Verteidigung & Fehler im Gutachen

[Lieselotte]

Hallo,
meine Verteidigung steht an, (yeah)und nun ergeben sich ein paar Fragen, vielleicht kann mir jemand von Euch helfen.
Hintergrund: meine Betreuung war eher mau...

a) Meine erste Verteidigung also, ich weiß nicht so recht wie das von statten geht. Meine Idee: Arbeit kurz vorstellen (15 min) , Ergebnisse erklären (nein, von meinen Kollegen hilft mir niemand, Tipps gibts auch nicht, örtliche Gepflogenheiten: unbekannt)

b) Gutachten liegen schon vor. In einem werden sehr detailiert Punkte in meiner Arbeit kritisiert (mit Seitenangabe).
Ich will nach der o.g. Vorstellung auf die Punkte eingehen und nun viele mir auf (außer der vielen Rechtsschreibfehler im Gutachten), dass der Gutachter Dinge kritisiert (fehlend), die in meiner Arbeit vorhanden sind. Gutachter ist mir vollkommen unbekannt und wird auch nicht bei der Verteidigung anwesend sein. War eine Art Notlösung, da ich keinen Gutachter (2.Betreuer) organisieren konnte.

Meine Idee:
Folie(n)
Kritik aus Gutachten => Gegenüberstellung des Geschriebenen aus meiner Arbeit
einige Worte von mir dazu.

Sprich: Verteidigung im wörtlichen Sinne. Auseinandernehmen der Kritik.

Im Anschluss an meinen Vortrag und die Vorstellung der Arbeit, aber noch vor der Fragerunde.


Wie spricht man die Professoren / Gutachter Prüfer im Vortrag an? Sehr geehrte.....?

Damen und Herren klingt irgendwie blöd

[Mathilda]

Hallo Lieselotte,

ich befinde mich derzeit in einer ähnlichen Situation und bereite mich auf die Dispu vor.

Daher schreibe ich Dir mal, was ich vorhabe und auch so mit meinem DV abgestimmt habe - was ich Dir auch empfehlen würde, falls Du es noch nicht getan hast?

Bei uns ist in der PromO vorgegeben, dass es erst einen 45minütigen Vortrag gibt und anschließend Fragen. Ich habe mir schon einige Dispus angesehen (hast Du die Möglichkeit? Kann ich auch nur empfehlen), und die liefen auch meistens so ab, je nach Temperament der Beteiligten wurde schon während des Vortrags diskutiert oder eben erst hinterher.

Die Anmerkungen aus den Gutachten werde ich definitiv nicht proaktiv ansprechen. In meinem Fall ist es so, dass vom 1.DV eine andere Note gegeben wurde (besser) als vom 2.Gutachter und ärgerlicherweise zudem die Monita des 2.Gutachters nicht komplett nachvollziehbar und in Teilen sogar sachlich falsch sind. Es juckt also extrem in den Fingern, das proaktiv anzusprechen, aber ich glaube, das ist die falsche Strategie.

Mein Plan ist, einen mitreißend-spannenden und positiven Vortrag zu halten und mich nicht schon in die Verteidigungsposition zu begeben, denn ich glaube, hier zählt Selbstbewusstsein und hej, meine Arbeit ist gut und verdient die bessere Note (oje, man merkt, ich bereite mich auch schon seelisch vor ), und dann im Back-Up sämtliche Gegenargumente zu haben gegen die Punkte, die sicher in der Diskussion aufkommen werden und wo es für mich dann um die Wurst gehen wird. Dabei ist allerdings auch jede Menge Fingerspitzengefühl gefragt, denn ich will den 2.DV ja auch nicht angreifen, aber dennoch durchblicken lassen, dass seine Anmerkungen einfach nicht stimmen.

Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg in der Vorbereitung, würde aber schon empfehlen, Dich ein bisschen über die Gepflogenheiten schlau zu machen, denn ich glaube, das läuft auch überall anders.

Viele Grüße
Mathilda

[MastaofDissasta]

Erstmal natürlich herzlichen Glückwunsch!!!

Meine Idee:
Folie(n)
Kritik aus Gutachten => Gegenüberstellung des Geschriebenen aus meiner Arbeit
einige Worte von mir dazu.

Sprich: Verteidigung im wörtlichen Sinne. Auseinandernehmen der Kritik.

Die Frage, wie weit man in der Disputation auf die Kritik eingehen sollte, wurde hier schon mal kurz angerissen (ich erinnere mich leider nicht an den genauen Thread), und wenn ich mich recht erinnere, wurde vom systematischen Abarbeiten der Kritikpunkte eher abgeraten. In deinem Fall sehe ich auch keinen Grund, warum du das tun solltest: Wenn der Gutachter selbst gar nicht da ist, dann schaffst du bei den anderen Gutachtern nur den Eindruck, dass hier viele Mängel sind, die es wert sind thematisiert zu werden. Von daher würde ich eher sagen, es ist besser, sich intern eine Liste mit möglichen kritischen Rückfrage, sowie passenden Entgegnungen zu machen, damit man die gut parieren kann. Es ist aber nicht dein Job die Anwesenden auf mögliche Schwächen hinzuweisen, die sie selbst vllt. noch nicht gesehen haben oder das (anscheinend fehlerhafte) Gutachten durch zu viel Aufmerksamkeit zu würdigen.

Bei den Disputationen, bei denen ich dabei war und von denen ich gehört habe, ist es eigentlich immer ganz gut angekommen, wenn der Vortrag das Thema der Diss ein bisschen weiterentwickelt hat, im Sinne von: Vorstellung der Arbeit --> Anwendungsmöglichkeiten der Erkenntnisse, weiterer Forschungsbedarf, wie werden die Ergebnisse in die Praxis übertragen etc. Also wenn die unausgesprochene "Und was sollte das Ganze jetzt?"-Frage beantwortet wurde. Das kann allerdings auch damit im Zusammenhang stehen, dass ich in einem sehr anwendungsorientierten Bereich unterwegs bin, in dem dem reinen Erkenntnisgewinn nur eine geringe Berechtigung eingeräumt wird (leider!).

[algol]

Habe schon diverse Verteidigungen gesehen, bei denen die Promovenden proaktiv Kritikpunkte aufgenommen und widerlegt haben.

[Lieselotte]

naja, ich habe mir schon welche angekuckt, die waren aber sehr schlecht. vorstellung der da-thesen. das wars. ellenlange fragen der prüfer, die keiner verstand-wohl selbst der prüfer nicht.

man hat mir recht frühzeitig zugang zum gutachten gegeben. also einen sinn muss das ja haben, oder?

ich hab mich mit meinen dv verkracht - leider - auf hilfe kann ich hier nicht hoffen. vorgaben zur zeit gibt es in meiner promotionsordnung auch nicht. alles ein bissl lasch.

das eigentliche problem ist, dass meine arbeit sehr kritisch ist und etliche mißstände aufdeckt, das kommt nicht so gut an, obwohl ich sehr sehr vorsichtig formuliert habe....

[DoneXY]

Ich würde auf keinen Fall direkt auf die Kritik aus einem Gutachten eingehen. In der Wissenschaft muss man Kritik einstecken und auch mal so stehen lassen können. Versuchst Du Dich - auch noch in Abwesenheit des Gutachters - an seiner Kritik abzuarbeiten, kann das unsouverän und rechthaberisch wirken.

Wie Du geschrieben hast, Du hast laut Promotionsordnung 15min Zeit, die wichtigsten Arbeitsergebnisse Deiner Diss vorzustellen. Reaktionen auf eine Diss, die nach der Abgabe formuliert wurden, können kein Arbeitsergebnis der Diss sein.

Es mag weh tun, wenn man sich zu unrecht kritisiert fühlt, aber das gehört meiner Meinung nach dazu. Bezieht sich die Kritik direkt auf die Ergebnisse, kannst Du eventuell deren Herleitung noch mal ansprechen. Aber 15min sind nicht viel, die Zeit fehlt Dir dann möglicherweise für eine schlüssige Präsentation der eigentlichen Ergebnisse.

[Sasil]

Ich bin gerade mal wegen was anderem meine PromO durchgegangen und bin darauf gestoßen, dass hier für die Disputation verlangt wird, dass man natürlich die Arbeit als solche vorstellt, dass aber die Stellungnahme der Gutachter auch explizit mit einbezogen werden soll. Von daher mein Hinweis, vielleicht auch noch mal in die Ordnung zu schauen, falls es nicht eh schon zu spät ist

[Ovid]

Es ist schon interessant, wie unterschiedlich doch die Promotionsordnungen sind. In meinem Fall bestand die Disputation aus einem 20minütigen Vortrag, in dem ich eine Übersicht über meine Arbeit gab. Danach folgte ein Gespräch über spezielle Inhalte und zum methodischen Vorgehen in meiner Diss. Und dann gab es noch ein Gespräch über weitere Inhalte meines Faches. Prüfer waren die beiden Gutachter meiner Arbeit + eine weitere prüfungsberechtigte Person. Alles lief sehr kollegial und in einer guten Atmosphäre ab. Und auf kritische Nachfragen bezüglich meiner Arbeit habe ich schon versucht, "dagegen zu halten"; nur einmal musste ich doch zugeben, dass man etwas anders hätte machen können.
Kurzum, die Prüfer waren "einfach" nett, wollten trotzdem substanzielle Antworten haben - und mein DV war sowieso prima (auch in der gesamten Betreuungszeit).
Ich wünsche Dir dieselbe Erfahrung in Deiner Disputation. Es sagt sich leicht, aber geh' mit einem gesunden Selbstbewusstsein in die Prüfung hinein. Du hast es bisher schon geschafft (eine Diss. schreibt sich ja nicht von selbst); Du schaffst auch noch den "Rest". Alles Gute und viel Erfolg!

[amphritite]

Also, ich bin schon auf einige Kritikpunkte eingegangen - aber selbstverständlich nicht konfrontativ/rechthaberisch. Es ging mir darum, meine Standpunkte zu vertreten und sie dort, wo ich - gerade mit Blick auf Kritikpunkte - Erklärungsbedarf sah, zu präzisieren. Das fand ich v.a. an den Stellen wichtig, wo ich mich missverstanden fühlte. Ich hatte den Eindruck, dass sich so eigentlich eine interessante Diskussion ergeben hat.