Gehalt als Doktorand: Wie kommt man über 1/2 Stelle?

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Robom

Gehalt als Doktorand: Wie kommt man über 1/2 Stelle?

Beitrag von Robom »

Hallo Liebe Forumsmitglieder,

ich bin Physikstudent am Ende meines Studiums und habe mich entschieden promoviert werden zu wollen. Der wichtigste: Meine Diplomarbeit macht mir einfach so viel Spaß, dass ich weiter forschen möchte.

Ein Thema das mich dabei beschäftigt ist jedoch das Gehalt. So wie ich das sehe, bekommt man an einer typischen Hochschule ein halbes Gehalt, also 1500€, davon bleiben 1000€ übrig. Das ist für mich nicht akzeptabel da ich auch noch andere Pläne in dieser Zeit habe...

Nun meine Fragen:
Gibt es Stipendien die zusätzlich das Gehalt in relevanter Art- und Weise aufbessern?
Gibt es Universitäten, die eine volle Stelle vergeben?
Gibt es vielleicht Institute, die besser bezahlen?
Sie die finanzielle Situation in irgendeinen anderen Land besser aus? Ich meine damit wirklich alle Länder auf dem Globus.
Macht es Sinn zunächst ein Jahr zu arbeiten, um dann höher eingestuft zu werden?

Alternativ bin ich auch für Industriepromotionen offen, aber dieses Thema möchte ich zunächst ausklammern und erst im Anschluss an eine reguläre Promotion betrachten.

Vielen Dank für Informationen
Zwonk
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Re: Gehalt erhöhen

Beitrag von Zwonk »

Robom hat geschrieben:Hallo Liebe Forumsmitglieder,
Ein Thema das mich dabei beschäftigt ist jedoch das Gehalt. So wie ich das sehe, bekommt man an einer typischen Hochschule ein halbes Gehalt, also 1500€, davon bleiben 1000€ übrig. Das ist für mich nicht akzeptabel da ich auch noch andere Pläne in dieser Zeit habe...
Hallo Robom,

ich bin kein Naturwissenschaftler, daher gebe ich meine Antworten mal unter Vorbehalt...
Gibt es Stipendien die zusätzlich das Gehalt in relevanter Art- und Weise aufbessern?
Nein, gibt es nicht. Ich selbst hatte zwei Stipendienverträge in der Hand und noch einige andere gesehen und alle diese Verträge haben Arbeit neben dem Stipendium bis auf einige unbedeutende Ausnahmen verboten. Eine Stelle an der Uni und gleichzeitig ein Stipendium halte ich für unrealistisch. Das würde auch dem Sinn der Stipendien entgegenlaufen. Die werden ja vergeben, eben damit man nicht noch arbeiten muß und an der Dissertation basteln kann.
Gibt es Universitäten, die eine volle Stelle vergeben?
Antwort von Radio Jerewan: Im Prinzip ja... Die gibt es schon, aber seltener als man sich das erhofft. Das mag sich in den einzelnen Fachbereichen unterscheiden (ich habe gehört, bei Ingenieuren gibts häufiger ganze Stellen, aber das kann ein Gerücht sein), aber es gibt eine klare Tendenz, ganze Stellen zu halbieren. Was ganze Stellen betrifft: Du solltest auch daran denken, daß da oft sehr viel Arbeit dranklebt, die, wenn Du Pech hast, mit der Diss nur sehr am Rande was zu tun hat. Die Stelle kann also Deine Promotionszeit deutlich verlängern, was manche stört, vor allem, wenn sie nicht in der Wissenschaft bleiben wollen.
Gibt es vielleicht Institute, die besser bezahlen?
Darauf würde ich nicht setzen: Diese Seite hier[1] (etwas älter, aber das Grundlegende sollte noch stimmen) sagt, daß der TV-L in vier Regionen gegliedert ist und das könnte im Detail dann Auswirkungen haben, ich wüsste jetzt aber nicht, daß es z.B. ein Bundesland gibt, wo Doktoranden wirklich Geld auf ihren Stellen scheffeln.
Sie die finanzielle Situation in irgendeinen anderen Land besser aus? Ich meine damit wirklich alle Länder auf dem Globus.
Das ist eine Frage, die man so nicht beantworten kann. Die Welt ist ziemlich groß. Gibt bestimmt irgendwie Privatstipendien, die von einem arabischen Ölscheich oder einem russischen Stahlmagnaten vergeben werden, ob man aber allgemein sagen kann, daß man als Doktorand irgendwo so viel verdient, wie Du Dir das vorstellst, das weiß ich nicht. Viele Leute sagen ja, die Schweiz soll ein akademisches Eldorado sein, wo sogar Lehraufträge richtig bezahlt werden, aber ob das stimmt, das weiß ich nicht.

[1] http://www.e-fellows.net/STUDIUM/Promot ... ndengehalt
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
rerx
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Re: Gehalt erhöhen

Beitrag von rerx »

Hallo Zwonk,

ich promoviere in theoretischer Physik. Was ist deine Spezialisierung?

Zunaechst: Von einer halben Stelle TV-L13 West bleiben im ersten Jahr derzeit netto ca. 1160 Euro, vom zweiten Jahr an 1260 Euro, also immerhin ein bisschen mehr als 1000. Vgl.: http://oeffentlicher-dienst.info/tv-l/west/

Ich weiss, dass z.B. am ITP in Aachen 3/4-Stellen relativ ueblich sind. In Koeln werden zum Teil 3/4-Stellen vergeben, z.T. wird nach einem oder zwei Jahren auf eine 3/4-Stelle upgegradet. Darauf verlassen kann man sich aber nirgendwo.

In Bonn und Koeln gibt es z.B. eine Graduiertenschule, bei der es moeglich ist, vom zweiten Jahr an ein Zusatzstipendium von 300 Euro / Monat zusaetzlich zur Anstellung zu erhalten.

Wenn du primaer ueber eine Stiftung finanziert wirst, gibt es Institute, die dich zusaetzlich noch als WHK fuer deinen Lehrbeitrag anstellen. Damit hat man ein ganz gutes Auskommen.

Generell wuerde ich mich aber als Physikdoktorand in Deutschland auf ein weiterhin eher studentisches Leben einstellen. Wie dem auch sei, ist es deutlich weniger problematisch als in anderen Fachrichtungen, allein von den Einkuenften aus der wissenschaftlichen Arbeit zu leben.

Viele Gruesse, rerx
Laplace

Re: Gehalt erhöhen

Beitrag von Laplace »

Je nach dem, was für ein Physiker du bist und wo du deine thematische Schwerpunkte setzten willst, könntest du es (wie oben schon erwähnt) bei den Ingenieuren oder bei den Informatikern versuchen. Dort sind volle Stellen eher die Regel als die Ausnahme, und Physiker vermutlich auch gerne gesehen.
flip
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Re: Gehalt erhöhen

Beitrag von flip »

Halbe Stellen lassen sich - wenn du eng mit deinem Prof zusammenarbeitest - ohne Probleme durch Drittmittel aufstocken. Das heißt du musst einen Projektantrag schreiben, der dann bei Stiftungen bzw. externen Geldgebern eingereicht wird. So kannst du bspw. auf eine dreiviertel oder volle Stelle aufgestockt werden. Dürfte auch in Physik kein Problem sein, nur dauert dies erst einmal ein Jahr, bis man alles zusammen hat. Der Klassike rist die DFG, aber das machen alle und dauert auch ewig. Die Frage ist dann allerdings, wie eng das mit der Diss verknüpft ist.

Die Frage ist halt, ob dein Chef die zusätzlichen Mittel auf seine Mitarbeiter umlegt, oder sich dafür einen neuen Mitarbeiter auf einer halben Stelle zulegt, der dann Vollzeit arbeiten darf.
Letzteres ist eher üblich, falls sich mal einige gefragt haben, wie es Professoren schaffen, riesige Mitarbeiterstäbe ohne Haushaltsstellen aufzubauen.
Telephonmann

Re: Gehalt erhöhen

Beitrag von Telephonmann »

Zwonk hat geschrieben:Viele Leute sagen ja, die Schweiz soll ein akademisches Eldorado sein, wo sogar Lehraufträge richtig bezahlt werden, aber ob das stimmt, das weiß ich nicht.
Das Einzige, was in der Schweiz wirklich signifikant besser ist, ist das Gehalt der ordentlichen Professoren. Leider.
Robom

Re: Gehalt erhöhen

Beitrag von Robom »

Vielen Dank für die Antworten! Insbesondere die Geschichte mit den Drittmitteln hört sich interessant an. Kann man das schon im Vorhinein einleiten oder erst während der Promotion?

Viele Grüße!
Amalia

Re: Gehalt erhöhen

Beitrag von Amalia »

Stipendien von Begabtenförderwerken lassen sich meist mit einer 1/4-Stelle (10h/Woche) an der Uni (Forschung und Lehrer) kombinieren.
flip
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Re: Gehalt erhöhen

Beitrag von flip »

Robom hat geschrieben:Vielen Dank für die Antworten! Insbesondere die Geschichte mit den Drittmitteln hört sich interessant an. Kann man das schon im Vorhinein einleiten oder erst während der Promotion?

Viele Grüße!
Das ist stark abhängig von deinem Betreuer und wie gut die Vorarbeit auf die Stelle ist. Wie gesagt - ein guter Projektantrag dauert mindestens ein halbes Jahr, bis er geschrieben und akzeptiert wird. Mindestens! Die Laufzeit sollte dann so zwei jahre betragen. Also bist du gut mit drei Jahren dabei. So etwas sollte allerdings in den Bewerbungsggesprächen abgeklärt werden und der Prof sollte auch Erfahrung mit so etwas haben!
BertaFrieda

Re: Gehalt als Doktorand: Wie kommt man über 1/2 Stelle?

Beitrag von BertaFrieda »

Hallo,

ich kombiniere meine halbe Lehrstuhlstelle derzeit mit einer Viertelstelle in einem Drittmittelprojekt.

Ich halte das auch grundsätzlich für empfehlenswert, allerdings heißt eine solche Konstruktion in vielen Fällen – meine Erfahrungen stammen aber nicht aus den Naturwissenschaften –, dass zu der "halben" Lehrstuhlstelle, die zu 80 bis 90 Prozent dissfremde Tätigkeit beinhaltet, noch weitere, häufig ebenfalls dissfremde Tätigkeiten hinzukommen. In meinem Fall ist das Drittmittelprojekt im Gegensatz zur Lehrstuhlstelle recht dissnah, trotzdem kommen viele Tätigkeiten hinzu, die ich, wenn ich die Stelle nicht hätte, nicht übernommen hätte und die mir Zeit für die Diss nehmen: Besprechungen, Zwischen- und Abschlussberichte, Netzwerkerei, Reisen, zusätzliche Konferenzen und Publikationen, Teilziele und -aufgaben, die doch nicht mit der Diss zusammenhängen, etc.

Für mich ist das nicht schlimm. Ich sehe es so, dass ich eben neben der Diss Kompetenzen in einer ganz normalen Berufstätigkeit sammle. Dass ich deswegen langsamer bin, als ich es ohne die Berufstätigkeit wäre, stört mich nicht. Bedenken sollte man es aber!

Gruß
BertaFrieda.
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