Nächste Station: FH-Professur?

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
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oclock
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Nächste Station: FH-Professur?

Beitrag von oclock »

Hallo,

ich möchte mich demnächst auf eine Stelle als FH professor bewerben. Sie ist noch nicht ausgeschrieben, aber bis mitte des Jahres soll die Ausschreibung erscheinen. Sie wird vermutlich ziemlich gut zu meinem Profil passen (fachlich).

Kurz zu mir:
Bin 38. Meine Ausbildung/Beruflichen Stationen: Studium->Industrie->Uni->Forschungsinstitut->Promotion->Stellv. AL. Nebenbei habe ich seit mehreren Jahren einen Lehrauftrag an einer Uni für ein Seminar, betreue Studenten, halte Vorträge (Workshops/Konferenzen, aber auch bei Fortbildungsveranstaltungen) und habe ehrenamtlich mit Schülern zu tun.

Hier mal ein paar Fragen, die mir durch den Kopf rumschwirren:

* Sind das gute Voraussetzungen, um eine Einladung zu bekommen?

* Vor allem der Aspekt "Lehrtätigkeit" bereitet mir Sorgen. Ist das ausreichend was ich diesbezgl. vorzuweisen habe?
Da die Ausschreibung noch nicht erschienen ist: Sollte ich die FH auf gut Glück kontaktieren, um für das nächste Semster einen Lehrauftrag für eine eigene kleine Vorlesung zu erhalten? Oder ist das jetzt zu spät, weil sich diese Tätigkeit mit dem Erscheinen der Ausschreibung überschneiden wird und wie "einschleimen" aussehen könnte?

* Wie bekommt ihr Lehraufträge und Beruf unter einen Hut? Stellt euch der Arbeitgeber frei? Nehmt ihr Urlaub? Haltet ihr die Vorlesungen Abends? Mein Seminar wird vom Arbeitgeber unterstützt, da an der angeschlossenen Uni. Bei einer Veranstaltung an einer anderen Institution wäre er vermutlich nicht so glücklich.

* Habt ihr evtl. nocht Tips&Tricks, um die Chancen eingeladen zu werden etwa zu steigern? Sind zum Beispiel Dienstleister, die Anschreiben/Lebenslauf einer Bewerbung prüfen und 'optimieren' zu empfehlen? Kennt ihr da seriöse unternehmen?

Danke für jede Antwort :-)
Zuletzt geändert von oclock am 15.05.2017, 22:50, insgesamt 1-mal geändert.
itsme

Re: Nächste Station: FH-Professur?

Beitrag von itsme »

oclock hat geschrieben:
* Sind das gute Voraussetzungen, um eine Einladung zu bekommen?
:D Das ist doch fishing for compliments, oder? Ich weiß von FH-Professuren, die für deutlich weniger vergeben wurden (einmal sogar ohne abgeschlossene Promotion und einmal mit einer sehr freien Auslegung von "Berufserfahrung außerhalb der Universität"). Was vllt. im Auge zu behalten ist: Bei den Bedingungen, die für FH-Professuren genannt werden, handelt es sich erstens um Festlegungen des jeweiligen Bundeslandes und zweitens um Soll-Bestimmungen. D.h. du hast einen eingebauten Vorteil gegenüber anderen Kandidaten, wenn du die Bedingungen erfüllst, solltest aber nicht aus den Augen verlieren, dass die Berufungskommissionen einen beträchtlichen Ermessensspielraum haben. Wenn ein anderer Kandidat z.B. die Probelehrveranstaltung rockt, dann kann es passieren, dass dir der besser passende CV nichts bringt. Deswegen lohnt ein kritischer Blick auf die Fähigkeiten zur Selbstpräsentation: Wie steht es um deine didaktischen Kompetenzen? Kannst du nur frontale Lehre oder kannst du auch Edutainment (kurzweilige Seminare mit gaaanz viel Interaktion und bunten Hand-Outs)? Wie steht es um deine rhetorischen Fähigkeiten? Bringst du die Berufungskommission dazu, an deinen Lippen zu hängen? Umgangsformen? Ein Vorstellungsgespräch ist Stress genug, eine Berufungskommission kann der wahre Horror werden.
Vor allem der Aspekt "Lehrtätigkeit" bereitet mir Sorgen. Ist das ausreichend was ich diesbezgl. vorzuweisen habe?
Da die Ausschreibung noch nicht erschienen ist: Sollte ich die FH auf gut Glück kontaktieren, um für das nächste Semster einen Lehrauftrag für eine eigene kleine Vorlesung zu erhalten? Oder ist das jetzt zu spät, weil sich diese Tätigkeit mit dem Erscheinen der Ausschreibung überschneiden wird und wie "einschleimen" aussehen könnte?
S.o.: Auch Lehrerfahrung ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung. Es schadet sicher nicht, wenn du das Angebot machst, in Vorleistung zu gehen und entsprechende Fähigkeiten zu demonstrieren. An "einschleimen" hätte ich dabei nicht gedacht (und ich glaube auch nicht, dass es schadet, wenn deutlich wird, dass du dan der späteren Ausschreibung interessiert bist - du gehst ja beleibe nicht davon aus, dass die Berufung eine Selbstverständlichkeit sein wird). Falls noch nicht ausreichend Lehrerfahrung da ist. könnte auch ein Seminar in Hochschuldidaktik nützlich sein. Die Ausschreibungen sehen ganz häufig entsprechende Belege als Ergänzung oder sogar Ersatz für die tatsächliche Lehrerfahrung vor.
* Wie bekommt ihr Lehraufträge und Beruf unter einen Hut? Stellt euch der Arbeitgeber frei? Nehmt ihr Urlaub? Haltet ihr die Vorlesungen Abends? Mein Seminar wird vom Arbeitgeber unterstützt, da an der angeschlossenen Uni. Bei einer Veranstaltung an einer anderen Institution wäre er vermutlich nicht so glücklich.
Sind deine Arbeitszeiten so festgelegt, dass die zweistündige Abwesenheit problematisch wäre? Und: Bist dur dir sicher, dass dein AG das nicht so gerne sähe? Denn aus deren Sicht gewinnen sie einen potentiellen Kooperationspartner mit "Prof." auf der Visitenkarten - vllt. vorsichtig nachfragen?
* Habt ihr evtl. nocht Tips&Tricks, um die Chancen eingeladen zu werden etwa zu steigern? Sind zum Beispiel Dienstleister, die Anschreiben/Lebenslauf einer Bewerbung prüfen und 'optimieren' zu empfehlen? Kennt ihr da seriöse unternehmen?
Ich persönlich sehe die Dienstleister zweispältig und würde dir empfehlen, gezielt einen zu suchen, der sich auf wissenschaftliche Bewerbungen spezialisiert hat. Die Diskrepanzen zwischen den Branchen sind riesig und jemand, der z.B. selbst aus der Kreativ-Branche kommt, kann da verunsichernd bis schädlich sein. Und auch "optimieren" definiert jeder anders. Meinem persönlichem Empfinden nach fährt man bei einer wissenschaftlichen Bewerbung am Besten, wenn man genau die Prinzipien anwendet, die auch für das wissenschaftliche Arbeiten wichtig sind: Wahrhaftigkeit, Struktur, Reflektion - und keine falsche Bescheidenheit. Glaubst du wirklich, dass jemand anderes dir sagen kann, welche Stationen in deinem Lebenslauf du als besondere Erfolge betonen solltest? Und alles andere kann die Rechtschreibkontrolle genauso gut. Gutes Gelingen!
oclock
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Re: Nächste Station: FH-Professur?

Beitrag von oclock »

itsme hat geschrieben:
oclock hat geschrieben:
* Sind das gute Voraussetzungen, um eine Einladung zu bekommen?
:D Das ist doch fishing for compliments, oder?
Nein, nein :-) Tut mir leid, wenn das so rüber kam. Um mal das hervorzuheben, was mir sebst an meinem Lebenslauf auffällt, wenn ich ihn selbst auf Eignung für die Stelle bewerten müsste:
- Der Lebenslauf ist nicht ganz 'gradlinig' (Diplom -> Industrie -> Uni -> Forschungsinstitut)
- Promotion durch die Umwege erst mit 36 abgeschlossen
- Lehraufträge vorhanden, aber nur für ein Seminar und keine richtigen Vorlesungen
- Derzeitige Tätigkeit 'nur' in einem Forschungsinstitut und nicht in der Industrie
- Keine Führungsposition

Man kann aber alles positiv oder negativ auslegen. Das hängt dann vermutlich auch von dem Menschen ab, der sich meine Bewerbung ansieht.

Übrigens habe ich mich vor 4 Monaten bereits auf eine Stelle beworben, auf die ich fachlich auch sehr gut gepasst hätte. Ich habe bis heute keine Einladung/Feedback erhalten. Wäre ich so interessant, hätten sie mich zumindest mal eingeladen. Von daher möchte ich die nächste Bewerbung überzeugender gestalten und such deswegen nach Hilfe.

[...]Seminar in Hochschuldidaktik nützlich sein. Die Ausschreibungen sehen ganz häufig entsprechende Belege als Ergänzung oder sogar Ersatz für die tatsächliche Lehrerfahrung vor.
Danke für diesen Tip. Werde mich mal umhören wann/wo/ob das hier irgendwo angeboten wird.
Sind deine Arbeitszeiten so festgelegt, dass die zweistündige Abwesenheit problematisch wäre?
Sie sind schon relativ fix, aber das Nacharbeiten wäre wohl das geringste Problem, denke ich.
Bist dur dir sicher, dass dein AG das nicht so gerne sähe?
Da das kein Geld in die Kassen spült, ist das erstmal Zeitverschwendung, die der Abteilung nix bringt.
Denn aus deren Sicht gewinnen sie einen potentiellen Kooperationspartner mit "Prof." auf der Visitenkarten - vllt. vorsichtig nachfragen?
Ja, ich sollte das wohl ansprechen. Ich will aber auch keine schlafenden Hunde wecken.
Glaubst du wirklich, dass jemand anderes dir sagen kann, welche Stationen in deinem Lebenslauf du als besondere Erfolge betonen solltest? Und alles andere kann die Rechtschreibkontrolle genauso gut.
Das nicht, aber evtl. entdecken sie Ungereimtheiten oder Sachverhalte, die ich nicht gut dargestellt habe, bzw. können generell beurteilen, wie sich mein Lebenslauf/Anschreiben so ließt. Nobody is perfect und ich schon gar nicht :-)
Gutes Gelingen!
Danke sehr!
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