Alleinerziehend: Kind, Arbeit, Haushalt und Doktorarbeit?

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)
Ephedra

Alleinerziehend: Kind, Arbeit, Haushalt und Doktorarbeit?

Beitrag von Ephedra »

Hallo Zusammen,

ich bin neu hier und weiß nicht so recht weiter, stecke gerade in einem ziemlichen Motivationstief.

Ich bin Alleinerziehend. Mein Sohn ist geade 3 geworden. Als er 1 Jahr alt war habe ich mit viel Glück eine halbe Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Fach Mathematik ) und einen Kitaplatz bekommen.
Das erste Jahr war die Hölle. Der Kleine weckte mich jeden morgen um 6 Uhr. von 8 bis 16 Uhr ging er in die Kita, ich zur Arbeit, musste viel lernen und Übungsgruppen halten, dann ab 16 Uhr war der Kleine dran, Haushalt, einkaufen, Erledigungen, etc.. dann nachts schlief der Kleine nicht, weckte mich alle 2 Stunden.
Er war dauernd krank. Durchwachte Nächte mit Pseudokruppanfällen... das ganze endete dann darin, dass sich der Schlafmangel verselbstständigte und ich selber nicht mehr schlafen konnte.

Ich bekam eine Mutter-Kind-Kur die uns sehr geholfen hat.
In Sachen Forschung hatte ich bis dato allerdings noch nichts geschafft und das ist leider bis heute so.. :(

Zwar schläft der Kleine Nachts inzwischen endlich durch, aber ich nutze jedes bisschen Freizeit was ich ergattern kann für mich.
Im Urlaub kann ich auch nichts machen, da dann ja auch der Kleine da ist und im Sommer muss ich immer 3 Wochen Urlaub nehmen, weil dann die Kita zu ist.

Ich weiß nicht so recht was ich tun soll, mir ist inzwischen einfach alles zu viel.
Ich glaube nicht, dass ich die Promotion schaffe und wenn ich da nicht langsam mal anfange wird mein Vertrag irgendwann nicht mehr verlängert.

Das schlimmste ist, dass ich momentan zwar etwas Zeit hätte, aber ich kann sie einfach nicht nutzen, habe überhaupt keinerlei Motivation.

Hat jemand von Euch einen Rat für mich?
Michi

Re: Alleinerziehend: Kind-Arbeit-Haushalt und Doktorarbeit?

Beitrag von Michi »

hallo Ephedra,

das hört sich nach einer schwierigen Situation an!
Meine Situation ist wesentlich komfortabler als Deine, aber ich versuche es dennoch mal:

Du hast leider nicht geschrieben, wie weit Du mit der Diss bist... Steht das Konzept plus Grobgliederung. Hast Du vielleicht schon was geschrieben? Wenn Du schon etwas hast, dann versuch doch einfach mal ein Kapitel zunehmen und es mit ein paar Stichpunkten zu füllen. Mir hat das geholfen, wenn ich ein Motivationstief hatte. Überleg Dir, wie Du das Kapitel gliedern willst.

Ich würde Dir empfehlen, kleine Brötchen zu backen... Als ich mir vorgenommen habe, dass ich jetzt "die Diss" schreibe, hat mich das eher abgelenkt/blockiert. Dann habe ich mein Vorgehen geändert und mir vorgenommen, dass ich jetzt dieses Kapitel oder Unterkapitel bearbeite. Damit hat das Schreiben bei mir leicht funktioniert.
Selbst wenn man mal nicht gleich losschreibt, fülle Deine Dokumente und Du wirst sehen, dass Du voran kommst. Dann lässt sich das vielleicht auch alles (Kind, Arbeit usw.) besser unter einen Hut bringen... Viele dieser Dinge kannst Du sicher auch machen, wenn der Kleine schläft...

Ich hoffe, dass ich Dir vielleicht etwas helfen konnte!
Ich wünsche Dir auf alle Fälle viel Erfolg: Du schaffst das schon... :D
Ephedra

Re: Alleinerziehend: Kind-Arbeit-Haushalt und Doktorarbeit?

Beitrag von Ephedra »

Danke für Deine Antwort.

Leider habe ich im Grunde noch gar nichts. Der Prof hatte mir bisher mal etwas gegeben was ich mir mal ansehen sollte.
Es wurde zwar mal ein Thema festgelegt aber das wurde schon ein paar mal wieder verworfen und irgendwie ging das dann alles immer unter der ganzen Arbeit für die Lehre unter.

Abends wenn der Kleine schläft ( das ist oft erst um 20-21 Uhr) kann ich mich nicht mehr wirklich konzentrieren.
An Wochenenden schlafe ich sogar mittags mit dem Kleinen zusammen weil es so anstrengend ist. Ich bin dann immer total platt.

Neulich hatte ich mir extra einen Tag Urlaub genommen um den Gebrutstag des Kleinen vorzubereiten. Ich musste noch einen Kuchen backen, aber es ging einfach gar nichts mehr. Ich lag auf der Couch und konnte nichts tun. Ich kann das gar nicht erklären. Es ging einfach nicht.

Irgendwie habe ich das Gefühl ich schlittere auf einen Burn Out zu... :(
Amalia

Re: Alleinerziehend: Kind-Arbeit-Haushalt und Doktorarbeit?

Beitrag von Amalia »

Liebe Ephedra,
erstmal Hut ab, vor dem was Du bisher geschafft hast! Alleinerziehend und berufstätig. Ich wäre damit vollkommen ausgelastet und mit meiner Diss keine Zeile weiter als du.

Ich habe (noch) keine eigenen Kinder, aber aus der Beobachtung in meiner unmittelbaren Umgebung, weiß ich, dass Kinder sehr, sehr sensibel auf die psychische Lage ihrer Eltern reagieren. Besonders ausgeprägt scheint dies bei Kindern von Alleinerziehenden, da sie von einer einzigen Bezugsperson abhängig sind. Geht es der Mutter schlecht, macht der Kleine Terror, weshalb die Mutter nicht zur Ruhe kommt, weshalb…. Man ist ganz, ganz schnell in einem Teufelskreis. Ich würde Dir deshalb raten, zunächst dafür zu Sorgen, dass es Dir besser geht. Was genau Dir jetzt hilft, weißt nur du. Stell Dich selbst und Dein Wohlergehen in den Mittelpunkt Deiner Überlegungen, nicht die Diss. Denk in Ruhe darüber nach und ziehe auch radikale Lösungen in Betracht.
Ich wünsche Dir alles Gute!
A.
Zuletzt geändert von Amalia am 16.06.2010, 16:37, insgesamt 1-mal geändert.
saxomanix

Re: Alleinerziehend: Kind-Arbeit-Haushalt und Doktorarbeit?

Beitrag von saxomanix »

Hallo,
mhh ich wuerde an deiner Stelle aufpassen, dass die ganze Sache nicht im Burnout endet. hast du denn nicht irgendwie Verwandte oder Freunde, die dir dein Kind an einem festen Abend ein paar Stunden abnehmen können (ggf damit du auch mal Zeit fuer dich nutzen kannst?). Gerade dieses "auf dem Sofa sitzen und nichts geht mehr" klingt fuer mich gefährlich nach einer Vorstufe von Burn out, du solltest bei allem Ergeiz ja dich selbst nicht aus den Augen verlieren. Willst du die Promotion denn auf jeden Fall und auf Teufel komm raus? Ich meine, ab und an wäre es vielleicht gescheit, sich zu ueberlegen, ob man das wirklich braucht und wo die Prioriäten liegen. Ich wuerde z.b. dann lieber einen "normalen" Job haben, wo ich aber weiss, dass ich abends auch Zeit mit den Luetten verbringen kann und nicht komplett ausbrenne. In meinen augen ist die Kombi Kind und Promotion schon mit Partner und zusätzlicher Hilfe echt hart, ist man dann alleine, wird das ja nicht leichter.
LG Saxomanix
Jaja

Re: Alleinerziehend: Kind-Arbeit-Haushalt und Doktorarbeit?

Beitrag von Jaja »

Liebe Ephedra,

Nun möchte ich doch auch meinen bescheidenen Kommentar abgeben. Erstmal Hut ab davor ein Kind allein zu erziehen. :prost: Ich glaube, man bekommt nicht genug Anerkennung dafür, dass man diese Verantwortung allein trägt und sich eben keine Schwächen (meint) erlauben darf (zu dürfen). Ich finde daher mehr als gut, dass du dir die wenige Zeit, die dir bleibt für dich nimmst! Irgendwann musst du ja wenigstens ein paar Energien schöpfen.

Wie saxomanix schon schrieb, das auf dem Sofa hängen und nicht mehr können ist ein absolutes Warnsignal für einen Burnout, meiner Meinung ist das schon der Burn Out. Du schreibst die Kur hat Euch gut getan, aber hat man Euch auch geholfen, Euren Alltag danach anders zu organisieren? Einmal 6 Wochen Verwöhnung, schön und gut, was Du aber dann wirklich gebraucht hättest und wohl nicht bekommen hast, sind Hilfen im Alltag. Bevor Du überhaupt an Deine Diss denken kannst und Dir gegebenenfalls überlegen kannst, ob sie wirklich Dein Traumziel ist, solltest Du Dich an Hilfsstellen wenden. Ich wohne leider nicht in D, aber nehme mal an, dass es dort auch Alleinerziehendenkreise (z.B. in der Kirchengemeinde, Studentengemeinden oder frag mal beim Asta) gibt, die Dich mit Adressen versorgen können.
Z.B. könnte ich mir vorstellen, dass Dir schon helfen könnte regelmässig einen Babysitter im Haus zu haben, der den Kleinen beschäftigt, während Du in Ruhe (ganz wichtig) HH machst, kochst, duscht oder um die Ecke einkaufen gehst ohne Kind. Auch dem Kleinen wird das stressfreie Zeit geben und ihn beruhigen.

Ich habe drei Kinder, eine volle Stelle, aber einen Mann - also in Alarmsituationen einen Back-Up, das nimmt viel Stress weg (auch für die Kinder, sie können eben der gestressten und nöligen Mama aus dem Weg gehen)

Verlang nicht das Unmögliche von Dir allein, bitte um Hilfe und sprich auch einmal mit Deinem DV klar die Situation an. Wie ernst ist ihm denn Deine Diss? Kann er Dir vielleicht helfen eine Stipendium zu bekommen?

Aber erstmal hole Dir Hilfe für den Alltag, mit oder ohne Diss. Ich wünsche Dir alles Gute! :trost:
saxomanix

Re: Alleinerziehend: Kind-Arbeit-Haushalt und Doktorarbeit?

Beitrag von saxomanix »

mir fällt grade ein, dass es eine Stifung fuer Doktorantinnen mit Kindern gibt, die bezahlen u.a. Haushaltshilfen usw....ich such mal, ob mir der Name einfällt...
saxomanix

Re: Alleinerziehend: Kind-Arbeit-Haushalt und Doktorarbeit?

Beitrag von saxomanix »

habs, da gibt es recht viele je nachdem, an welcher uni du bist...mal googlen, nachfragen, informieren...

http://www.ph-ludwigsburg.de/fileadmin/ ... _Lange.pdf

http://www.cnv-stiftung.de/content/vorhaben.html
Sebastian
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Re: Alleinerziehend: Kind-Arbeit-Haushalt und Doktorarbeit?

Beitrag von Sebastian »

Uff, das klingt wirklich nach vollen Tagen, auch von mir meinen Respekt!
Hast Du Dir mal einen Überblick verschafft, wieviel Zeit Du für Deine verschiedenen Aufgaben, Pflichten und Bedürfnisse hast?
  • Halbe Stelle an der Uni sagst Du - bleibt es denn stundenmäßig dabei? Ich nehme an, das die Arbeit an der Diss dort nicht mitbezahlt ist, sondern nur Gelegenheit zur Promotion (auf eigene Kosten etc.) gegeben ist? Andererseits hast Du Sorge, dass ohne Diss nicht verlängert wird - also doch eine Pflicht?
  • Deine Zeit für's Kind - muß sein, nicht zu knapp
  • Deine Zeit für Dich - muß auch sein
Wieviel Zeit bleibt denn danach laut Plan noch übrig für eine Diss?
So wie es klingt, muß dort irgendwo noch kräftige Unterstützung kommen, damit die Rechnung überhaupt aufgeht. Mit Zeiten zwischendurch, die nur zufällig so anfallen, finde ich die Erstellung einer Diss sehr schwierig. Erst recht, wenn man noch so am Anfang steht, wie Du es schreibst.
Ich würde mir überlegen, ob Du das wirklich alles parallel betreiben mußt und möchtest. Mit den Aufgaben Kind + Beruf (halbtags) kann man gut ausgelastet sein, nicht umsonst wird im Unterhaltsrecht erst ab 3 Jahren eine Pflicht der Mutter zur Aufnahme einer (ggf. reduzierten!) Berufstätigkeit angenommen - ohne Diss.
Was genau versprichst Du Dir von der Dissertation? Bringt sie Dich beruflich weiter?

Ich drück Dir die Daumen für die richtige Entscheidung!

Sebastian

P.S.: Die oben schon per Link erwähnte Christiane Nüsslein-Volhard-Stiftung hat sich speziell des Themas Mütter in der Forschung angenommen, klingt weiterhin nach dem besten Tipp.
Ephedra

Re: Alleinerziehend: Kind, Arbeit, Haushalt und Doktorarbeit

Beitrag von Ephedra »

Vielen Dank für die vielen Antworten. :)

Ich werde mir die Links gleich mal anschauen.

Ihr habt recht, mein Sohn merkt ganz genau wenn es mir nicht gut geht.
Ich habe auch ein ziemlich schlechtes Gewissen deswegen.

Die Kur war leider nur 3 Wochen, letztes Jahr im März, aber sie hat echt geholfen. Ich wünschte ich könnte noch eine machen aber man bekommt dir nur alle 4 Jahre. -_-

Ja es ist genau so, es werden 20 Stunden bezahlt aber erwartet wird schon mehr.

Zur Zeit mach ich in allen Bereichen nur noch das aller Notwendigste und habe das Gefühl, dass das nicht gut ist.
Vielleicht ist es besser eine oder zwei Sachen zu machen, aber dafür richtig?
Blos ich weiß echt nicht wo ich reduzieren soll. Eine Haushaltshilfe wäre natürlich toll... falls das irgendwie geht durch ein Stipendium?

Allerdings so einen Job wie jetzt werde ich in der freien Wirtschaft niemals finden. Die Kita ist direkt in der Nähe und in Notfällen kann ich fast immer gehen. (Wenn die Kita mal wieder anruft, dass der Kleine Fieber hat etc.)
Meine Eltern nehmen den Kleinen wenn er krank ist. Leider ist er im Winter so oft krank, dass ich ohne die Hilfe meiner Eltern gar nicht arbeiten könnte. Die Fehlzeiten würden alles überschreiten.

Ich überlege hier mal eine der Beratungsstellen aufzusuchen. Vielleicht kann mir dort jemand helfen meine Ziele zu sortieren.
Wenn ich darüber nachdenke was ich eigentlich will und was machbar ist dann stoße ich immer nur auf ein unüberblickbares Chaos und finde keine Antworten.
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