Wie bekomme ich einen Schreibtisch auf dem Campus

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djelan

Wie bekomme ich einen Schreibtisch auf dem Campus

Beitrag von djelan »

Liebes Forum,
ich bin seit diesem Oktober Teil eines "strukturierten" Doktorandenprogramms, das sich auch ganz anständig vermarktet, wie ich finde.
Dafür ist es aber bisher nicht besonders gut: Man erhält hier keinerlei Info über irgendetwas, ganz egal was, es sei denn, man läuft hartnäckig hinterher (und auch dann nicht immer). Vernetzung (der Grund, warum ich so ein Programm überhaupt begonnen habe) ist auch gleich null - man hat, kennt und weiß nur, was man sich selbst erkämpft. Okay, genug allgemein gejammert, nun zum echten Problem:
Man stellt uns keinen Arbeitsplatz, keinen Schreibtisch. Das Programm ist winzig. Es gibt dieses Semester nur 3 Anfänger darin und 2 davon (darunter ich) haben dieses Problem: Egal wen wir fragen, die Policy ist einfach "ihr bekommt keinen Schreibtisch" und "es gibt auf dem Campus kein Doktorandenzimmer". Letzteres wage ich zu bezweifeln. Auch Schreibtische sind faktisch nicht alle besetzt (sicher jemandem zugeschrieben, aber nicht durchweg in Benutzung). Es gibt auch ein anderes Doktorandenprogramm hier am Institut, das geht mit einem fetten Stipendium UND einem Büro einher und der Arbeitsaufwand ist derselbe. Wir bekommen weder noch.
Über die Stipendiumssache will ich mich gar nicht beschweren. Aber das Problem ist, dass ich bisher von all den vermeintlichen Vorteilen, die so ein Programm hat, nicht einen zu spüren bekomme. Besonders am Anfang, wo man noch niemand kennt und kaum durchblickt, ist das ein echtes Problem, weil man sich so ja auch nicht richtig einfindet am Institut.

Ich weiß nicht, ob mir hier jemand helfen kann - aber habt ihr eine Idee, an wen ich mich wenden kann, um dieses Schreibtischproblem behoben zu bekommen? Ich kann nicht 3 Jahre in der UB arbeiten. Auch mein Erstbetreuer ist keine Hilfe, meine Zweitbetreuerin ist an einer anderen Uni viele Std von hier. Wichtige Prof, Sekretariat, "Organisatorin" des Programms - keine Hilfe, alle nennen die gleiche Policy.
Ich habe mich gerade an die Fachschaft gewendet (wer weiß...) und überlege, mich an den Institutssprecher zu wenden.
Was meint ihr?

Wäre dankbar für jeden Tipp.

Viele Grüße!
Zuletzt geändert von Mobilist am 30.10.2014, 17:56, insgesamt 1-mal geändert.
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mantor
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Re: Wie bekomme ich einen Arbeitsplatz?

Beitrag von mantor »

Von Bedeutung könnte sein, von wem das Geld für das Doktorandenprogramm kommt. Die DFG etwa geht davon aus, dass die Universität den über DFG-Gelder finanzierten Mitarbeitern einen ausgestatteten Arbeitsplatz zur Verfügung stellt. Dann sind es aber eben "Mitarbeiter" und keine "Stipendiaten". Das müssen die Universitäten für den jeweiligen Antrag auch bestätigen. Das könnte den Unterschied zwischen dem "fetten" Stipendienplatz und Deinem erklären.

Anders kann es aussehen, wenn die Gelder von irgendeiner anderen Stelle kommen. Ich kenne beispielsweise in den Geisteswissenschaften zahlreiche Graduiertenkollegs und Promotionsprogramme, die den Doktoranden keinen festen Schreibtisch zur Verfügung stellen. Das ist aber auch verständlich: Wenn beispielsweise pro Jahrgang 20 Stipendien vergeben werden, müssten für drei Jahrgänge (so lange laufen diese Stipendien ja meistens) 60 (!) Arbeitsplätze und Büros zur Verfügung gestellt werden. Selbst sehr große Fachbereiche haben nicht solche Raumkapazitäten.

Es kann also durchaus sein, dass es keinen festen Arbeitsplatz am Institut für Dich gibt. Und auch wenn andere Schreibtische nicht immer besetzt sind (meiner beispielsweise ist es auch nicht), heißt das eben nicht, dass man diesen Arbeitsplatz einfach noch einmal vergeben kann. Ich stelle meinen Schreibtisch zwar in der Zeit, in der ich nicht da bin, freiwillig denen zur Verfügung, die weit außerhalb sitzen oder sich zu viert ein Büro mit zwei Schreibtischen teilen müssen – aber das ist meine eigene Entscheidung. Vielleicht gibt es bei Dir Kolleginnen und Kollegen, die das auch machen würden?

Leider sind Raumfragen an der Universität halt immer schwer weil es 1. akute Raumnot gibt (gerade weil im Moment so viel Geld für befristete Stellen ins System gepumpt wird, die einen Anspruch auf einen Arbeitsplatz haben) und 2. es bei Räumen immer auch um symbolisches Kapital geht.

In welchem Fachbereich bist Du denn? Ich frage nur, weil ich durchaus Fachbereiche in der VWL und BWL kenne, in denen jede studentische Hilfskraft ein eigenes Büro hat …

PS: Ich hatte (auch stipendienfinanziert) bis zur Professur keinen eigenen Schreibtisch, geschweige denn ein eigenes Büro ;)
Zuletzt geändert von mantor am 30.10.2014, 11:15, insgesamt 1-mal geändert.
MoniqueS

Re: Wie bekomme ich einen Arbeitsplatz?

Beitrag von MoniqueS »

Welche Zusagen bzw. versprechungen wurden euch denn gemacht bzw. was war das genaue Angebot des Programms, als du dich beworben hast?

Ich frage das, weil es bei den Doktorandenkollegs (Geisteswissenschaften), die ich kenne, eher unüblich ist, dass den Doktoranden Arbeitsplätze zugewiesen werden. An der hiesigen Uni bekommen das eben nur die MitarbeiterInnen, die am Lehrstuhl o.ä. beschäftigt sind. Die Doktorandenprogramme machen eher Veranstaltungen und ähnliche Formate, in denen sich Doktoranden etc austauschen, beraten etc. können. Den Arbeitsplatz organisiert jeder selbst.
Ich habe - auf Basis meiner Erfahrungen - den Eindruck, du erwartest sehr viel von dem Programm, wenn du einen Arbeitsplatz (wo in der Uni doch oft schon für die Beschäftigten Raumknappheit herrscht) zugewiesen bekommen willst.
CD45

Re: Wie bekomme ich einen Schreibtisch auf dem Campus

Beitrag von CD45 »

Ich schätze wenn dir dein Prof keinen Arbeitsplatz zur Verfügung stellt siehts schlecht aus. Wobei ich es wirklich unanstaendig finde Doktoranden anzunehmen wenn man fuer die nicht mal die Basics wie z.B. Schreibtisch und PC zur Verfuegung stellen kann.
easterbunny

Re: Wie bekomme ich einen Schreibtisch auf dem Campus

Beitrag von easterbunny »

Hi,
ich bin auch Stipendiatin in einer Graduiertenschule und wir bekommen auch keinen Schreibtisch etc. von denen gestellt. Das halte ich auch für ziemlich unüblich und ich denke auch nicht, dass die Graduiertenschule das leisten könnte. Bei uns sind es ca. 80 Doktoranden insgesamt. Wie soll das gehen? :roll:

Ich habe allerdings das Glück, dass ich am Institut meines DV einen Arbeitsplatz bekommen habe, genauso wie zwei weitere Doktoranden der Graduiertenschule und ebenso eine Doktorandin mit einem "auswärtigen" Stipendium. Das liegt aber an der Einstellung unseres DVs, der eben möchte, das seine Doktoranden (unabhängig von deren Finanzierung) im Unialltag eingebunden werden. Man sieht sich so regelmäßig und kann bestimmte Probleme auch einfach mal in der Kaffeepause schnell besprechen. :coffee: Allerdings werden wir dafür eben auch bei diversen Verpflichtungen mit eingespannt und es wird uns schon auch mal ein bisschen Lehre aufgebrummt.

Naja, ich bin jedenfalls auch der Meinung, dass du von dem Programm nicht zuviel erwarten solltest. Wegen dem Schreibtischproblem würde ich mich an deiner Stelle mal an deine/n DV/DM wenden. Evtl. lässt sich da ja einen ähnliche Regelung finden, wie bei uns.
flip
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Re: Wie bekomme ich einen Schreibtisch auf dem Campus

Beitrag von flip »

80 Doktoranden? Neben dem normalen Forschungsapparat?

Also ich kenne es nur so, dass Professoren zwar Stellen anbieten, diese dann aber auch im Rahmen des Doktorandenprogrammes besetzt werden. Dies kenne ich auch so aus dem Ausland. Sonst wird man doch zu einem "normalen" Studenten degradiert.

Wenn also, dann die Professoren um stellen fragen und auf keinen Fall die Fachschaft. Dann akzeptiert man ja schon, dass man die Studentenebene ne verlassen hat. ;)
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Re: Wie bekomme ich einen Schreibtisch auf dem Campus

Beitrag von Aguti »

Ich denke, das ist sehr fachabhängig. In den Geisteswissenschaften ist es eher unüblich, einen Arbeitsplatz gestellt zu bekommen. Ich kenne gerade mal ein Graduiertenkolleg, bei dem das der Fall ist. Sonst arbeiten die Leute alle in der Bib oder zu Hause.
easterbunny

Re: Wie bekomme ich einen Schreibtisch auf dem Campus

Beitrag von easterbunny »

flip hat geschrieben:80 Doktoranden? Neben dem normalen Forschungsapparat?
Naja, es ist ein fakultätsübergreifendes Programm, wo nur alle unter einen sehr groben thematischen Oberbegriff fallen. D.h. diese 80 Doktoranden sind über die ganze Uni verstreut an unterschiedlichen Instituten tätig. Nicht alle erhalten von der Graduiertenschule ein (Voll-)Stipendium, sondern viele lediglich ideelle Förderung oder evtl. Reisemittel o.ä. Stipendiaten sind ca. ein Viertel davon, würde ich mal schätzen.
Rikku

Re: Wie bekomme ich einen Schreibtisch auf dem Campus

Beitrag von Rikku »

Hey,

ich kenne es von der Graduiertenschule, in der ich eingeschrieben bin, auch so, dass der Betreuer der Diss für die Ausstattung des Arbeitsplatzes zuständig ist. Entsprechend würde ich mich eigentlich zuerst an ihn wenden. Allerdings sagst du, dass er da keine Hilfe sei. Ich nehme an, du hast dann schon mit ihm darüber gesprochen? Wie hat er denn reagiert?
djelan

Re: Wie bekomme ich einen Schreibtisch auf dem Campus

Beitrag von djelan »

Liebe Antwortenden,
vielen Dank für eure Mühen und euer Interesse!
Also, wir sind ein sehr kleines Programm. Ich habe es mir deutlich größer vorgestellt, aber ich kenne nur eine Handvoll, die daran teilnehmen, was heißt, es werden pro Jahr wohl wirklich nur 3, 4 genommen und es existiert auch noch nicht so lange.
Ja, es gibt Mitarbeiter, die haben natürlich ein eigenes (geteiltes) Büro. Einige unserer Programmdoktoranden wurden wohl einfach auf eine Stelle gesetzt und haben wohl deswegen einen Arbeitsplatz. Unser Programm wird von der DFG gefördert, was aber lediglich heißt, dass davon die Lehrveranstaltungen (zu denen jeder darf und wir dürfen auch zu anderen Veranstaltungen) gedeckt werden, mehr nicht. Das andere Doktorandenprogramm (mit dem schönen Stipendium und dem Arbeitsplatz ohne sonstige Verpflichtung oder Mitarbeiteraufgaben) hier kooperiert mit anderen Unis in und außerhalb Europas, ich bin nicht ganz sicher, woher dafür die Finanzierung kommt.
Mein Betreuer ist zwar habilitiert, hat offenbar aber leider weder Macht noch Geld (noch große Motivation in Sachen Einsatz für Organisatorisches, was ich so höre): Er hat keinen Lehrstuhl, keine eigene Promovendengruppe und auch keine Räume in Laboren. Er ist sozusagen an eine andere Prof angebunden. Antwort von ihr und von ihm sind gleichermaßen, dass uns kein Arbeitsplatz zusteht.
Ich begreife einfach bisher noch nicht ganz, was der Vorteil des Anschlusses an ein Programm ist. Es fühlt sich bisher an wie eine Individualpromotion, wo es bisher wirklich nichts (auch keine Info) gibt, dem man sich nicht selbstständig hartnäckig hinterherrennen muss. Natürlich ist aller Anfang schwer etc., aber... Ja, ich bin derzeit auch dabei, herauszufinden, ob gerade jemand seinen Schreibtisch nicht nutzt und ich da mal ganz höflich nachfragen kann, ob ich selbigen eine Weile nutzen darf. Insgesamt stößt es hier unter den Mitarbeitern und Promovenden auf Unverständnis, Unglauben und Empörung, dass wir keinen Arbeitsplatz bekommen.
Ach ja, es ist strenggenommen eine Schnittstelle der Geistes- und Naturwissenschaft, gehört aber formal zur Sprachwissenschaft.
Man muss sich wohl durchbeißen... :?
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