben kann ohne (zunächst) Abgabedruck oder so zu haben, weil die Studiengebühren sonst wieder anfallen oder Noten schlechter werden etc.

Aber danke für deine Einschätzung.
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