FH-Professur - Ablauf der Probevorlesungen

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
Richard

Re: FH-Professur - Ablauf der Probevorlesungen

Beitrag von Richard »

Die Besetzung einer sog. FH-Professur ist nicht weniger mit "Vitamin B" behaftet als im Uni-Bereich. Auf Leistungen kommt es nicht an. Die Performance im Vorsingen spielt auch keine Rolle. Die Entscheidung ist im Vorfeld längst gefallen. Nach Belieben werden Leute genommen, oftmals entscheidet die Willkür des Vorsitzenden. Sehr gute Bewerber und damit Konkurrenten der Etablierten oder potentielle Platzhirsche werden gar nicht zum Verfahren eingeladen, erhalten dann nach 9 Monaten bis 2 Jahren eine Absage. Wer in Kommissionen gesessen hat, der kann dies bestätigen. Die Verfahren sind zu 99,5% verseucht und intransparent, eine echte Leistungsauswahl findet nicht statt, auch wenn die Genommenen dies meinen. Sie können ja auch nicht hinter den Vorhang schauen und wissen ja gar nicht, welche Leute schon im Vorfeld aussortiert worden sind. Das Buch Black Box Berufung liegt hier schon richtig und bestätigt diese Zustände auch.

http://www.spiegel.de/forum/unispiegel/ ... 815-2.html

Es gibt auch Fälle, bei denen langjährige Professoren, die in ihrem Forschungsgebiet zur Spitze gehören, nicht eingeladen werden zu einem Verfahren, obgleich sie sich ja beworben haben. Oder die Stelle wird diesen Leuten dann versagt (siehe oben).

Die Intransparenz und lange Wartezeit für die Bewerber liegt einzig darin, die Form- und Sachmängel des Berufungsverfahrens über die Zeit zu retten.

Ein ganz krasser Fall ist aus der Rechtsprechung bekannt, leider kann das Urteil nicht mehr abgerufen werden, da die Stellen eine Veröffentlichung untersagt haben, wo ein langjähriger Professor mit mehreren Auszeichnungen für exzellente Lehre und einer Publikationsliste von 250 Beiträgen in referierten Journalen gar nicht zum Verfahren eingeladen worden ist, obgleich eine wirksame Bewerbung vorlag. Letztendlich wurde dann eine Person eingestellt, die mit cum laude graduiert war, niemals eine Lehrveranstaltung gehalten hatte und deren Publikationsliste genau aus 0 Beiträgen bestand.

Oftmals werden auch KandidatenInnen ausgesondert, die mit summa graduiert sind, wenn alle anderen Mitglieder der Kommission nur magna oder schlechter haben. Dies geht ja gar nicht. Und wenn auch noch Erfahrungen in der Lehre vorliegen, dann können solche Personen ja eine echte Bedrohung für die Etablierten sein, die man sich nichts ans Bein bindet.

Die gesetzlich bestehende Pflicht der Auswahl nach Leistung (öffentliches Amt) spielt keine Rolle, wird mit Füßen getreten.

Insgesamt sind die Verfahren eine absolute Farce. Auch Hartmud Danish wird dies jederzeit bestätigen können und dürfe über dokumentierte Erfahrungen verfügen.

Viel Erfolg für alle Glücksritter.
abc82
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Re: FH-Professur - Ablauf der Probevorlesungen

Beitrag von abc82 »

danke für die ganzen erfahrungsberichte und tollen tipps!

ich wurde nun eingeladen und muss das thema meiner probevorlesung selbst bestimmen. wie wählt man dies eigentlich aus? sollte man ein allgemeines und breit angelegtes thema nehmen, um zu zeigen, dass man ahnung vom fach hat oder sollte man einen vortrag zu einem seiner eigenen forschungsprojekte halten? oder beides verknüpfen? oder muss man seine forschungsthemen und -ergebnisse gar nicht weiter einbringen?

und wie muss ich mir das vorstellen während der vorlesung? ist es so, dass ich (wie bei allen anderen vorträgen auch), den text als gesamten text habe und dann an einem pult das dingen "ablese" (also so, wie man es eben macht, ohne dass es abgelesen klingt/wirkt) oder muss ich das alles locker und ohne textliche hilfe aus der hüfte schiessen und viel interaktiver sein, indem ständig fragen und diskussionsaufforderungen kommen?

danke :blume:
Etweb

Re: FH-Professur - Ablauf der Probevorlesungen

Beitrag von Etweb »

abc82 hat geschrieben:danke für die ganzen erfahrungsberichte und tollen tipps!

ich wurde nun eingeladen und muss das thema meiner probevorlesung selbst bestimmen. wie wählt man dies eigentlich aus? sollte man ein allgemeines und breit angelegtes thema nehmen, um zu zeigen, dass man ahnung vom fach hat oder sollte man einen vortrag zu einem seiner eigenen forschungsprojekte halten? oder beides verknüpfen? oder muss man seine forschungsthemen und -ergebnisse gar nicht weiter einbringen?

und wie muss ich mir das vorstellen während der vorlesung? ist es so, dass ich (wie bei allen anderen vorträgen auch), den text als gesamten text habe und dann an einem pult das dingen "ablese" (also so, wie man es eben macht, ohne dass es abgelesen klingt/wirkt) oder muss ich das alles locker und ohne textliche hilfe aus der hüfte schiessen und viel interaktiver sein, indem ständig fragen und diskussionsaufforderungen kommen?

danke :blume:
Ich bin überrascht das du da überhaupt keine Vorstellungen hast. Warst du da noch nie dabei? Bitte keinen Text vorlesen.

Probevorlesung ist normalerweise eine Vorlesung wie du sie auch bei den Studenten halten würdest - "Probe" Vortrag.

An manchen FHs/UNIs gibt es auch die Pflicht und die Kür, quasi eine Vorlesung zu einem vorgegeben Thema und eine Vorlesung zu einem selbst gewählten Thema.

Falls nicht extra gefordert würde ich Forschungsthemen und idealerweise Industrieverknüpfungen bei der Einleitung zu deiner Person vorstellen. Evtl. falls du Ideen zu einer Wahlpflichtvorlesung die es noch nicht gibt, hast, kannst du die da auch einbringen.
mashdoc
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Re: FH-Professur - Ablauf der Probevorlesungen

Beitrag von mashdoc »

Richard hat geschrieben:Die Besetzung einer sog. FH-Professur ist nicht weniger mit "Vitamin B" behaftet als im Uni-Bereich. Auf Leistungen kommt es nicht an. Die Performance im Vorsingen spielt auch keine Rolle. Die Entscheidung ist im Vorfeld längst gefallen. Nach Belieben werden Leute genommen, oftmals entscheidet die Willkür des Vorsitzenden. Sehr gute Bewerber und damit Konkurrenten der Etablierten oder potentielle Platzhirsche werden gar nicht zum Verfahren eingeladen, erhalten dann nach 9 Monaten bis 2 Jahren eine Absage. Wer in Kommissionen gesessen hat, der kann dies bestätigen. Die Verfahren sind zu 99,5% verseucht und intransparent, eine echte Leistungsauswahl findet nicht statt, auch wenn die Genommenen dies meinen. Sie können ja auch nicht hinter den Vorhang schauen und wissen ja gar nicht, welche Leute schon im Vorfeld aussortiert worden sind. Das Buch Black Box Berufung liegt hier schon richtig und bestätigt diese Zustände auch.

Die Intransparenz und lange Wartezeit für die Bewerber liegt einzig darin, die Form- und Sachmängel des Berufungsverfahrens über die Zeit zu retten.

Die gesetzlich bestehende Pflicht der Auswahl nach Leistung (öffentliches Amt) spielt keine Rolle, wird mit Füßen getreten.

Insgesamt sind die Verfahren eine absolute Farce. Auch Hartmud Danish wird dies jederzeit bestätigen können und dürfe über dokumentierte Erfahrungen verfügen.

Viel Erfolg für alle Glücksritter.
Lese ich jetzt erst. Können das andere bestätigen? Habe das zwar hin und wieder gehört, jedoch auch, dass die meisten Verfahren offen sind. Daher musste ich bei diesem Text schon schlucken.
FerdiFuchs
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Re: FH-Professur - Ablauf der Probevorlesungen

Beitrag von FerdiFuchs »

mashdoc hat geschrieben: Lese ich jetzt erst. Können das andere bestätigen? Habe das zwar hin und wieder gehört, jedoch auch, dass die meisten Verfahren offen sind. Daher musste ich bei diesem Text schon schlucken.
Basierend auf der Erfahrung von drei BKs kann ich den Beitrag nicht bestätigen. Es gab sogar einen Fall, da war der Ausgang während des Verfahrens so offen, dass man zu drei Zeitpunkten - vor den Vorträgen, nach den Vorträgen, nach den Gutachten - jeweils einen unterschiedlichen Kandidaten auf der Spitzenreiterposition vermutet hätte.

Bei Beiträgen wie dem von Richard können für mich zwei Faktoren mitschwingen: Einerseits eine große persönliche Frustration, die menschlich sehr gut verständlich und nachvollziehbar ist. Andererseits aber auch ein gewisses "Kalkül": für den einzelnen Bewerber kann es sich durchaus als vorteilhaft erweisen, den Bewerbungsprozess öffentlich in ein negatives Licht zu rücken und dadurch andere potenzielle Bewerber zu verunsichern.
FerdiFuchs
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Re: FH-Professur - Ablauf der Probevorlesungen

Beitrag von FerdiFuchs »

Fairerweise muss ich einen Kritikpunkt noch genauer beantworten: Es kam tatsächlich vor, dass bereits vor den Vorträgen Bewerber ausgesiebt wurden, die objektiv eine herausragende Leistung erbracht hatten. Allerdings passte die Leistung in diesen Fällen inhaltlich nicht zum Profil der ausgeschriebenen Stelle. Innerhalb der Kandidaten, die zur Ausschreibung passten, war das Verfahren offen.
Jucy

Re: FH-Professur - Ablauf der Probevorlesungen

Beitrag von Jucy »

Ich kann das aus meiner Komissionsarbeit auch nicht bestätigen. Insbesondere die Idee, dass Bewerber aufgrund von Platzhirschgebahren nicht eingeladen werden, trifft vor allem auf kleinere Unis und FHs nmE nicht so zu, denn da soll die ausgeschriebene Professur ja oft eine fachliche Lücke abdecken. Die externen Gutachter spielen bei "uns" auch immer eine sehr große Rolle, beim letzten Berufungsverfahren gab ein Gutachten genau den Ausschlag für die Entscheidung für den ersten Listenplatz, obwohl die Kommission sich zunächst auf eine andere Reihenfolge geeinigt hatte.

Die Befangenheitsregelung ist mittlerweile auch ziemlich streng, in den letzten zwei Jahren habe ich es zwei Mal erlebt, dass Komissionen aufgrund von Befangenheit ganz neu besetzt werden mussten.

Noch zur Frage nach der Gestaltung des Probevortrags: Wenn du das Thema völlig frei wählen kannst, würde ich etwas auswählen, was thematisch zur ausgeschriebenen Professur passt, wo du dich sicher fühlst und wo du viele Ideen für einen spannenden Vortrag hast. Den Vortrag würde ich möglichst frei gestalten und am Ende Zeit für Rückfragen anbieten. Vielleicht kannst du aufzeigen, in welchem Modul du dieses Thema verorten würdest. Eine Forschungsperspektiven etc. würde ich auch am Anfang bei einer kurzen Vorstellung unterbringen.
Viel Erfolg!
Pittiplatsch
Beiträge: 7
Registriert: 04.09.2017, 09:43

Re: FH-Professur - Ablauf der Probevorlesungen

Beitrag von Pittiplatsch »

Der letzte Beitrag liegt in diesem Thread ja schon ne Weile zurück, aber vielleicht interessierts ja doch jemanden. Also mich hat fast 3 Monate nach der Bewerbung die BK (Vorsitzender?) angerufen und mir mitgeteilt dass sie mich in ein paar Wochen offiziell einladen wollen, sie wollten nur vorab schon mögliche Termine mit den Bewerbern abklären. Es wird explizit eine Probevorlesung von 45 min. und ein Gespräch von 90 min. nur mit der BK erwartet. Einen Fachvortrag soll es dagegen gar nicht geben und das Thema muss (und wird 4 Wochen vorher) vorgegeben werden (gibt wohl neuerdings in diesem Bundesland eine Vorgabe des entsprechenden Ministeriums). Nach Gesprächen mit einigen Profs habe ich den Eindruck dass gute Lehre ein Killerkriterium ist, auch die Nähe zu den Studierenden scheint besonders erwünscht. Daraus schließe ich, dass sie sehen wollen, welche Lehrmethoden Ihr wie anwendet (Zielgruppe?) und ob ihr ins "Team" passt. Ich vermute, (evtl. gibts hier andere Ansichten im Forum), es ist effektiver, seine fachliche Tiefe im Gespräch mit der BK zu verkaufen und dann unterzubringen wenn es die Gelegenheit zulässt. Habe noch einen interessanten Link zum Thema "Vorsingen" gefunden:
http://www.dfg.de/download/pdf/dfg_maga ... singen.pdf
.. geht zwar um eine Uni- und nicht FH-Stelle, aber fand ich dennoch interessant.
Und wegen der Bedenken bzgl. "unfaire" Bewerbungsverfahren. Lasst Euch dadurch nicht entmutigen, Es mögen Einzelfälle sein (Pflicht zur förmlichen Ausschreibung, obwohl evtl. schon ein Vertretungs-Prof. oder LB da war/ist der eigentlich ein netter Typ ist und nichts dafür kann?), dann sind Stellen vielleicht nicht so breit gestreut - denn das sind sie normalerweise, manchmal auf gänzlich unbekannten Jobbörsen oder Webseiten oder sogar in Lokalzeitungsanzeigen zu finden. Manchmal hilft auch eine Internet-Suchmaschine wie Google, z.B. auch wenn man rausfinden will ob eine Stelle erneut ausgeschrieben wurde.
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